Claudio Casula / 14.11.2022 / 17:30 / Foto: Sandro Halank / 22 / Seite ausdrucken

Wo eine Wille ist, ist sie bald weg

Verwaisen die Erbhöfe der umstrittenen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten? Eben hat die MDR-Intendantin Karola Wille ihren Abschied für den Herbst 2023 angekündigt. 

Die Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk reißt nicht ab. Hatte im August Patricia Schlesinger, Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) nach massiver Kritik endlich ihren Massagesessel räumen müssen, krachte es vor allem im Gebälk des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Es geht um Raffke-Mentalität, Vetternwirtschaft, politische Filter, dem Vernehmen nach jagt in Hamburg eine Krisensitzung die nächste. Vor diesem Hintergrund wird Besserung gelobt, eine schonungslose Aufarbeitung begangener Fehler et cetera, man wolle nun, so heißt es allenthalben, „Reformen“ angehen.

Vor allem macht den Öffis das „Staatsfunk“-Image zu schaffen, die ihnen völlig zu Recht vorgeworfene Nähe zur Politik, die, medial gegen jegliche Kritik abgeschirmt, im Gegenzug per Zwangsgebühren sicherstellt, dass sie verlässlich und recht üppig versorgt werden. Aber seit es dem Staatsfunk in Frankreich und Großbritannien an den Kragen geht und auch hierzulande das Bedürfnis der Bürger abnimmt, ihre „Demokratieabgabe“ zu entrichten, ja sogar die CDU den ÖRR reformieren will, macht sich Unruhe breit – und eine zunehmende Neigung, sich lieber vom bisher so sicheren Erbhof zu machen, wer weiß schon, was noch alles an die Oberfläche ploppt.

Eben hat MDR-Intendantin Karola Wille angekündigt, nach dem Ablauf ihrer zweiten Amtszeit nicht noch einmal kandidieren zu wollen. Sie steht seit elf Jahren an der Spitze des öffentlich-rechtlichen Senders, der von Spöttern gern mal als „die Fortsetzung der DDR mit anderen Mitteln“ bezeichnet wird. Tatsächlich wurde Frau Wille im Arbeiter- und Bauernstaat sozialisiert, trat mit 18 in die SED ein und ergriff den Beruf der Juristin. In der Fachzeitschrift Neue Justiz veröffentlichte sie Ende 1986 zusammen mit einem Stasi-Offizier die interessant klingende Zusammenfassung zur Internationalen Konferenz zu aktuellen Fragen des Revanchismus in der BRD.

Fürstliche Altersversorgung

In ihre zweijährige Amtszeit als ARD-Intendantin fiel die Beauftragung des berüchtigten Framing Manuals, das ein gewisses Wording empfahl, um die Fernsehzuschauer und Radiohörer – natürlich für die gute Sache – zu manipulieren, wobei auch „Faktenchecks“ das Monopol der polit-medialen Klasse auf Wahrheit stützen sollten. Zuletzt brachte Wille, die zweifellos mit dem herrschenden Zeitgeist auf Du ist, eine mögliche Kennzeichnung von „rassistischen Stereotypen“ und „Diskriminierung“ in DEFA-Filmklassikern (Indianerfilme!) ins Spiel. Künftig sollen „einordnende" Warnhinweise eingeblendet werden.

Der Abschied wird Karola Wille durch ihre fürstliche Altersversorgung versüßt. Für die Pension der Intendantin (Jahresverdienst 2021: rund 310.400 Euro, das entspricht in etwa dem Verdienst von Bundeskanzler Olaf Scholz) hat der MDR, der im vergangenen Jahr 15,2 Millionen Euro Miese machte, insgesamt 4,6 Millionen Euro zurückgelegt. Wille bezieht dann bis zu ihrem Lebensende stolze 75 Prozent (!) ihres letzten Gehalts, aktuell wären dies knapp 19.000 Euro im Monat.

Da kann man nicht meckern. Kein Wunder, dass bereits zwei interne Kandidaten in den Startlöchern stehen sollen, um im Herbst 2023 Willes Platz an den Fleischtöpfen einzunehmen: MDR-Programmdirektorin Jana Brandt und der Thüringer MDR-Funkhauschef Boris Lochthofen. Theoretisch ist es natürlich möglich, dass der MDR-Verwaltungsrat, der dem Rundfunkrat einen Vorschlag für Willes Nachfolge machen soll, bei der Stellenausschreibung auch einen externen Bewerber in Erwägung zieht. Das muss keineswegs die schlechteste Lösung für die Krise der umstrittenen öffentlich-rechtlichen Sender sein. Schließlich kam einer griechischen Sage zufolge auch jemand von außerhalb, um die Ställe des Augias zu reinigen.

Foto: Sandro Halank CC BY 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Arnold Balzer / 14.11.2022

“... eine schonungslose Aufarbeitung begangener Fehler, ... man wolle nun ... „Reformen“ angehen.” Naja, wir wissen doch, wie sowas ausgeht: Immer nach dem Prinzip “Es muss was geschehen, aber es darf nichts passieren!” Bestenfalls muss ein Dummer, der sich am schlechtesten unter der Räuberbande verteidigt hat, als Bauernopfer dran glauben. Einige werden aus dem Rampenlicht auf nicht minder bezuschusste Posten auf die Seite verschoben. Der Rest der Bagage darf weitermachen, evtl. mit geringfügig nach unten “korrigierten” Salären.  ###  Für solche fürstlichen Pensionen muss ein Normalsterblicher als Unternehmer (nicht Angestellter! Keine GRV gleicht sowas an)  ein Einkommensmillionär sein, um sich so eine üppige Altersversorgung zusammen zu sparen.

Arnold Balzer / 14.11.2022

@ Sam Lowry:  “Ich bekomme einmal im Jahr einen Brief von der GEZ. Ungeöffnet vom Briefkasten in den Müll. Schon immer. Fertisch.”  Donnerwetter! Wie lange halten Sie diesem Druck schon stand? Ist noch kein Rollenkommando bei Ihnen erschien, vorne weg der Gerichtsvollzieher, der, wenn nix Pfändbares zu finden ist, der Bullentruppe bedeutet, Sie festzunehmen für die Erzwingungshaft?  ###  Bei mir kamen vor Jahren mal plötzlich Briefe an mit derselben, meinigen Adresse, aber mit meinem zweiten Vornamen. Die dachten wohl, die könnten unter meiner Anschrift bei mir und einem fiktiven (?) Bruder zweimal abkassieren. Habe dann immer auf dem ungeöffneten Umschlag das Adressfeld bis auf den Absender im Sichtfenster mit einem dicken Filzer unkenntlich gemacht und daneben vermerkt ” ZURÜCK ! Empfänger unbekannt” und dann ab in den nächsten Briefkasten. Nach dem dritten Erpressungsversuch haben sie’s aufgegeben, oder gemerkt, dass sie ihre Opferkartei korrigieren müssen.

Karl Mai / 14.11.2022

Karola Wille, Tochter des 1. Sekretärs der SED- Bezirksleitung Karl- Marx- Stadt, Siegfried Lorenz. Was macht jemand wie sie beim MDR ? War die Wende doch ein Skript der Stasi ? Wenn man die Erfolge der Tschekisten bei der Zerstörung des westdeutschen Kapitalismus ansieht,  lautet die Antwort ... ?

Jochen Grünhagen / 14.11.2022

Solange der öffentlich rechthaberische Rundfunk nicht wirklich reformiert wird, hat Deutschland überhaupt keine Chance zur Normalität zurück zu kehren. Die völlig überzogenen Gehälter und Pensionen sind ärgerlich aber die bedingungslose Unterstützung der links grünen Politik mit all seinen negativen Auswirkungen auf dieses Land sind eine Katastrophe für den demokratischen Rechtsstaat und den Wohlstand Deutschlands.

Elias Schwarz / 14.11.2022

Davon hat die Frau wahrscheinlich ihr ganzes DDR-Leben geträumt.

Wilfried Düring / 14.11.2022

Nichts für ungut, aber mich kotzt es einfach an, daß in ‘unserer Demokratie’ offenbar nur Dunkel-Deutsche und ggf. noch Ex-Kader von NPD und Republikanern eine Vergangenheit haben! Der gewöhnlich Besser-Deutsche incl. 68-Kadern, SED-Agenten, RAF-Sympathisanten usw. ist da offenbar genetisch rein. Das grenzt in diesem Unrechts-Staat langsam an Rassen-Diskriminierung! Zur Bewertung der Intendanz von Frau Wille sollten eben ausschließlich ihre Arbeit und ihre Leistung bewertet werden. Ich habe noch nie gehört, daß bei der Einschätzung eines West-Journos seine ‘Vergangenheit’/Jugend begutachtet wurde. Die Wahrheit ist doch: Frau Wille hat ihren Job auf gar keinen Fall schlechter gemacht als ihre West-Kollegen! (was bei den Öffis ja nur bedingt was heißen muß - das ist eben Vieles einfach schlecht). Und ja, bei MDR laufen alte DDR-Filme - etc.; die laufenden Wiederholungen bei den 5 großen West-Dritten sind natürlich voll in Ordnung. Ich sag mal so: Auch im Propaganda-Ost gab es Sehens- und Hörenswertes. Und die Tendenz zur Amerikanisierung im Westfernsehen bei Serien und Musik haben wir nicht gehabt - aber auch nur selten vermißt! Berufsmäßigen Umerziehern und Vergangenheitsbewältigern (aber nur der Vergangenheit anderer Leute) geht sowas natürlich gegen den Strich. Warum gibt es im Deutschen Fernsehen eigentlich kaum Filme aus Polen, Tschechien, Ungarn, dem Baltikum - oder gar Rußland?

Sam Lowry / 14.11.2022

Nachtrag: Bei Frau Wille macht die Nahrungsmittelbeschaffung etwa 1,5 % vom Einkommen aus, bei mir bereits über 100 %; wie gesagt, ohne China-Geschäfte…

Sam Lowry / 14.11.2022

Hatte ich schon erwähnt, dass der Käseaufschnitt bei REWE von 1,19 über 1,99 heute auf 2,49 Euro gestiegen ist? Jaja, 10,4 % Inflation… Kuchen für meinen Vermieter auch schon wieder gestiegen binnen 2 Wochen von 2,30 über 2,65 heute auf 2,90… 1 (in Worten: EIN) Brötchen 60 Cent. Nee, alles klar…

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