Rüdiger Stobbe / 18.02.2025 / 11:00 / Foto: Doenertier82 / 1 / Seite ausdrucken

Woher kommt der Strom? 6. Analysewoche 2025

Die letzte Woche bewies erneut, dass eine kontinuierliche, dem Bedarf angepasste Stromerzeugung praktisch unmöglich ist. Entweder es ist zu wenig Strom vorhanden, oder es wird zu viel Strom erzeugt.

Die Windflaute, die mit Beginn des Februar startete, wurde von einem Windbuckelchen unterbrochen und endete schließlich am 6.2.2025 gegen 12:00 Uhr. In diesem Zeitraum wurde bis auf wenige Ausnahmen, Strom aus dem benachbarten Ausland importiert. Am 7.2.2025 baute sich ein stärkerer Windbuckel auf, der dann zum 9.2.2025 wieder abgeflaut war. Die Windstromerzeugung schwankt stark, die PV-Stromerzeugung bleibt winterlich schwach. Ein Blick auf das Prognosetool von Agora-Energiewende belegt, dass auch ein massiver Ausbau der regenerativen Stromerzeuger Wind- und Solarkraft die Residuallast nur wenig runterfahren würde. Ab dem 7.2.2025 reicht die Stromversorgung während der Windbuckelzeit aus. Danach kommt es wieder zu einer Stromlücke. Nur die Mittagsspitze ist Zeit des Stromüberflusses.

Es zeigt sich wieder einmal, dass eine kontinuierliche, dem Bedarf angepasste Stromerzeugung praktisch unmöglich ist. Entweder ist zu wenig Strom vorhanden, oder es wird viel zu viel Strom erzeugt, der zu niedrigen oder gar negativen Preisen abgegeben werden muss. So bleibt als „Lösung“ nur der vollkommen überdimensionierte Ausbau von Windkraft- und PV-Anlagen, die dem Bedarf entsprechend praktisch immer abgeregelt werden müssen. Der Wirkungsgrad würde sich nochmals verschlechtern. In Deutschland liegt der Volllastanteil der Anlagen Wind- und Solarenergie aktuell bei 23,4 Prozent für Windstromerzeugung und 8,8 Prozent für PV-Stromerzeugung (Zeitraum 1.1.2024 bis 9.2.2025). Konkret heißt das, dass aufgerundet vier Windkraftanlagen Strom erzeugen müssen, um die mögliche Strommenge einer dieser Anlagen zu erreichen. Bei PV-Anlagen sind es sogar mehr als 10 Anlagen. Dass diese Verhältnisse ökonomisch vollkommen unsinnig sind, leuchtet sofort ein. Zumal die große Schwankungsbreite der echten Erzeugung diese Werte nur im Überjahres-Durchschnitt auswirft. Oft ist es viel weniger: PV-Stromerzeugung bei Nacht. Sehr oft ist es viel mehr: PV-Stromerzeugung im Sommer über die Mittagszeit.

Bei der Windstromerzeugung ist es ähnlich. Genau deshalb funktioniert die Energiewende nur mit entsprechenden Subventionen. Und genau deshalb müssen auch Backup-Kraftwerke zur Verfügung stehen. Denn eine Verzehnfachung der jetzigen Windkraft- und PV-Leistung (bei Flauten mindestens notwendig) mit Abregelmöglichkeiten sowie Entschädigungen für entfallene Stromerzeugung wäre aberwitzig teuer, wären verschwendete Ressourcen und sind praktisch nicht handhabbar. Ein Blackout wäre vorprogrammiert. Hinzu kommt, dass etwa alle 20 bis 25 Jahre der EE-Park erneuert werden müsste. Sehr viel länger halten die Anlagen nicht.

Im Zusammenhang mit den immer wieder von unseren Freunden der Energiewende hervorgehobenen ach so niedrigen Gestehungskosten der „Erneuerbaren“ sei angemerkt, dass Kosten, die durch das EEG entstehen, so wie die Kosten für den notwendigen konventionellen Backup-Park nie enthalten sind. Am Ende bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Da sorgen die Erneuerbaren ein um das andere Mal dafür, dass bereits heute wegen massiver Übererzeugung der Strom verschenkt oder mit Bonus abgegeben werden muss. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Energiewende nur deshalb noch nicht abgesagt wurde, weil der klimaindustrielle Komplex weiter richtig gutes Geld auf Kosten der Stromkunden und der Steuerzahler verdient. Ein wesentlicher Nutzen, insbesondere für das sogenannte „Klima“, entsteht ansonsten nicht.

Wochenüberblick

Montag 3.2.2025 bis Sonntag, 9.2.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 34,3 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,7 Prozent, davon Windstrom 27,1 Prozent, PV-Strom 7,3 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,4 Prozent.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 6. Analysewoche ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 6. KW 2025: Factsheet KW 6/2025  – ChartProduktionHandelswocheImport/Export/Preise, CO2Agora-Chart 68 Prozent AusbaugradAgora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.

Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem Jahresverlauf 2024/25 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.

Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.

Tagesanalysen

Montag, 3.2.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 17,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 29,4 Prozent, davon Windstrom 7,5 Prozent, PV-Strom 9,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,4 Prozent.

Tag drei der Windflaute. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 3. Februar ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 3.2.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.

Dienstag, 4.2.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 28,8 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 39,7 Prozent, davon Windstrom 21,4 Prozent, PV-Strom 7,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,9 Prozent.

Tag 4 der Windflaute. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 4. Februar  ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 4.2.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.

Mittwoch, 5.2.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 28,8 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 39,2 Prozent, davon Windstrom 23,2 Prozent, PV-Strom 5,6 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,4 Prozent.

Das Windbuckelchen in der Nacht. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 5.2.2025 ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 5.2.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.

Donnerstag, 6.2.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 20,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 31,6 Prozent, davon Windstrom 17,3 Prozent, PV-Strom 3,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,1 Prozent.

Die Flaute geht zu Ende. Die Strompreisbildung. Das Preisniveau fällt für den Rest der Woche.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 6. Februar ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 6.2.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.

Freitag, 7.2.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 53,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,1 Prozent, davon Windstrom 48,5 Prozent, PV-Strom 4,5 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,0 Prozent.

Der Wind frischt auf. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 7.2. 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 7.2.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Samstag, 8.2.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 48,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 58,0 Prozent, davon Windstrom 36,8 Prozent, PV-Strom 11,3 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,9 Prozent.

Eine Winddelle über Mittag. Weitere Tendenz fallend. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 8. Februar ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 8.2.2025: ChartProduktion, HandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Sonntag, 9.2.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 35,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,7 Prozent, davon Windstrom 25,4 Prozent, PV-Strom 10,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,0 Prozent.

Kurze Flautenphase oder Beginn einer neue Flaute? Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 9. Februar ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 9.2.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten. 

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? seit Beginn des Jahres 2019 mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

 

Rüdiger Stobbe betreibt seit 2016 den Politikblog MEDIAGNOSE.

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Leserpost

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Michael Palusch / 18.02.2025

Nach wie vor, halte ich die prozentuale Angabe der “Erneuerbaren” an der GesamtstromERZEUGUNG für mindestens grob irreführend. Die einzig wirkliche Vergleichsgröße ist m.M.n. der Gesamtstromverbrauch. Hat man nur noch “Erneuerbare”, ist der Anteil an der Erzeugung immer 100%, ganz gleich, wie hoch der Verbrauch ist. Beispiel: 03.02.25   (Daten Agorameter) Erzeugung gesamt 1.325,559 GWh Solar 117,063GWh (8,8%) Wind 83,092GWh (6,5%) —’——————————————————— Gesamtstromverbrauch 1.538,64GWh Solar 117,063 (7,6%) Wind 83,092 (5,4%) Die Angabe “Anteil an der Erzeugung” vernebelt nämlich, dass wir am 03.02.25 ein Erzeugungsdefizit von 213,1GWh hatten, für das die Verbraucher 154,51€ pro MWh, mithin also ~33.000.000€, ins Ausland zu überweisen hatte.

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