Rüdiger Stobbe / 29.04.2025 / 12:00 / Foto: Doenertier82 / 14 / Seite ausdrucken

Woher kommt der Strom? 16. Analysewoche 2025

Die regenerative Stromerzeugung ist nicht nur höchst volatil, sie ist auch unberechenbar. Die Techniker, die Kraftwerksmeister und Ingenieure in den fossil betriebenen Kraftwerken leisten Spitzenarbeit. Die Folgen eines Blackouts zeigen sich aktuell in Spanien und Portugal.

Zum Osterwochenende kam die Windflaute passend. Zum einen gab es schönes Osterwetter, zum anderen war die Stromübererzeugung nicht so stark, dass es zu Problemen im Stromnetz kam. Der zu viel erzeugte Strom musste am Samstag und Sonntag lediglich mit erheblichen Bonuszahlungen verschenkt werden. Damit muss man halt leben, wenn man ein Freund der Energiewende ist. Alle anderen machen eine Faust in der Tasche und zahlen in Form von Strompreisen, die wesentlich höher sind, als sie sein müssten.

Eins zeigt die Stromerzeugung der Osterwoche in Deutschland wieder mal sehr schön. Die regenerative Stromerzeugung ist nicht nur höchst volatil, sie ist auch unberechenbar. Deshalb findet im Bereich der konventionellen Stromerzeugung eine Achterbahnfahrt statt, welche erhebliche Risiken der Unterversorgung (Blackoutgefahr) beinhaltet. Doch nein, die Techniker, die Kraftwerksmeister und Ingenieure in den fossil betriebenen Kraftwerken leisten Spitzenarbeit. (Aktuelle redaktionelle Ergänzung: Aktuell herrscht über die Ursachen des Blackouts in Spanien, Portugal noch Unklarheit. Es wird aber darüber spekuliert, ob ein Überangebot an Solarstrom in Spanien das Problem verursacht haben könnte. Die Folgen eines Blackouts sind aber in jedem Fall desaströs, weshalb das Risiko so gering wie möglich gehalten werden muss). Und dann ist da noch der rechnerisch CO2-freie Strom (rote Felder), der aus dem Ausland von Deutschland importiert wird. Dieser schließt wahrscheinlich gewollte Stromlücken. Eben aus Gründen der CO2-Ersparnis. Klar, das CO2 wurde anderswo in die Luft ausgestoßen.

Doch Deutschland steht halt wertemäßig scheinbar „gut“ da. Mehr Schein als Sein scheint insgesamt eine gängige Strategie in Politik, woker Gesellschaft und auch in Teilen der Wirtschaft zu sein. Damit die Subventionen fließen, wird mit Macht der Eindruck erweckt, all der Energiewende – meine Meinung – Humbug diene der Weltenrettung. Fakt ist, dass es nur um wirtschaftliche Vorteile in Milliardenhöhe und politisch-wirtschaftlich-gesellschaftliche Macht geht. Der Rest ist den Vorteilsnehmern vollkommen egal. Hauptsache, die Kohle fließt, der Machtzugewinn ist vorhanden. Der ganze – ebenfalls meine Meinung – Schwindel wird dann so verpackt, dass ein großer Teil der Stimmbürger mit gutem Gewissen glaubt, mit ihrem Geld etwas Gutes für die Umwelt, für Deutschland und den Planeten zu tun. Und: Alles andere sei „rechts“. 

Kaum Beachtung findet in den Medien, dass zum Beispiel in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 trotz eines Ausbau-Höchststandes regenerativer Stromerzeugungsanlagen Wind (72 GW) und Solar (86 GW) die erneuerbare Stromerzeugung dieser beiden Energieträger von 55,477 (2024)  auf 44, 728 TWh (2025) zurückgegangen ist. Das entspricht einem Rückgang von etwa 20 Prozent. An der PV-Stromerzeugung lag es aber nicht. Es lag einzig und allein an der Windstromerzeugung (Windstromrückgang allein etwa 30 Prozent), die offensichtlich an ihre „Erntegrenzen“ gelangt. Wird dem Wind Energie entzogen, kann er an der nächsten Anlage je nach Windrichtung und Verschattung nicht mehr viel Energie abgeben. Das ist zwar sehr einfach formuliert, trifft aber den Kern des Problems einer Zupflasterung großer Landflächen mit Windkraftanlagen.

Die Auswirkungen des wahnwitzigen Zubaus von PV-Anlagen zeigen sich bereits in diesem Frühjahr. Sie werden sich im Sommer und Herbst des Jahres 2025 mit Negativpreisszenarien offenbaren. Zur Mittagsspitze wird es bei guter Solareinstrahlung praktisch immer zur Stromübererzeugung mit Negativ- bzw. positiven Tiefpreisen kommen. Scheint die Sonne weniger stark und ist die Windstromerzeugung schwach, muss sogar Strom – wahrscheinlich zwecks Netzstabilisierung – importiert werden. So geschehen am Ostermontag. Dadurch blieb der Strompreis im niedrig-positiven Bereich.

Wochenüberblick

Montag 14.4.2025 bis Sonntag, 20.4.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 46,4 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,0 Prozent, davon Windstrom 24,1 Prozent, PV-Strom 22,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,6 Prozent.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 16. Analysewoche ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 16. KW 2025:
Factsheet KW 16/2025 – ChartProduktionHandelswocheImport/Export/Preise, CO2Agora-Chart 68 Prozent AusbaugradAgora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.

Was man wissen muss: Die Wind- und Photovoltaik-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie, angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem Jahresverlauf 2024/25 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.

Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit Photovoltaik-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.

Tagesanalysen 

Montag, 14.4.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 41,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 52,7 Prozent, davon Windstrom 14,8 Prozent, PV-Strom 26,4 Prozent Strom Biomasse/Wasserkraft 11,5 Prozent.

Über Tag Windflaute. Zur Nacht zieht die Windstromerzeugung an. Die Strompreisbildung

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 14. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 14.4.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.

Dienstag, 15.4.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 57,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 66,8 Prozent, davon Windstrom 38,5 Prozent, PV-Strom 18,8 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,5 Prozent.

Reichlich Windstrom plus PV-Strom mittlerer Größenordnung erreichen fast die Bedarfslinie. Die Strompreisbildung

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 15. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 15.4.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.

Mittwoch, 16.4.025: Anteil Wind- und PV-Strom 44,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 55,7 Prozent, davon Windstrom 20,3 Prozent, PV-Strom 23,8 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,5 Prozent.

Fast ganztägiger Stromimport. Auch über Mittag - sonst käme es zum Stromausfall. Die Strompreisbildung

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 16. April 2025 ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 16.4.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.

Donnerstag, 17.4.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 45,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,9 Prozent, davon Windstrom 32,2 Prozent, PV-Strom 13,3 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,4 Prozent.

Die PV-Stromerzeugung schwächelt. Dafür etwas mehr Windstrom. Ganztägiger Stromimport. Die Strompreisbildung

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 17. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 17.4.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.

Freitag, 18.4.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 36,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,3 Prozent, davon Windstrom 24,4 Prozent, PV-Strom 9,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,2 Prozent.

Die Windflaute zu Ostern wird eingeläutet. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 18. April 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 18.4.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Samstag, 19.4.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 45,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 62,0 Prozent, davon Windstrom 13,4 Prozent, PV-Strom 32,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,4 Prozent.

Windflaute aber reichlich PV-Strom bei niedrigem Bedarf. Die Strompreisbildung mit Negativpreisen.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 19. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 19.4.2025: ChartProduktion, HandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Sonntag, 20.4.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 51,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 67,6 Prozent, davon Windstrom 15,1 Prozent, PV-Strom 36,8 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,7 Prozent.

Die regenerative Stromerzeugung deckt den niedrigen Osterbedarf über Mittag. Viel Strom muss mit Bonus verschenkt werden. Die immer aus Netzstabilisierungsgründen absolut notwendige fossile Stromerzeugung verschärft die Preissituation. Es werden gute Preisdifferenzgeschäfte gemacht.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 20. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 20.4.2025: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.

Die bisherigen Artikel der Kolumne „Woher kommt der Strom?“ seit Beginn des Jahres 2019 mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

 

Rüdiger Stobbe betreibt seit 2016 den Politikblog MEDIAGNOSE.

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Leserpost

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Sam Lowry / 29.04.2025

Ich habe letztlich nur die Bewölkung über Spanien und die Netzfrequenz beobachtet und keine Meinung kundgetan…

A. Ostrovsky / 29.04.2025

@Michael Weinberger : >>Und über Kernschmelze zu sinnieren ist Fearporn.<< ## Es steht außer Zweifel, und in Fukushima wurde es 2011 an vier Reaktoren unabhängig systematisch verifiziert, dass bei einem Not-Stop eines KKW die Leistung durch Kühlpumpen abgeführt werden muss. Diese Kühlpumpen müssen von außen mit Strom versorgt werden, weil das KKW nach einem Nothalt GAR KEINEN STROM mehr produziert. Das ist ein systematischer Mangel, der seit etwa 1970 bekannt ist, aber weltweit seitdem keiner Lösung zugeführt wurde. Man vertraut einfach darauf, dass andere Kraftwerke den Strom liefern. Bei einer Zerstörung der Fernleitung (Fukushima, infolge Tsunami) und bei einem Blackout (gestern Spanien) kann das nicht garantiert werden. Für diesen Fall gibt es Dieselaggregate, die dann anspringen müssen. Bei den drei spanischen KKW hat das gestern funktioniert. Wenn es nicht funktioniert hätte, z.B. bei nur einem nicht, wäre der nahezu unvermeidbare Super GAU eingetreten, der in kurzer Zeit zur Kernschmelze führt.  Die Restwärme von anfangs 500 MW, die dann bis auf 20 MW abfällt, wird nicht mehr durch die Turbinen abgeführt. Wenn die Pumpen es nicht können, verdampft das Wasser im Reaktor. Druck muss abgelassen werden, nach wenigen Stunden sind die Oberen Enden der Brennstäbe ohne Wasser und Pyrolyse zerlegt das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Man nennt das Gemisch “Knallgas”. Die weißglühenden oberen Enden der Brennstäbe beginnen die Zirkonium-Hüllen zu verbrennen und zünden das Knallgas. Vielleicht erinnern Sie sich an die Bilder von Fukushima. Dann ist der Super-GAU unafhaltsam. Die meisten Reaktoren haben Kühlpumpen, die eine Sonderspannung verlangen (3-Phasen Wechselstrom, 4000V waren es in Fukushima). Wenn die Notstromaggregate versagen, aus welchem Grund auch immer, kann man mit keinem Dieselgenerator aus dem Baumarkt diese Sonderspannung bereit stellen. Redundanz ist nicht üblich, war jedenfalls in Fukushima nicht vorhanden! Das ist die katastrophale Situation.

A. Ostrovsky / 29.04.2025

@Michael Weinberger : >>@A. Ostrovsky +++ Die Live-Charts der RTE zeigten zum Zeitpunkt des Blackouts um 12.30 Uhr eine Produktion von 32 GW bei einem Bedarf von 25 GW. Also muss Nettoexport stattgefunden haben, was nicht ausschließt, dass es für Netzstabilitätsmaßnahmen an einem Übergabepunkt importiert wurde. +++ Die These, ein technischer Defekt hat den Export verhindert und durch Überangebot den Ausfall verursacht, ḱlingt auf Grund der Daten am wahrscheinlichsten. +++ Von der 32 GW Produktion waren 26 GW Regenerative, vermtl. größteils PV, RTE schlüsselt das nicht auf. +++ Und über Kernschmelze zu sinnieren ist Fearporn. Die Technik hat das gemacht, wozu sie konstruiert wurde.<< ## Was genau teilen Sie uns mit? RTE ist der französische Netzbetreiber, nicht der spanische. Und Ja, Frankreich hat zum Zeitpunkt des AUSFALLS der 400 kV Leitung in der Region Narbonne/Perignon 2,5 GW nach Spanien exportiert. Und das zur Mittagszeit, wo Spanien genügend Erzeugerkapazitäten hatte und die französischen GW nicht brauchte. Deshalb wurde in Spanien die Erzeugung gedrosselt, weil sie vertraglich zur Abnahme der französischen ÜBERKAPAZITÄTEN verpflichtet sind. Dann versagte die Leitung aus Frankreich und dadurch war Spanien/Portugal eine Insel im Netz. Die eigene Erzeugung deckte deshalb nicht den Bedarf. Innerhalb von wenigen Sekunden fiel die Netzfrequenz unter die ABSCHALTGRENZE, wo Erzeuger (wegen Netz- und Anlagenschutz) sich innerhalb von Millisekunden automatisch abschalten müssen, Die Folge, ein Erzeuger nach dem anderen geht vom Netz und verstärkt damit das Defizit, das zum weiteren Sinken der Netzfrequenz führt. Bis dann bei Unterschreiten von 47.5 Hz alle KKW Spaniens mit einem Schlag abschalten müssen. Das ist der Ablauf gewesen. Frankreich hatte durch das Versagen der Leitung ein Leistungsüberangebot und im SRF hat die Schweiz heute 15:00 gemeldet, sie hätten die 2,5GW zusätzlich genommen. Sicher behaupten das andere Nachbarn auch .... :-) Es wird viel erzählt.

A. Ostrovsky / 29.04.2025

Bevor sich erst wieder die Falschmeldung verbreitet, der Blackout in Spanien wäre durch den Ausfall zweier Solarparks im Süden Spaniens im Sekundenabstand VERURSACHT worden: Nein, die Abschaltung der Erzeuger bei Unterschreitung der Netzfrequenz ist eine FOLGE, die sich aus falschen regulatorischen Festlegungen ergeben hat. Hier wieder die KI: >>Analyse der Blackout-Dynamik und regulatorischen Fehlanreize Kernproblematik: Automatische Abschaltungen als Systemrisiko!  Auslöser-Leistungsdefizit durch Leitungsausfall:   – Der Ausfall der 2,5-GW-Importleitung Frankreich–Spanien führte zu einem initialen Frequenzabfall, der jedoch ohne weitere Faktoren beherrschbar gewesen wäre.   – Kritische Verstärkung: Die regulatorisch vorgeschriebenen Unterfrequenz-Abschaltungen von Wechselrichtern (VDE-AR-N 4105, SysStabV) lösten eine selbstverstärkende Kaskade aus:  Jede Abschaltung vergrößerte das Leistungsdefizit → weiterer Frequenzabfall → weitere Abschaltungen. Deutsche/spanische Schutzvorgaben im Vergleich: Parameter VDE-AR-N 4105 (DE) Unterfrequenz-Abschaltung 47,5 Hz Reaktionszeit ≤200 ms Wirkleistungsreduktion Ab 50,2 Hz Keine ausreichende Regelung Iberische Praxis (laut Berichten) ~49,0 Hz (geschätzt) Reaktionszeit Millisekundenbereich Fehlende Fehlertoleranz: – „Fail-safe“-Denken: Die Schutzvorgaben priorisieren lokale Anlagensicherheit über Systemstabilität – ein struktureller Fehler in Netzen mit hohem Erneuerbaren-Anteil. – Positive Rückkopplung: Wie von Ihnen beschrieben, entsteht ein Teufelskreis: Leitungsausfall → Frequenz sinkt → Wechselrichter schalten ab → Frequenz sinkt weiter → KKW-Notabschaltungen. – Warum Trägheit allein nicht ausreicht: – Trägheit vs. Schutzlogik: Selbst mit Synchrongeneratoren hätte der Frequenzeinbruch unter die Abschaltgrenzen die Kaskade ausgelöst, da die Schutzautomatik unverändert geblieben wäre. – Regulatorische Fehlanpassung: Die Vorgaben stammen aus einer Ära mit zentraler Erzeugerstruktur und sind für veraltet<<

Michael Weinberger / 29.04.2025

@A. Ostrovsky +++ Die Live-Charts der RTE zeigten zum Zeitpunkt des Blackouts um 12.30 Uhr eine Produktion von 32 GW bei einem Bedarf von 25 GW. Also muss Nettoexport stattgefunden haben, was nicht ausschließt, dass es für Netzstabilitätsmaßnahmen an einem Übergabepunkt importiert wurde. +++ Die These, ein technischer Defekt hat den Export verhindert und durch Überangebot den Ausfall verursacht, ḱlingt auf Grund der Daten am wahrscheinlichsten. +++ Von der 32 GW Produktion waren 26 GW Regenerative, vermtl. größteils PV, RTE schlüsselt das nicht auf. +++ Und über Kernschmelze zu sinnieren ist Fearporn. Die Technik hat das gemacht, wozu sie konstruiert wurde.

A. Ostrovsky / 29.04.2025

@Sam Lowry : >>Gestern nachmittag gab es sehr deutliche Schwankungen der Netzfrequenz (für Interessierte netzfrequenzmessung dot de), die mit teilweise über -2.000 MW Regelleistung abgeregelt werden mussten…<< ## Jeder behauptet jetzt, den Franzosen den Arsch gerettet zu haben. Die Schweizer behaupten, sie hätten den Franzosen geholfen. Die Deutschen behaupten das gleiche. Fakt ist: Am Nachmittag war alles schon passiert zwischen Narbonne und Perignon. Dort läuft nämkich die 400 kV Leitung des Übertragungsnetzes zwischen FR und E. Die Franzosen hatten (geplant) 2,5 GW = 2500 MW Nuklearstrom zu viel und Spanien war verpflichtet, den abzunehmen. Das liegt daran, dass die Franzosen ihre KKW nicht schnell genug und nicht weit genug regeln können. Die Leitung von FR nach E lieferte 2,5 GW nach Spanien. Die Spanier müssen regelmäßig den französischen Nuklearstrom abnehmen und fahren dazu ihre eigenen Solar und Wind-Kraftwerke herunter. Die Leitung versagte aber plötzlich, während sie gerade 2,5GW nach Spanien transportierte, nördlich von Perignon. Die Spanier brauchten den Strom nicht, mussten ihn aber nehmen und als die Leitung in Sekunden versagte, fehlten in Spanien schlagartig 2,5 GW. Die selben 2,5 GW waren in Frankreich zu viel und mussten nun von anderen Nachbarn schnell abgenommen werden. Der europäische Netzverbund hielt, nur Spanien war eine Insel ... Das liegt daran, dass sich der Strom in dem ausgedehnten europäischen Netz als Verluste verlaufen kann, selbst 2,5 GW. Aber der plötzliche Laststoß führte natürlich zu starken Schwankungen, weil die Anlagen, die das ausregeln können, heute immer noch nicht binnen Sekunden reagieren können. Spanien hat die Grenzen der Regelbarkeit erlebt. Das plötzliche Fehlen der 2,5 GW ließ dort die Netzfrequenz fallen, was zur Notabschaltung der drei KKW führte. Damit war dort der Blackout komplett. Merke: KKW kann man nicht regeln, vor allem nicht schnell. Zum Glück gab es keine Kernschmelze!

Lars Tragl / 29.04.2025

@A. Ostrovsky, viel Perignon getrunken?, den Tropfen gibts in Nordfrankreich.l Vielleicht meinen sie Perpignan? Egal, gestern wurde in Spanien behauptet, die Netzfrequenz wäre beim Netz.Ausfall 49,7 gelegen, viel zu niedrig, was auf Unterversorgung deuten würde. Ein Diagramm liegt vor.Das widerspricht ihrer These. Es heisst auch Frankreich könne durch zu wenig Leitungskapazitäten nach Spanien gar keine Überlastung herbeiführen, und derzeit sind viele KKWs in Frankreich nicht im Vollastbetrieb. Lassen wir das mit den Verschwörungstheorien, ich warte auf Herrn Haferburg, der macht sich sicher schlau, und wird uns berichten.

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