Carlos A. Gebauer, Gastautor / 21.10.2019 / 13:00 / 11 / Seite ausdrucken

Würden Sie Ihre Ersparnisse in Bits und Bytes anlegen?

Seit dem 12. Juli 2012 wird der Euro gnadenlos gerettet: Ohne Rücksicht auf Verluste, „whatever it takes“. Apokalyptische Geldschwemmen fließen seither durch das Finanzsystem. Die Fliehkräfte zwischen Geldwertstabilität hier und Geldmengenlockerung dort zerren an der Architektur der Geldordnung.

Doch der im Euro wahrgewordene Traum eines Karl Marx, die gesamte Geldproduktion in den Händen einer staatlichen Zentralbank zu wissen, wird bekanntlich nicht nur in Frankfurt und Brüssel geträumt. Auch in anderen Währungsräumen bestimmen die Notenbanken das Geldgeschehen. Die Lage dort ist also ebenfalls angespannt.

Um das derzeitige Geldsystem zu retten, werden aktuell rund um den Globus die sagenhaftesten Überlegungen angestellt. Ein Szenario geht dahin, alle Banknoten und Münzen einzusammeln, Geld nur noch digital existieren zu lassen und irgendwann – auf Knopfdruck – die übermäßigen Guthaben der Sparer zu löschen.

Dass ein solcher monetärer Gewaltakt einen gewissen rechtlichen Rahmen erfordert, liegt auf der Hand. Und Juristen gefallen sich bekanntlich seit jeher in der Kunst, definieren zu wollen, wovon sie sprechen. Dies erklärt ihre Sprache, die oft seltsam klingt, aber dennoch meist präzise ist.

Umso mehr verwundert, dass die Rechtsordnung Deutschlands und der EU ausgerechnet an einer sehr zentralen Stelle sehr unkonkret ist: Man hat vergessen, zu definieren, was „Geld“ ist. Die Macher des Vertrages von Lissabon haben nur definiert, was das „gesetzliche Zahlungsmittel“ ist: Euro-Banknoten sind es und einige Münzen. Sonst nichts.

Aus diesem Grunde hat das deutsche Bundesverwaltungsgericht am 27. März 2019 entschieden, dass beispielsweise der Wunsch deutscher Rundfunkanstalten, Beiträge nie in bar entgegennehmen zu wollen, nach den hierzulande geltenden Gesetzen rechtswidrig ist (Az. 6 C 5.18 und 6 C 6.18). Die höchsten deutschen Verwaltungsrichter fragten zugleich die höchsten Richter der EU, ob das auch für europäisches Recht gelte.

Die Richter der EuGH stehen also nun vor der Frage, ob sie – zur Rettung des Euro – neben dem Bargeld auch ein weiteres „gesetzliches Zahlungsmittel“ für denkbar halten. Ein solches kann aber nur durch eine Änderung des Vertrages von Lissabon erfunden werden, will man sich nicht auf juristische Auslegungsabenteuer einlassen.

Warum ein ungedecktes Digitalgeld als „gesetzliches Zahlungsmittel“ den Euro allerdings nicht retten, sondern ihn aus geldtechnischen Gründen endgültig zerstören würde, läßt sich erklären. Digitalgeld ohne Sachbezug, d.h. ein Guthaben, dessen Grundlage nur und ausschließlich Bits und Bytes wären, hat keine Chance auf Akzeptanz im Wirtschaftsverkehr.

Niemand würde es freiwillig nutzen, selbst wenn es „staatliche“ Elektronen wären, die die Sparguthaben zum Ausdruck bringen sollen. Oder würden Sie Ihre Ersparnisse für das Alter per sms zurücklegen und später per WhatsApp ausgezahlt bekommen wollen? Weitere Details dazu werden in dem oben eingebetteten Video erläutert. 

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Donald Adolf Murmelstein von der Böse / 21.10.2019

Die derzeitige Marionettenregierung in Italien versucht es durch Besteuerung von Bargeldtransaktionen. Endziel ist die Abschaffung des Bargeldes (siehe Schweden). Ganz nebenbei frage ich mich, wie das Dealer Geschäft in Schweden ohne Bargeld funktioniert. Mit was wird dort der Stoff bezahlt? Mit Naturalien, Munition, Granaten, etc.?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Carlos A. Gebauer, Gastautor / 21.06.2022 / 14:00 / 7

Lobrede zur Preisverleihung an die Achse des Guten

Am 17. Juni 2022 verlieh die Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft in Potsdam der Achse des Guten den Netzwerkpreis 2022. Hier die Laudatio von Carlos A.…/ mehr

Carlos A. Gebauer, Gastautor / 30.05.2022 / 06:15 / 128

Hilfe für das Management des Unwissens

Ein Verfassungsgericht muss den Bürgern Rechtssicherheit durch eigene Prinzipientreue geben. Wo reale Entscheidungsgrundlagen fehlen, da kommen staatliche Eingriffe in menschen- und bürgerrechtlich geschützte Sphären nicht als legitim…/ mehr

Carlos A. Gebauer, Gastautor / 17.03.2022 / 16:00 / 31

Beweise, bitte! Das A und O für Corona-Prozesse

Wer in Sachen-Corona einen Gerichtsprozess ansteuert, muss damit rechnen, dass auch Richter nicht immun gegen Mythen der öffentlichen Meinung sind. Es ist deshalb immens wichtig,…/ mehr

Carlos A. Gebauer, Gastautor / 09.09.2021 / 16:00 / 125

Kurze Rede an die wohlstands-verwahrlosten Luxuskinder

Eine Generation, die nicht mehr weiß, was körperliche Arbeit ist, bekämpft den Motor und setzt auf Muskelkraft. Es ist die Generation Zentralheizung, die glaubt, Wärme…/ mehr

Carlos A. Gebauer, Gastautor / 01.09.2021 / 11:00 / 115

Nur Richter dürfen Quarantäne anordnen

Ohne Beteiligung eines Richters bleibt diese Freiheitsentziehung rechtswidrig. Wer dazu schweigt, wo er reden könnte und auch reden sollte, der gibt sich selbst den Anschein,…/ mehr

Carlos A. Gebauer, Gastautor / 03.08.2021 / 06:15 / 123

Darf man Deutsche ohne Test aussperren?

Frage von Achgut.com: Ist es überhaupt verfassungsrechtlich zulässig, die Einreise eines deutschen Staatsbürgers in sein Heimatland von seinem Impf- oder Gesundheitsstatus abhängig zu machen? Hat nicht…/ mehr

Carlos A. Gebauer, Gastautor / 28.05.2021 / 06:00 / 103

Die unerträgliche Schweigsamkeit des Gerichts

Seit Monaten erlebt die Bundesrepublik Deutschland die schwerwiegendsten Verkürzungen von Menschen- und Bürgerrechten seit ihrer Gründung vor 72 Jahren. Nicht nur die materiellen, sondern insbesondere auch…/ mehr

Carlos A. Gebauer, Gastautor / 23.04.2021 / 06:00 / 87

Unsere Verfassungs–Beschwerde gegen das Infektionsschutz–Gesetz

Gemeinsam mit Florian Post (MdB SPD) und drei weiteren Beschwerdeführern habe ich gestern gegen das Vierte Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com