Joachim Nikolaus Steinhöfel / 18.11.2017 / 08:13 / 20 / Seite ausdrucken

ZDF: Dreiste Täuschung zum Familiennachzug

„Einer der größten Streitpunkte bei den Jamaika-Sondierungen: das Recht auf Familiennachzug. Im ZDF-Politbarometer spricht sich eine Mehrheit dafür aus“, textete die ZDF heute-Redaktion gestern abend (17.11.2017).

Wollen Sie sich mal wieder vom ZDF verscheissern lassen? Mit dreister Täuschung, die unter unter dem Deckmantel einer vermeintlich seriösen Umfrage daher kommt? Und die ihnen eine herbeimanipulierte Mehrheitsmeinung präsentiert, wonach „auch beim anderen Knackpunkt der Sondierungen…die Deutschen klare Präferenzen“ hätten und auch bei nicht asylberechtigten Flüchtlingen für Familiennachzug seien?

Die „Umfrage“ faßt die Haltung der Deutschen zum Familiennachzug von Asylberechtigten und Flüchtlingen (kurz: zeitlich begrenzter Anspruch auf Schutz) zusammen, als gäbe es keinen Unterschied. Und täuscht eine Mehrheit von 67 Prozent vor, die es nicht gibt. Wenn Sie genau wissen wollen, wie sich die Zahlen verteilen, hier die Ausführungen des Innenministeriums:

"Im Jahr 2016 hat das BAMF 695.733 Entscheidungen…getroffen. Insgesamt 256.136 Personen (36,8 Prozent) wurde die Rechtsstellung eines Flüchtlings nach der Genfer Flüchtlingskonvention zuerkannt. Darunter waren 2.120 Personen (0,3 Prozent), die als Asylberechtigte nach Art. 16a des Grundgesetzes anerkannt wurden, sowie 254.016 Personen (36,5 Prozent), die Flüchtlingsschutz nach § 3 des Asylgesetzes i. V. m. § 60 Abs. 1 des Aufenthaltsgesetzes erhielten."

Für das ZDF ist die Frage nach dem Familiennachzug für Asylberechtigte (0,3 Prozent des Personenkreises) und dem Familiennachzug der subsidiär Schutzberechtigten eins. Bei den Jamaika-Sondierungen streiten nicht einmal CSU und Grüne über den Nachzug der Familien von Asylberechtigten, bei der Frage nach dem ohnehin bis März 2018 ausgesetzten Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte fliegen hingegen die Fetzen.

Die den Befragten gestellte Frage und den Zuschauern präsentierte Antwort ist ebenso unseriös wie manipulativ. „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“ sagt unsere Verfassung. Ihre Zahl ist sehr gering, sie dürfen bleiben. So dürfte das auch eine große Mehrheit der Deutschen sehen.

Subsidiär Schutzberechtigte müssen Deutschland wieder verlassen. Ob ihre Familien trotzdem nachziehen dürfen, ist eine gänzlich anders zu bewertende und daher auch politisch sehr umstrittene Frage. Ob es hierfür ebenfalls eine Mehrheit in der Bevölkerung gibt, dürfte sehr zweifelhaft sein. Danach hat das ZDF leider nicht gefragt. Weil das Ziel, die Zuschauer im Sinne grüner Verhandlungspositionen hinter die Fichte zu führen, Vorrang hatte.

Siehe auch Jaochim Steinhöfels Blog hier. Und einen Kommentar von Alexander Wendt auf Publico hier.

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Ulrich Voigt / 18.11.2017

Wer das glaubt, lebt nicht in diesem Land. ZDF wie immer am Rande der Lüge.

M. Haumann / 18.11.2017

In einer repräsentativen Insa-Umfrage für "Bild" aus August 2017 lehnte die Mehrzahl der befragten Deutschen "den gesetzlich vorgesehenen Familiennachzug" ab, nämlich 58,3%. Interessanterweise deutlich mehr Frauen (62,1%) als Männer (54,5%). Hier waren die einzigen, die den Familiennachzug deutlich mehrheitlich befürworteten, die Wähler der Grünen! Es scheint demnach eine ausgesprochen breite Fichte zu sein, hinter die das ZDF hier die Lämmchen führen möchte. Lieber Herr Steinhöfel, im Ernst, gibt es bei den Journalisten keine Berufsverbände o.ä., die wenigstens ein bisschen für Qualitätssicherung sorgen? In meinem Job wäre ich für so eine Arbeit schnell erledigt. Und zwar zu Recht.

Ralph Keller / 18.11.2017

Sehr geehrter Herr Steinhöfel,um zu wissen was das Volk will reicht mir eine gelegentlich selbst erstellte Umfrage bei den ca. 600 Mitarbeitern der Firma, für die ich arbeite, mit klarer Mittelwertbildung und nur sehr geringer Standardabweichung.. Dafür brauche ich kein ZDF.Liebe GrüßeRalph Keller

Werner Arning / 18.11.2017

So kann man sich doch des Eindruckes nicht erwehren, als ginge es dem ZDF keinesfalls darum, darüber zu berichten wie die Deutschen denken, sondern den „Befragten“ eine bestimmte Meinung zu unterstellen. Ihnen mehrheitlich eine vom ZDF erwünschte Mehrheitsmeinung anzudichten. Das könnte aus dem Grund erfolgen, zweifelnde Fernsehzuschauer zu manipulieren, sie vom „richtigen“ Denken zu „ überzeugen“, denn viele Bürger schließen sich gerne der „Mehrheitsmeinung“ an, weil sie davonausgehen, dass sich eine Mehrheit schon nicht täuscht und weil sie sich aus diesem Mehrheitsverbund nicht ausgeschlossen fühlen möchten. Werden deshalb schon die Fragen absichtlich unpräzise gestellt, um den Befragten in die Irre zu führen, mit dem Hintergedanken, die erwünschte Antwort zu erhalten? Entstehen auf diese Weise völlig abwegige Umfrageergebnisse, die allesamt unter der Rubrik Propagandaarbeit unbeachtet zur Seite gelegt werden sollten? Wenn wir diese schon (zwangs-)finanzieren, dann müssen wir sie nicht auch noch lesen.

Svenja Gerwing / 18.11.2017

Das ZDF hat seine Zuschauer vorab auf diese kruden Zahlen vorbereitet: Alles nicht so schlimm mit dem Nachzug, hiess es schon am Donnerstag in einem Filmchen bei Illner.WO bleibt die Konkurrenz, die ARD, die privaten Sender, um diesen unlauteren Wettbewerber zu rügen und auf Dauer vom Markt zu wischen??? Medialer Sozialismus!Danke Herr Steinhöfel für Ihr Engagement. Danke.

Arnd Siewert / 18.11.2017

Wenn Jamaika irgend eine Zahl nenntwer kann dann kontrollieren ob nichtdie zehnfache Menge hereingeschleustwird? Unsere Polizei, Presse, Justiz oderdie Parteien jedenfalls nicht.Prof.Dr.Werner Sinn hat in einem Vortragzum Thema Refugees nüchtern behauptet Deutschland bräuchte sofort20mio Einwanderer statt der 1.5-youtoube video-Unser Politsysthem ist völlig gleichgeschaltet und es besteht überhaupt keine Gefahr von Rechtsbis auf ein paar Einzelfälle.

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