Wolfgang Meins / 30.09.2024 / 06:05 / Foto: X / 68 / Seite ausdrucken

Wird die Kriminalität vom Volke stark überschätzt?

Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen! Neuere "wissenschaftliche" Kriminalitätsstudien wollen mit allerlei Tricks zeigen, dass die Menschen das Kriminalitätsgeschehen im Lande überschätzen.

Die Kriminologie untersucht Ursachen und Erscheinungsformen des Verbrechens. Dass diesem Wissenschaftszweig und seinen Erkenntnissen aber mittlerweile vielfach mit Skepsis oder gar Ablehnung begegnet wird, mussten sich seine Fachvertreter erst hart erarbeiten. Beispielsweise durch solche oder ähnliche Untersuchungen wie die großzügig steuerlich finanzierte Studie zur Clankriminalität der TU Berlin. Die NZZ kommentierte dazu treffend:

„Die steuerlich geförderte Verniedlichung der Clankriminalität muss aufhören. Laut einer teuren Studie soll die Gesellschaft an der Kriminalität einiger arabischer Grossfamilien schuld sein – weil Deutschland rassistisch sei. Das führt in die Irre, denn die Wurzel des Problems liegt in der kopflosen Migrationspolitik.“ 

Geradezu undenkbar wären doch wohl die folgenden – natürlich fiktiven – Meldungen aus dem kriminologischen Lager: „Kriminologen raten Bundesregierung dringend von weiterer unkontrollierter Migration aus Nordafrika ab – Kriminalitätsrisiko besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu hoch.“ Oder: „Kriminologen-Kongress verabschiedet Forderung nach massiver Ausweitung der Abschiebehaft für kriminelle Migranten“. Auf solche oder ähnliche fachlich-kriminologische Einlassungen werden wir aber wohl noch eine geraume Zeit warten müssen. Konjunktur haben weiterhin Studien, die zumindest grundsätzlich geeignet sind, das untersuchte Problem zu relativieren. 

Eine schwierige Frage

Ein solches Potenzial bietet zum Beispiel die Frage, ob die Bevölkerung Deutschlands – beziehungsweise eine entsprechende repräsentative Stichprobe – in der Lage ist, die hiesige Kriminalitätshäufigkeit realistisch einzuschätzen. Das Ergebnis von bereits durchgeführten kriminologischen Studien war stets, dass die Befragten eher dazu neigten, die Kriminalität zu überschätzen, was von den Forschern dann wiederum als Steilvorlage benutzt werden konnte, um mit aller wissenschaftlichen Reputation darauf hinzuweisen, dass die Lage gar nicht so schlimm sei, wie sie von vielen wahrgenommen werde. Und: je größer der Unterschied zwischen tatsächlicher und wahrgenommener Kriminalität, umso besser für die Kriminologie. 

Eine solche Studie hat auch Dr. Deliah Wagner vom Chemnitzer Zentrum für Kriminologische Forschung durchgeführt und sich dazu kürzlich in einem Welt-Interview näher erklärt: Die Kriminalität, so Wagner, werde von den Menschen „stark“ überschätzt. Sie bezieht sich dabei auf die von ihrer Arbeitsgruppe in diesem Jahr veröffentlichte repräsentative Quer- und Längsschnittstudie an initial gut 5.000 Personen, in der es, anders als die WELT-Überschrift behauptet, nicht nur um Gewalt-, sondern die Gesamtkriminalität in Deutschland geht. Ein ja nicht ganz unwichtiger Unterschied. 

Kein statistisch signifikanter Zusammenhang

Im Folgenden soll es nur um die Querschnittsstudie gehen, deren Daten im Frühjahr 2023 an knapp 2.000 Personen erhoben wurden, einer Teilmenge der oben genannten gut 5.000. Die Studienteilnehmer sollten auf einer siebenstufigen Skala einschätzen, wie sich die Gesamtkriminalität in ihrem Landkreis (oder ihrer kreisfreien Stadt) in den fünf Jahren von 2018 bis 2022 wohl entwickelt hat: in etwa gleichgeblieben, mehr oder weniger zu- oder abgenommen? Die Befragten repräsentieren lediglich 355 der insgesamt 400 Landkreise bzw. kreisfreien Städte. Der naheliegenden Frage, ob das irgendwelche Auswirkungen auf die Repräsentativität hatte, wird im Forschungsbericht nicht näher nachgegangen. 

Beim Vergleich zwischen tatsächlicher und wahrgenommener Kriminalität ergab sich, dass die große Mehrheit der Befragten (89 Prozent) der Meinung war, dass die Kriminalität während der vergangenen fünf Jahre zugenommen habe, was aber tatsächlich nur in 33 Prozent der Landkreise und kreisfreien Städte der Fall gewesen sei, während sie in 45 Prozent der Landkreise sogar abgenommen habe und in 22 Prozent gleich geblieben sei. Es fand sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen tatsächlicher und wahrgenommener Kriminalitätsentwicklung. Also, erster Punkt für die Chemnitzer Kriminologen: Das gemeine Volk überschätzt die Häufigkeit der Gesamtkriminalität. Aber, ganz so einfach ist es nicht, auch wenn die Autoren das glauben machen wollen. 

Ausgesprochen sportliche Anforderungen

Zum einen ist es schon außerordentlich sportlich, von den Befragten zu erwarten, die Entwicklung eines nicht ganz einfachen und zudem recht dynamischen Sachverhaltes rückblickend über einen Zeitraum von immerhin fünf Jahren valide einschätzen zu können. Zum anderen lagen zusätzlich nicht unerheblich erschwerte Bedingungen für die Befragten vor: Wie der im ausführlichen Forschungsbericht enthaltenen (korrekten) Abbildung zur Entwicklung der polizeilich registrierten Straftaten in Deutschland zu entnehmen ist, nahm die Kriminalitätsentwicklung nämlich von 2018 bis einschließlich der beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 kontinuierlich ab. Ein Trend, der sich aber dann im Jahr 2022 mit einer Zunahme von 11,5 Prozent recht drastisch umkehrte, gefolgt von einem weiteren Anstieg um 5,5 Prozent im Jahr 2023, der aber schon außerhalb des Beurteilungszeitraumes lag, aber eben nicht außerhalb des Wahrnehmungsbereiches der Teilnehmer. 

Zudem darf angenommen werden, dass es vor allem die Gewaltkriminalität ist, welche beim Großteil der Bevölkerung die Wahrnehmung von Straftaten dominiert. Und die hat von 2021 auf 2023 um satte 28,4 Prozent zugenommen. Ohne jetzt psychologische Erkenntnisse überstrapazieren zu wollen, wird man sich doch wohl darauf einigen können, dass je länger bestimmte Ereignisse zurückliegen, desto höher die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie dem Vergessen anheimgefallen sind. Oder, etwas direkter: Will man die Befragten vorführen, muss man es genauso machen wie die Chemnitzer Kriminologen: Erstens, einen möglichst langen Beurteilungszeitraum wählen, in dem, zweitens, das hier interessierende Ereignis hinsichtlich seiner Häufigkeit auch noch deutlich seine Richtung ändert, ohne allerdings dabei, drittens, den initial abnehmenden Trend bereits umkehren zu können. Solche oder ähnliche Erwägungen sucht man im Forschungsbericht allerdings vergeblich.  

Kriminalitätsangst an letzter Stelle

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse dieser Chemnitzer Studie erscheint es durchaus sinnvoll, einen kurzen Blick auf eine andere Studie zu werfen, die nämlich dokumentiert, dass die Deutschen immer noch – zumindest bis vor kurzem – ein erstaunlich entspanntes Verhältnis zur Kriminalität zu haben scheinen. So rangierte die Angst vor Straftaten in der jährlichen R+V-Befragung zu den Ängsten der Deutschen in 2023, wie auch meist in den Jahren zuvor, an letzter Stelle – von insgesamt immerhin 23 abgefragten Ängsten. Dennoch bildet sich hier die oben erwähnte, seit 2022 wieder ansteigende Kriminalität durchaus deutlich ab: Im Jahr 2023 gaben 24 Prozent an, unter Angst vor Straftaten zu leiden, in den drei Jahren zuvor waren das nur 18 bzw. 19 Prozent. 

Einige Korrelationen

Zum Schluss noch einmal zurück zur Studie der Chemnitzer Kriminologen. Die oben geschilderten Ergebnisse zur Kriminalitätswahrnehmung bildeten auch die Basis für weitergehende Analysen. Genauer: Was korreliert (signifikant) mit dieser wahrgenommenen Kriminalitätsentwicklung – und was nicht? Demnach scheint die Kriminalitätswahrnehmung unabhängig vom Alter zu erfolgen. Was etwas überrascht, da sich in anderen Studien meist ein positiver Zusammenhang mit dem Alter findet: Je älter, desto höher die Kriminalitätswahrnehmung. 

Ansonsten weisen die ermittelten Korrelationen durchaus erwartungsgemäß noch darauf hin, dass die wahrgenommene Kriminalitätsentwicklung umso höher ausfiel, je stärker die Angst der Befragten davor war, Opfer einer Straftat zu werden (sogenannte affektive Kriminalitätsfurcht) und je stärker ihr Schutz- und Vermeidungsverhalten (sogenannte konative Kriminalitätsfurcht) ausgeprägt war. So weit, so gut. 

Geschlechtszugehörigkeit wird ignoriert

Warum die Chemnitzer Kriminologen allerdings vollständig darauf verzichten, die Geschlechtszugehörigkeit bei ihren statistischen Analysen zu berücksichtigen, bleibt ihr Geheimnis. Aus fachlicher Sicht ist das allerdings völlig unverständlich, muss doch angesichts der sonstigen Forschungslage (zum Beispiel hier) zwingend davon ausgegangen werden, dass die Kriminalitätsfurcht bei Frauen deutlich stärker ausgeprägt ist. Denn es besteht nun einmal – aus verschiedenen Gründen – ein starker Zusammenhang zwischen Geschlechtszugehörigkeit und so gut wie allem, was mit Angst und Furcht zu tun hat. Eindrücklich stellt sich das zum Beispiel auch in den jährlichen R+V-Angststudien dar, und zwar durchgehend bei allen Themen.

An bloße Nachlässigkeit mag ich da nicht so recht glauben. Sondern vielmehr daran, dass mittlerweile vieles irgendwie den Bach runtergeht – und nicht zuletzt auch die wissenschaftlichen Standards. Es kann folglich begründet vermutet werden, dass es durch diesen kleinen Kunstgriff der Unterlassung, also den Verzicht auf die Darstellung geschlechtsspezifischer Ergebnisse, dem Chemnitzer Forschungskollektiv gelang, das ihnen besonders am Herzen liegende Hauptergebnis eines fehlenden statistischen Zusammenhangs zwischen gefühlter und tatsächlicher Kriminalitätsentwicklung zu retten. Haben doch die Männer – vorrangig aufgrund ihrer vergleichsweise geringeren Kriminalitätsfurcht – die Kriminalitätshäufigkeit aller Wahrscheinlichkeit nach realistischer als die Frauen eingeschätzt, was sich dann auch in Gestalt einer statistisch signifikanten Korrelation dargestellt haben dürfte.   

 

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie, Geriater und apl. Professor für Psychiatrie. In den letzten Jahren überwiegend tätig als gerichtlicher Sachverständiger im zivilrechtlichen Bereich.

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B. Ollo / 30.09.2024

Möglicherweise möchten Sie darauf hinaus, Herr Meins, vielleicht schrieb es ja auch schon jemand. Die naheliegende Erklärung, warum auf die Geschlechter nicht eingegangen wird, könnte wie folgt sein: 1. Die Frauen schätzen die Lager weitaus drastischer ein als die Männer und sorgen damit hauptsächlich für den Trend. 2. Aber die Männer wiederum sind es,  die die Migration kritischer bewerten und Maßnahmen fordern. 3. Wenn die Männer aber die Lage realistisch(er) einschätzen, also eindeutig von Ratio geleitet sind, während die Frauen dies nicht tun, somit emotional geleitet sind, dann lässt sich das “narrativ” nicht aufrecht erhalten, dass Frauen die besseren Beobachter sind und die besseren Entscheidungen treffen. Denn die Wahlen der Frauen führten zu den aktuellen politischen Ergebnissen und der miserablen inneren Sicherheit. Man könnte also folgern, man sollte nicht das wählen, was vergleichsweise viele Frauen wählen, denn sie schätzen die Lage falsch ein und ziehen dazu noch die falschen Schlüsse. Und wenn man dann schaut, was die wählen, kommt eins und eins zusammen.

Wolfgang Richter / 30.09.2024

Studie hin oder her - Statistisch aufbereitete Kriminalittät hat eher nichts mit dem Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu tun. U. das ist bereits dann ziemlich “am Ar….” wenn der Filius immer wieder aus der Schule nach Hause kommt und “beichten” muß, daß ihm Handy und Taschengeld abgezogen wurden. Daß dies faktisch Straßenraub ist, führt nicht unbedingt zur Anzeigeerstattung, denn die unterbleibt idR, a) weil “man” sich davon nichts Positives verspricht, b) “man die Tätergruppen nicht noch zunehmend auf seinen Nachwuchs fixieren möchte. Aber gesprochen wird darüber, unter den Betroffenen und in den Familien. Das zieht Kreise, potenziert sich, denn dieses Phänomen -wie auch sexuell motivierte Übergriffe jeder Art- läuft seit den ersten “Asyl-/Einwanderungswellen” in den 1980ern. U. “je mehr kommen, desto wächst das Problem”. Dazu kommt das Phänomen der sog. Clankriminalität o. auch das Wirken der “echten” Mafiagruppen, das die Politik seit Anfang der 1990er konsequent öffentlich geleugnet hat, wären zur Bekämpfung klammheimlich die ersten sog. “Schwerpunkt- Dienststellen” eingerichtet wurden. Und falls es immer noch keinem auffällt, das Problem sind nicht die kriminellen Gruppen migrantischer Prägung (mit den “eigenen” muß man halt leben, aber deren Mitglieder sind idR mental “anders gestrickt”), sondern das Problem ist schon immer die leugnende und öffentlich lügende “Politik”, die damit auch jegliche wirkungsvolle Gegenmaßnahmen unterbindet. “Roß und Reiter” zu nennen, ist in diesem Lande schon lange unpopulär. Da versteckt man sich lieber wegen der “besseren Bilder nach außen” hinter Fassaden “Potemkinscher Dörfer”. Und wer nicht mitspielt, wird kurzerhand zum Rassisten / “Natzie” gestempelt. Siehe entsprechend gravierend Great Britain und alles rund um das “Rotherham Syndrom”, das zuletzt sogar dazu führte, daß Kriminelle aus der Haft vorzeitig massenhaft entlassen wurden, um Platz für zugegeben ruppig auf der Straße auflaufende Kritiker dieses Systems zu schaf

Rudhart M.H. / 30.09.2024

Es sind die selben Schreiberlinge , die die Opferzahlen von Dresden um den Faktor 10 kürzen, indem sie die “Kirchenbücher” nach Toten abgrasen. Kann man machen , ist aber in dem Zusammenhang nicht nur idiotisch , nein , das ist unwissenschaftlich und in der Aussage verbrecherisch, denn man verniedlicht , vertuscht und beschönigt. Kein Mensch kennt die genauen Flüchtlingszahlen, die sich in den Bahnhöfen und anderen öffentlichen Orten Schutz suchend aufhielten. Kein Mensch hat nachrecherchiert, wer denn die Leiche war , die man gerade auf’s Schienenrost zum Verbrennen gelegt hatte, denn man mußte die Ausbreitung von Seuchen verhindern. Und jetzt schreibt man eben die Ängste der Menschen klein. Man schreibt sowieso nur das , was gewünscht wird, denn schließlich will man auch morgen und übermorgen und überübermorgen noch Artikel schreiben und bezahlt bekommen. Da braucht es die journalistische Genauigkeit nicht all zu sehr ! Und so, wie bei den Ärzten und Pharmakologen Moral und Ethik schon lange abhanden kamen und durch Geldgier und Machtgier ersetzt wurden , so ist es auch bei der Journaille! Echte Wissenschaft wird zur Hure gemacht und Dummheit wird gefeiert! Heute ist es Grundvoraussetzung , wenn man etwas erreichen will und am Anfang der Karriereleiter steht, daß man dämlich-dümmlich sein muß, keinerlei Erfahrung im Fachgebiet hat und auch sonst bereits einen höheren Verblödungsgrad nachweisen kann. Kosten kann man dann in Eiskugeln berechnen und wie das Wetter übermorgen ist, weiß man nicht , aber wie die Temperatur an einem x-beliebigen Ort in hundert Jahren sein wird, das weiß man mindestens auf eine Kommastelle genau !  Uns fallen die Brücken unterm Arsch zusammen, aber wir leisten uns Gender-Profs. und Politikwissenschaftler, Was daran wirklich wissenschaftlich ist, wissen wahrscheinlich nur die Götter selbst.

S. Miller / 30.09.2024

Tja, Frau Dr. Wagner: “Niemand ist so blind wie die, die nicht sehen wollen!” (Jonathan Swift) Und keiner ist so feige, wie der, der alles relativieren muß. Wenn man an der Quelle schöpft, sieht man, ob das Wasser trübe oder klar ist. Mein alter Freund H. aus früheren Jahren ging kürzlich als Kommissar bei der Kripo in Pension. Er erzählte mir schon vor über 10 Jahren, daß gerade die Clan-Kriminalität in den jährlichen Kriminalstatistiken erst gar nicht mehr aufgeführt wird, da sie uferlos jeden Rahmen sprenge. Da sind “unsere Messerlinge” noch gar nicht dabei. Ich glaube, daß unsere Berufsblinden aus Politik, Forschung und Bildung es erst realisieren, wenn ihnen das Unheil selbst in den Arsch beißt. Da geht Lernfähigkeit scheinbar nur über den Schmerz. Aber dann ist’s leider schon zu spät. Präventiv geht anders; und zwar dann, wenn eine konsequentere Anwendung das Asylrechts befolgt, konsequenter abgeschoben wird und den tauben Nüssen, die glauben, etwas von sich geben zu müssen, das an der Alltäglichkeit vorbeigeht, angeraten wird, etwas gegen ihre Realitäts-Phobie zu unternehmen. Den Schmu von der “Härte des Gesetzes” kann ich nicht mehr hören. Diese Härte hat die Konsistenz eines alten Cheeseburgers, der seit Wochen unter der Ladentheke von McDonalds vor sich hinweicht.

Ralf Pöhling / 30.09.2024

Und noch ein Nachsatz: Die von mir im ersten Kommentar genannten Punkte 3. und 4. kann man gezielt aushebeln. Nämlich durch gesonderten Polizeischutz und durch Waffenscheine, also die Erlaubnis von Zeugen/Opfern eine Waffe zum Selbstschutz zu tragen. Die Anzahl an verlässlichen und sicherheitsgeprüften Bodyguards beim BKA ist stark begrenzt. Insbesondere in Anbetracht der seit 2015 stark angestiegenen Kriminalitätsbelastung dieses Landes. Bedenkt man jetzt noch, dass ein erheblicher Teil der (Kron)zeugen selbst aus dem Sicherheitsbereich stammt, so ist nicht nachvollziehbar, warum hier immer wieder die Vergabe von Waffenscheinen blockiert wird. Dies erklärt sich nach meinem Dafürhalten nur dadurch, dass man die Unbestechlichen im Sicherheitsapparat den Tätern gezielt zum Fraß vorwerfen will. Und das deutet eindeutig darauf hin, dass Staat und Teile des Sicherheitsapparates bzw. der Justiz bereits von der Kriminalität selbst korrumpiert sind und dieser Umstand durch die Sabotage und die absichtliche Gefährdung von Zeugen durch die Täterkreise in voller Absicht beibehalten werden soll. In anderen Worten: Wird der Zeuge von den Tätern vor oder während des Prozess durch die angeklagten Täter ermordet, gibt es keine Verurteilung und der kriminelle Filz im Apparat kann weiter abkassieren. Das bedeutet beim Vergleich mit dem Arzt dann folgendes: Der Arzt würde von der Krankenkasse geschmiert bzw. unter Druck gesetzt, den Patienten absichtlich sterben zu lassen, weil die Behandlung mehr Geld kostet, als sie anderweitig wieder einbringt. Das wäre aber eine absichtliche Vergewaltigung des Gesundheitssystems. Und genau das passiert hier auch: Unser Rechtsstaat wird gerade vergewaltigt. Von genau den Kreisen, die er eigentlich bekämpfen soll. Und wer leidet darunter? Die Patienten bzw. die Opfer. Ein Unding, was ganz schnell abgestellt werden muss. Es wird Zeit für Waffen ins Bürgertum. In rauen Mengen.

Ralf Pöhling / 30.09.2024

(2/2) Wie man sieht, habe ich trotz etwa 50-60 Straftaten gegen meine Person bzw. mein Umfeld nur vier Anzeigen gestellt. Teils sind in den Anzeigen mehrere Straftaten in Tateinheit genannt, was eventuell statistisch nicht sauber getrennt wird. In den 90ern habe ich gar keine Anzeigen gestellt. Das sieht jetzt bei mir bereits nach Kriminalitätsstatistik nach einer Steigerung von etwa 500-600% aus, wenn auch die Zahl mit vier gestellten Anzeigen als solche sehr niedrig ausfällt. Aber: Hätte ich alles detailliert zur Anzeige gebracht und die von mir im vorherigen Kommentar genannten 4 Punkte einfach ignoriert, läge ich in der Kriminalitätsstatistik bei 5000-6000% Zuwachs. Und ja, ich bin nicht der einzige, der das Problem hat. Hinzu kommt noch ein Punkt: Es gibt bei potentiellen Opfern das Phänomen der Vermeidungsstrategie: Aus der Erfahrung heraus, dass man bestimmte Stadtteile und Orte bzw. bestimmte Personen/Situationen meiden sollte um nicht Opfer einer Straftat zu werden, erfolgt das Vermeiden des Opfers dieser genannten Umstände, damit eine Straftat gar nicht erst stattfinden kann. Straftaten, die gar nicht erst stattfinden, werden folglich erst recht nicht zur Anzeige gebracht und suggerieren damit, dass alles in Ordnung wäre. Das ist es aber nicht. Wenn die anschwellende Kriminalität dafür sorgt, dass sich freie Bürger in diesem Land nicht mehr frei bewegen können, damit sie nicht ausgeraubt und ermordet werden, ist das Kind längst in den Brunnen gefallen. Denn das bedeutet nur noch eins: Unser Rechtsstaat ist längst derart überfordert, dass er nicht mal mehr das ganze Bild an Kriminalitätsbelastung abbilden kann. Vergleich man das mit einem Arzt, so ist der Arzt bereits nicht mehr in der Lage, eine saubere Diagnose beim Patienten zu stellen, weil die Krankheitsbelastung beim Patienten derart hoch ist, dass er es nicht mal mehr bis zur Praxis des Arztes schafft.

Ralf Pöhling / 30.09.2024

(1/2) Ergänzung aus professioneller Sicht: Ich schätze, dass die gefühlte Kriminalitätsentwicklung mit den offiziellen Kriminalitätsstatistiken abgeglichen worden ist. Aber bei den Kriminalitätsstatistiken liegt das Problem: Die geben einzig die zur Anzeige gebrachten Straftaten wieder. Die nicht zur Anzeige gebrachten Taten nicht. Das ist die berühmte Dunkelziffer, wo die Opfer die Taten selbst gar nicht anzeigen, weil sie 1.gar nicht wissen, dass das Verhalten strafbar ist 2.ihnen der Aufwand zu groß ist, 3.sie aus Erfahrung wissen, dass eine Anzeige bei unserem schlappen Rechtsstaat nichts bringt und 4.sie Angst haben, im Prozess von den Tätern erkannt zu werden und diese sich dann an ihnen rächen, weil der Staat sie nicht zu schützen vermag. Jetzt meine persönliche Erfahrung dazu: Ich habe in den letzten 20 Jahren etwa im mittleren dreistelligen Bereich Straftaten wahrgenommen. Der Großteil davon war nicht der Rede wert und wäre sofort eingestellt worden. Deswegen erfolgte in Absprache mit Betroffenen und Polizei keine Anzeige. Ich habe derweil jedoch im mittleren zweistelligen Bereich Straften gegen meine Person erlebt. Und das reichte über illegales Ausspionieren, Nachstellen, Verleumdung, Nötigung, Erpressung, etc. bis hin zu Mordanschlägen. Ich habe bereits in den 90ern im Sicherheitsapparat gearbeitet und nun seit 2016 bis heute wieder. Der Unterschied ist enorm. Die 90er waren eine Zeit des Friedens und der Ruhe. In der Zeit habe ich nicht eine Anzeige gestellt. Alles, was ich zur Anzeige gebracht habe, passierte seit 2005 privat und ganz besonders seit 2016 dienstlich UND privat, weil beides zusammenhängt. Die wissen “wo mein Haus wohnt”, weil ich als unbestechlicher Sicherheitsprofi den Knackis im Weg bin. Ich habe trotzdem nur vier Anzeigen gestellt, weil die es wirklich in sich hatten. Hätte ich alles zur Anzeige gebracht was mir widerfahren ist, hätte ich derzeit 50-60 Prozesse am laufen. Da sieht man die Auswirkung der Dunkelziffer ganz genau.

Günter H. Probst / 30.09.2024

In einer alternden Gesellschaft sollte die Gewaltkriminalität durchgehend abnehmen, da sie an Stärke und Jugend gebunden ist. Nicht nur die neuen Erscheinungen der Gewaltkriminalität, wie Messer- und Machetenmorde, Gruppenvergewaltigungen und familiäre Berufsverbrecherbanden, sind importiert.

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