Gastautor / 01.12.2022 / 10:00 / Foto: Pixabay / 85 / Seite ausdrucken

Wissenschaft im freien Fall (2)

Von Andreas Zimmermann.

Wissenschaftler haben ebenso wie wissenschaftliche Zeitschriften und Institutionen nicht nur sämtliche Regeln guter wissenschaftlicher Praxis über Bord geworfen, sondern sich auch in bisher kaum dagewesener Weise der Politik angedient.

Da ich als Mitarbeiter einer deutschen Hochschule zum System der institutionalisierten Wissenschaft gehöre, handelt es sich bei der nun folgenden Analyse um eine Insideransicht. Das hat sowohl einen Vor- als auch einen Nachteil. Der Vorteil ist, dass ich das System seit langer Zeit und in vielen Facetten kenne. Der Nachteil ist, dass ich natürlich noch weniger objektiv bin als jemand, der außerhalb dieses Systems beschäftigt ist. Ich hoffe, dass insgesamt der Vorteil den Nachteil überwiegt.

Aus dieser Innenansicht heraus möchte ich argumentieren, dass es mindestens vier Gründe für das eklatante Versagen des Systems „Wissenschaft” im Zusammenhang mit der „Corona” genannten, gesellschaftspolitischen Krise gibt, wobei sich diese Gründe mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf den Umgang von „Wissenschaft” und Wissenschaftlern mit anderen, „politisch heiklen” Themengebieten übertragen lassen, wie etwa Klimawandel und seine Folgen, wie von Wolfgang Meins gerade eben auf der Achse des Guten diskutiert hat, oder die gesamte, für die Mehrheit der Bevölkerung vermutlich kaum verständliche „Genderdiskussion”, um nur zwei prominente Beispiel zu nennen. Die Gründe für das Versagen der Wissenschaft auf all diesen Themengebieten, die ich diskutieren möchte, sind, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die folgenden:

  1. Ein struktureller Drang zu Konformismus
  2. Ein seit langer Zeit größer werdender Einfluss der Politik
  3. Die moderne Aufmerksamkeitsökonomie
  4. Ein Finanzierungs- und Karrieresystem, das massiv auf nachgelagerte Korruption setzt

Beginnen wir mit Grund 1, wobei mir klar ist, dass viele Kollegen mir hier heftig widersprechen würden, da sie sich ohne Zweifel für ganz besonders kritische Geister halten. Was meine ich mit dem Ausdruck „Struktureller Drang zu Konformismus”? Nun, dies ist relativ einfach zu erklären, und der Gedanke stammt auch gar nicht von mir, sondern wird schon lange von einer Minderheit in Wissenschaftskreisen diskutiert.

Es geht um das System des sogenannten „peer review”. Für alle diejenigen, die nicht mit dem Jargon der „Wissenschaftsgemeinde” vertraut sind, „peer review” bedeutet, dass wissenschaftliche Arbeiten, die bei Zeitschriften zur Veröffentlichung eingereicht werden, wie auch Anträge auf Projektgelder, von Kollegen aus den gleichen oder zumindest verwandten Fachgebieten begutachtet werden.

Die Idee dahinter ist, dass durch diesen Prozess Manuskripte und Anträge, die wissenschaftlichen Kriterien nicht genügen oder gar gefälschte Analysen oder Daten enthalten, aussortiert werden können und damit nicht veröffentlicht beziehungsweise finanziert werden. Auf den ersten Blick erscheint der Prozess durchaus sinnvoll, denn wer könnte die Qualität einer wissenschaftlichen Arbeit oder eines Antrags besser beurteilen als andere Wissenschaftler aus dem gleichen Fachgebiet? Leider zeigt aber die Realität, dass auch hier gilt, dass gut gemeint noch lange nicht gut gemacht bedeutet.

Denn erstens nehmen sich die wenigsten Gutachter genug Zeit, um Fehler oder gar Fälschungen zu entdecken, es sei denn, diese sind gar nicht zu übersehen. Das kann man auch niemandem zum Vorwurf machen, denn eine wirklich gründliche Begutachtung würde viel mehr Zeit erfordern, als die allermeisten Wissenschaftler neben all ihren anderen Aufgaben erübrigen können. Zweitens sind Wissenschaftler auch nur Menschen und lehnen Manuskripte oder Anträge auch gerne einmal ab, wenn sie nicht mit ihrer eigenen Überzeugung übereinstimmen oder auch, um die Arbeiten von Konkurrenten zu verhindern oder zumindest zu verzögern. 

Ansehen, Einladungen zu Kongressen und eine Dauerstelle

Dennoch sind diese beiden Probleme nicht zu dramatisch, zumindest gefährden sie nicht die Integrität des „Systems Wissenschaft”. Das größte Problem, das durch die ständige gegenseitige Begutachtung entsteht, ist ein drittes, nämlich ein sämtliche Prozesse durchdringender Konformismus, weil sich die allermeisten Wissenschaftler natürlich an die herrschende Meinung in ihrem Fachgebiet anpassen, um ihre Artikel und Projektanträge möglichst einfach „durchzukriegen”.

Schließlich bedeuten Veröffentlichungen und Projektgelder Ansehen, Einladungen zu Kongressen und die Chance auf eine Dauerstelle oder, sollte diese bereits gegeben sein, die Möglichkeit auf einen Ruf an eine andere Hochschule und damit auf ein höheres persönliches Einkommen entweder an der neuen Hochschule oder über Bleibeverhandlungen an der bisherigen.

Das Ergebnis ist nicht nur eine Masse an wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit eher geringem Neuigkeitswert – Thomas Kuhns „Normalwissenschaft“ im Endstadium –, sondern auch eine steigende Anzahl an Wissenschaftlern, die peinlich darauf achten, ja nicht den „erlaubten Meinungskorridor” zu verlassen. Schlimmer noch, dieses System ist selbstreproduzierend, weil Menschen, die von ihrem Charakter her kein Problem damit haben, sich der Mehrheitsmeinung anzupassen und sich damit wohlfühlen, in einem solchen System natürlich besser klarkommen, erfolgreicher sind und sich auch viel eher davon angezogen fühlen als Freigeister und Querköpfe. Im Ergebnis haben wir mittlerweile ein Wissenschaftssystem, in dem vor allem Menschen arbeiten, deren erstes Interesse nicht etwa bahnbrechende neue Erkenntnisse sind oder gar der Wunsch, etablierte Meinungen kritisch zu hinterfragen, sondern viel eher möglichst nirgendwo anzuecken und auf keinen Fall von der Autoritätsmeinung abzuweichen.

Gelder für politisch bestimmte Forschungsprogramme

Doch nicht nur das „peer review”-System erzieht Wissenschaftler dazu, möglichst keine eigene und schon gar keine vom Mainstream abweichende Meinung zu entwickeln, auch der Einfluss der Politik drängt Wissenschaftler, die Karriere machen wollen, schon sehr lange massiv dazu, möglichst willfährig zu sein. Wie so häufig funktioniert dies über Geld – in diesem Fall Forschungsgelder. Denn ein immer größerer Anteil der Forschungsgelder wird innerhalb eines Forschungsgebiets wie Physik oder Chemie nicht etwa themenoffen vergeben, sondern im Rahmen politisch bestimmter Forschungsprogramme.

Da gibt es dann Forschungsgelder eben nur zu politisch gewollten Themen, wie etwa Forschungsprogramme zu „Nachhaltigkeit”, zu „Genderaspekten”, zur „Biodiversitätskrise”, zu „alternativen Energien” und wie die politischen Modethemen sonst noch heißen. Und es möge keiner glauben, dass diese Forschungsprogramme ergebnisoffen sind – zumindest nicht mehr als eine Zulassungsstudie einer Pharmafirma zu ihren eigenen Medikamenten.

Forschungsprojekte, deren zukünftiges Ergebnis nicht schon relativ deutlich aus dem Antrag als politisch opportun erkennbar ist, haben in solchen Programmen wenig Chancen. Und wer gewitzt genug ist, bei erfolgreichem Antrag dann doch ergebnisoffene Forschung zu betreiben, muss damit rechnen, bei einem falschen Ergebnis spätestens in der nächsten Antragsrunde nicht mehr berücksichtigt zu werden. Dafür sorgen dann schon alleine die stromlinienförmigen Kollegen, die den Antrag begutachten. Nachdem erfolgreiche Projektanträge ein wichtiger Karrierefaktor sind, lässt sich über diesen Mechanismus natürlich auch ein Teil der Wissenschaftler aussortieren, die starrköpfig genug sind, dass sie sich vom allgemeinen Konformismus an Wissenschaftsinstitutionen (siehe oben) nicht beeindrucken lassen.

Die moderne Aufmerksamkeitsökonomie

Eigentlich wären diese beide Punkte schon völlig ausreichend, um die institutionalisierte Wissenschaft auf Linie zu bringen, doch es gibt – wie oben angeführt – noch weitere. Der nächste Faktor, der eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der intellektuellen Korrumpierung der Wissenschaft und ihrer Mitglieder spielt, ist die moderne Aufmerksamkeitsökonomie. Vorbei die Zeiten, in denen Wissenschaftler überwiegend verschrobene Gestalten waren, die niemand der Öffentlichkeit hätte präsentieren wollen. Nein, der moderne Wissenschaftler ist redegewandt (oder glaubt es zumindest) und hat keine Scheu, seine Weisheiten vor Journalisten und sonstigem Publikum auszubreiten, das nicht bei drei auf den Bäumen ist – gerne auch egal, ob er von dem Thema, über das er spricht, überhaupt eine Ahnung hat. Als Wissenschaftler ist er gewissermaßen generalqualifiziert, ähnlich wie unsere modernen, von keinerlei Ausbildung, Studium oder Allgemeinwissen vorbelasteten Politiker.

Und natürlich erreicht ein Wissenschaftler öffentliche Aufmerksamkeit besonders dann, wenn er erzählt, was Journalisten gerne hören. Das heißt, das Plappermaul, das dem Zeitgeist nach dem Mund redet, wird gerne wieder als Experte oder Talkshowgast eingeladen oder bekommt vielleicht sogar seinen eigenen Podcast im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, im Gegensatz zum vorsichtigen Kollegen, der darauf hinweist, dass es den wissenschaftlichen Konsens zu einem bestimmten Thema, den das journalistische Gegenüber so leidenschaftlich beschwört, gar nicht gibt.

Der Wissenschaftler, der den Zeitgeist verteidigt, muss es dann auch mit den Fakten gar nicht so genau nehmen und darf sich durchaus selbst widersprechen. Macht er Ersteres nur brav genug, dann bleiben ihm nicht nur die Medien gewogen, er wird öffentlich vielleicht sogar in den Rang eines Staatswissenschaftlers erhoben. Öffentliche Aufmerksamkeit stellt mittlerweile nicht nur einen wichtigen Karrierefaktor dar, wenn der betreffende Wissenschaftler Glück hat, kommt auch noch der letzte der oben angeführten Punkte zum Tragen. Nämlich das, was ich „nachgelagerte Korruption” nenne.

Wie nachgelagerte Korruption funktioniert

Es ist nicht so, dass es diese Methode nur in der Wissenschaft gibt. Im Gegenteil, sie ist mittlerweile recht weit verbreitet. Michael Meyen hat sie in seinem Buch „Die Propaganda-Matrix” ausführlich für die Medien beschrieben. Das ganze Procedere ist auch sehr einfach. Bei der „klassischen Korruption” ist es normalerweise so, dass zuerst Geld fließt und dann die entsprechende „Leistung” erbracht wird. Bei der nachgelagerten Korruption ist es schlicht umgekehrt.

Erst wird die „Leistung” erbracht, danach gibt es die Belohnung. In den Medien gibt es dafür viele Beispiele. Der Mechanismus ist, wie Michael Meyen schön beschrieben hat, einfach. Sichere Arbeitsplätze sind in den klassischen Printmedien (auch wenn alle mittlerweile auch Online-Auftritte haben) mittlerweile selten. Dafür gibt es zahlreiche gut dotierte „Sprecherposten” in der Politik, sei dies in Bundes- oder Landesregierungen oder den zugehörigen Ministerien. Aber natürlich muss ein Journalist sich für diese Posten qualifizieren – was nichts anders bedeutet, als sich einer regierungsfreundlichen Berichterstattung zu befleißigen.

Ganz ähnlich funktioniert es natürlich auch in der Wissenschaft. Wer die richtigen Statements liefert, kann damit rechnen, anschließend über deutlich mehr Forschungsgelder zu verfügen als der Kollege, der es vielleicht wagt, die Weisheit politischer Ratschlüsse infrage zu stellen. Nachdem Politiker ja nicht ihr eigenes Geld ausgeben, sondern das Geld der Steuerzahler, können sie damit entsprechend großzügig sein – und im Vergleich zu den Summen, mit denen sie zu anderen Gelegenheiten hantieren, handelt es sich bei den Geldern, die nötig sind, um Wissenschaftler zu Aussagen auf Regierungslinie zu bewegen, ohnedies um Peanuts, sprich um Summen im Millionenbereich.

Auf Forschungsebene sind dies aber natürlich ganz erhebliche Summen. So hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (offizieller Titel) 2021 satte 150 Millionen Euro vergeben „um die Forschungsaktivitäten der deutschen Universitätsmedizin zur Bewältigung der aktuellen Pandemie-Krise zu bündeln und zu stärken“. Wundersamerweise landete ein erheblicher Teil der Gelder an Christian Drostens Wirkungsstätte, der Charité, ist sie doch „zugleich Koordinatorin, hat einen Sitz im Steuerungsgremium und bekommt nun auch noch die meisten Führungsrollen bei den geförderten Projekten.“ Ein Schelm, wer vermutet, dass dies vielleicht auch damit zu tun haben könnte, dass Herr Drosten stets ein treuer Unterstützer jeglicher noch so unsinniger Regierungsmaßnahmen war. Nicht ganz so üppig weggekommen ist Sandra Ciesek, mit der er sich ab September 2020 den NDR-Corona-Podcast teilen musste. Bei ihr hat es „nur” für 1,4 Millionen im Rahmen einer „LOEWE-Spitzenprofessur“ gereicht. 

Hochschulleitungen finden ihr Haus gerne in den Medien wieder

Doch nicht nur für Wissenschaftler lohnt es sich, der Regierungslinie treu zu sein. Auch sogenannte Wissenschaftsjournalisten oder „Influencer” können bei entsprechendem Verhalten mit Belohnungen rechnen, wie Eckart von Hirschhausen und Mai Thi Nguyen-Kim beispielhaft zeigen. Beide haben im Zusammenhang mit „Corona” in den letzten Jahren mit bemerkenswert menschenverachtenden Wortmeldungen auf sich aufmerksam gemacht. So hat Hirschhausen unter anderem Menschen, die auf eine so nutzlose wie gesundheitsschädliche, im schlimmsten Fall tödliche Injektion mit modifizierter RNA lieber verzichten wollen, als „asoziale Trittbrettfahrer” bezeichnet. Und Frau Nguyen-Kim hat bereits am 14. November 2021 Zwangsinjektionen mit diesen Substanzen gefordert.

Natürlich haben diese so inhumanen wie unwissenschaftlichen Äußerungen im „besten Deutschland aller Zeiten” nicht etwa zu kritischen Nachfragen oder Ähnlichem geführt. Nein, Hetze für die gute Sache muss belohnt werden. Und so hat Eckart von Hirschhausen an der Universität Marburg im Januar dieses Jahres eine Honorarprofessur im Fachbereich Medizin erhalten, während Frau Nguyen-Kim im kommenden Semester als Gastprofessor Veranstaltungen zum Thema „Wissenschaftskommunikation” an der Universität Heidelberg leiten soll. Was sich die älteste Universität Deutschlands darunter vorstellt, hat Felix Perrefort hier auf der Achse des Guten bereits ausreichend gewürdigt.

Es ist anzunehmen, dass bei den Entscheidungen der jeweiligen Universitätsleitungen, diesen Personen eine solche akademische Ehre zuteil werden zu lassen, neben politischen Überlegungen auch die oben erwähnte Aufmerksamkeitsökonomie eine Rolle gespielt haben dürfte. Denn auch die Mitglieder der Hochschulleitungen finden „ihre” Hochschule gerne in den Medien wieder. Und natürlich am besten mit Aussagen auf Regierungslinie, weil sich dadurch die Chance erhöht, in der nächsten Runde politischer Geldervergabe wie etwa der sogenannten „Exzellenzinitiative” bevorzugt berücksichtigt zu werden.

Und vielleicht hofft man ja, auch ein paar Gelder der Gates-Stiftung oder der Pharmaindustrie abzubekommen. Das heißt, wissenschaftliche Institutionen sind nicht nur Empfänger nachgelagerter Korruption, sondern beteiligen sich auch aktiv daran, was nicht weiter verwunderlich ist, denn wie mittlerweile in so vielen Gesellschaftsbereichen ist der Einfluss der Politiker auch im Wissenschaftsbereich mittlerweile sehr stark ausgeprägt, wie etwa ein Blick auf die Zusammensetzung des wissenschaftlichen Senats der Max-Planck-Gesellschaft – dem übrigens auch Frau Nguyen-Kim angehört – eindrucksvoll zeigt. Ironischerweise steht sie in der alphabetisch geordneten Liste ausgerechnet direkt vor der Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard, die erst vor kurzem die Behauptung der „vielen Geschlechter“ kurz und bündig und – wenig überraschend – biologisch korrekt als „Unfug“ bezeichnet hat

Insgesamt ist es also nicht verwunderlich, dass die institutionalisierte Wissenschaft in den letzten drei Jahren völlig versagt und als gesellschaftliche Institution die Bürger nicht nur im Stich gelassen, sondern tatsächlich an die buchstäblich Amok laufenden Politiker verraten hat. 

Im dritten und letzten Teil dieser Serie wird es morgen darum gehen, ob Wissenschaft wenigstens noch als Anzeiger für zukünftige politische Entwicklungen einen Nutzen hat.

 

Teil 1 dieser Serie finden Sie hier.

Foto: Pixabay

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Wilfried Cremer / 01.12.2022

Hallihallo, die Wissenschaft gerät ins Schwanken, wenn sie nicht auf einem festen Boden der Kultur steht. Trotz (und teils auch mit) der sogenannten Aufklärung bestand bis zu den 68ern ein festes Wertefundament, das (in gewisser Weise eingekapselt) auch die schlimmsten Katastrophen überdauert hat. Wenn nach dem langen Marsch jetzt alles auseinander stiebt, dann fangen die Talare wie der Robert aus dem Struwwelpeter an zu fliegen.

Inge Werth / 01.12.2022

Die gute Frau Nüsslein mag ja zum Thema zwei Geschlechter richtig liegen, ist ja auch nicht schwer, aber dann kommt im verlinkten Interview der Satz:  “Die Wissenschaftsfeindlichkeit in Deutschland ist leider ganz besonders ausgeprägt. Es hat sich durch Corona womöglich ein bisschen gebessert. Da haben viele Menschen gesehen, dass man auf die Wissenschaft hören sollte. ” Da ist sie wieder, “Die Wissenschaft”. Okay, Obama hat ja auch einen Nobelpreis bekommen, für was auch immer. Ab und an nur Ramschware dieser Preis.

Nikolaus Neininger / 01.12.2022

Sehr gut beobachtet und beschrieben, kann ich als “mittlerweile außenstehender” Naturwissenschaftler nur sagen! Als Ergänzung zum Thema Mittelvergabe: Vor der Umstellung der C- auf die W-Professuren gehörte eine gewisse Grundausstattung für Personal und Forschungsprojekte zu einer Professur. Heute muß alles extern eingeworben werden und selbst die Basis ist oft nicht gesichert (Haushaltssperre spätestens zu Pfingsten…).  Die Entscheidungen der entsprechenden Gremien, z.B. der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sind aber komplett intransparent, wie leider auch die internen Entscheidungen einer Max-Planck-Gesellschaft. Und von Hochschulverwaltungen weltweit ist leider bekannt, daß sie fast immer kritischen Professoren in den Rücken fallen…

Johannes Schuster / 01.12.2022

Das Problem liegt tiefer: 68 wollte Bildung für alle, solche Gestalten wie Gerhard Schröder, dem Großmeister der Mobilmachung der Arbeitskraft (statt Bildung) waren die Folgen. Ich hatte damals im Gymnasium Leute um micht, die hatten allenfalls Realschul-Charaktere (und ich kannte Realschüler, die waren in sich satte Akademiker): Nur, wenn man jeden Prolo studieren läßt und diese Proleten sitzen heute an die 65 bis 75+ in der Politik als neue Großelterngeneration, dann ist die Brut halt so gerecht und dumm, wie die Sache ungerecht und nutzlos ist. Man wollte Piaget und die Folge war eine neue Art von Gehorsam, nur heißt der jetzt “Äquilibration”. Bitte sehr, wie geprollt, so gescheitert. Wissenschaft ist Gerechtigkeits - Partizipations - Gelaber, nicht Können und Autismus, es ist Selbstdarstellung, alles ist Werbung und Renommee. Ein wenig Ficken und Revolte spielen ersetzt nicht den Fleiß, solche Zoten stehen ihm im Weg.

SHolder / 01.12.2022

Es ist ja leider nichts neues, dass sich die Politik für ihr unglaubliches und weltfremdes handeln “wissenschaftliche” Bestätigungen erkauft, trotzdem sehr schön zu lesen, dass es doch noch kritische “Wissenschaftler” gibt. Schaut man sich diese ganzen “staatsfinanzierten” Institute an (Fraunhofer, Thünen, etc.) - die sich für keine noch so blödsinnige Studie zu schade sind, dem Wunsch des Auftragsgebers zu entsprechen, fragt man sich unweigerlich wie diese “Wissenschaftler” sich erklären wollen, wenn der Karren erst einmal gegen die Wand gefahren ist. Hinterher will es wieder niemand gewesen sein.

Robert Krauthausen / 01.12.2022

Lieber Herr Zimmermann, da ich ein Vielleser bin, bilde ich mir ein, zu wissen, ob jemand informativ und gut schreiben kann. UND SIE KÖNNEN ES AUF JEDEN FALL! Und deshalb wäre es zauberschön von Ihnen, wenn Sie mal ein Buch (ruhig unter Ihrem Pseudonym, haben andere auch schon gemacht) über den Wissenschaftsbetrieb oder Ähnliches schreiben würden. Ich wäre der erste Käufer.

G.Unseld / 01.12.2022

Vor Jahrzehnten Diplomprüfung Wirtschaftswissenschaften / Statistik. Überall da, wo ich getreut die Meinung des jeweils prüfenden Professors nachgeplappert habe = Bestnote. Nur bei einem wagte ich, einen Hinweis auf eine alternative Theorie mit einzufügen. Ergebnis: eine Note schlechter als Bestnote. Kollege / Habilitation erhielt Anruf von einem Mitglied des prüfenden Professorenkollegiums: Man wolle diese in der Habil vertretene Ausrichtung an dieser Uni nicht haben. Angebot: Freiwillig zurückziehen, dann Unterstützung für Habil an anderer Uni. Sonst: Alles tun, damit Habil abgelehnt wird. Rücksprache mit “Habilvater”: “Unbedingt trotzdem einreichen / Habil super”. Die Arbeit wurde eingereicht. Ergebnis: “Habilvater” sprach sich im Gutachten gegen die Habil aus, erhielt plötzlich eine neue Assistenstelle zugesprochen… Wer je an der Uni gearbeitet und nicht Augen und Ohren fest verschlossen hielt, kennt unzählige solche Geschichten. Seit langem froh, dort rechtzeitig ausgestiegen zu sein.

Sabine Heinrich / 01.12.2022

Etwas gänzlich Banales am Rande: Ein alter Lehrer (100% iger Maulkorb- und C- Spritzenbefürworter), der naturwissenschaftliche Fächer studiert und unterrichtet hat, bezeichnete sich mir gegenüber wiederholt als “Naturwissenschaftler”! Nun denn - ich freue mich, dass ich mich nun mit meinen Studienfächern Deutsch und Englisch (Grund-und Hauptschule) als “Sprachwissenschaftlerin” betrachten darf.

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