Wolfram Weimer / 28.11.2018 / 12:00 / Foto: Olaf Kosinsky / 20 / Seite ausdrucken

Wird Jens Spahn CDU-Generalsekretär?

Der Dreikampf um den CDU-Vorsitz ist zu einem Duell geworden. “Es geht nur noch um die Frage: AKK oder Merz?”, heißt es aus dem CDU-Präsidium. In allen Umfragen ist Jens Spahn weit abgeschlagen. Und auch in den internen Diskussionen der CDU-Mandatsträger glaubt fast niemand mehr an seinen Sieg. Der Kreis der Spahn-Verbündeten ist zur versprengten Gruppe geschrumpft, die meisten seiner anfänglichen Anhänger unterstützen mittlerweile Friedrich Merz.

Nicht einmal der Spahn-Vertraute Carsten Linnemann konnte seine Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) auf Spahn-Linie bringen. “Mit großer Mehrheit unterstützt der MIT-Bundesvorstand Friedrich Merz als neuen Vorsitzenden der CDU Deutschlands”, teilte die Gruppierung nach einer Vorstellungsrunde der drei Kandidaten mit. Dabei hatte Linnemann eine solche Festlegung eigentlich verhindern wollen. Diese Unterstützung könnte entscheidend sein, denn der Wirtschaftsflügel stellt etwa ein Drittel der insgesamt 1.001 Delegierten auf dem Parteitag.

Doch für Spahn ist das Rennen keinesfalls vorbei. Er muss jetzt nicht mehr auf Sieg, er kann auf Platz spielen. Da Spahn selber weiß, dass das eigentliche Rennen für ihn gelaufen ist, kann er sich teuer verkaufen und möglicherweise zum Königs- oder Königinnenmacher werden. Er muss es – nach den Gesetzen der Macht – eigentlich tun. Denn sollte Spahn ohne Rückzieher und ohne Deal mit einem der beiden Favoriten in den Parteitag ziehen und ein peinlich schlechtes Ergebnis einfahren, wäre seine Machtbasis in der CDU auf lange Zeit hinaus erschüttert.

Die scheinbar naheliegende Lösung wäre es, dass sich Spahn mit dem ihm weltanschaulich näher stehenden Friedrich Merz verbündet, um den Neuanfang der CDU möglichst stark erscheinen zu lassen. Spahn ist erst 38 Jahre alt, Merz bereits 63, es könnte also ein Generationenbündnis werden mit Spahn, der sich so seine Langfristoptionen sichern würde.

„Running Mate“ von AKK?

Spannender allerdings ist die zweite Option, und die wird in der CDU derzeit heiß diskutiert. Wenn Spahn sich auf die Seite von Annegret Kramp-Karrenbauer schlüge, wäre das für Merz gefährlich. Denn ein Gespann AKK-Spahn würde beide Flügel der Partei, beide Geschlechter, zwei Generationen, unterschiedliche Temperamente und auch unterschiedliche Landesverbände abbilden. Merz und Spahn kommen hingegen beide aus NRW und stehen sich politisch zu nahe, als dass für eine Volkspartei daraus ein faszinierendes Gespann werden könnte.

Darum spekulieren erste Unionisten, dass AKK in den kommenden Tagen Spahn den Posten des CDU-Generalsekretärs anbieten könnte. Denn der muss ja auch neu gewählt werden – und die Entscheidung für einen “Running Mate”, wie er in amerikanischen Wahlkämpfen seit jeher eine große Rolle spielt, könnte jetzt entscheidend werden. Aus Sicht von AKK läge der Vorteil darin, dass sie ihre Kandidatur ausbalancieren und ihre Emanzipation von Merkel sichtbar machen könnte, indem einer ihrer schärfsten Kritiker nun Generalsekretär würde. AKK würde damit ins Merz-Lager hinein eine Schneise schlagen. Auf die Frage, ob sie sich Spahn als Generalsekretär vorstellen könnte, antwortete Kramp-Karrenbauer im Interview mit n-tv.de ausweichend: “Jens Spahn spielt in der Partei eine wichtige Rolle, ich wünsche mir sehr, dass er dabei bleibt.”

Aus Sicht von Spahn wiederum wäre der Posten des Generalsekretärs eine attraktive Machtbastion. Spahn agiert systematisch karrierebewusst und weiß, dass das Generalsekretariat viel mehr ist, als er im Moment noch erwarten kann. Er könnte zudem Bundesminister bleiben wie weiland Heiner Geißler, der von 1977 bis 1989 junger, querdenkender Generalsekretär der CDU war, zugleich aber von 1982 bis 1985 Spahns Amtsvorgänger im Amt des Gesundheitsministers. Als neuer Heiner Geißler der CDU hätte das jede Menge Inszenierungspotenzial für den ehrgeizigen Minister. Und mit Blick auf AKK könnte er sich die Losung Napoleons zu eigen machen: “Der Kampf gegen Frauen ist der einzige, den man durch Rückzug gewinnt.”

Dagegen spricht, dass Spahn und AKK sich nicht vertrauen und eher in wechselseitiger Abneigung verbunden sind. Obendrein würde Spahn das Risiko eingehen, bei einer Niederlage des Gespanns doppelt zu verlieren – und Glaubwürdigkeit dazu. AKK wiederum würde im links-liberalen Merkel-Flügel der Partei manchen Getreuen vor den Kopf stoßen mit dieser Personalie. Es wäre für beide ein Spiel mit großer Chance, aber auf Risiko. Doch genau dieses Spiel läuft ohnedies bereits.

Dieser Beitrag erschien zuerst in The European

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Armin Hoffmann / 28.11.2018

Vermutlich wird Schulz, Martin Schulz, Kanzlerkandidat a. D., der KaKaMaSchu, die Seite wechseln, zur Union überlaufen und dort den vielbeschworenen Neuanfang durchziehen. Knallhart und rücksichtslos, wie es seiner Natur entspricht. ... so als Einzelkämpfer ... SPDNaz ... das vermute ich.

Michael Stoll / 28.11.2018

Prof. Patzelt: “Die AfD ist die Kopie eines Originals, das es nicht mehr gibt.” Wo Patzelt Recht hat, hat er Recht. Deshalb interessiert mich das Theater der KK-Gretl und der zwei Kasper auch nicht mehr. Vor drei Jahren wäre eine kontroverse Diskussion angebracht gewesen, aber da wurde lieber 11 Minuten lang geklatscht. Die alte CDU ist schon länger tot. Diese wertelose Truppe, die mit der ANTIFA paktiert, die sich den Grünen und den Linken an den Hals wirft und sich ohne Plan und Rückgrat von den Medien treiben lässt, hat mit der alten CDU nichts gemein.

Klaus Reichert / 28.11.2018

Ich erlebe es regelmäßig an einem befreundeten CDU - Politiker, mit welcher Wonne ein solcher Merkelianer die AfD regelmäßig zum Nazi macht, einem Friedrich Merz für seinen Vorschlag zur Europäisiserung des Asylrechts mit Parteiaustritt droht, die wieder etwas konservativer gewordene Bildzeitung als Vorfeldorganisation der AfD brandmarkt und in einer Diskussion über mögliche Ähnlichkeiten zwischen Sozialismus und Nationalsozialismus nicht müde wird, die großen Errungenschaften und die Humanität des Sozialismus umfangreich zu loben. Das perfekte Klischee des Linken. In der CDU. Und es sind Viele. Keine Hoffnung für diese Partei. Merkel hat ihr Ziel erreicht und ihre Politik wird diese Land noch lange nach ihrer Zeit prägen.

Dietrich Herrmann / 28.11.2018

Dieser unsäglich dumm-kindische Wanderzirkus, bei dem man ganz einfach mal weitere 3 Kandidaten im Käfig gelassen hat, interessiert mich nicht die Bohne, auch weil nicht-denken-könnende Parteimitglieder*innen stets frenetischen Beifall ablassen, wenn es gar nichts zu applaudieren gibt. Wanderzirkus mit Kasperle-Theater!

Marc Hofmann / 28.11.2018

Ob Merz, AKK oder Spahn…das ist doch alles nur großes KINO. Die CDU…die CSU…die Union ist zu einen grünsozialistischen Haufen verkommen. Und Merkel war das Linke U-Boot in der Union…die Union wird nicht mehr Konservativ und Patriotisch eh nicht mehr. Die Union suhlt sich solange im Linken Gesinnungsbecken der EU und EURO…der Globalen Fanatiker bis nichts mehr von ihr übrig bleibt. Den Konservativen, Bodenständigen und Patriotischen Platz hat die AfD in Besitz genommen und festigt weiter und weiter in Platz als konservative, bodenständige und patriotische Partei für Deutschland.

H. Schmidt / 28.11.2018

Spahn ist nicht der richtige Mann. Zu Jung, zu naiv, und noch zu CDU-Merkel gesteuert. Vielleicht schaut es in evtl. 5 Jahren besser aus. Aktuell defintiv nicht!

Bärbel Schneider / 28.11.2018

Ich würde trotz aller Bedenken Merz bevorzugen. In der kommenden Wirtschaftskrise brauchte unser Land einen CDU-Vorsitzenden und späteren Kanzler, der etwas von Wirtschaft versteht. Selbst wenn er ein “Kapitalisten-Lobbyist” wäre, würde er sicher wissen, dass man die Gans, die die goldenen Eier für seine “Kapitalisten-Freunde” legen soll, nicht schlachten darf, im Unterschied zu Angela Merkel, die aus Gründen des eigenen Machterhalts Deutschland und die europäische Kultur bedenkenlos und ohne die geringsten Skrupel zerstört. Wenn Merz Spahn den Posten des Generalsekretärs (und damit die Nachfolge) anbieten würde, würde keiner von beiden das Gesicht verlieren, da beide als konservativ gelten. Würde Spahn AKKs Generalsekretär, würde er auch an Ansehen verlieren, wenn sie gewinnt und ihr Wort hält - was ja auch nicht sicher ist. Er würde dann nicht als Vertreter des konservativen Teils der CDU angesehen, sondern als ein prinzipienloser Wendehals, der sich erst Merkel und nun AKK - also Merkel 2 - andient, Hauptsache, ein Pöstchen winkt. Erfolg beim Wähler würde nur eine CDU haben, die sich glaubwürdig auf ihre konservativen Wurzeln zurückbesinnt. Nur Merz könnte das verkörpern, weil er - anders als Spahn oder AKK, die beide nur eine Fortsetzung von Merkel mit anderem Gesicht sind - nicht in Merkels Politik verwickelt war. Fazit: Im Interesse der CDU und unseres Landes hoffe ich, dass Merz sich durchsetzt und dass er dann die großen auf ihn gesetzten Hoffnungen nicht enttäuschen wird.

Florian Bode / 28.11.2018

Ja sicher, und die vermeintlich konservativen Mitglieder der CDU wählen dann Merkel 2.0 aus dem Saarland, der Heimat Erich Honeckers (passt auch wieder zu Merkel). Aber wissen sie was, Herr Weimar? Mir ist das völlig schnuppe. Die CDU hat fertig. Ihre Wählerbasis stirbt in den Altenwohnheimen der Republik so langsam vor sich hin.  So viele metrosexuelle Hipvoter kann dieser ranzige Verein gar nicht nachrekrutieren.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com