Rüdiger Stobbe / 15.01.2019 / 12:00 / Foto: Doenertier82 / 19 / Seite ausdrucken

Woher kommt der Strom? (Woche 1/2. 2019) 

Von Rüdiger Stobbe.

Das Herzstück der Energiewende sind die sogenannten Erneuerbaren – Sonne, Wind, Wasserkraft, Biomasse – ihr Ausbau soll die "Dekarbonisierung" Deutschlands bringen. Sie erzeugen Strom, ohne dass Braunkohle, Steinkohle, Gas verbrannt, ohne dass eine Kernspaltung erfolgen muss. Letztgenannte sind konventionelle Energieträger.

Anfang des Jahres, am 3.1.2019, teilte Petra Gerster in den Heute-Nachrichten des ZDF um 19:00 Uhr mit, dass der Anteil der Erneuerbaren an der Gesamtstromerzeugung Deutschlands 2018 gemäß Fraunhofer Institut ISE über 40 Prozent gelegen habe. Vor 10 Jahren seien es nur 16 Prozent gewesen.

Da sind wir ja auf einem guten Weg, denkt der unbedarfte Zuschauer. Leider fällt er auf die "Durchschnittsfalleherein. Weil Strom immer genau dann erzeugt werden muss, wenn er gebraucht wird, ist es nicht entscheidend, wie hoch der Anteil der erneuerbaren Energien im Durchschnitt ist. Entscheidend ist, dass Strom – auch Strom aus Erneuerbaren – zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Mit der Reihe „Woher kommt der Strom in Deutschland?“ wird hier gezeigt, welchen Beitrag die Erneuerbaren zur Stromversorgung in Deutschland leisten. Nicht im Durchschnitt, sondern Tag für Tag.

Die Kolumne greift auf die Daten des renommierten Fraunhofer Instituts für Solare Energiesystem (Fraunhofer ISE) zu, welche auf der Seite www.energy-charts.de tag-genau zur Verfügung gestellt werden, bereitet diese sinnvoll auf und analysiert sie.

Einmal pro Woche werden Sie auf achgut.com über die Ergebnisse informiert. Darüber hinaus werden Fragen zum lebenswichtigen Thema "Strom" im weitesten Sinn behandelt und soweit möglich beantwortet. Der heutige erste Beitrag analysiert wegen des Jahreswechsels einen 12-Tages-Zeitraum. In Zukunft werden immer 7 Tage (Sonntag bis Samstag) analysiert.

In den nächsten Wochen und Monaten wird sich diese Kolumne vor allem mit dem richtigen Zeitpunkt und der benötigten Strommenge beschäftigen. Zum richtigen Ort – Wo wird der Strom gebraucht? – wird es später ebenfalls Informationen geben. Die tag-genauen Strom-Daten des Fraunhofer Instituts ISE werden vor allem bezogen auf den Anteil der Erneuerbaren untersucht:

  • Wann erzeugen Windkraft- und Solaranlagen wieviel Strom?
  • Wozu reicht der Strom der Erneuerbaren aus?
  • Wieviel konventionelle (Fossil/Atom)-Energie muss zwecks Deckung des Strombedarfs zusätzlich erzeugt werden?
  • Wieviel „überschüssiger“ Strom wurde erzeugt. Warum?
  • Können konventionelle Energieträger abgeschaltet werden, weil Deutschland Strom exportiert?

Zu den Erneuerbaren zählen auch Wasserkraft und Biomasse. Diese beiden  Energieträger sind zuverlässig und grundlastfähig. Man kann immer mit knapp 0,2 TWh (Terawattstunden) pro Tag rechnen. Leider sind sie nicht beliebig ausbaubar. Das Maximum ist annähernd erreicht.

Die Analyse der Werte von 2019 (mit der Maus langsam über die Balken fahren. Die jeweiligen Tageswerte werden sichtbar. Bei Stopp über dem Tag dauerhaft. In der Leiste rechts können Sie weitere Charts und andere Zeiträume aufrufen) finden Sie hier als Tabelle. Und hier finden sie das entsprechende Chart. Die jeweiligen Tageswerte werden sichtbar. Bei Stopp über dem Tag dauerhaft. In der Leiste rechts können Sie weitere Charts und andere Zeiträume aufrufen). Und hier finden sie das daraus hergestellte Chart. Die Farbgebung der Tabelle entspricht der Farbgebung der Balken im Chart. So wird Zuordnung vereinfacht:

Insgesamt waren es sehr abwechslungsreiche 12 Tage zu Jahresbeginn. Konstant niedrig waren die Sonnenwerte. Diese sind im Herbst, im Winter naturgemäß gering. Anfang Februar, in der Januaranalyse schauen wir unter anderem, welchen Anteil die Sonne an der Stromerzeugung hatte.

Der Wind wehte an einem Tag so stark, dass fast das Jahresmaximum 2018 erreicht wurde. Zwei Tage später erreichte er aber auch bereits einen Tiefpunkt. Mehr dazu in den Tagesanalysen. In der Tagesanalyse wird die jeweilige Tagesstromerzeugung als Chart dargestellt. Einfach auf das Tagesdatum klicken. Und los gehts:

1.1.2019 Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 54,44 Prozent 

Neujahr ruhte sich Deutschland aus. Es wurden netto nur 0,56 TWh Strom verbraucht. Die Erneuerbaren hätten mit gelieferten 0,49 TWh fast für den gesamten benötigten Strom in Deutschland sorgen können. Da konventionelle Kraftwerke nicht einfach mal so abgeschaltet werden können, wurden zusätzlich 0,41 TWh konventionell erzeugt, von denen 0,34 TWh exportiert wurden. Ein guter Start in´ s Jahr 2019 für die Erneuerbaren.

2.1.2019 Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 48,44 Prozent

Mit netto 1,07 TWh war der Strombedarf bereits deutlich höher als tags zuvor. Die Erneuerbaren erzeugten 0,62 TWh. Konventionellwurden 0,66 TWh zugesteuert und 0,24 TWh wurden exportiert. Erneuerbare plus exportierter Strom hätten nicht ausgereicht, den Bedarf zu decken.

3.1.2019 Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 31,21 Prozent

Höherer Strombedarf als am 2.1. und recht niedrige Wind- und Sonnenstromerzeugung machen 1,08 TWh konventionelle Stromerzeugung nötig. Der Exportanteil liegt bei niedrigen 0,18 TWh.

4.1.2019  Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 42,51 Prozent

Mit netto 1,41 TWh ist der Strombedarf etwas höher als am 3.1. . Die Erneuerbaren liefern mit 0,71 TWh die Hälfte des Bedarfs. Konventionell werden 0,96 TWh erzeugt. Ein Überschuss von 0,26 TWh wird exportiert wird.

5.1.2019 Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 49,69 Prozent 

Die Erneuerbaren erzeugen mit 0,79 TWh so viel Strom, wie konventionell zugesteuert werden muss, um den Bedarf von 1,28 TWh zu decken. 0,31 TWh werden exportiert.

6.1.2019 Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 30,50 Prozent 

Ein schwacher Tag für die Erneuerbaren. Lediglich 0,27 TWh steuern Wind und Sonne zum Bedarf von netto 1,18 TWh an diesem Sonntag bei.

7.1.2019 Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 37,50 Prozent 

Die Wind- und Sonnenstromerzeugung zieht etwas an. Doch nur 0,63 TWh des Bedarfs von 1,46 TWh sind erneuerbarer Strom. Exportiert werden 0,22 TWh. Konventionell werden 1,05 TWh erzeugt.

8.1.2019 Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 63,59 Prozent

Heute ist der oben bereits angesprochene Tag, an dem Windstrom sehr hoch ist. Mit satten 1,0 TWh trägt er gemeinsam mit Sonnenstrom, Biomasse und Wasserkraft (1,17 TWh gesamt) zu 2 Dritteln des Bedarfs bei. Konventionell werden 0,67 TWh erzeugt. 0,27 TWh werden exportiert.

9.1.2019 Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 53,55 Prozent 

Zusammen bringen die Erneuerbaren auch heute noch fast 1 TWh auf die ´Stromwaage`. Der Bedarf ist mit netto 1,54 TWh ebenfalls recht groß. so dass bei einem Export von 0,29 TWh noch 0,85 TWh konventionell erzeugt werden müssen.

10.1.2019 Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 22,84 Prozent

Heute der Einbruch. Es wehte kaum Wind. Die Erneuerbaren erzeugten insgesamt 0,37 TWh. Windstrom trug nur 0,20 TWh bei. Zur Deckung des Bedarfs von netto 1,52 TWh. Konventionell wurden deshalb 1,25 TWh erzeugt.  Nur o,1 TWh wurden exportiert

11.1.2019 Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 37,91 Prozent

Heute war der Ertrag der Erneuerbaren eher gering. 0,69 TWh Anteil am Bedarf netto 1,58 TWh. Wieder ein hoher konventioneller Anteil von 1,13 TWh bei einen Export von 0,24 TWh.

12.1.2019 Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung: 55,49 Prozent

Die Windstromerzeugung zieht an. Zusammen bringen die Erneuerbaren mit 0,91 TWh weit mehr als die Hälfte der benötigten 1,30 TWh. Konventionell müssen lediglich 0,73 TWh erzeugt. Der Export ist mit 0,34 TWh relativ hoch.   

In der nächsten Woche wird neben der Wochenanalyse 13.1. bis 19.1.2019 eine Rückschau auf 2018 erfolgen.

  • Wie sahen 2018 die Werte der einzelnen Energieträger aus?
  • Was bedeutet es, wenn Strom exportiert werden muss?
  • Wie groß ist die Menge Exportstrom?
  • Was ist dran an der Aussage, dass wir so viel Strom exportieren, so dass wir locker aus der Braunkohle aussteigen könnten?
  • Gab es 2018 Tage, an denen besonders viel oder besonders wenig Strom durch Wind und Sonne erzeugt wurden?

Autor Rüdiger Stobbe war nach den Studium (Sozialwissenschaften/Germanistik, Abschluss 1. Staatsexamen) 30 Jahre in der Versicherungswirtschaft tätig. Davon die letzten 18 Jahre als selbständiger Versicherungsmakler. Er betreibt seit Februar 2016 den werbe- und kostenfreien Politikblog www.mediagnose.de.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Andreas Mertens / 15.01.2019

Jede “Gute Menschin” weiß doch ... guter Strom kommt nur aus der grünen Steckdose (gelagert im Netz), produziert von glücklichen Windrädern und gendergerechten Solarkorektorinnen, gewartet von Raktenspezialisten/innen (die noch nicht solange hier sind) .  Alles andere ist rechte Propaganda von alten, weißen, männlichen gentechnisch veränderten Reichs-Klimaleugnern (die schon länger hier sind).

R. Nicolaisen / 15.01.2019

Meinen Sie nicht, daß Sie eine andere Bezeichnung als “chart” finden könnten?!\\ Dummheit wächst ja vor allem auch durch blinde Übernahme…

Hartmut Bredereck / 15.01.2019

Prof. Werner Sinn hat sinnvollerweise den Strom aus erneuerbaren Quellen als “Zappelstrom” bezeichnet. Die Auflistung der Stromerzeugung aus Wind und Sonne in den ersten Januartagen 2019 unterstreicht die Richtigkeit der Bezeichnung. Ich frage mich schon lange, warum unsere Regierung und unsere Energieunternehmen nicht die Entwicklung von effektiven Stromspeichern vorantreiben, um wenigstens den überschüssigen Zappelstrom sinnvoll zu nutzen. Jede weitere Erhöhung der Leistung von erneuerbaren Energien ist doch kontraproduktiv, so lange keine langfristige Stromspeicherung erfolgt.

R. Nicolaisen / 15.01.2019

Was soll ich mit Terawattstunden, interessant ist die jeweilige momentane LEISTUNG und deren Schwankung. Und wie die oszilliert, hat doch schon H.W.Sinn vor ein paar Jahren in kernigen Schaubildern gezeigt. DIE zeigen Sie mal hier. Dann müssen Sie auch nicht jede Woche so’n überflüssigen Kram verbreiten. Abgesehen davon, daß ein Blick aus dem Fenster im Laufe der Tages- und Jahreszeiten genug zeigt.\\ Und wenn ich “Biomasse” lese, wächst auf meinem Kopf immer eine ganz große Haßkappe.\\ Und zum Renommee des ISE: Ich hab deren “Studie” zum “Ausstieg” und Ersatz durch “Regenerative” gelesen: “Wes Brot ich eß,...” und nicht mehr.

Rüdiger Riedel / 15.01.2019

Sehr geehrter Herr Stobbe, die von Ihnen gewählte Darstellung ist nicht viel besser als die des ZDF! Statt der Jahresenergien betrachten Sie die tagesweise erzeugte und verbrauchte Elektroenergie. Das ist auch eine geschönte Betrachtungsweise. Elektroenergie muss zu jeder Sekunde in der Menge erzeugt wie verbraucht werden. Für die Zuverlässigkeit ist damit nur die jeweilige Leistung zu jedem Zeitpunkt aussagekräftig. Die Solarenergie fällt damit sofort unter den Tisch (nachts scheint keine Sonne), sie kann also nur zusätzlichen Strom erzeugen während konventionelle Kraftwerke gedrosselt werden. Zum 1.1.2019 schreiben Sie: “Da konventionelle Kraftwerke nicht einfach mal so abgeschaltet werden können ...”. Die können sehr wohl abgeschaltet werden, sogar sehr schnell, aber dann bricht unser Mitteleuropäisches Stromnetz auch sofort zusammen. Windräder und Fotovoltaik können ein Stromnetz nicht aufrecht erhalten! Das Gerede, Braunkohlekraftwerke würden die Stromnetze “verstopfen” ist völliger Blödsinn, sie sind das Rückgrat des Netzes!

J. Wächter / 15.01.2019

Der Don Quijote von heute kämpft FÜR Windmühlen…

Leo Hohensee / 15.01.2019

Hallo Herr Stobbe, was gibt es für Gründe dafür, dass es zu so deutlichem Export kommt? Liegt es daran, dass die teilweise hohe “erneuerbare Energie” zur falschen Zeit zur Verfügung steht und damit die herkömmliche Erzeugung nicht geringer gefahren werden kann? Oder liegt es daran, dass die Erzeugung der Erneuerbaren am falschen Ort passiert und der Strom nicht transportiert werden kann (in Eimern z. B. A. Baerbock) ? Oder kommen da auch andere gleichzeitige Geschäftsabwicklungen zum Ausdruck? Oder sind auch technische Dinge verantwortlich? Danke

Jörg Themlitz / 15.01.2019

Einen Sachverhalt habe ich trotz zweimaligem lesen, nicht gefunden. Da es eine Strombörse gibt, den Strompreis an der Börse. Vorausgesetzt die sozialistische Planwirtschaft unter Ausplünderung der Stromkunden, Produkte (Strom) erzeugen die niemand braucht und verschenken bzw. mit Verlust verkaufen, hört zeitnah auf. Werden die Windmüller etc. bei starkem Wind und viel Sonne nur mit Verlust verkaufen können. Angebot und Nachfrage! Natürlich wird dann Frau Prof. Kempfert diverse Fantasiekosten erfinden, die den konventionellen Erzeugern zugeschlagen werden. Da deren Erzeugerpreis weit unter den Windmühlen etc liegt. Warum sollten auch diese gepamperten Einrichtungen zugeben, dass dieses Energiekonzept ein sozialistisches und damit zum Scheitern verurteiltes Konzept ist. Nach einem etwas trockenem Sommer und nachdem diverse Biobauern dadurch auf die Schnauze gefallen sind, hätte man doch bei dieser Öko Bio Klientel zarte Ansätze des Umdenkens erwarten können. Dass das Leben kein sozialistisches Wunschkonzert ist. Na ja, hätte.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com