Peter Grimm / 30.11.2021 / 15:00 / 85 / Seite ausdrucken

Zahlen-Zensur in Schleswig

Ein Landkreis hat verraten, wie hoch der Anteil der Geimpften unter den aktuell gemeldeten Corona-Fällen ist. Das hat jemand bemerkt und publiziert. Jetzt gibt es diese Zahlen nicht mehr.

Sie erinnern sich vielleicht an den Oberbürgermeister von Weimar. Der hatte mit einer großen Erklärung ein paar kritische Zahlen von der Webseite seiner Stadtverwaltung streichen lassen. Diese Zahlen, so schrieb er, könnten den Kritikern der grundrechtseinschränkenden Corona-Politik nutzen, deshalb würden sie nicht mehr veröffentlicht. So offen ausgesprochen wird das nicht überall, wo Zahlen und Fakten verschwinden, die nicht zur Corona-Politik passen.

Zum Beispiel im Kreis Schleswig-Flensburg. Hier hatte die Kreisverwaltung den interessierten Bürgern im Internet eine Übersicht über die Fälle der positiv getesteten Einwohner angeboten, aufgeschlüsselt nach Alter und Impfstatus. Und diese Zahlen sind – wie der im Netz noch auffindbare Datenstand vom 18. November zeigt – äußerst aufschlussreich:

So waren von 329 Corona-Positiven 173 vollständig Geimpft, zwei waren einmal geimpft und 154 waren nicht geimpft. Doch diese Zahlen – sieht man sie nur so grob – verzerren das Bild ein wenig, denn unter Betroffenen unter zwölf Jahren kann es ja noch keine Geimpften geben. Und auch bei den 12- bis 17-Jährigen, die noch nicht so lange geimpft werden, sind nur fünf von 26 positiv Getesteten vollständig und einer einmal geimpft.

Doch bei allen weiteren Alterskohorten sind dann die Geimpften deutlich in der Mehrheit.

18 bis 29 Jahre: 42 Fälle, davon 33 vollständig geimpft und neun ungeimpft.

30 bis 44 Jahre: 63 Fälle, davon 35 vollständig geimpft und 28 ungeimpft.

45 bis 59 Jahre: 80 Fälle, davon 62 vollständig geimpft, einer einmal geimpft und 17 ungeimpft

60 bis 74 Jahre: 37 Fälle, davon 30 vollständig geimpft und sieben ungeimpft.

75 bis 89 Jahre: neun Fälle, davon sieben vollständig geimpft und zwei ungeimpft.

Der eine Corona-positiv Getestete, der älter als 90 Jahre ist, war ebenfalls vollständig geimpft.

"Grafik über Altersstruktur ohne Impfstatus"

So richtig passt das nicht zur Erzählung von der „Pandemie der Ungeimpften“. Auch nicht zu dem regierungsamtlich gern verkündeten Narrativ, dass wir kein Problem mehr mit Corona-Infektionen hätten, wenn es nicht mehr so viele von diesen unverantwortlichen Ungeimpften gäbe.

Diese Zahlen erfüllten zweifelsohne das Kriterium, das dem Oberbürgermeister von Weimar genügte, Zahlen-Zensur zu üben.

Diesem Beispiel ist der Kreis Schleswig-Flensburg nun gefolgt. Nachdem die Zahlen Eingang in die Corona-Debatte fanden, sind sie von der Seite verschwunden. Nicht ganz sang- und klanglos, aber ohne Begründung. Jetzt (Dienstagmittag) liest man auf der Seite des Kreises lapidar: „Hinweis: In der nächsten Woche stellen wir an dieser Stelle wieder eine Grafik über die Altersstruktur der Infizierten aber ohne Impfstatus zur Verfügung.“

Der Versuch der Zahlen-Zensur in Weimar ist übrigens am Ende gescheitert. Nach einiger Empörung in der Öffentlichkeit ruderte der Oberbürgermeister zurück und ließ die ungeliebten Zahlen wieder veröffentlichen. Danach ist in Weimar bei vielen Corona-Fällen der Impfstatus offenbar nicht erfasst worden. Äußerst interessant sind hier allerdings die Zahlen aus dem Krankenhaus, denn es wird zwischen den Corona-Patienten, die coronapositiv getestet wurden, aber aus anderen Gründen in der Klinik sind, und jenen, die wegen einer Corona-Erkrankung aufgenommen wurden, unterschieden.

In Weimar kann man sich nun wieder informieren. Vielleicht folgen die Schleswiger ja dem Weimarer Beispiel im Umgang mit der Zahlen-Zensur.

Korrekturanmerkung: In der ursprünglichen Fassung hieß dieser Beitrag noch "Zahlen-Zensur in Flensburg", weil dem Autor vor lauter Corona-Zahlen entfallen war, dass Flensburg als kreisfreie Stadt nicht zum Kreis Schleswig-Flensburg gehört. Danke an die Leser, die auf diesen Fehler hingewiesen haben.

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Leserpost

netiquette:

S. Miller / 30.11.2021

Das Problem ergibt sich leider aus der laaangen Karawane der treublinden Mehrheitsdackel, die jeden noch so ranzigen Kadaver fressen, als lieber selbst auf die Jagd zu gehen. Ein Staat - und sei er auch noch so diktatorisch und abgefeimt - kann nur durch die eifrige Unterstützung dieser Voll-Cretins zu Macht und Herrscherglück gelangen. Sie sind die eigentlichen Diener des Unrechts. Wenn sie sich verweigern würden, hätte es sich schnell ausgemachtet. Aber daran denkt der Mob nicht, weil er vor sich selbst keine Achtung hat. Diese Steigbügelhalter, die allein schon durch ihre Dummheit schuldig sind!

Brian Ostroga / 30.11.2021

@Siegfried Ulrich: Sie missverstehen Artikel 20, der greift nur wenn die Regierung gegen die Urteile des Verfassungsgerichts handelt, ansonsten gilt er in keinem Fall. Da erkennbar ist, das Verfassungsgericht kooperiert mit der Regierung und würde ihr niemals widersprechen, darum kann Artikel 20 nicht in Kraft treten. Ein vorhergesehenes oder auch unvorhergesehenes Schlupfloch, je nach Sichtweise, der Drops ist gelutscht. Wenn überhaupt noch etwas passiert, dann nicht zu Gunsten des Bürgers, dafüt muss ich kein Nostradamus sein. Das wars, zurückziehen oder auswandern ... die Grünen sagten es bereits vor Jahren: “Wem es nicht passt, der kann gehen!”

J.Pook / 30.11.2021

@Markus Buchholz : wenn Sie schon bei der Mathematik sind : 1. wenn Sie sicher wissen, dass bei der Stichprobe die Impfquote 90% beträgt? Ansonsten sollte klar sein, dass jedes Prozent plus oder minus die Aussage in die eine oder andere Richtung nicht unerheblich verschiebt. 2. Wenn man es korrekt machen will, muss man auch noch die a priori Wahrscheinlichkeit der Testung mit einbeziehen. Aufgrund des Bias in den beiden Gruppen zu Lasten der Ungeimpften wird das Ergebnis ebenfalls nicht unerheblich beeinflusst. Geimpfte werden momentan nur bei 2G+ oder beim Auftreten von Symptomen getestet. Wenn man als Grobabschätzung eine vom RKI zitierte Studie heranzieht, waren vor der Impfung mindestens 40% der PCR-positiven symptomlos schon alleine aufgrund eines zu geringen cT-Wertes. Die Grauzone ist dann in die unteren cT-Werte auch noch groß, da auch mit signifikanteren cT-Werten viele Leute keine oder nur wenig Symptome zeigen. Wenn sich das so fortsetzt, dürfte man also mal eben mindestens die Hälfte der “Coronafälle” unter den Geimpften unterschlagen. 3. Falls auch in dieser Aufstellung die Definition einer Coronainfektion zwischen den beiden Gruppen unterschiedlich sein sollte (das geht leider nicht aus dem Originalartikel hervor - Geimpfte positiv getestet plus Symptome, Ungeimpfte nur positiv getestet), dann kann ich diesen Vergleich komplett in die Tonne treten. 4. Aus Studien weiß man mittlerweile, dass sich die Viruslast zwischen geimpften und ungeimpften positiv getesteten Personen nicht unterscheidet - nachgewiesen über cT-Wert des PCR-Tests als auch aus Anzuchtversuchen. 5. Geht es einzig darum, nicht behaupten zu können, geimpfte Personen haben keinen signifikanten Anteil am Infektionsgeschehen. Das ist Bullshit. Wie hätte das Ergebnis denn in der besonders vulnerablen Altersgruppe ausgesehen bei einer Impfquote nahe 100% , wenn die von Ihnen propagierte Anfälligkeit für “Infektion” nur halb so hoch wäre ? Nicht viel anders.

Dr Stefan Lehnhoff / 30.11.2021

Dazu kommt, dass die Zahl der Nichtgeimpften künstlich hochgetrieben wird: Kreuzimofung? Ungeimpft! Noch keine 14 Tage her? Ungeimpft! Impfstatus unbekannt? Ungeimpft! Kein Nachweis dabei? Ungeimpft! Und- kein Witz, ist beim RKI nachzulesen: Covidsymptome? Ungeimpft! Und dann kann man ja noch schauen, wen und wie man überhaupt testet. Und auch direkt fälschen ( wird massenhaft getan) Mein Netzwerk sagt (wie auch die Zahlen aus UK und selbst die Sind nicht ganz sauber): Es liegen deutlich über 90% geimpfte auf den Intensivstationen mit und ohne Atemwegserkrankungen. Tendenz steigend. Aber das alles war uns schon letztes Jahr klar.

Josef Cissek / 30.11.2021

@Markus Buchholz : bei der Menge ungeimpft, infiziert, die Sie da haben (9) ist Ihre Auswertung sehr Vaage vorsichtig gesagt. Dazu kommt die Quote, die bei weitem nicht bei 90% liegt.

w.schmid / 30.11.2021

Haben Sie das auch in Prozentzahlen? Alles andere ist unseriös.

Heinrich Wägner / 30.11.2021

Wird es bald wieder eine Bücher Verbrennung geben. Zwei Bücher von Heinrich Heine. Das Wertvollste in meiner kleinen Bibliothek.  GerettetI von meinen Großvater in einem Versteck im Keller. Danke Opa. Wer das GG noch als Büchlein hat sollte es jetzt verstecken. Das Ende der zweiten Deutschen Republik. Das zweite Ende der Menschenrechte. Ich wurde ohne sie geboren und werde gehen wieder ohne sie. Danke an alle die mich ein “paar Tage” mit ihr haben leben lassen.

Paul Franklin / 30.11.2021

@Markus Buchholz: Meine Lust auf Mathematik geht noch weiter. Bitte in einer weitergehenden Berechnung auch die Testwahrscheinlichkeit je Gruppe berücksichtigen. “Geimpfte stecken sich in Schleswig-Holstein relativ noch nicht mal halb so an oft wie die Ungeimpften” ist keine zulässige Interpretation Ihrer Rechnung, da die positiv getesteten nicht ins Verhältnis zur Anzahl der Tests je Gruppe gesetzt wurden. Oder anders ausgedrückt: sie nehmen den Satz von Bayes, füttern ihn mit Müll und kriegen - oh Wunder - Müll raus. Garbage in, Garbage out. Es ist mir schleierhaft, warum es so viele potenziell intelligente Menschen gibt, die nicht verstehen, dass Inzidenzen, sogenannte Infiziertenzahlen, und eigentlich alles, was auf dem PCR-Test beruht, getrost in die Tonne getreten werden kann. Am Ende des Tages sind nur wenige harte Zahlen überhaupt von belang - und die beruhen alle nicht auf Tests, sondern hart messbaren Fakten. Wie z.B. eine Gesamt-Sterblichkeit je Altersgruppe unter Geimpften oder Ungeimpften, unabhängig von irgendwelchen willkürlichen Corona-Klassifizierungen. Sollte, wonach es derzeit aussieht, schlussendlich eine signifikante Übersterblichkeit unter den Geimpften vorhanden sein (all-cause deaths), dann sind ein paar Dutzend Ungeimpfte Covid-Tote nicht mehr der Rede wert. Es sei denn, es gibt gute Tote (Geimpfte) und schlechte Tote (Ungeimpfte).

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