In der Wissenschaft ist es mitunter anders als in dem Witz vom Geisterfahrer im Straßenverkehr: Man kann es durchaus mit vielen Geisterfahrern zu tun haben und richtig liegen, indem man als Einzelner den vielen entgegensteuert.
Der Geisterfahrer hört im Autoradio die Meldung „Achtung: Auf der Autobahn kommt ihnen ein Geisterfahrer entgegen!“ und denkt sich „Ein Geisterfahrer? Nein, ganz viele!“ Dieses ist deshalb ein Witz, weil Verkehrsregeln eine Angelegenheit der Konvention sind: Es kann nicht sein, dass einem ganz viele Geisterfahrer entgegenkommen. In diesem Falle ist man selbst der Geisterfahrer.
Anders in der Wissenschaft: Hier geht es um Wahrheit, und zwar eine Wahrheit, die von uns unabhängig ist. In der Wissenschaft kann es daher durchaus vorkommen, dass man es mit vielen Geisterfahrern zu tun hat und richtig liegt, indem man als Einzelner ihnen entgegensteuert. So in der Eugenik vor rund 100 Jahren: Da war es tatsächlich nahezu wissenschaftlicher Konsens, dass die damals Lebenden die „letzte Generation“ der zivilisierten Menschheit sind, weil die Menschen mit minderwertigen Genen sich übermäßig fortpflanzen, währenddessen die Menschen mit höherwertigen Genen nur wenige Nachkommen in die Welt setzen. Man muss deshalb „der Wissenschaft folgen“ und die Menschen mit den minderwertigen Genen sterilisieren.
Allerdings kann man der Konfrontation mit der Realität nicht ausweichen, und die Wahrheit wird sich letztlich durchsetzen. Aber das kann dauern. In der Eugenik dauerte es mehrere Jahrzehnte, bis die Geisterfahrer bloßgestellt wurden. Es geschahen zuvor noch viel schlimmere Verbrechen als wissenschaftlich legitimierte Sterilisationen. Mit den Corona- und den Klima-Geisterfahrern in der Wissenschaft geht es hoffentlich schneller zu Ende und bevor noch weiterer Schaden angerichtet wird.
Vorbildliches geleistet
Aber: In der Wissenschaftsgeschichte gibt es auch sehr viele Beispiele dafür, dass der Einzelne, der sich der Mehrheit entgegenstellt, der Geisterfahrer ist. Zunächst ist es daher rational, anzunehmen, dass man selbst der Geisterfahrer ist, wenn einem die Masse der Kollegen entgegensteuert (sei es aus Überzeugung, sei es aus Mitläufertum). Deshalb ist die Koordination so wichtig, und deshalb versuchen die Machthabenden – sei es bei Eugenik, bei Corona oder beim Klima – mit allen Mitteln der Diffamierung, den Einzelnen, der sich der Masse entgegenstellt, dazu zu bringen, sich selbst, und nicht die anderen, als Geisterfahrer zu sehen.
Aus diesem Grund war die Great Barrington Declaration vom 4. Oktober 2020 der erste entscheidende Schritt für die verstreuten kritischen Geister in der Wissenschaft, aus der Isolation herauszukommen und die Corona-Regime-Wissenschaftler als die Geisterfahrer zu überführen. Jetzt konnte man weltweit koordiniert Namen und Gesichter der Wissenschaftler aus der Medizin sehen, die sich der Corona-Geisterfahrt widersetzen und einfach nur auf den Standards medizinischer Wissenschaft beharren. Jeder kritische Wissenschaftler aus anderen Disziplinen, wie zum Beispiel ich als Philosoph, konnte jetzt den Corona-Regime-Medizinern entgegenhalten, dass sie in ihrer eigenen Disziplin, der Medizin, die Geisterfahrer sind. Um es zu betonen: Es ist nicht so, dass die Fachleute aus der Medizin, insofern sie das Corona-Regime antrieben, gesellschaftliche, wirtschaftliche und ethische Aspekte unberücksichtigt ließen, für die sie nicht kompetent waren. Sie haben sich in ihrem eigenen Fachgebiet als Geisterfahrer erwiesen und die Glaubwürdigkeit in Bezug auf ihr eigenes Fachgebiet verloren.
In Deutschland gehören der Achgut-Gastautor Prof. Dr. Boris Kotchoubey und der Hamburger Hygienemediziner Prof. Dr. Günter Kampf zu den Erstunterzeichnern der Great Barrington Declaration. Nachdem man die Geisterfahrer entlarvt hat, ist der nächste Schritt die Aufarbeitung, nämlich nüchtern und sachlich mit den etablierten Standards wissenschaftlichen Arbeitens die Dinge zu untersuchen. Diesbezüglich haben sowohl Boris Kotchoubey als auch Günter Kampf Vorbildliches geleistet. Boris Kotchoubey hat gerade ein Buch veröffentlicht mit einem pessimistisch klingenden Titel, den ich (Optimist, trotz allem) als Weckruf verstehe: Das Ende einer Institution: Wissenschaft zwischen Früh- und Postmoderne.
Der Weg der Aufklärung ist alternativlos
Das Buch ist eine mitreißend geschriebene, aber leider auch erschreckende Aufklärung über die wissenschaftsgeschichtlichen Hintergründe der Corona-Geisterfahrt. Wer verstehen möchte, wieso so etwas in der Wissenschaft passieren kann – damals Eugenik, heute Corona und Klima –, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Günter Kampf hat sage und schreibe vier Bücher zu Papier gebracht, die die wesentlichen Aspekte der Corona-Geisterfahrt in der Medizin untersuchen:
Pandemiemanagement auf dem Prüfstand: 2G, Februar 2023
Pandemiemanagement auf dem Prüfstand: Maskenpflicht, Juni 2023
Pandemiemanagement auf dem Prüfstand: Impfpflicht, August 2023
CoroFluenza. Pandemische Atemwegsinfektionen im Vergleich, Dezember 2023
Günter Kampf untersucht akribisch, kompetent und mit hanseatischer Nüchternheit alle relevanten Aspekte. Wer sich über den Stand der medizinischen Wissenschaft informieren möchte, findet hier die richtige Handhabe: akkurat in Bezug auf die Wissenschaft und zugleich für den Laien verständlich.
Das ist der Weg, auf dem wir Wissenschaftler weitergehen sollten: einfach an den Standards wissenschaftlichen Arbeitens festhalten und diese der Öffentlichkeit vermitteln. Dann werden hoffentlich nicht nur die Corona-Geisterfahrt und die Klima-Geisterfahrt bald vorbei sein, ohne dass weiterer Schaden angerichtet wird, sondern auch weiteren Geisterfahrten in der Wissenschaft vorgebeugt sein.
Manche Leser halten meinen Optimismus für unbegründet angesichts des nicht enden wollenden Übels, mit dem wir konfrontiert sind. Aber es gibt keine Alternative dazu, beharrlich und sachlich den Weg der Aufklärung zu gehen. Die Zukunft ist offen. Sie ist nicht durch die Drahtzieher determiniert, die mit dem Corona- und dem Klima-Regime ihr menschenverachtendes Gesicht gezeigt haben. Wir müssen nur den Mut aufbringen, die Geisterfahrer, die uns immer noch lenken, zu stoppen.
Prof. Dr. Michael Esfeld ist seit 2002 Professor für Philosophie an der Universität Lausanne und Mitglied des Akademischen Beirats des Liberalen Instituts. Er ist seit 2009 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina; im Dezember 2020 erregte er Aufsehen, als er sich unmissverständlich gegen deren siebente ad-hoc-Stellungnahme zur „Pandemie“ positionierte, die von der Bundesregierung als Legitimation für den von ihr verhängten Lockdown in Deutschland betrachtet wurde.
Redaktioneller Hinweis:
Michael Esfelds neues Buch „Land ohne Mut“
Eine Allianz aus Wissenschaft und Politik erhebt immer häufiger den Anspruch, über Erkenntnisse zu verfügen, die es rechtfertigen, sich über die Freiheit der einzelnen Menschen hinwegzusetzen. Die leidvollen Erfahrungen in der Covid-Krise haben gezeigt, wie auf diese Weise großer Schaden angerichtet werden kann. Das neue Buch von Professor Michael Esfeld ist ein Aufruf zu mehr Widerspruch und Zivilcourage. Durch die Rückkehr zur Vernunft können wir den Angriff der Kollektivisten auf die offene Gesellschaft und den Rechtsstaat abwehren.

Die Wissenschaft befindet sich eigentlich in einer Art Endstadium. Wirklich neue Erkenntnisse lassen sich kaum noch gewinnen. Das zwingt die Wissenschaftler zu anderen Trögen. Wer dem Regime die nötigen “Erkenntnisse” liefert, kann weiter existieren. PISA zeigt uns auch die globale Verdummung. Es bleiben aber auch intelligente und gebildete Menschen.
Viele Menschen sind verführbar, manipulierbar. Panik schürt Angst. Urangst. Die Menschen wissen sehr genau, dass jedes Leben an einem seidenen Faden hängt und sie nichts wirklich daran ändern können. Da können noch so viele junge Leute Tannenbäume ansprühen, weil sie etwas retten wollen, das sie in der Komplexität nicht einmal ansatzweise erfassen.
Der unten angesprochene Abschnitt aus Goethes Wanderjahren über die Wissenschaft: “Bei dem Studieren der Wissenschaften, besonders derer, welche die Natur behandeln, ist die Untersuchung so nötig als schwer: ob das was uns von alters her überliefert und von unseren Vorfahren für gültig geachtet worden, auch wirklich gegründet und zuverlässig sei, in dem Grade, dass man darauf fernerhin fortbauen möge? oder ob ein herkömmliches Bekenntnis nur stationär geworden und deshalb mehr einen Stillstand als einen Fortschritt veranlasse? Ein Kennzeichen fördert diese Untersuchung, wenn nämlich das Angenommene lebendig und in das tätige Bestreben einwirkend und fördernd gewesen und geblieben.” - Also: Wissenschaft muss sich praktrisch bewähren - an anderer Stelle steht: Niemand soll in den eigensinnigen (!) Gang der wissenschaft eingreifen. Also: Die Wissenschaft ist autonom und soll auch so behandelt werden. Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre, 3. Buch, 14. Kap., dtv, S. 182/83;
Das Problem ist nicht wissenschafts-spezifisch sondern ganz banal allgemein: Zu viele Menschen machen leider für Karriere, Geld und das tolle Gefühl zu denen “oben”, zu denen mit Macht zu gehören alles.
Die Frage, wer der Geisterfahrer ist und wer nicht, läßt sich bei Corona und Klima garnicht so ohne weiteres beantworten, weil sie voraussetzt, daß es einen fairen Wettbewerb gibt. Nur dann ist die Frage, was die Mehrheit denkt, überhaupt von einer gewissen Bedeutung und Relevanz. Kontrolliert hingegen die Funktionselite die Medien, die Forschungsgelder, die Besetzung der Posten in den Universitäten und die Ausbildung an den Schulen, dann geht das Wissen darüber verloren, was die Mehrheit bei Corona und Klima denken würde, hätten wir einen fairen und freien Wettbewerb der Ideen und einen offenen Diskurs.——- In Deutschland bedeutet der Begriff “Geisterfahrer” bei Corona und Klima daher aktuell nicht, daß man gegen die Mehrheit fährt, sondern daß man gegen die Funktionselite fährt. Und da die Funktionselite sich weder für Wahrheit, noch für Wissenschaft interessiert, sondern nur für Macht, Status und Geld, ist es häufig sogar wahrscheinlich, daß die Wahrheit das Gegenteil dessen ist, was diese Funktionselite vertritt. Und es adelt jeden, der den Mut hat, diesen Leuten entgegenzutreten.
1. Wissenschaftler sind, jedenfalls in der Regel, Menschen. 2. Menschen sind korrumpierbar. 3. Regime, zumindest totalitaere, korrumpier en Menschen, so auch Wissenschaftler, genauso wie Juristen und viele andere Funktionstraeger. 4. Regierungen hegen die Absicht, zu ( totalitaeren) Regimes zu “mutieren”. 5. Es geht um Macht und um noch ein paar menschliche Konstanten ( siehe Ziff 1) 6. Die Eugenik gehoert zu den menschlichen Konstanten, in welcher jeweiligen Form oder Ausprägung und mit welchen Zielen auch immer. Sie ist zeitlos, mitunter mehr oder getarnt, wird aber in der Regel mit entsprechend wirksamen Narrativen propagiert. Sie “passt” nicht nur zu den bekannten Dystopien, sondern ganz allgemein zum ( Vorsicht Euphemismus) Transhumanismus der woken Totalitaeren und vor allem zu ihren laufenden Grossexperimenten. Etwaige Korrektive, mit hinreichend Macht unterlegt, sehe ich nicht einmal ansatzweise. Der ewige Optimismus gruendet sich auf eine Verfasstheit, politisch, institutionell, systemisch, strukturell, kulturell, metaphysisch, psychokognitiv, die den Gesellschaften und ihre Individuen, soweit jemals hinreichend vorhanden quasi gewaltlos abkonditioniert wurde. So ist heute auch nicht der Wissenschaftler bzw die Wissenschaft “gefragt”, sondern jemand, der, passend fuer die Ziele der Regimes, das limbische System triggert bzw den Regimes bei der Erweiterung und Vertiefung ihrer Macht hilft. Groessere Widerstände erkenne ich auf keiner Seite. Das System ist gekapert. Die naturgemaess ohnehin nie sonderlich “beliebte” Aufklärung, zur conditio humana, zumal nach ihrer woken “Bearbeitung” wenig “passend”, zumindest etwas reaktivieren, wuerde eine massenhafte Psychotherapie voraussetzen. Vorher wird der Mensch mithilfe der Wissenschaft transformatorisch planmaessig zum Cyborg “entwickelt”.
Nachtrag. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, dass in dem obskuren Wissenschaftsbetrieb, voller Dekadenz, der Jugendverderbnis, des Dogma und Tabus, trotzdem vereinzelt das Licht des Geistes erstrahlt, entgegen dem Schmarotzertum und der Konformität. Das lässt sich nie Unterjochen und hinweg Reglementieren. Es gibt immer einen Bruno und hundert weitere Brunos. Die Kreativität und die Freiheit des Geistes kommen immer zum Vorschein.