Claudio Casula / 25.05.2024 / 14:00 / Foto: Tomaschoff / 19 / Seite ausdrucken

Wird der Hamas-Terror mit einem Staat belohnt?

In der Stunde der Not steht Israel allein da. Die Unterstützung im Westen schwindet, schon weil Millionen Moslems hier leben, die man sich nicht zum Feind machen will. 

Noch vor Jahresfrist sah es so aus, als könnte sich im Nahen Osten etwas zum Guten bewegen. Die Abraham-Abkommen, die Israel mit arabischen Staaten schloss, die Annäherung an Saudi-Arabien. Der 7. Oktober veränderte alles. Das bestialische Massaker im Süden Israels, das Hamas-Terroristen und in ihrem Gefolge eine vierstellige Anzahl von Zivilisten anrichteten, die mitmordeten, mitvergewaltigten und mitplünderten, verschaffte Israels Feinden Oberwasser. Sie hatten buchstäblich Blut geleckt. Israel war schwer verwundbar, zwei, drei Tage mussten wir mitansehen (und sollten es auch), was mit Juden – aber auch arabischen Israelis, Beduinen und Arbeitern aus Thailand – geschieht, wenn sie diesen barbarischen Horden in die Hände fallen.

Unmittelbar danach war das Entsetzen groß, nichts schien in jenen Tagen ferner zu liegen, als die Gründung eines Palästinenserstaates in Erwägung zu ziehen. War nicht eben überdeutlich geworden, dass der Hass und der Vernichtungswille jeden Wunsch nach Frieden mit dem jüdischen Staat in den Schatten stellte? Wer hätte sich vorstellen können, dass nicht nur die üblichen Verdächtigen, die islamischen Schurkenstaaten, die „Vereinten Nationen“ umgehend zu ihrer israelfeindlichen Tagesordnung übergehen würden? Stattdessen flammte der Judenhass auch in westlichen Staaten stärker auf denn je. Auch die Mahnungen zur Mäßigung (an die Adresse Israels!) ertönten wieder, in Europa und den USA hatten hasserfüllte Demonstrationen auf den Straßen und Plätzen der Städte und in den Universitäten regen Zulauf, und es dauert bis heute an. 

Anders als zu Zeiten, in denen westliche Staaten vom Terror betroffen waren, sich der Gefahr durch diesen durchaus bewusst waren und sich wehrten, schwindet angesichts der islamischen Masseneinwanderung die Entschlossenheit, der Gefahr entgegenzutreten. Millionen von Moslems als potenzielle Unruhefaktoren bewirkten genau das Gegenteil: Die UN werteten den Status der Palästinenservertretung auf, und jetzt haben Spanien, Irland und Norwegen angekündigt, einen Staat Palästina anerkennen zu wollen, den Megaterror also noch de facto zu belohnen – Dan Schueftans Bonmot bestätigend: „Wann immer Sie nicht wissen, was zu tun ist – fragen Sie die Europäer. Tun Sie dann das Gegenteil." Israels wahre Freunde, also solche, die auch in der Vollversammlung der Vereinten Nationen für Israel stimmen, lassen sich mittlerweile an den Fingern zweier Hände abzählen. Deutschland gehört nicht dazu.

Israels Todfeinde wittern Morgenluft

Wie zum Hohn wird die Unterstützung für eine palästinensische Staatsgründung damit begründet, diese bringe Israel ein Mehr an Sicherheit, wo es sich doch exakt umgekehrt verhält. Mit jedem Rückzug Israels in den letzten Jahrzehnten (Ausnahme: Sinai Anfang der 1980er Jahre) witterten die Todfeinde Morgenluft. Sie verstanden und verstehen Israels Wunsch nach Frieden und seine Kompromissbereitschaft als Schwäche und als Ermutigung, den Terror zu intensivieren. Tatsächlich haben die Palästinenser, wie man früher sagte, keine Gelegenheit ausgelassen, eine Gelegenheit auszulassen. Ob es die Vorschläge der Peel Commission 1937 waren, der UN-Teilungsplan 1947, die Zeit zwischen den Kriegen 1948 und 1967, die Oslo-Vereinbarungen Mitte der 90er Jahre, Camp David 2000 oder Olmerts weitestreichendes Angebot 2008: Nein, nein, nein, nein, nein, nein. Alles oder nichts. (Mehr dazu etwa hier.)

Die Unterstützung des Westens hat es sie nicht gekostet. Und wenn es moslemische Araber im Westen gab oder gibt, die den Terror ihrer Brüder abstoßend finden, so haben sie es sich nicht anmerken lassen, Demonstrationen finden ausschließlich gegen Israel, nicht gegen die Hamas statt. Das müssen sich die Menschen im Westen vergegenwärtigen: Diese hasserfüllten, aggressiven Proteste richten sich auch gegen sie, der feuchte Traum vom Kalifat wird jetzt eher öfter geträumt, nun, da zig Millionen Moslems in Europa leben. Die Terroranschläge in London, Paris, Madrid, Berlin, Brüssel und so weiter müssten eigentlich einen Vorgeschmack auf das Kommende vermittelt haben, aber die Lektion wurde nicht gelernt. Es sei denn, man glaubt, der Bedrohung durch den politischen Islam per Appeasement Herr werden, sich mit der Barbarei irgendwie arrangieren zu können. Dies wird nicht gelingen, wie schon ein Blick in den Nahen und Mittleren Osten beweist.

Der Westen ist bereits seit Jahrzehnten für Israel ein Unterstützer mit beschränkter Haftung, die Demografie tut ein Übriges. Wenn Europa und Amerika jetzt an der Schaffung eines Palästinenserstaates arbeiten, zimmern sie an ihrem eigenen Sarg. Einen zweiten Iran braucht die Welt gewiss nicht, ein Staat Palästina wäre ein weiterer failed state, beherrscht von Warlords und Mörderbanden. Hass, religiöser Fanatismus und brutale Gewalt gegen Dissidenten und jede Minderheit würde diesen Staat prägen, und er würde wie Gaza seit 2006 funktionieren: ohne Rücksicht auf die eigene Bevölkerung würde man so lange aufrüsten und Krieg führen, bis der verhasste Judenstaat beseitigt wäre. Die Hamas als Tumor zu bezeichnen, der die ganze Region befallen könnte, wäre indes falsch. Ein Tumor kann ja auch gutartig sein, was sich von den fanatischen Dschihadisten nicht sagen lässt.

Dass sich ausgerechnet Deutschland, wo man sich viel darauf zugutehält, aus der Geschichte gelernt zu haben, in der entscheidenden Stunde auf die Seite der Feinde Israels schlägt oder ihnen wenigstens nicht in den Arm fällt, geschweige denn die Unterstützung entzieht, ist nicht weniger als eine Schande. Die alljährlichen Lippenbekenntnisse zum Holocaust-Gedenktag, das Gerede von der Staatsräson, die geheuchelte Solidarität nach dem 7. Oktober erweisen sich als Lug und Trug. Baerbocks hochnäsiges Fingerwedeln Richtung Jerusalem, Heusgens Auftreten in der UNO und erst kürzlich wieder, nun Hebestreits Ankündigung, man werde, sollte Bibi Netanyahu vom Internationalen Strafgerichtshof angeklagt werden, den israelischen Regierungschef in Deutschland verhaften – all das ist nur noch beschämend.

In „Wie einst David“ schrieb Hans Habe: „Der Judenstaat ist, was die Juden immer waren: allein.“ Das war 1971. Und nie war dieser Satz wahrer als heute. 

Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.

Foto: Tomaschoff

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Rolf Mainz / 25.05.2024

Mich wundert allein, dass nicht Hamas samt Sympathisanten des Gaza-Streifens und Umgegend längst hochoffiziell in Westeuropa Aufnahme gefunden haben - quasi Schutz vor dem bösen Israel suchend. Geht ja auch gar nicht, dass sich jemand von muslimischen Terroristen nicht so einfach abschlachten lässt. Aber wer weiss, vielleicht sind schon mehr davon hier als manche ahnen. Bestimmt sogar.

Wilhelm Rommel / 25.05.2024

“Die alljährlichen Lippenbekenntnisse zum Holocaust-Gedenktag, das Gerede von der Staatsräson, die geheuchelte Solidarität nach dem 7. Oktober erweisen sich als Lug und Trug.” Meine jüdischen Freunde - vor allem die außerhalb Deutschlands - verfolgen das ganze hohle Getue unserer Worthülsen-Produzenten seit Jahren mit größter Besorgnis. “Sag’ das Eine und tu’ das Andere” - diese Polit-Maxime, salonfähig geworden spätestens anno 2005 und bruchlos fortgeführt anno 2021, da gründlich eingeübte Verschlagenheit ihre praktische Anwendung finden und perfektionieren konnte, wurde frühzeitig durchschaut. “Wo bleibt eigentlich” so die zumeist gestellte Frage “das längst überfällige Statement des Zentralrats?” Ich entgegne dann meistens resigniert, dass das Zeitalter der mutigen Galinskis und Bubis’ längst vorüber ist - heute füttert man verbissen das bekannte Krokodil: Es ist zum Verzweifeln…

Karsten Dörre / 25.05.2024

Es wird keinen Palästinenser-Staat geben. Fatah und Hamas sind sich spinnefeind. Deshalb gab es nach den Wahlen 2006 in Gaza keine Regierungsverwaltung, weil die Hamas die gebildete Koalition ablehnte und 2007 die Macht im Gazastreifen an sich riss und eine Terrorstruktur ohne Zivilverwaltung errichtete. Und das völlig fragmentierte, palästinensische Westjordanland taugt zu keinen Staat (derzeit Fatah-Verwaltung mit Mahmud Abbas, der seit 2006 vermutlich auf Lebenszeit “gewählt” wurde). Den Vorschlag von Spanien, Irland und Norwegen halte ich als Schachzug, der die bis aufs Blut verfeindeten Palästinensergruppen unter Druck setzt und der Weltöffentlichkeit hoffentlich die Augen öffnet, was man von den Palästinensern halten soll.

Andreas Glaesel / 25.05.2024

“...die man sich nicht zum Feind machen will” ? Das waren schon unsere Feinde als sie hier ankamen (deshalb sind sie ja gekommen) und sie werden es immer sein, ganz unabhängig von der Berliner Nahost-Politik… Allenfalls einen offenen Bürgerkrieg auf Deutschlands Straßen kann man mit einer pro-palästinensischen Politik noch ein paar Jahre hinauszögern.

Rainer Niersberger / 25.05.2024

Ob der Staat, der keiner ist, kommt oder nicht, sei dahingestellt. Die Begruendung fuer das Handeln des Westens ist zutreffend. Wir sollten diese Begruendung nun aber auch zu Ende denken, denn es werden sogar immer mehr. Und Remigration ist, ebenso wie die Migrationsverhinderung, nur ein Thema der AfD. Und die wollen ” wir” nicht. Einige Autoren auf TE haben das aktuell ” ueberzeugend” begruendet. Man sollte eben rechtzeitig erkennen, was unser ( Haupt) Problem ist.  Daran mangelt es den Liberalkonservativen massiv.

Stefan Riedel / 25.05.2024

Und immer und immer wieder? Der ewige Antisemit zeigt seine hässliche Fratze? Benjamin Netanyahu=Donald Trump=Adolf Hitler! So: “Die alljährlichen Lippenbekenntnisse zum Holocaust-Gedenktag, das Gerede von der Staatsräson, die geheuchelte Solidarität nach dem 7. Oktober erweisen sich als Lug und Trug. Baerbocks hochnäsiges Fingerwedeln Richtung Jerusalem, Heusgens Auftreten in der UNO und erst kürzlich wieder, nun Hebestreits Ankündigung, man werde, sollte Bibi Netanyahu vom Internationalen Strafgerichtshof angeklagt werden, den israelischen Regierungschef in Deutschland verhaften – all das ist nur noch beschämend.” Besitzen diese Deutschen noch einen Funken Selbstachtung?

Burkhart Berthold / 25.05.2024

Neu ist, dass in den USA und in Europa starke muslimische Bewegungen die Politik beeinflussen - und damit erfüllen, was klügere Menschen schon vor Jahren vorhergesagt haben. Diese Zuwanderer, die ihre eigene Agenda mitgebracht haben, treffen sich nun mit den Linken, die den Staat Israel ablehnen, weil es der letzte funktionierende Nationalstaat des Westens ist.

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