Thomas Maul, Gastautor / 13.10.2020 / 06:03 / Foto: Malene Tyssen / 89 / Seite ausdrucken

Wollt Ihr die totale Gesundheit? – Der Elch im Raum (2)

Fast alle westlichen Staaten befinden sich seit Monaten im Ausnahmezustand. Nur Schweden weicht deutlich von diesem Wege ab. Wenn hierzulande die Regierenden bei ihren Bürgern mit eingeschränkten Bürgerrechten „die Zügel wieder anziehen“ dann ist es wohl höchste Zeit für eine vergleichende Zwischenbilanz - oder besser eine Abrechnung.

In Deutschland und Ländern wie Österreich, wo es zu keinem Zeitpunkt Hinweise auf eine mögliche Überlastung der Gesundheitssysteme gab, war es nicht mal erforderlich, über staatliche Eingriffe in den Epidemieverlauf überhaupt nachzudenken. Weltweit waren strikte Anti-Corona-Maßnahmen wie Wirtschaftslockdown, Ausgangssperre und Maskenpflicht angesichts des realen grippe-ähnlichen Gefährdungspotenzials überbordend unverhältnismäßig. Und Nationen wie z.B. Italien, Frankreich, Spanien, UK, Griechenland, Portugal, Argentinien und einige Städte sowie Bundesstaaten der USA sind beim Angriff auf die Freiheitsrechte der Bürger noch um einiges weitergegangen als Deutschland.

Gleichzeitig waren die Maßnahmen – vorhersehbar (siehe auch Teil 1) – nicht einmal zielführend. Die offiziellen Kurven zum zeitlichen Infektions- und Sterbeverlauf folgen überall demselben Muster, herbeigeführte Abflachungen und Streckungen (Flatten the Curve) lassen sich nirgendwo feststellen. Viele Maßnahmen – insbesondere die zum Schutz der Alten und Schwachen ergriffenen, worauf zurückzukommen sein wird – waren (ebenfalls vorhersehbar) zudem dezidiert kontraproduktiv, so dass vernünftige statt panikgeleitete Abwägungen im Vorfeld eigentlich zum Schluss hätten führen müssen, dass sichere Folgeschäden einen (bestenfalls) ungewissen Nutzen der Maßnahmen überwiegen würden, und daher zu unterlassen gewesen wären (wobei von den verheerenden wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Auswirkungen westlicher Corona-Politik in den Ländern der sogenannten dritten Welt noch gar nicht die Rede ist).

Eben jene Unterlassung kann der schwedischen Strategie gar nicht hoch genug angerechnet werden. Dafür, dass die schwedische Regierung die Freiheit ihrer Bürger nicht mit unnötigen, nutzlosen und radikal unverhältnismäßigen Maßnahmen angegriffen und ihre Einkommen gefährdet hat, ist sie vorbehaltlos, unbedingt und empathisch gegen ihre Kritiker zu verteidigen. Hätte die schwedische Strategie darin bestanden, die ungefährdete Bevölkerung in Ruhe zu lassen und alle menschlichen und finanziellen Ressourcen, wenn man schon meint, außerordentlich handeln zu müssen, in einen vernünftigen Schutz der bedrohten Alten und Schwachen zu investieren (wie u.a. auf achgut von Gunter Frank mehrfach vorgeschlagen), und wäre solche Strategie erfolgreich umgesetzt worden, müsste das schwedische Vorgehen in Gänze – wie es die WHO zwischenzeitlich andeutete – „vorbildlich“ genannt werden. Doch so war es dann doch nicht.

Auch in Schweden unterlag das Leben der Bürger, der Arbeitnehmer und Schüler bestimmter Jahrgänge einigen Reglementierungen, und es herrschte unter ihnen ein neurotisches Klima übertriebener Achtsamkeit und gegenseitiger Betreuung. Dass die Regierung hier insgesamt und erfolgreich an Freiwilligkeit appellieren konnte und den Zwang restriktiver Verordnungen (mit angedrohten Bußgeldern) nicht nötig hatte, liegt auch an der in Schweden weitgehend verinnerlichten Ideologie des „Volksheims“, eine recht gruselige nationale Variante des Korporatismus. Zumal sich die Regierung am 7. April vom Parlament hat ermächtigen lassen, kurzfristig auch härtere Maßnahmen ergreifen zu können, ohne dies gesondert – anhand objektivierbarer Kriterien – begründen und abstimmen lassen zu müssen. Obwohl von innerschwedischen Kritikern und Panikmachern genau dazu wiederholt aufgefordert, hat das schwedische Volksheim der Versuchung bisher jedoch widerstanden.

Machbarkeitswahn auch in Schweden

Aber wie steht es um den „vernünftigen Schutz der Schwachen und Alten“, also den Erfolg des schwedischen Sonderwegs in Hinblick auf die Anzahl der Corona-Toten bzw. die Werte der Übersterblichkeit?

Schauen wir zunächst, wie sich der als „Architekt der schwedischen Strategie“ inszenierte Epidemiologe in Staatsdiensten, Anders Tegnell, gegen Kritik an seinen Konzepten in einem Interview verteidigt hat (zusammengefasst in der Zeitschrift Aftonbladet vom 13.9.2020). Denn neben wichtigen Erkenntnissen zeigt sich darin auch, dass Tegnell viele falsche Vorannahmen mit seinen Gegnern teilt, und wie Drosten, Wiehler, Merkel, Spahn äußerst fahrlässig überhaupt keinen Begriff davon hatte und hat, was unter einem „vernünftigen Schutz der Schwachen und Alten“ zu verstehen gewesen wäre.

Gegen den Vorwurf, Schweden hätte aufgrund seiner Laschheit mehr Tote zu beklagen als die rabiater vorgehenden Norweger, Finnen, Dänen, Deutschen und Österreicher, wendet Tegnell sinngemäß zu recht ein, dass Schweden von Anfang an – also vor jeder beabsichtigten staatlichen Einflussnahme – im Unterschied zu den genannten Nationen mit einem heftigen Infektionsgeschehen konfrontiert war und dennoch besser dasteht als Italien, Frankreich, Spanien, UK und Belgien, also, was die amtlichen „Corona-Toten“ sowie die Übersterblichkeit betrifft, ohne radikale Maßnahmen ähnliche Ergebnisse eingefahren hat wie die Schweiz oder die Niederlande.

Dieser Hinweis ist bedeutsam. Denn was die oben erwähnten Studien zum überall qualitativ und zeitlich identischen Muster der Kurvenverläufe in Sachen Infektion und Sterblichkeit ja nicht abbilden und thematisieren, sind die teils enormen quantitativen Differenzen: die Anzahl der Infizierten und Gestorbenen (absolut und in Relation zur Bevölkerung). Die Studien zeigen, dass der Verlauf – etwa der R-Zahl – nicht (mehr) zu beeinflussen war, heben aber nicht deutlich hervor, dass das ursprüngliche Infektionsgeschehen, die erste Ausbreitung, die notwendig noch unterm Radar stattfindet, eben überall äußerst unterschiedlich war. Und so ist dies bisher auch immer bei schweren Grippewellen gewesen, auch hier gab es zwischen den Nationen sowie den Regionen innerhalb einer Nation gravierende Diskrepanzen; wurde in der einen Gegend auffällig gestorben, konnte nur 50 km weiter überhaupt nichts los sein.

Das bedeutet, die Wege der ersten Virenverbreitung sind (bisher jedenfalls) unergründlich. Es lässt sich nicht vorhersagen, nicht begründen und daher auch nicht verhindern, wo es zu und dabei wie vielen gleichzeitigen ersten Outbreaks kommt. Wer daher die einen Regierungen für eine günstige Ausgangslage lobt und die anderen für eine ungünstige kritisiert, unterliegt einem Machbarkeitswahn (gegenüber dem Zufall, Glück oder Pech) und fördert diesen.

Fair zu beurteilen wären die Regierungen einzig und allein daran, wie sie mit der – zumindest weitgehend – unverschuldeten Ausgangslage umgegangen sind. Sofern es etwaige Mängel im Gesundheits- und Pflegewesen sind, welche einige Nationen schon angesichts von Grippewellen wiederkehrend an den Rand des Bewältigbaren treiben, so sind dies zwar kritisierbare selbst verschuldete Versäumnisse, aber langfristige und keine akuten bzw. corona-spezifischen. Umgekehrt wäre es einst ein Rücktrittsgrund für eine Regierung gewesen, wenn das zuerst zusammengesparte Gesundheitssystem nachher nicht mehr mit einer Grippewelle fertig wird, weshalb man Tage der Krankenhausüberlastung vertuscht oder heruntergespielt hätte. Heute dramatisiert der Staat mit Medienunterstützung das eigene Versagen zur Naturkatastrophe, um sich als erfolgreicher Krisenlöser zu inszenieren.

Mythos „Herdenimmunität“

Tegnell selbst kommt von seinem Hinweis auf die Ausgangslage nicht zu einer Kritik des Machbarkeitswahns, weil er von diesem genauso lebt wie beispielsweise Drosten und Wiehler. Im zweiten Argument seiner Verteidigung wird dies deutlich. Denn Schweden ist nach Tegnell – als beabsichtigter Nebeneffekt seiner Politik – der sogenannten Herdenimmunität nähergekommen, weshalb es die folgenden Corona-Saisons besser bestehen dürfte als Norwegen, Finnland, Dänemark und Deutschland, welche die Verbreitung des dort ohnehin nicht sehr virulenten Erregers erfolgreich unterbunden (oder das Virus gar vorläufig eingedämmt) hätten.

Dass Schweden vieles richtig gemacht hat, werde sich daher in der Zukunft noch erweisen, in die Schweden selbstbewusst und optimistisch blicken könne, während andere Nationen sich dazu verdammt hätten, im Modus ständigen Herauf- und Herunterfahrens auf einen erlösenden Impfstoff zu warten. Die einen notwendigerweise, weil der Aufbau von Herdenimmunität erfolgreich hintertrieben worden sei: Norwegen, Finnland, Dänemark, Deutschland, Österreich, vielleicht auch Schweiz und Niederlande. Die anderen trotz aufgebauter Herdenimmunität, weil dies unfreiwillig gegen die eigenen, zu spät einsetzenden Maßnahmen geschah und die Gesellschaften Italiens, Spaniens, Frankreichs, Belgiens und UKs von den Corona zugeschriebenen hohen Sterblichkeitsraten von März bis Mai augenscheinlich traumatisiert sind.

Das spricht – von den wertenden Konnotationen abgesehen – die verschiedenen ideologischen Selbstwahrnehmungen Schwedens, Deutschlands und Italiens (als – wie erfolgreich auch immer – „Macher“) in der Sache recht präzise aus, bleibt aber selbst ideologisch, denn über die Folgen einer gewollt wie ungewollt erreichten oder absichtlich verfehlten Herdenimmunität kann sich nur Gedanken machen, wer im Einklang mit seinen Widersachern nach wie vor verleugnet, dass diese überall von Anfang an bereits gegeben war. Noch mal: Dass über 90 Prozent der Infizierten keine oder nur milde bis moderate Symptome haben würden, leugnete niemand. Was aber sind symptomlos Infizierte anderes als eine immune „Herde“, die der Verbreitung des Virus im Weg steht?

Besuchsverbote als Altenschutz

Ein etwaiges Erfordernis außerordentlichen staatlichen Handelns beschränkte sich daher von vornherein auf den vernünftigen Schutz der Zugehörigen der Risikogruppe, die sich vornehmlich in Altersheimen, Krankenhäusern und ambulanter Pflege befinden. Hier nun meinen die Kritiker Tegnells, das Versagen Schwedens daran ablesen zu können, dass es unter dieser Personengruppe auch in Schweden eine hohe Übersterblichkeit gibt und insbesondere der Anteil von Pflegheiminsassen oder ambulant Betreuten an den „Corona-Toten“ (Altersmedian 84, 89% ü70) mit drei Vierteln skandalös hoch sei. Daraus spreche, Schweden hätte nicht genug „für die Alten getan“, was zum einen meint, dass das Umfeld der Pflegeheime – also die Bevölkerung – wie in Deutschland unter Kuratel zu stellen gewesen wäre, und zum anderen insinuiert, Schweden wäre bei der Abschottung der Pflegeheime zu nachlässig gewesen.  

Tegnells drittes Verteidigungsargument: „Mit der gleichen Strategie, die wir die ganze Zeit hatten, hatten wir in den letzten zwei oder drei Monaten fast keine neuen Fälle in der Altenpflege. Die Zahl der Todesfälle war lange Zeit ebenfalls sehr gering, so dass definitiv kein enger Zusammenhang zwischen der Strategie und der Anzahl der Todesfälle besteht. […] Ich sage nicht, dass es überhaupt keine Verbindung gibt, aber es gibt keine klare Verbindung. Die hohe Sterblichkeitsrate (in Schweden) hängt stark mit unseren Pflegeheimen zusammen, die Schwächen hatten. Nicht alle Pflegeheime, aber an einigen Stellen, die es der Krankheit ermöglichten, Wurzeln zu schlagen und sich auszubreiten. Und wir wissen aus allen Ländern, dass, wenn Sie die Infektion an diesen Orten bekommen, Sie eine hohe Sterblichkeitsrate bekommen, weil diejenigen, die dort leben, am meisten gefährdet sind, an dieser Krankheit zu sterben. […] Natürlich, wenn 5.800 Menschen gestorben sind. Es war definitiv nicht etwas, was wir erwartet, geplant oder erhofft hatten. Es ist also definitiv etwas schiefgelaufen, aber das bedeutet nicht, dass die Strategie selbst falsch war.“

Fragmente dieser Erklärung wurden teilweise als vorbildliche Selbstkritik kolportiert, wiewohl Tegnell für das, was „schiefgelaufen“ ist, eben nicht seine Strategie, sondern die „Schwäche“ der Pflegeheime verantwortlich macht, dort nicht jede Infektion erfolgreich unterbunden zu haben, wie es die Strategie anscheinend vorgesehen hat. Eine angemessene Verteidigung hätte stattdessen auf die Redundanz schon des Vorwurfs hingewiesen, dass die Mehrzahl der Toten einer für eine Risikogruppe gefährlichen Infektion aus eben dieser Gruppe und von Orten, wo diese konzentriert sich aufhält, stammt. Gestorbene Pflegebedürftige als solche können deshalb auch nicht ein plausibles Kriterium zur Beurteilung einer Strategie bilden, sondern, ob und wie weit es ihr gelungen ist, die Sterberate niedrig zu halten bzw. vermeidbare Tode zu verhindern. Erst ist allerdings Tegnell und den Schweden, wie allen anderen Nationen auch, nichts anderes und Besseres zum Infektionsschutz eingefallen, als die Pflegebedürftigen einzumauern – und zwar (im Unterschied zu Deutschland: 6–8 Wochen) für sechs Monate. Danach besteht „Selbstkritik“ allein im Vorwurf an die Heime, die Einmauerung nicht lückenlos und konsequent genug bewerkstelligt zu haben.

Die Fantasielosigkeit und Kaltschnäuzigkeit, mit der Tegnell, seine Anhänger und eben auch Widersacher gleichermaßen über die den angeblich zu schützenden Alten verordnete Lebenswirklichkeit von Entmündigung, Freiheits- und Kontaktentzug sprechen, kommt eben heraus, wenn die Regierungen im Einklang mit ihren Bevölkerungen komplexere und nicht-mathematisierbare soziale, psychologische und gesundheitliche Problemstellungen ausschließlich Epidemiologen (oder gar Labor-Virologen und Tierärzten) überantworten.

Um das Ausmaß des tatsächlichen schwedischen Versagens, das sich in diesem Fall von dem anderer Nationen nicht unterscheidet, zu fassen, braucht man freilich eine Vorstellung davon, wie ein vernünftiger Schutz der Alten und Kranken hätte aussehen müssen. (Ich beziehe mich im unmittelbar Folgenden auf zahlreiche Artikel der Pflegefachkraft Adelheid von Stösser, die seit Anfang März u.a. auf pflege-prisma.de erschienen sind.)

Elemente eines vernünftigen Infektionsschutzes in Pflegeheimen

Stürze und ihre Folgen gehören zu den führenden Verletzungs- und Todesursachen in Pflegeheimen. Die naheliegende Lösung, Pflegebedürftige im Namen des Lebensschutzes in unbeaufsichtigten Zeiträumen gegen ihren Willen im Bett zu fesseln oder ein Babygitter anzubringen, gilt (bisher jedenfalls) Gerichtsurteilen nach als verfassungswidrig, weil unverhältnismäßig. So hat das AG Frankfurt in seinem Urteil vom 29.11.2012 (Az.: 49 XVII 3023/11) klar hervorgehoben, dass rein präventive Maßnahmen, ohne Vorliegen einer konkreten Gefahr, einen Eingriff in das Freiheitsgrundrecht in keinem Fall rechtfertigen können (ausführlicher dazu: hier). Nach diesem Modell hätten sich alle Maßnahmen zum Schutz „Alter und Schwacher“ vor einer grippeähnlichen Infektionskrankheit ihren Bürger- und Grundrechten unterordnen müssen. Dann wäre es, aufeinander abgestimmt, darum gegangen, das Infektionsrisiko zu minimieren, und – da es sich nicht restlos ausschalten lässt – für den Fall einer Ansteckung dafür Sorge zu tragen, dass das Immunsystem der Betreuten in bestmöglichem Zustand ist.

Zur Minimierung des Ansteckungsrisikos: Über die Einhaltung gewisser Hygiene-Regeln und die entsprechende Schulung von Personal und Angehörigen sowie die Verfügbarkeit ausreichend vorhandenen Hygiene-Materials braucht man nicht lange reden. Das ist (insbesondere jeden Winter) selbstverständlich oder sollte es sein. Die Idee des social distancing bzw. der Kontaktreduktion, die sich zu Besuchs- und Ausgehverboten steigerte, war von vornherein fahrlässig realitätsblind. Erstens sind Pflegeheiminsassen bereits weitgehend vom öffentlichen Leben separiert. Zweitens sind – wie man von den Grippesaisons weiß – nicht Angehörige, sondern Pflege- und Reinigungspersonal die Hauptüberträger. Was die Angehörigen betrifft, hätten Appelle genügt, Pflegeheime mit Erkältungssymptomen nicht zu betreten (obwohl auch das nichts Neues wäre) – und wer es unbedingt restriktiv will, hätte entsprechende Wachen an den Eingängen postieren können, die offensichtlich Erkältete wegschicken.

Was das Pflege- und Reinigungspersonal betrifft, lassen sich die Kontakte nicht minimieren, ohne dass Gesundheit und Pflege darunter leiden würden. Dies ist u.a. der Grund, warum das Ansteckungsrisiko sich kategorisch nicht ausschalten lässt. Das ist ähnlich wie beim Krankenhaus-Paradox, wo man abwägen muss, ob der Nutzen eines Krankenbesuchs oder der eigenen Behandlung das erhöhte Risiko wert ist, sich etwas einzufangen. Dennoch ließe sich, abhängig von menschlichen und finanziellen Ressourcen, einiges zur Minimierung des Infektionsrisikos bewegen: Erkrankte Pfleger und Reinigungskräfte sind umgehend krank zu schreiben und durch Gleichqualifizierte zu ersetzen. Dabei ist dieselbe Pflegerin stets für denselben Personenkreis, entsprechend Reinigungskräfte ausschließlich für bestimmte Flure zuständig. Man tauscht nicht, vertritt sich nicht, arbeitet nicht mal in dieser, mal in jener Etage. So wäre gewährleistet, dass ein möglicher Outbreak bei Übertragung von Pflegebedürftigen auf Pfleger oder umgekehrt personell und räumlich – eben auch innerhalb desselben Gebäudes – begrenzt bleibt und das Infektionsgeschehen nicht aufs komplette Heim übergreift. Stattdessen herrschten Personalmangel und hohe Fluktuation der Pflegekräfte (auch in Schweden).

Zur Stärkung des Immunsystems: Vor Corona war es selbstverständlich, dass, was allen Menschen gut tut, erst recht bei Alter und Erkrankung so weit wie möglich praktiziert werden sollte: regelmäßige Bewegung an der frischen Luft unterm Sonnenlicht, die unbedingte Aufrechterhaltung sozialen Lebens durch Treffen mit Verwandten und der Teilnahme an geselligen Veranstaltungen, sofern die Pflegeheime dies überhaupt bieten. Insbesondere für Demenz- und Alzheimererkrankte sowie unter Depressionen Leidende ist es wichtig, dass tradierte, den Alltag strukturierende Vorgänge nicht plötzlich und unvermittelt außer Kraft gesetzt werden.

Mangelnde Ressourcen und die alleinige Versteifung auf eine Isolationsstrategie als Lebensschutz der Alten und Kranken haben nun aber das genaue Gegenteil bewirkt. Die Besuchsverbote führten vorhersehbar zur Erzeugung und Steigerung bereits vorhandener Depressionen, zu Einsamkeit, Irritation und Desorientierung, was sicher das Immunsystem schwächt und dazu führen kann, dass die betroffenen Menschen ihre Lebenslust und -kraft verlieren und in der Folge „eingehen“. Vielerorts kam es wegen Personalmangels aufgrund z.B. von Krankschreibungen bei fehlendem Ersatz dazu, dass Insassen „sediert“ werden mussten, da ihre Bewegungsfreiheit anders nicht einzuschränken war. Das Nachlassen der Pflegeintensität bei (teils erzwungener) Bettlägerigkeit (teils aus Angst vor Ansteckung und damit zu viel Nähe) hat das Risiko typischer schwerer Erkrankungen wie über Thrombosen vermittelte Lungenembolien erhöht.

Die einfallslose Isolationspolitik und Vernachlässigung haben daher das Risiko eines Corona-Todes in Altenheimen mitnichten gesenkt, vielmehr haben sie die Wahrscheinlichkeit, sowohl jenseits als auch im Zuge einer Corona-Infektion früher zu sterben, als „vorgesehen“ für viele Gebrechliche gesteigert. Und Sterben ist nicht das einzige Leiden, mit dem Sterbende und ihre Verwandten konfrontiert wurden. Wenn in deutschen Pflegeheimen täglich ca. 800 Menschen sterben, dann bedeutet dies, dass über den Zeitraum von acht Wochen Kontaktverbot rund 45.000 Menschen gezwungen waren, den letzten Rest ihres Lebensabends ohne ihre Angehörigen oder sonstige „nicht zwingend nötige“ menschliche Begegnungen zu verbringen.

Der „Corona-Tod“ und die Übersterblichkeit

Wenn seitens des RKI bezogen auf Deutschland von 15.000 bis 30.000 Toten während schwerer Grippewellen die Rede ist, dann sind dies Übersterblichkeitstote, d.h. solche, die in dem Sinne „an“ Influenza gestorben sind, als sie das betreffende Jahr ohne Infektion überlebt hätten. Anders ausgedrückt, wer im Jahr der Epidemie statistisch erwartet ohnehin gestorben wäre, ist aus der Zählung herausgerechnet, auch dann, wenn Influenza bei ihm nachweisbar gewesen wäre. Zweifelsfrei an Corona ist in diesem Sinne gestorben, für den sich andere Todesursachen ausschließen lassen. Nach US-amerikanischer CDC war dies laut Patientenakten bei 6 Prozent aller dort amtlich ausgewiesener „Corona-Toten“ der Fall (Italien: 3,8 Prozent). Bei 94 Prozent lagen durchschnittlich 2,6 Komorbiditäten (Italien: 3 Komorbiditäten im Median) vor – und zwar stets Erkrankungen, die in Europa wie USA zu den Top-10-Todesursachen des Jahres gehören. Nur bei 45 Prozent dieser multimorbid Verstorbenen wurde der kritische Corona-Verlauf einer Lungenentzündung („excluding influenza“) festgestellt. Für weniger als die Hälfte aller „Corona-Toten“ ist dementsprechend Covid-19 als „Underlying Cause of Death“ in den Totenscheinen aller Bundestaaten und Regionen vermerkt. (Von den übrigen multimorbiden 55 Prozent aller US-amerikanischen „Corona-Toten“ war – Stand 5. Oktober – bei 75 Prozent „influenza & pneumonia“ eine der Nebenerkrankungen.) Patientenakten sind überdies ungenauer als Obduktionen. In Deutschland stellte Rechtsmediziner Püschel bei der Sezierung aller Hamburger „Corona-Toten“ immer wieder fest, dass kein Einziger ohne Vorerkrankungen war, und ausnahmslos alle „in absehbarer Zeit“ auch ohne Corona-Infektion gestorben wären.

Nehmen wir einmal an, von den amtlichen rund 10.000 „Corona-Toten“ in Deutschland kämen nur 0 Prozent, 6 Prozent oder 45 Prozent als corona-assoziierte Übersterblichkeitstote infrage, dann wären Null, 600 oder 4.500 von allen Übersterblichkeitstoten des ersten Halbjahres 2020 in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Corona-Infektion gestorben. Bedenkt man, dass es in Deutschland im betreffenden Zeitraum gar keine Übersterblichkeit gab (sondern eher 1.566 Gestorbene weniger als üblich), wäre es hochgegriffen, im Sinne einer ersten Problemannäherung davon auszugehen, dass max. 15 Prozent der von Staats wegen behaupteten „Corona-Toten“ tatsächlich welche sind, was die Letalitätsrate von 0,1 bis 0,3 noch einmal drastisch senkt. (Der Zähler wird kleiner, nachdem bereits der Nenner durch den per Antikörper-Nachweis getätigten Rekurs auf die tatsächliche Infizierten-Anzahl gewachsen war.) Es wäre der probehalber angenommene Richtwert von 15 Prozent übrigens auch hochgegriffen gegenüber den damaligen nationalen Datensätzen, welche den Präsidenten der Italienischen Gesundheitsbehörde auf einer Pressekonferenz vom 13. März zur unmissverständlichen Klarstellung bewogen, dass die „überwiegende Mehrheit“ der offiziell publizierten „Corona-Toten“ Italiens „nicht an Covid-19“ stirbt, was auch die entsprechenden Datensätze vom Oktober wiederholt bestätigen.

Nun haben alle Nationen ihre offiziellen „Corona-Toten“ so großzügig zusammengerechnet und damit horrend überzählt wie Deutschland, USA, Italien, jedoch verzeichnen einige im Unterschied zu Deutschland auffällige Übersterblichkeiten. Auch wenn diese die Größenordnung schwerer Grippewellen nicht dramatisch übersteigen, entsteht so vielerorts, wenn man nur 15 Prozent der behaupteten „Corona-Toten“ als solche gelten ließe, eine erklärungsbedürftige Differenz zur Gesamtübersterblichkeit. Diese betrüge in Schweden (rund 10 Millionen Einwohner) bei 750 „tatsächlichen“ Corona-Toten statt 5.000 „offiziellen“ Corona-Tote (bis 30. Juni) und 4.000 Übersterblichkeitstoten 3.250. In England & Wales (rund 60 Millionen Einwohner) ergäbe – Stand 18. September 2020 nach Daten des ONS – die Differenz aus 7.895 „echten“ statt 52.631 „offiziellen“ Corona-Toten und 53.633 Übersterblichkeitstoten einen Wert von 45.738. Und das wären, sollte man nicht eine schwere Influenza-Welle übersehen haben, maßnahmen- und panikassoziiert Gestorbene, die man in Folge der vorangegangenen Grippewellen wenigstens nicht zu beklagen hatte. Denn abgesehen von der Corona-Politik selber gab es kein weiteres herausragendes Ereignis mit Übersterblichkeitspotential (etwa Erdbeben, Tsunami oder Hurricane) im fraglichen Zeitraum.

Größerer Schaden als Nutzen

Nicht alle im Folgenden als belegt gelisteten Hinweise auf maßnahmen- und panikverursachte Übersterblichkeiten unter den Ü65-Jährigen während der Corona-Monate mögen auf Schweden überhaupt oder im gleichen Umfang wie bei anderen Nationen zutreffen – es gibt dazu bisher kein Material –; auf diese Aspekte hin kritisch zu befragen, wäre aber auch der schwedische „Umgang mit den Alten“ allemal.

Nachlassen der Pflegeintensität: Weltweit haben die Isolationspolitik und der Personalmangel in Altenheimen dazu beigetragen, das Immunsystem der Bewohner zu schwächen. Für Kanada, Italien und Spanien wurde sogar von Pflegeheimen berichtet, deren Insassen dehydriert und (fast) verdurstet waren, nachdem sie infolge eines aus Panik vor Corona flüchtenden Personals tagelang sich selbst überlassen blieben (z.B. hier). Das mögen nur die vereinzelten Extrembeispiele einer allerdings systematischen Schlechterbehandlung von Pflegebedürftigen während der Corona-Zeit sein.

Vernachlässigung anderer Erkrankungen: Zum einen haben Krankenhäuser zahllose OPs und Vorsorgeuntersuchungen abgesagt oder verschoben, um Betten für den befürchteten Ansturm von Corona-Patienten freizuhalten. Zum anderen haben sich viele verängstigte auch alte Menschen aus Angst vor einer Ansteckung oder wegen der Ausgangssperre nicht mehr zwecks Vorsorge, Kontrolluntersuchungen oder bei akuten Beschwerden zum Arzt gewagt. Diese weltweite Praxis (vgl. Achgut zum „Corona-Papier“) wurde in UK frühzeitig als mögliche Ursache für „the rise of non-Covid deaths“ diskutiert.

Beide Punkte verdichten sich in jener Meldung über eine Zunahme von „non-Covid deaths“ in den USA zwischen dem 1. März und dem 25. April: „Tatsächlich ist es in dieser Zeit in den fünf am meisten betroffenen Bundesstaaten zu einem Anstieg der Todesfälle an Herzerkrankungen um 89 Prozent und an Schlaganfällen um 35 Prozent gekommen. In der Stadt New York betrug der Anstieg der Sterblichkeitsrate bei Herzerkrankungen sogar 398 Prozent. Ein Diabetes wurde zu 356 Prozent häufiger als Todesursache genannt.“

Fragwürdige Behörden-Entscheidungen: Die Krankenhäuser zu entlasten, indem man infizierte Senioren ausgerechnet in Altersheime verlegte (z.B. New York, New Jersey, Michigan, Lombardei und UK), war – vorhersehbar – keine gute Idee, um das Infektionsniveau und die Sterblichkeit in der Hauptrisikogruppe gering zu halten (vgl. hier und hier). Über ein derartiges Verfahren in Deutschland oder Schweden hat der Autor nichts gefunden.

Medizinische Fehlbehandlung: Tatsächliche oder (soweit allein PCR-Test basiert) vermeintliche Corona-Patienten wurde insbesondere in der panischen Anfangsphase häufig fehlbehandelt. Dazu gehört die (in teils toxischer Überdosierung) vorgenommene Verabreichung des klassischen Sterbehilfe- und Anti-Malaria-Medikaments Hydroxychloroquin mit seinen immunsuppressiven (nicht Nebenwirkungen, sondern) Eigenschaften, teilweise selbst bei Kontraindikationen wie Herzkreislauferkrankungen und Favismus (G6PD-Mangel) – jenseits (d.h.: legalisierter emergency use vor Zulassung) und im Rahmen von Studien mit zehntausenden Teilnehmern. Der Hydroxychloroquin-Arm der großen im März begonnenen, maßgeblich von UK getragenen Recovery-Studie wurde erst Anfang Juni wegen erhöhter Sterblichkeit der Probanden abgebrochen (hier und hier). Auch der Hydroxychloroquin-Arm der SOLIDARITY-Studie wurde laut WHO im Juni zum zweiten Mal aus demselben Grund gestoppt. In Schweden ist das Medikament außerhalb von Studien schon im April wahrscheinlich nicht mehr zur Anwendung gekommen. In Deutschland wurde Hydroxychloroquin vergleichsweise zurückhaltend eingesetzt.

Zur systematischen Fehlbehandlung gehört ebenfalls die als solche von vielen Ärzten (z.B. in Italien und New York) eingestandene verfrühte, zu druckreiche und zu lange Intubation alter und geschwächter Menschen, wie sie die ersten Wochen lang praktiziert wurde, was weltweit tausende vermeidbare Tote kostete. „Alarmierende Zahlen“ auch aus Großbritannien. Den Schweden wurde es als altenfeindliche Selektion ausgelegt, Menschen ab 80 nicht oder seltener intensivmedizinisch zu behandeln bzw. zu intubieren. In Deutschland haben viele intubationskritische Ärzte von Anfang an mehr auf die nicht-invasive Beatmung (NIV) gesetzt. (Ausführlicheres zum Thema medizinischer Fehlbehandlungen im Zuge der Corona-Panik: hier.)

Eine traurige Bilanz

Aus der Vogelperspektive betrachtet, hat es (statistisch, bevölkerungs- und gesundheitspolitisch) nirgends eine „Epidemie nationaler Tragweite“ gegeben. Der Maßstab muss freilich kein „Massensterben“ a’la Pest oder auch nur der Spanischen Grippe sein, die Gefährdung der Bevölkerung sollte die einer gewöhnlichen schweren Grippewelle aber doch wohl deutlich in den Schatten stellen, um von einer „Epidemie nationaler Tragweite“ zu sprechen.

Nun sterben unabhängig von schweren Grippewellen in den westlichen Industrienationen jedes Jahr um die 1 Prozent der Bevölkerung, in manchen mehr, in manchen weniger. Innerhalb des Westen werden die Unterschiede weniger durch ein verschiedenes Niveau der Gesundheitssysteme oder des jeweiligen gesellschaftlichen Reichtums als vielmehr von der Altersstruktur beeinflusst. Platt gesagt, senken viele Geburten den Sterblichkeitswert, während weniger Geburten ihn erhöhen.

Auf Basis der Daten des Bundesamts für Statistik und Human Mortality Database, einem gemeinsamen Projekt des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung und der University of California in Berkeley, sind im ersten Halbjahr (1. Januar bis 30. Juni) mit schweren Grippewellen und einer entsprechenden Übersterblichkeit in Deutschland 2017 0,59 und 2018 0,60 Prozent der Bevölkerung gestorben. 2020 ohne Übersterblichkeit 0,58 Prozent. Österreich liegt – ebenfalls ohne Übersterblichkeit – im ersten Halbjahr 2020 bei 0,48 Prozent. Für Nationen, die dieses Jahr grippeähnliche Übersterblichkeiten verzeichnen, sehen die Werte, soweit ermittelbar, so aus: Großbritannien: 0,55 Prozent, Niederlande: 0,50 Prozent, Portugal: 0,59 Prozent, Spanien: 0,56 Prozent, USA: 0,48 Prozent und Schweden: 0,48 Prozent (siehe dazu auch: hier). Katastrophale Epidemien schlagen sich bevölkerungsstatistisch anders nieder.

Für Deutschland beträgt die Differenz zwischen keiner Übersterblichkeit (2020) und einer grippe-assoziierten 0,01 (zu 2017) bis 0,02 (zu 2018) und zwischen zwei unterschiedlich schweren Grippe-Halbjahren (2017 und 2018) 0,01. Um genau diesen Betrag war die europäische Übersterblichkeit (betreffend die am Euromomo-Projekt teilnehmenden Länder mit einer Gesamtpopulation von rund 360 Millionen) während der Corona-Monate (ca. 180.000 Excess-Deaths) höher als im Zuge der Grippesaison 2017/18 (ca. 140.000 Excess-Deaths). 

Zwar stimmt es, dass jedes Leben zählt und (gleich viel) Gewicht hat, aber vor dem Hintergrund der prinzipiellen Sterblichkeit des Menschen zählen beispielsweise 0,01 Prozent (d.h. 40.000 Menschen) mehr oder weniger trotz „normaler“ oder halbwegs vernünftiger Gesundheitspolitik an einer Infektionskrankheit Gestorbene moralisch und juristisch anders als die Opfer einer direkten oder indirekten fahrlässigen Tötung in der Folge politischer Fehlentscheidungen und damit zusammenhängend medizinischer Falschbehandlungen und Übertherapien.

Während sich im Großen nicht belegen lässt, dass die Anti-Corona-Maßnahmen eine virenassoziierte (Über-)Sterblichkeit abgemildert hätten, so sind in ihrem Zuge auf der Ebene der Einzelschicksale doch viele Menschen mit oder ohne Infektion gestorben, die nicht gestoben wären, hätte es einen vernünftigen oder statt eines kontraproduktiven wenigstens gar keinen gesonderten Schutz der Alten und Schwachen gegeben. Aber selbst wenn die Bilanz der Lebensrettung – was äußert zweifelhaft ist – eine positive wäre, dank der Maßnahmen immerhin im Promillebereich also insgesamt tatsächlich weniger hochbetagte und zugleich vorerkrankte Menschen gestorben wären, stellte sich immer noch die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Maßnahme, über alle Insassen von Pflegeheimen, also Menschen, die durchschnittlich binnen zwei Jahren nach „Einlieferung“ sterben, ein menschenrechtsverletzendes mehrmonatiges Regime der Isolation und Überwachung verhängt zu haben.

Das Argument der Maßnahmen-Kritiker war nie, dass Altenschutz nicht lohnt, weil diese Menschen eh sterben. Im Gegenteil: Weil sie eh sterben, ist die Frage der Dauer und Radikalität des gesundheitsschädigenden und Lebensqualität raubenden Ausnahmezustands bei ihnen noch dramatischer als bei der Mehrheitsbevölkerung. Hier war der Ansatz der schwedischen Strategie moralisch und juristisch so fragwürdig wie der aller anderen westlichen Nationen. Zugutezuhalten bleibt Schweden, dass der epidemiologisch völlig unnötige Angriff auf die Freiheitsrechte und die wirtschaftlichen Existenzen der Normalbevölkerung in der radikalen Form unterlassen wurde, die in nahezu allen anderen bürgerlichen Demokratien einen eklatanten Bruch mit den eigenen zivilisatorischen Kodizes darstellt.

Da es weder kritischen Journalisten noch demonstrierenden Bürgern noch den Anträgen von AfD und FDP im Sommer gelungen ist, das Parlament zur Beendigung der „epidemischen Lage nationaler Tragweite“ zu bewegen, ist für den Winter, da reale Atemwegserkrankungen und entsprechende Tode wie immer wieder zunehmen werden, mit weiteren Restriktionen zu rechnen.

Teil 1 finden Sie hier.

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Leserpost

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Stephan Maillot / 13.10.2020

Dieser Artikel verdient das höchste Lob! Mehr Stoff zum Drüber-Nachdenken als in einem halben Jahr Mainstream-Presse!

Peter Holschke / 13.10.2020

Das Corona-Karussell dreht sich weiter. Das die Gefahr des Umbringens von Patienten u. a. durch Sterbehilfemedikamente und durch schädliche Überdruckbeatmung wurde bereits im März von mir angesprochem. Nun sind sie eben tot. Machts sich gut in der Corona-Statistik. Auf den Unfug der Theorie von der Herdenimmunität habe ich ebenso angeprangert. Nun wird Herdenimmunität für schädlich erklärt. Die Regierung hat sich durch schmaloseste Propagande in den Herbst gerettet, und der Winterhusten wird nun richtig zur neuen Pest erklärt. Wahnsinn, Wahsinn über alles, über alles in der Welt. Wer sich immer noch nicht fragt, was hier eigentlich abläuft, dem hat das Coronathema schon das Gehirn zerfressen. Was läuft hier? Das Neue Deutsche Reinheitsgebot wird durch Säuberung umgesetzt. Säuberung? Ja, Säuberung. Vielleicht sogar Entvölkerung. Und jetzt wird Dekonstruiertiert was das Zeug hält. Im Kampf gegen Corona kann man den unerklärten Krieg finden. Und nun darf sich jeder die Frage stellen, gegen wen Kriege regelmäßig geführt werden. Der Hauptfeind steht für die Macher offenbar im eigenen Land. Die Regierung hat dem Volk den Kampf angesagt oder gar das Volk sich selbst. Entsprechende Denkmuster wurden ausreichend implantiert. Z. B. Selbstterminantion zur Weltenrettung. Ich habe nicht genug Phantasie mir auszumalen, was jetzt noch kommt. Rette sich wer kann.

Horst Brackholz / 13.10.2020

Die Risikogruppe, von der sie sprechen, ist die spezielle Gruppe von sehr alten Menschen, die in Heimen leben müssen, da sie so schwer erkrankt sind (idR an dementiellen Syndromen), dass selbst eine intensiviert unterstützte Versorgung zu Hause nicht mehr möglich ist. Diese Bevölkerungsgruppe macht in den westlichen Industriestaaten ca 0,8% der Bevölkerung aus (Tendenz sinkend durch verbesserte häusliche Pflegemöglichkeiten). Die Anstrengungen, die für diese Bevölkerungsgruppe unternommen werden sind seit Jahren auf allen Ebenen enormer Art. Hier angesichts der (auch in Schweden) beispiellosen Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronaviruses etwas zu unterstellen (“hätten besser geschützt werden können”) ist mM meschugge.

Emma W. in Broakulla, Schweden / 13.10.2020

Ja, es stimmt das in Schweden 6 Monate die Altenheime für Besucher geschlossen waren. Erst ab O1. Oktober wurden sie wieder Besuch zugelassen. Das war durch die anfänglich sehr hohen Todeszahlen in Alten- und Pflegeheimen für die meisten Schweden auch nachvollziehbar. Sicher war es ein Fehler und am schlimmsten war für die Altenheimbewohner dass sie ihre Enkel nicht treffen konnten. Man muss aber bedenken dass hier die Kinder weiter zur Schule gegangen sind und daher Vorsicht geboten war. Wir haben in unserem Ort ein Altenheim in dem im Sommer sehr viele Aktionen im Freien veranstaltet wurden wo die Bewohner auch ihre erwachsenen Kinder und die Verwandten treffen konnten. Es wurden kleine Konzerte vor dem Haus aufgeführt und man hat versucht auf viele Art und Weise den Kontakt zu Verwandten und Freunden zu ermöglichen In anderen Orten würde das ähnlich gemacht. Wie ich schon gestern schrieb, haben wir eine 82jährige Freundin in Deutschland die seit März allein und sehr isoliert in ihrem Haus lebt Seit dem Sommer kommt einmal die Woche ihre Tochter wieder zu ihr und sonst nur der Pflegedienst. Ihrer gleichaltrigen Freundin wurde, bis vor wenigen Wochen, verboten sie zu besuchen. Nun kommt diese ab und zu wieder zu ihr. Unsre Freundin in Deutschland lebt viel isolierter als die Bewohner des hiesigen Altenheims. Die Aufhebung des Besuchs Verbots zum 1.Okt. in den schwedischen Altenheimen liegt auch darin begründet dass die Isolation in Herbst und Winter zu stark gewesen wäre. Die Schweden halten sich im Grossen und Ganzen an die Massnahmen die es hier ja auch gibt - allerdings auf freiwilliger Basis. Die Altenheime über den Winter unzugänglich für Besuche zu halten hätte man nicht hingenommen. Mein Mann und ich sind auf jeden Fall sehr froh das wir in Schweden leben und noch keinem Maskenzwang ausgesetzt waren und auch sonst mehr Freiheiten hatten und haben als wenn wir noch in Deutschland leben würden. Gruß aus Schweden.

Krug-Fischer, Bernhard / 13.10.2020

Nachdem am Sonntag zwei interessante Artikel von/zu der WHO im Netz zu finden waren, möchte ich nur einen Artikel erwähnen „Ups…WHO bestätigt (versehentlich), dass Corona nicht gefährlicher ist als eine Grippe“. Hier ein Auszug: „Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nun eher ungewollt bestätigt, was wir (und viele Experten und Forscher) seit Monaten sagen: Das Coronavirus ist nicht tödlicher und gefährlicher als die Grippe. Die WHO-Führer machten diese Ankündigung am Montag während eines Treffens, aber niemand schien zu verstehen, was tatsächlich gesagt wurde. Tatsächlich verstanden sie wohl selber nicht so genau was sie sagten. Während des Treffens enthüllte der WHO-Direktor Michael Ryan, dass schätzungsweise 10 Prozent der Weltbevölkerung mit Corona infiziert sind. Das ist viel mehr als die offizielle Zahl der Fälle (etwa 36 Millionen). Ungefähr 7,8 Milliarden Menschen leben auf der Erde. Wenn 10 Prozent infiziert sind, haben Sie es mit 780 Millionen Fällen zu tun. 1.062.360 Menschen sind an (oder mit) an Corona gestorben. Das entspricht einer IFR (Infektionstödlichkeitsrate) von etwa 0,14 Prozent, vergleichbar mit der Grippe.“ Tja, und wir fahren die Wirtschaft gegen die Wand und tragen Masken. Ich verstehe das ganze Theater nicht mehr. Aber eines ist sicher: um die Gesundheit geht es schon lange nicht mehr!

Johannes Kreis / 13.10.2020

Die Kritiker des schwedischen Weges übersehen gerne, dass auch in Deutschland 2/3 der mit einem positiven COVID-19 Test Verstorbenen pflegebedürftig waren. Die Hälfte davon, 1/3, kam direkt aus einem Pflegeheim. Also keine andere Situation als in Schweden. In UK leben Menschen mit positivem COVID-19 Test länger als die ohne. Währenddessen gab es laut TKK im 1. HJ 2020 weniger Kranke in D als in 2018. Und der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes berichtet, dass es in 2020 keine Übersterblichkeit im Verhältnis zu den Vorjahren gibt.  Wie reagieren die Mainstream Medien und die Politik auf diese Ergebnisse? Man ignoriert sie und hängt sich weiter an die (absolute) Zahl der positiven Tests. Und das RKI hat den Hinweis auf den Altersmedian von 82 Jahren der in D mit positivem COVID-19 Test Verstorbenen in den Tagesberichten entfernt.

D. Schmidt / 13.10.2020

Der Preis der Gesundheit ist eingeschränkte Freiheit wenn mann krank ist. Wer sich mit Krankheit im Bett liegend mit Medikamenten voll stopft und sich evtl. gerade noch aufs Klo schleppen kann, wird mit seiner Freiheit nicht viel anfangen können. Jeder hat aber die Freiheit sich ungesund zu ernähren, oder kann so viel Rauchen und saufen wie er will. Das ist die persönliche Freiheit die man hat. Solange die Gesundheit halt mitspielt. Bei Infektionen wie Grippe, Corona etc. hat man jedoch keine Freiheit sich das speziell herauszusuchen. Nur wer sich bewusst ignorant verhält kann damit rechnen früher oder später zu erkranken. Niemand will es in der Regel und man bekommt es plötzlich doch ohne Vorwarnung. In Apotheken Zeitschriften wird schon seit Jahrzehnten geschrieben wie man sich vor Erkältungen und Co. schützen kann. Leider hilft es aber nicht viel wie man jährlich an den Krankenständen nachzählen kann. Nun will der Staat mit Lockdowns, Strafen usw. dem Volk einen Schutz verschaffen indem er ihm die Freiheit beschränkt u. nimmt sogar dafür wirtschaftliche Probleme in Kauf. Das kommt natürlich nicht gut an bei der Bevölkerung die doch sonst sich selbst überlassen bleibt bei der täglichen Bewältigung aller Arten von Problemen. Man war gewohnt seine Konsequenzen für Fehlverhalten selber zu tragen. Nun wird man vom Staat bevormundet u. eingeschränkt. Corona interessiert das allerdings genauso wenig wie Influenza aller anderen Art. Selbst der Pest wäre es egal. Um dem Volk und der ganzen Welt nicht alles kaputt zu machen, sollte weltweit wieder normales Verhalten einkehren. Jeder ist für sich und seine Krankheiten (bzw. Schutz davor) selbst verantwortlich. Empfehlungen reichen aus. Den Rest klärt der Lauf der Geschichte. Wie schon seit 1000-enden von Jahren. Die Alternative dazu wäre nur: Totaler Lockdown, Wirtschaft am Ende, Milliarden Arbeitslose weltweit, totaler Kollaps u. noch mehr Tote. Wer die Wahl hat hat die Qual.

Lothar Hannappel / 13.10.2020

Ich bezweifle,  dass die Isolationspolitik einfallslos ist! Vielleicht ist sie menschenverachtend, grausam, bescheuert, oder von kranken Hirnen ausgedacht. Aber nicht einfallslos.

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