Rüdiger Stobbe / 08.06.2021 / 10:00 / Foto: Doenertier82 / 1 / Seite ausdrucken

Woher kommt der Strom? 21. Woche

An den ersten vier Tagen der 21. Analysewoche (Abbildung) war die Windstromerzeugung kräftig, die PV-Stromerzeugung ließ zu wünschen übrig. An den letzten drei Tagen der Woche war es umgekehrt. Die konventionelle Stromerzeugung (Abbildung 1) folgte der regenerativen. An den letzten drei Tagen jedoch nur so weit, dass erhebliche Stromlücken und eine gleichzeitig zu hohe Stromübererzeugung per Photovoltaik über Mittag vermieden wurde. Dennoch musste am Sonntag Strom mit Bonus (Abbildung 2) verschenkt werden.

Es lässt sich gut erkennen, dass der Strompreis dem Im- und Exportgeschehen folgt. Wird Strom exportiert, geschieht dies zu günstigen bis sehr günstigen Preisen. Beim Import ist es umgekehrt. Das belegt auch der Blick auf die Durchschnittswerte der 21. Woche. 61,60 €/MWh mussten für den Stromimport von 406,1 GWh gezahlt werden. Für eine MWh Stromexport wurden lediglich 37,31 € erzielt. Das allerdings für 857,2 GWh. Rechnet man den Durchschnitt aus Im- und Export aus, erzielte Deutschland für die per Saldo exportierten 451,1 GWh Strom 34,4€/MWh. Die Betrachtung von Abbildung 3 zeigt die Struktur der 21. Woche unter dem Aspekt der handelnden Akteure. Am Samstag und Sonntag wird sichtbar, wie unsere Nachbarn die Preisdifferenzen nutzen, um gute Geschäfte zu machen. Österreich und Polen seien als Beispiele genannt.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und die daraus generierte Tabelle liegen unter Abbildung 4 ab. Es handelt sich um Werte der Nettostromerzeugung, der „Strom, der aus der Steckdose“ kommt, wie auf der Webseite der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. 

Die Charts mit dem Jahres- und Wochenexportzahlen liegen unter Abbildung 5 ab. Abbildung 6 ermöglicht, dass Sie ihr eigener Energiewender werden. Abbildung 7 beinhaltet die Charts, welche eine angenommene Verdoppelung und Verdreifachung der Wind- und Solarstromversorgung visualisieren.

Eine besonders bemerkenswerte Mitteilung einer Elektronikfirma aus China (Im Sommer gibt es in China Stromzuteilung & Stromrationierung!) an ihre Partner in Deutschland wird unter Abbildung 8 veröffentlicht. Der Name der Firma in China und der deutsche Partner sind mir bekannt. Es ist garantiert kein Fake.

Demnächst wird stromdaten.info um ein CO2-Tool ergänzt werden. Das Tool erlaubt eine Sicht auf den CO2-Ausstoß, der Deutschland mit importiertem Strom zwar nicht angerechnet wird, der dennoch – im Ausland – in die Atmosphäre geblasen wird. Dies ist vor allem deshalb wichtig, weil Deutschland in den vergangenen Jahren immer mehr Strom importiert hat. 

Beachten Sie bitte unbedingt den Stromdateninfo-Tagesvergleich ab 2016 in den Tagesanalysen. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Überhaupt ist das Analysetool stromdaten.info mittlerweile ein sehr mächtiges Instrument der Stromdatenanalyse geworden.

Die Tagesanalysen

Montag, 24.5.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 69,25 Prozent, davon Windstrom 35,57 Prozent, Solarstrom 18,61 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,07 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Montagmittag: 60 GW Bedarf, 53 GW (12:00 Uhr) regenerative Stromerzeugung, der Strompreis geht in den Keller. Bis zum späten Nachmittag produzieren die Konventionellen das Minimum (20 GW). Dann reicht es gerade so aus, um die Vor- und Abendstromlücke auf ein Minimum zu reduzieren. Eine feine Leistung. 

Dienstag, 25.5.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 63,27 Prozentdavon Windstrom 35,70 Prozent, Solarstrom 14,43 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,14 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute exportiert Deutschland per Saldo den ganzen Tag Strom. Unter dem Strich werden 57,08 €/MWh eingenommen. Die Konventionellen halten sich weitgehend bedeckt. Die PV-Stromerzeugung ist nicht so stark wie gestern. Dennoch ist die regenerative Stromerzeugung stark. Der Handelstag. Heute sieht man sehr schön, wie die Schweiz Preisdifferenzgeschäfte macht. 

Mittwoch, 26.5.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,22 Prozentdavon Windstrom 37,18 Prozent, Solarstrom 11,13 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,92 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch der Mittwoch ist ein kompletter Exporttag. Die Konventionellen produzieren etwas mehr als gestern. Aber auf niedrigem Niveau. Der Preis unterliegt den meist üblichen Schwankungen. Morgens und abends hoch, mittags und früh am Morgen tief. Allerdings auf hohem Niveau. Insgesamt werden per Saldo 64,43 €/MWh für 70,19 GWh erzielt. Der Handelstag.

Donnerstag, 27.5.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,49 Prozentdavon Windstrom 30,92 Prozent, Solarstrom 11,04 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,52 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung lässt über Tag kontinuierlich nach. Die Solarstromerzeugung ist ebenfalls nicht stark. Die konventionelle Stromerzeugung liegt bei knapp 40 GW. Zu Abend entsteht eine große Stromlücke, die hochpreisig geschlossen werden muss. Per Saldo bleiben dennoch über 66 €/MWh Ertrag für den Exportstrom. Der Handelstag.

Freitag, 28.5.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,44 Prozent, davon Windstrom 11,69 Prozent, Solarstrom 18,55 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,20 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Freitag mit schwacher Wind- und recht ordentlicher Solarstromerzeugung bringt zwei Stromlücken, die beide hochpreisig geschlossen werden müssen. Die Konventionellen schließen die Lücken nicht. Deutschland importiert mehr Strom als es exportiert. Über 109 €/MWh Importstrom musste Deutschland, der Stromkunde in Deutschland per Saldo bezahlen. Der Handelstag. Schauen Sie mal nach, welche Nachbarn besonders gute Preisdifferenzgeschäfte machen. 

Samstag, 29.5.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,41 Prozent, davon Windstrom 11,76 Prozent, Solarstrom 24,40 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,25 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

Der Sonnabend gestaltet sich ähnlich wie der Freitag. Zwei Stromlücken, die hochpreisig geschlossen werden. Über Mittag fällt der Preis, der Exportpreis in den Keller. Bleibt aber wenigstens über Null, weil die Konventionellen ihre Produktion absenken. Unter dem Strich exportiert Deutschland 24,24 GWh Strom. Für schlappe 15,67 €/MWh. Der Handelstag. Österreich schießt heute den Preisdifferenzvogel ab. Deutschland gibt für 6,438 GWh Exportstrom für Österreich noch 14,27 €/MWh mit.  

Sonntag, 30.5.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,71 Prozent, davon Windstrom 11,75 Prozent, Solarstrom 31,78 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,19 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Wenig Bedarf, viel Solarstrom, das sieht nicht gut aus. Selbstverständlich zwei gewaltige Stromlücken. Die Konventionellen halten sich bedeckt. Das Mittagsdesaster soll nicht noch vergrößert werden. Die Preise fallen auch so in den negativen Bereich. Schauen Sie hier, wie die Preise insgesamt aussehen. Für den Sonntag. Für die komplette Analysewoche

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

 

Rüdiger Stobbe betreibt seit über fünf Jahren den Politikblog http://www.mediagnose.de.

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Andreas Mertens / 08.06.2021

Wäre es vermessen zu erbitten, dieser vor Information nur so berstenden Rubrik eine weitere Statistik hinzuzufügen? Eine Aufsummierung der bereits entstandenen Gesamtkosten. Z. Bsp. im Vergleich zu anderen, weniger ... progressivere, nachhaltigen und bunteren Ländern .. als dem Umweltmeister der Herzen ... Deutschland! Beginnend mit der großen vaterländischen Energierevolution, um Die uns ohne jeden sozialistischen Zweifel, die gesamte Welt beneidet. Verdammt, jetzt bin ich wieder so nachhaltig begeistert, ich muss jetzt gleich mein Winkmittel aus dem Fundus für staatsbeglückende Momente holen und auf dem Balkon das beste Deutschland aller Zeiten hochleben lassen.

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