Was ist nur mit David Cameron los? Der Führer der britischen Konservativen hatte in der Vergangenheit stets ein gutes Gefühl dafür, welche Gelegenheiten für die besten Pressefotos sorgten. Auf Spitzbergen erkundigte sich Dave nach dem Fortschreiten des Klimawandels (und flog dann wieder im Privatjet nach England zurück). Ins Parlament fuhr er ganz umweltfreundlich mit dem Fahrrad (während seine Akten ihm mit dem Dienstwagen nachgeliefert wurden). Auf seinem Haus hatte er ein Windrad installiert (nur leider stellte sich der Londoner Westen als überwiegend windstill heraus). Aber egal: Es gab immer wieder schöne Fotos mit Dave.
Diese Woche hat ihn sein sprichwörtliches PR-Geschick jedoch verlassen. Während nämlich Camerons Wahlkreis Witney überflutet ist, hat sich Dave für ein paar Tage nach Ruanda verabschiedet. Dort wollte er über Entwicklungshilfe und Handelsliberalisierung sprechen ... und wahrscheinlich auch Fotos von sich und armen Afrikanern machen lassen. Nur besteht an solchen Bildern in England zur Zeit vergleichsweise geringes Interesse.
Obwohl die britische Flutkatastrophe immer dramatischere Ausmaße annimmt - Tausende Briten (auch in Camerons Wahlkreis) sind ohne Strom und Wasser - zog es Cameron vor, vor dem Parlament in Kigali zu sprechen. Leider wollten ihm jedoch nur 16 ruandische Abgeordnete zuhören. Zu allem Überfluss fiel dabei auch noch der Strom aus. Und als ob das für Dave noch nicht schlimm genug gewesen wäre, wurde er auf der anschließenden Pressekonferenz von afrikanischen (!) Journalisten gefragt, was er denn eigentlich in Ruanda mache, wo doch gerade in seiner Heimat das Chaos ausgebrochen sei. Die Afrikaner verstehen einfach nichts von PR.
Morgen soll David Cameron übrigens wieder zurück in England sein, denn im Unterhaus steht die wöchentliche Fragestunde des Premierministers an. Aber die eigentlich drängendste Frage wäre diesmal wohl vom Oppositionsführer zu beantworten: “Wo war das ehrenwerte Mitglied für Witney, als die Häuser seiner Wähler in den Fluten versanken?” Wir dürfen auf die morgige Parlamentssitzung gespannt sein.