Stefan Frank / 23.02.2023 / 06:00 / Foto: Pete / 84 / Seite ausdrucken

Zensur und Propaganda in der FAZ?

Die Zeitung warb einst damit, dass hinter ihr immer ein kluger Kopf stecke. Inzwischen kann man dort für fundierte Kritik an der Nahost-Politik der Bundesregierung zensiert werden. Begründet wird das dann mit geschichtsklitternder Propaganda.

Es ist ein in vielerlei Hinsicht höchst ungewöhnlicher Vorgang. Thomas Thiel, ein Feuilletonredakteur der FAZ, hatte in einer Buchbesprechung die jahrzehntealten Lehren der deutschen Israelpolitik infrage gestellt. Schon das war unerhört. Was dann geschah, war ausgesprochen kurios: Thiels Beitrag wurde von der FAZ aus dem Internet gelöscht; die FAZ entschuldigte sich für Thiels Text und begründete die Löschung mit Fehlern, die der Beitrag angeblich aufweise. Die sogenannte „Korrektur“ wiederum ist selbst höchst fehlerhaft und beweist, dass nicht sachliche, sondern ideologische Gründe ausschlaggebend waren für diesen Akt der Zensur. Der Wiener Nahost-Think Tank Mena-Watch und die Tageszeitung Die Welt haben über den Fall berichtet.

Die Tatsachen der Reihe nach. Das Buch, das Thiel durchaus lobend besprach, ist auf Englisch verfasst und seit Ende letzten Jahres auf dem Markt: Two States for Two Peoples? The Palestinian-Israeli Conflict, International Law and European Union Policy. Die Autoren sind Wolfgang Bock, ein pensionierter Richter und Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Gießen, und der australische Rechtsanwalt und Völkerrechtler Andrew Tucker. 

Wolfgang Bock beschäftigt sich seit 1993 mit dem Nahen Osten und dem Islam. Als ursprüngliches Motiv für sein jüngstes Buchprojekt nannte er gegenüber Achgut seine moralische Empörung über die von Deutschland und der EU finanzierte Pay-for-Slay-Politik („Märtyrerrenten“) der Palästinensischen Autonomiebehörde. Die deutsche Bundesregierung nämlich zahlt jedes Jahr hunderte Millionen Euro an Abbas‘ diktatorisch regierte Behörde, ohne zu verlangen geschweige denn durchzusetzen, dass diese keine Kopfgelder für die Tötung von Juden mehr zahlt, dass sie die antisemitische Hetze in den Schulen einstellt oder aufhört, Kinder dazu zu erziehen, den „Märtyrertod“ im Krieg gegen die Juden sterben zu wollen.

Mörder als Vorbild für palästinensische Schüler

Die Autoren gehen hart mit der seit einem halben Jahrhundert von Europas Regierungen betriebenen einseitigen Pro-PLO-Politik ins Gericht und widersprechen gängigen Ansichten zum arabisch-israelischen Konflikt. Etwa, dass es sich dabei um einen Zank um Territorium handle, der sofort enden würde, wenn die Israelis sich aus all den umstrittenen Gebieten zurückzögen, die sie im Sechs-Tage-Krieg 1967 erobert hatten. Dann nämlich, so die herrschende Meinung, würden die Palästinenser dort eine rechtsstaatlich verfasste parlamentarische Demokratie errichten. Obwohl sie das bislang weder im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen noch in den von der Fatah beherrschten Teilen der West Bank getan haben, schickt die EU weiter reichlich Geld nach Ramallah und in die Kassen des Palästinenserhilfswerks UNRWA. 

Die PLO ist keine Friedensorganisation, die mit Teelichtern für gute Nachbarschaft demonstriert, sondern verherrlicht die Ermordung von Juden und zahlt den Tätern lebenslange Renten. Aber das stört die EU und viele ihrer Mitgliederstaaten nicht. Leider, denn sie könnten ja durchaus finanziellen und öffentlichen Druck auf die Palästinensische Autonomiebehörde ausüben und verlangen, dass die antisemitische Hetze und Anstachelung zum Mord aufhören. Warum wird in einem – mutmaßlich auch mit EU-Geldern finanzierten – Schulbuch, das dem Verfasser vorliegt, die Terroristin Dalal Mughrabi – die 1978 Drahtzieherin des Küstenstraßenmassakers war, bei dem 37 Israelis getötet wurden, davon zwölf Kinder – als Vorbild gepriesen, dem die Kinder nacheifern sollen?

Schulen nach Mördern benannt

Zahlreiche Schulen der Palästinensischen Autonomiebehörde sind nach Mughrabi und anderen Mördern von Juden benannt. Mahmud Abbas, der ungewählte Chef der Palästinensischen Autonomiebehörde, ruft dazu auf, „Blut“ für die „Befreiung“ Jerusalems zu vergießen und verbreitete in einer Rede vor dem EU-Parlament die antisemitische Verleumdung von Juden als Brunnenvergiftern. Konsequenzen zieht die EU daraus nicht (im Gegenteil: die Parlamentarier applaudierten).

Zurück zur FAZ. Die von Thomas Thiel verfasste Besprechung des Buches Two States for Two Peoples?, die nach dem Willen der FAZ niemand mehr lesen soll, ist, wenn auch nicht mehr auf der Website der FAZ, so doch anderswo im Internet noch online. Darin heißt es:

„Unbedingt zuzustimmen ist den Autoren … darin, dass sich die EU in ihrer Nahostpolitik von den heutigen Doppelstandards verabschieden und die finanzielle Förderung der palästinensischen Führung an die Beachtung rechtsstaatlicher Kriterien binden muss. Es kann nicht sein, dass eine korrupte Organisation mit europäischen Geldern gefördert wird, die sich die Vernichtung Israels auf die Fahnen schreibt. Von weiteren Verhandlungen ist nichts zu erwarten, solange das oberste Ziel der palästinensischen Führung die Vernichtung Israels bleibt, wie es bis heute in der Gründungscharta der PLO steht. Bis heute ist das auch das Muster aller Verhandlungen: Es wird nur vordergründig verhandelt, parallel ruft die palästinensische Führung zum heiligen Krieg auf, finanziert den Terrorismus (je mehr tote Juden, je länger die Haftstrafe, desto größer der Lohn) und verspricht den Witwen von Märtyrern üppige Renten.“

Eine moralische Klarheit, wie sie in deutschen Zeitungen selten ist. Thiel stellt wie die Autoren der Studie auch das seit 1967 von der Arabischen Liga und dem Sowjetblock vertretene Dogma infrage, dass Israel verpflichtet sei, sich aus allen 1967 in einem Verteidigungskrieg gegen Jordanien eroberten Gebiete zurückzuziehen und die Palästinenser, vertreten durch die Terrororganisation PLO, das „Recht“ auf einen eigenen Staat hätten. Ketzerisch fragt er, warum die Palästinenser für die arabischen Angriffskriege von 1948, 1967 und 1973 „belohnt" werden müssten. 

Angebliche Fehler

Schon kurz nach Erscheinen am 4. Januar wurde der Artikel von der FAZ aus dem Internet gelöscht. Die Begründung für den ungewöhnlichen Schritt: Der Beitrag habe „eine erhebliche Zahl sachlicher Fehler“ enthalten. Schauen wir uns die vermeintliche „Korrektur“ der FAZ an.

„So stimmt es nicht, dass Israel nach dem Sechstagekrieg 1967 ‚bereit war, das in einem Verteidigungskrieg gegen die Palästinenser eroberte Westjordanland zu räumen‘. Es gab Angebote wie die Zurückgabe der Golanhöhen und des Sinais, sofern Syrien und Ägypten Frieden mit Israel schließen würden, was die Arabische Liga ablehnte. Ein vollständiger Abzug aus dem Westjordanland war nicht Regierungslinie.“

Man beachte, wie hier vor den Augen des Lesers aus der Räumung des Westjordanlands ein „vollständiger (sic!) Abzug“ gemacht wird, für den überdies verlangt wird, dass er eine in die ganze Welt hinausposaunte „Regierungslinie“ hätte sein sollen. Nein, die israelische Regierung hat nicht angeboten, dass die in den 1920er Jahren gegründeten Siedlungen von Etzion, deren Bewohner von den jordanischen Truppen im Mai 1948 massakriert wurden, gleich nach der Befreiung wieder an die jordanischen Besatzer zurückgegeben werden. Sicherlich wäre auch keinem israelischen Minister in den Sinn gekommen, die alte jüdische Stadt Hebron in ihrer Gesamtheit zurückzugeben oder gar Jerusalems jüdisches Viertel, den Ölberg und die Klagemauer. Und ein Friedensvertrag musste nach der Überzeugung der israelischen Regierung so eingerichtet werden, dass Israel im Osten nicht mehr so leicht von jordanischen und irakischen Truppen angegriffen werden konnte, wie das am 5. Juni 1967 geschehen war. Man werde nicht zu der gleichen Situation zurückkehren, die den Krieg heraufbeschworen habe, sagte Israels Außenminister Abba Eban am 19. Juni 1967 in einer Rede vor der UN-Generalversammlung. Es sei leichter, zum Mond zu fliegen, als ein zerbrochenes Ei wieder zusammenzufügen. 

„Zurück zu der Situation, aus der der Konflikt entstanden ist, würde bedeuten, dass alle Bedingungen für erneute Feindseligkeiten wieder zusammengebracht würden.“

Die Waffenstillstandslinie von 1949 war nie als Grenze gedacht, und nach dem Sechs-Tage-Krieg war klar, dass sich Israel niemals mehr auf diese Linie zurückziehen würde, bei der das Staatsgebiet an der schmalsten Stelle nur rund 20 Kilometer breit war. Aber: Israels Regierung war bereit, über einen Rückzug aus eroberten Gebieten zu verhandeln. Die Arabische Liga hingegen verkündete schon zwei Monate nach dem Sechs-Tage-Krieg bei der Konferenz in Khartum ihre berüchtigten drei Neins: nein zu Frieden mit Israel, nein zu Verhandlungen mit Israel, nein zur Anerkennung Israels. Zu welchen Kompromissen Israel bereit gewesen wäre, ließ sich nicht herausfinden, denn das hätten nur Verhandlungen zeigen können, zu denen die arabischen Führer nicht bereit waren, weil sie der Meinung waren, dass „das, was durch Gewalt verloren wurden, nur durch Gewalt zurückerlangt“ werden könne, wie der ägyptische Diktator Nasser es kurz vor Beginn des Sechs-Tage-Kriegs in einer Rede ausgedrückt hatte. 

„Mein Eindruck ist, dass niemand überleben wird“

Weiter schreibt die FAZ:

„Von einem ‚Verteidigungskrieg gegen die Palästinenser‘ 1967 kann nicht die Rede sein, da die Palästinenser nicht Kriegspartei waren.“

Die Palästinenser hätten also in dem Krieg, der die „Befreiung“ ihres Land hätte bringen sollen, abseits gestanden und Backgammon gespielt? Die PLO war 1964 mit dem Ziel der Vernichtung Israels gegründet worden. Dafür überließ Ägyptens Machthaber Gamal Abdel Nasser PLO-Chef Ahmad al-Shukeiri den Gazastreifen und die Sinai-Halbinsel zur freien Verfügung, damit dieser von dort Angriff auf Israel unternahm. Am Vorabend des Sechs-Tage-Kriegs hatte die PLO im Gazastreifen und im Sinai ihre „Palästinensische Division“ stationiert. Diese verfügte über mehr als 30 Panzer des amerikanischen Typs „Sherman“ und beschoss mit ihrer Artillerie Nakhal Oz und andere israelische Ortschaften in der Nähe des Gazastreifens. 

Am 31. Mai 1967 traf sich Shukeiri in Amman mit König Hussein und sagte, er rechne damit, dass Jordanien bald angreifen werde und die Araber den Krieg gewinnen werden. „Die Juden in Palästina werden gehen müssen“, sagte er. „Wer von der alten palästinensischen jüdischen Bevölkerung überlebt, darf bleiben, aber mein Eindruck ist, dass niemand überleben wird.“ Die Araber seien bereit, „zu marschieren, um das Land zu befreien – unser Land“.

Die Behauptung der FAZ, die Palästinenser seien nicht Kriegspartei gewesen, ist falsch. Die „Richtigstellung" entpuppt sich als Geschichtsklitterung. Weiter schreibt die FAZ:

„Auch war es kein ‚Verteidigungskrieg“, sondern ein Überraschungsangriff, die Forschung spricht allenfalls von einem Präventivkrieg aufgrund aggressiver Schritte Ägyptens.“

Ägypten begann den Krieg am 21. Mai 1967 mit der Sperrung der Straße von Tiran, wodurch die israelische Hafenstadt Eilat von den Ozeanen abgeschnitten wurde. Das war der casus belli. Über Eilat wurde der Handel mit Afrika und Asien abgewickelt, kam der größte Teil der israelischen Ölimporte. Weil Ägypten den Krieg begonnen hatte, war alles, was Israel in der Folge tat, eine Reaktion darauf, also Verteidigung. Im Fall Jordaniens ist die Sache ebenso klar: Es war Jordanien, das Israel angriff, nicht umgekehrt. Jordanische Artillerie bombardierte ab dem 5. Juni 1967 das israelische (West-)Jerusalem und Tel Aviv, jordanische Truppen eroberten den in der entmilitarisierten Zone Jerusalems gelegenen Mount Scopus, auf dem die Hebräische Universität und das Hadassah-Krankenhaus liegen. Syrien beschoss Israels Flughafen Lydda. Jordanische und irakische Kampfjets bombardierten Netanya und andere israelische Städte.

Indem die FAZ behauptet, Israel habe keinen Verteidigungskrieg geführt, übernimmt sie die Sowjetpropaganda von damals. Dass Israel der Angreifer gewesen sei und eine „vorbereitete Aggression“ verübt habe, war der Inhalt eines von der UdSSR am 19. Juni 1967 in die UN-Generalversammlung eingebrachten Resolutionsentwurfs. Er wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Mehr als 50 Jahre später versucht die FAZ, diesen toten Hund wieder zum Leben zu erwecken. Gespenstisch.

Nasser forderte „totalen Krieg“

Kam der Krieg für Ägypten und die anderen Staaten „überraschend", wie die FAZ behauptet? Wohl kaum. Im Fall Jordaniens und Syriens ist die Sache ohnehin klar: Da diese Staaten Israel angriffen und nicht umgekehrt, kann selbstverständlich keine Rede davon sein, sie seien überrascht worden. 

Der jordanische König Hussein kämpfte auch nicht allein, sondern hatte irakische Truppen und Bomber nach Jordanien geholt und an der Grenze zu Israel Stellung beziehen lassen. Jordanien hatte diesen Krieg also vorbereitet.

Und Ägypten? 120.000 Soldaten hatte Nasser am Vorabend des sechs-Tage-Kriegs im Sinai Stellung beziehen lassen, doppelt so viele, wie Israel im Süden hatte. In seinem Artikel mit dem Titel „Der Krieg, den Nasser wollte“, beschrieb Wolfgang Hauptmann, der Kairoer Korrespondent der Wochenzeitung Die Zeit (9. Juni 1967), die Stimmung am Vorabend des Krieges:

„Siegesgewißheit war dabei Trumpf. Der irakische Präsident Aref verabschiedete eine nach Jordanien verlegte Düsenjägerstaffel mit dem Zuruf: ‚Ich hoffe, euch in Haifa und Tel Aviv wiederzusehen!‘ Die Syrer warfen den Gegner mit Worten wohl schon hundertmal ins Meer. Nasser redete vom ‚totalen Krieg‘ und beschwor die Geschichte. Vor sieben Jahrhunderten, so sagte er vor Gewerkschaftlern, hätten die Araber siebzig Jahre lang gewartet, ehe die Kreuzritter aus dem Land herausgeworfen wurden. Er habe gewartet, bis er stark genug geworden sei, den Feind mit Gottes Hilfe zu besiegen. Dieser Punkt sei nun erreicht. Auf Weisung der Kairoer Behörden wurde in allen Moscheen nach der Verkündung des Djehad – des Heiligen Krieges – darüber gepredigt, wie süß und ehrenvoll es sei, als Märtyrer im Kampf gegen Israel zu fallen.“

Algerien, der Irak und Kuwait verkündeten, Ägypten Truppen zu unterstellen. Der syrische Präsident Nureddin al-Atassi erklärte: „Wir wollen für Palästina eine Politik der verbrannten Erde.“ Am 15. Mai versetzte Nasser das Militär in erhöhte Alarmbereitschaft und schickte zwei Panzerdivisionen in den Sinai. Am 16. Mai forderte er UN-Gneralsekretär U Thant auf, die 3.400 Mann starke Friedenstruppe UNEF abzuziehen, die Ägypten und Israel seit 1956 trennte. Dieser kam der Aufforderung nach. Nach dem Abzug der UNEF verkündete der Radiosender Stimme der Araber am 18. Mai 1967:

„Ab heute gibt es keine internationale Notfalltruppe mehr zum Schutz Israels. Wir werden uns nicht mehr in Geduld üben. Wir werden uns nicht mehr bei der UNO über Israel beschweren. Die einzige Methode, die wir gegen Israel anwenden werden, ist der totale Krieg, der zur Vernichtung der zionistischen Existenz führen wird.“

Am 20. Mai erklärte der syrische Verteidigungsminister Hafez Assad:

„Unsere Streitkräfte sind jetzt vollständig bereit, nicht nur die Aggression abzuwehren, sondern den Akt der Befreiung selbst einzuleiten und die zionistische Präsenz im arabischen Heimatland zu sprengen. Die syrische Armee, mit dem Finger am Abzug, ist vereint ... Ich als Militär glaube, dass die Zeit gekommen ist, in eine Vernichtungsschlacht einzutreten."

Vom Golan aus hatte die syrische Artillerie schon seit Jahren auf das Ostufer des See Genezareth und die dortigen Kibuzim gefeuert. Israelische Bauern mussten ihre Felder in gepanzerten Traktoren bestellen. Fischerei auf dem See Genezareth war nur eingeschränkt und unter großer Gefahr möglich; dasselbe galt für wichtige Infrastrukturprojekte wie die Trockenlegung der Sümpfe in der Hula-Ebene westlich der Golanhöhen und die Wasserentnahme aus dem Jordan zur Entwicklung des Negev.

Am 25. Mai sagte Nasser in einer Rede vor dem ägyptischen Parlament:

„Das Problem, vor dem die arabischen Länder derzeit stehen, ist nicht, ob der Hafen von Eilat blockiert werden soll oder wie er blockiert werden soll – sondern wie der Staat Israel für alle Zeiten völlig auszurotten ist.“

Und die FAZ spricht vom israelischen „Überraschungsangriff“, der nicht der Verteidigung gedient habe. Wie gesagt: Sowjetpropaganda. 

FAZ, Cheerleader der PLO?

Weiter schreibt die FAZ:

„Es ist inkorrekt, dass die palästinensische Führung bis heute an der Position festhalte: ‚keine Verhandlungen mit Israel, keine territorialen Kompromisse, das ganze Land gehört den Palästinensern‘ Die Bereitschaft zum Kompromiss entlang der 1967er Linien ist spätestens seit 1988 offizielle Linie der PLO, belegt unter anderem durch die Oslo-Verträge der Neunzigerjahre.“

Hier schaltet die FAZ vollends in den Propagandamodus, wird zum Cheerleader jener genozidalen Terrororganisation, die nie aufgehört hat, den Mord an Juden zu verherrlichen. Die FAZ aber möchte ihren Lesern einreden, die PLO sei kompromissbereit und dafür gebe es gar Beweise. 

Die Beweise sagen etwas ganz anderes. Noch während der Oslo-Verhandlungen enthüllte PLO-Chef Yassir Arafat bei einer Rede vor Muslimen im südafrikanischen Johannesburg, dass er nur zum Schein so tue, als wolle er Frieden. Als sein wahres Ziel nannte er den „Dschihad“ zur „Befreiung“ Jerusalems. Das Osloer Abkommen sei bloß Taktik und jederzeit umkehrbar. Es diente, wie Fatah-Funktionäre seither immer wieder betont haben, dazu, „den Kampf nach Palästina zurückzubringen“.

Die von ihm unterzeichneten Verträge hat Arafat nie umgesetzt. Weder löste er die Terrorgruppen auf noch stellte er die Hetze gegen Israel ein. Zu beidem hatte er sich in dem am 28. September 1995 im Weißen Haus in Washington unterzeichneten Interimsabkommens über die Westbank und Gaza (Oslo II) verpflichtet. Die Friedensverhandlungen von Camp David im Juli 2000 sabotierte er durch Passivität, lehnte alle Vorschläge ab, ohne eigene zu machen. Der damalige US-Präsident Bill Clinton, der kurz vor Ende seiner Amtszeit einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern vermitteln wollte, hat mehrmals deutlich gemacht, dass es Arafat war, der die Verhandlungen scheitern ließ. 

Heute wissen wir, dass Arafat zu dieser Zeit schon die „Al-Aqsa-Intifada“ plante, die er im September 2000 startete – eine Mordwelle, der tausend Israelis zum Opfer fielen. Arafats Nachfolger Mahmud Abbas lehnte 2008 eine Offerte des damaligen israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert ab, deren Umsetzung ihm einen palästinensischen Staat mit Ostjerusalem als Hauptstadt und einer Fläche von mehr als 100 Prozent der West Bank beschert hätte.

Die Fatah feiert Morde an Juden mit Umzügen und Süßigkeiten. 2020 hat die PLO, der die Fatah angehört, die Oslo-Verträge, an die sie sich nie gehalten hat, offiziell für ungültig erklärt. Die PLO-Charta, die zur Vernichtung Israels aufruft, gilt hingegen weiterhin. Das Olympia-Massaker von München ist aus Sicht der Fatah eine „Qualitätsoperation“. 

Aber die PLO sei bereit zum „Kompromiss entlang der 1967er Linien“, will die FAZ glauben machen. Wirklich? 2022 sprach Abbas von der „seit 74 Jahren“ währenden „Besatzung“. Die „Besatzung“, die Abbas beenden will, ist die Existenz Israels – egal, in welchen Grenzen.

Pappkameradenargumente

An anderer Stelle verfälscht die FAZ-Redaktion eine Aussage ihres Redakteurs Thomas Thiel, um ihn „widerlegen“ zu können, bedient sich also eines Pappkameradenarguments, wenn sie in ihrer „Korrektur“ schreibt: 

„Es gab keine ‚drei Angriffskriege‘ von Palästinensern gegen Israel.“ 

In Wahrheit schrieb Thiel aber: 

„Wäre es nicht sonderbar, fragen sie zu Recht, wenn die arabischen Palästinenser für drei Angriffskriege gegen Israel damit belohnt würden, dass sich alle Juden aus dem Westjordanland zurückziehen müssten?“

Von drei Angriffskriegen der Palästinenser ist hier nicht die Rede. Die drei Angriffskriege von 1948, 1967 und 1973 waren gemeinsame Projekte vieler arabischer Regierungen – selbstverständlich unter Beteiligung der Palästinenserführer. An anderer Stelle der „Korrektur“ heißt es: 

„Die Enteignung und Besiedlung privaten palästinensischen Landes ist vielmehr Hauptkonfliktpunkt im Westjordanland.“

Was „privates palästinensisches Land“ ist, ist eine umstrittene Frage, da es oft die Zeit des Osmanischen Reiches betrifft und es meist keine Dokumente gibt, die Eigentümerschaft beweisen. Nun könnte die FAZ schreiben, dass die von ihr unterstellte „Enteignung und Besiedlung privaten palästinensischen Landes“ ein Konfliktpunkt sei; aber damit gibt sie sich nicht zufrieden: Es soll der Hauptkonfliktpunkt sei. Was zählen schon tote Juden, wie Hallel Yaffa Ariel, ein 13-jähriges Mädchen, das im Schlaf von einem Palästinenser erstochen wurde, der in das Haus der Familie eingebrochen und sich in das Schlafzimmer des Kindes geschlichen hatte? Für die FAZ ist das offenbar allenfalls ein Nebenkonfliktpunkt. 

Der Fehler, den die FAZ wirklich meint

Die übrigen „Korrekturen“ könnten wir auch noch korrigieren, aber an dieser Stelle ist wohl jedem, der nicht voreingenommen ist, klar, was hier gespielt wird. Unter dem Vorwand, er habe zu viele „Fehler“ gehabt, wird ein Artikel gelöscht, dessen Kardinalfehler – aus Sicht jener anonymer FAZ-Redakteure, die die „Korrektur“ geschrieben haben – es ist, dass er nicht die gewünschte ideologische Stoßrichtung hat: Die PLO wird nicht als Kraft des Friedens dargestellt, Israel nicht als Dämon. 

In der Schule sagen Lehrer oft, dass sie Abschreiber spätestens dann entlarven, wenn diese Fehler abschreiben. Auf ähnliche Weise wird auch hier ein Missetäter überführt. Wenn die FAZ für sich reklamiert, im Dienste der Wahrheit eine „Korrektur“ veranstalten zu müssen, dann aber Geschichtsklitterung betreibt, ist evident, dass es nicht um die Wahrheit geht. Die meisten „Korrekturen“ dienen entweder dazu, Israel in ein schlechteres oder die PLO und die Palästinenser in ein besseres Licht zu setzen. Ausnahmen sind jene, die den Autor des unerwünschten Beitrags, Thomas Thiel, schlecht aussehen lassen sollen. So schreibt die FAZ etwa:

„…und an den Abraham-Abkommen haben sich nicht fünf arabische Staaten beteiligt, sondern vier."

In Wahrheit hatte Thiel geschrieben: 

„Denn die Annahme, Palästina sei zentral für die Beziehungen zu den arabischen Staaten, ist seit der Abraham Accords Declaration von 2020 überholt. Die faktische Anerkennung Israels durch fünf arabische Staaten markierte einen Wendepunkt.“

Hier steht nicht, dass fünf arabische Staaten die Abraham-Abkommen unterzeichnet hätten, sondern dass fünf arabische Staaten Israel faktisch anerkannt hätten. Zwei arabische Staaten, Ägypten und Jordanien, hatten Israel schon vor den Abraham-Abkommen anerkannt. Insgesamt wären es also nun sechs. Warum aber soll Thiel den Wendepunkt nicht schon in der Anerkennung Israels durch fünf arabische Staaten sehen (sie haben die Abkommen ja nicht alle gleichzeitig unterschrieben)? 

Noch kleinkarierter ist der Hinweis darauf, dass das Buch nicht „Two States for Two Peoples“ heiße, sondern „Two States for Two Peoples?“. Dieser Hinweis ist bestimmt nicht dazu gedacht, dass die Leser beim Bestellen des Buches keinen Fehler machen. Die Korrektoren wollen ja gar nicht, dass überhaupt jemand das Buch liest und haben die Besprechung deshalb entfernt.

Erinnerungen an WDR-Skandal

Der Fall erinnert an die Zensur des Dokumentarfilms Auserwählt und ausgegrenzt – der Hass auf Juden in Europa von Joachim Schroeder und Sophie Hafner. Als sie merkten, dass der Film auch jenen Antisemitismus thematisierte, der sonst verschwiegen wird (der muslimische, der der Linken und der NGOs und Kirchen), wollten der WDR und Arte die von ihnen in Auftrag gegebene Dokumentation nicht mehr senden und verschanzten sich hinter dem Argument, der Film enthalte Fehler und sei „handwerklich“ schlecht. Erst auf großen öffentlichen Druck hin wurde dieser bislang beste und wichtigste Film zum Antisemitismus in Europa dann doch noch ausgestrahlt – wobei WDR und Arte sich dabei massiv und auf bizarre Art von ihm distanzierten. Die Weise, wie der Film gezeigt wurde, war einzigartig in der deutschen Fernsehgeschichte. Am Anfang des Films und in kurzen Abständen zwischendurch wurden immer wieder Warntafeln eingeblendet, die den Zuschauer indirekt dazu aufforderten, dem Film keinen Glauben zu schenken. In beiden Fällen also wurde Zensur ausgeübt, unter dem Vorwand, den Leser bzw. Zuschauer davor bewahren zu wollen, ein angeblich mangelhaftes Werk zu Gesicht zu bekommen. 

„Grausam, kalt und widerlich“

Ich bat den Filmemacher Joachim Schroeder um einen Kommentar zu dem aktuellen Fall. Seine nüchterne Analyse:

„Gegenüber Israelis hegt der deutsche Herrenmensch keine Sympathie und definitiv kein Wohlwollen, da wird alles Kleingeld gezählt. Politische Couleur egal. Von WDR bis FAZ und darüber hinaus. ‚Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen!‘ Grausam, kalt und widerlich!“

Woran die Zensoren der FAZ noch nicht gedacht haben: Die unerwünschte Buchbesprechung ist ja immer noch in den Druckausgaben und die sind in Büchereien und Universitätsbibliotheken noch zu lesen. Werden sie die Bibliothekare auffordern, eine Schere zur Hand zu nehmen, den Text auszuschneiden und anschließend die „Korrektur“ einzukleben? Besser wäre: Die Zeitung neu drucken, ohne den missliebigen Text. So macht es das Wahrheitsministerium in George Orwells Roman 1984.

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Olaf Neumann / 23.02.2023

Die Frage, die dieser Beitrag aber auch umschifft, indem er alles am Antisemitismus der linken deutschen Milieus aufhängt (welche auch die FAZ dominieren) ist doch, was denn wirklich am Ende werden soll aus diesem Land zwischen Jordan um Mittelmeer. Ich meine, daß sich hier viel zu sehr herumgelogen und selbst zum Narren gehalten wird. Machen wir uns nichts vor: Es ist dort eben kein Platz (und erst recht kein Wasser) für zwei konkurrierende Völker, von dem eins sich alle 30 Jahre der Zahl nach verdoppelt, während das andere mit Mühe und Not seine Anzahl hält. Israel 2023 ist meilenweit von der Resilienz und Stärke von 1967 oder 1971 entfernt, längst machen sich auch in Israel Wohlstands- und Friedensverwahrlosung breit, sinkt die Geburtenrate. Israel hat nur zwei Chancen, zu überleben: Die Araber in der Westbank zu vertreiben oder demographisch und dann auch territorial bis 2050 erdrückt zu werden. Geht es so weiter, wird es keine 100-Jahrfeier in der Knesset geben.

sybille eden / 23.02.2023

FAZ und Völkischer Beobachter, wo ist jetzt bitte der Unterschied ???

shmuel weizenkorn / 23.02.2023

hihi, die faz ist seit spaetestens 2015/16 nur noch ideologischer murks, seitdem sich die chefredaktion bzw. die herausgeber entschlossen, den kotau vor der damalig schaffenden bundeskanzlerin zu vollziehen. dann wurde don alphonso gemobbt und damit war klar, dass der redaktionssitz bereits in hamburg lag. und herr perrefort hat hier vor kurzem daran erinnert: spaetestens, seitdem dieselbe vielfach oeffentlich luegende bundeskanzlerin (die demokratiequereinsteigerin mit dem physikabschluss von der sed) was von hetzjadgen fabulierte, grassieren oeffentliche fake news und ideologischer haltungsjournalismus bzw. aktivistischer journalismus. da fallen die sogenannten meinungsmanipulationen russischer trollfarmen mit ihren hasserfuellten schmaehungen alles ukrainischen dann auch nicht mehr ins gewicht.

Regina Lange / 23.02.2023

Wenn man sich mit der FAZ das Hinterteil reinigt, bleiben hartnäckige rotgrüne Schlieren zurück! Danach hilft wirklich nur noch Hakle Feucht!

giesemann gerhard / 23.02.2023

Verwirrung der Sinne - warum nicht auch bei der FAZ?

giesemann gerhard / 23.02.2023

Fazit: Als Russe gibst du dir am besten gleich die Kugel.

Andreas Rühl / 23.02.2023

Wenn man bedenkt, dass die FAZ - quasi als “Aufarbeitung” von 12 unschönen Jahren als “Frankfurter Zeitung” - die Unterstützung Israels tatsächlich als unverzichtbares journalistisches Ethos gehegt und gepflegt hat und die Fahne Israels selbst dann noch hoch hielt, als von links wie rechts auf den “Judenstaat” eingeprügelt wurde, ist das schon eine beeindruckende Wendung und es offenbart sich darin auch eine gewisse Zerrissenheit innerhalb der Redaktion. Denn ansonsten wäre die Kritik ja gar nicht erst geschrieben worden, geschweige denn erschienen. Man wird nicht falsch liegen, wenn man dahinter auch einen Generationenkonflikt sieht, einen Verlust an bürgerlicher Bildung, der nunmehr auch die FAZ in den Bereichen heimsucht, die vorher noch tabu waren. Es wird abzuwarten sein, ob dieser Prozess unumkehrbar ist. Nicht nur in der FAZ, sondern generell. Die Frage aller Fragen ist aber doch die, wie sich denn Frau Baerbock und ihr Ministerium dazu stellen, dass die Bundesrepublik Deutschland die Todfeinde der Juden mit Millionen aufpäppelt und Terroristen finanziert, was ja an sich schon ungeheuerlich ist, aber angesichts der deutschen Geschichte schlicht ein Skandal allergrößten Ausmaßes. Offenbar will man nicht, dass diese Frage gestellt wird. Das ist sogar menschlich verständlich. Mich würde daher auch nicht wundern, wenn diese Aktion letztlich auf ein Einschreiten von ganz oben zurückzuführen ist. Vielleicht plappert ein FAZler bei Gelegenheit die Wahrheit aus. Whistleblowing ist ja jetzt “straflos” möglich und wird von der Bundesregierung sogar mit Kräften gefördert.

Michael Neus / 23.02.2023

FAZ? Damit zuend ich den Kamin an..

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