Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit durch Investments fördern? Was sich als Weltverbesserungsprogramm vermarktet, läuft auf eine fragwürdige Unternehmenskultur nach woken Kriterien hinaus.
Wenn man sich Werbung für „nachhaltige Investments“ anschaut, könnte man denken, die Verbesserung der Welt sei trivial. Um die Welt besser zu machen, investiert man beispielsweise bei der Deutschen Bank in nachhaltige ESG-Fonds, verdient damit Geld und tut gleichzeitig Gutes für Umwelt und Gesellschaft. Die ESG-Standards setzen sich aus den Komponenten Environmental (Umwelt), Social (Gesellschaft) und Corporate Governance (Unternehmensführung) zusammen. Das gute Gefühl gibt's bei solchen Investments gratis obendrauf, denn „Nachhaltigkeit“ und „Verantwortliche Investments“ sind schließlich per Definition moralisch unanfechtbar. Doch was steckt hinter diesem Nachhaltigkeitstrend in der Finanzbranche?
Die Deutsche Bank will als Ziel bis 2025 mehr als 200 Milliarden in nachhaltige Finanzierungen und ESG-Anlagen investieren. Die enorme Bedeutungszunahme der ESG-Standards geht auf die UN-Initiative der „Principles of Responsible Investments (UN PRI)“ zurück. ln Partnerschaft mit dem UN Global Compact und UN-Umweltprogramms UNEP hat diese 2005 gegründete „Initiative für verantwortliches Investieren“ sich dem Lobbyismus zur freiwilligen Verpflichtung auf ESG-Standards bei Investments verschrieben. Bei UN PRI gibt es einen direkten Zusammenhang mit der Umsetzung der UN-„Nachhaltigkeits-Agenda 2030“. Mit den ESG-Standards für privatwirtschaftliche Investitionen sollen die überstaatlich beschlossenen Sustainable Development Goals (SDGs) der UN durch die Finanzwelt unterstützt werden.
Klaus Schwabs Stakeholder-Kapitalismus
Gemäß offizieller Sichtweise soll die Verpflichtung der Unternehmen auf ESG-Standards dazu beitragen, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die „soziale, ethische und ökologische Überlegungen“ proaktiv in die Entscheidungsfindung einbezieht, sodass sie ihren positiven Einfluss auf die Welt erhöhen. Dieses Geschäftsmodell, das als Ziel weitere Kriterien jenseits des finanziellen Erfolgs beinhaltet, wird von Klaus Schwab unter dem Begriff des „Stakeholder-Kapitalismus“ als dem klassischen „Shareholder-Kapitalismus“ überlegene Form des Kapitalismus vermarktet. ESG-Standards spielen im „Stakeholder-Kapitalismus“ eine zentrale Rolle. Ein einheitliches ESG-Bewertungsschema existiert nicht, dafür aber eine ganze Reihe von unterschiedlichen ESG-Ratingagenturen, unter anderem MSCI, Standard & Poors, Thomson-Reuters und Bloomberg.
Häufig werden „Nachhaltige Investments“ unter den Labels „Umwelt“ und „Klima“ vermarktet. Unter dem Begriff Environmental wird bewertet, inwieweit jeweils Firmen dazu beizutragen, den transformativen Weg zur einer „CO2-neutralen Wirtschaft“ zu gehen. Durch die bürokratische Bewertung der Wirtschaft bezüglich Umweltauswirkungen soll ein Beitrag zum Klimaschutz und Umweltschutz geleistet werden. Statt auf Marktanreize, beispielsweise durch eine global implementierte CO2-Steuer, zu setzen, wird ein technokratisches Bewertungssystem für alle Firmen installiert. Inspiriert von den ESG-Faktoren setzt die EU auf diesen Ansatz der Kapitallenkung bei der „Klimataxonomie“. Mit der Begründung, angebliches „Green Washing“ und „Intransparenz“ zu bekämpfen, werden dadurch weitreichende Regulierungen erlassen, die faktisch die Entscheidungsmacht über die Regeln des „Green Washings“ an die EU-Kommission auslagern. Unter den Labels „Nachhaltigkeit“ und „Klimaschutz“ werden innerhalb der EU planwirtschaftliche Regeln implementiert, deren Auswirkungen vermutlich dem Klimaschutz eher schaden, dafür aber die administrativen Belastungen insbesondere für kleinere Unternehmen erhöhen.
Rassische und sexuelle Quotenregelungen
Noch schwerwiegender sind aber die Folgen, die die ESG-Standards im Bereich S und G mit sich bringen. Neben den sinnvollen Bereichen Arbeitnehmerschutz und Korruptionsbekämpfung drängt sich hier die woke „Diversity“- und „Inclusion“-Ideologie auf.
Diese woke Firmenpolitik, in der Regel beschrieben als Förderung von „Diversität“, wird von Finanzmogulen wie BlackRock vorangetrieben. BlackRock selbst lässt woke Lobby-Politik sowie die Vision von „rassischer sozialer Gerechtigkeit“ unterstützen. Dafür sollen ab 2022 alle Firmen, in die BlackRock investiert, nach woken Vorschriften über „Racial Equity“, „Inclusion“ und „Diversity“ geprüft werden. BlackRock will dazu das ESG-Bewertungsschema gemäß seinen eigenen Vorstellungen standardisieren. Mit dem Ziel, Quotenregelungen gemäß woker Ideologie zu erfüllen, soll dann jedes Unternehmen Auskunft über die rassische und sexuelle Zusammensetzung der Belegschaft geben. Wie man die ESG-Standards unter dem Label „Diversity“ erfüllt, erklärt der Unternehmensberater pwc hier.
Im NationalReview wird der woke Finanzeinfluss auf die Unternehmensführung geschildert. Das Ergebnis davon sieht man beispielsweise im DEI Annual Report 2020 von PepsiCo. Als BlackRock-CEO Larry Fink mit Kritik an seiner woken Agenda konfrontiert wird, streitet er diese ab und verteidigt seinen Einsatz für den „Stakeholder-Kapitalismus“. Tatsächlich wird das angebliche Interesse an „rassischer und sozialer Gerechtigkeit“, „Umweltschutz“ und „Nachhaltigkeit“ nur vorgetäuscht. Trotz des Marketings ist BlackRock gleichzeitig wichtiger Unterstützer des chinesischen Markts, auf dem ESG-Kriterien irrelevant sind und keine Sozialstandards existieren. Gleiches gilt für viele weitere Großkonzerne, die ihren ESG-Einsatz vermarkten.
Doch wie konnte sich ausgerechnet in amerikanischen Großkonzernen die „ESG“-Ideologie durchsetzen?
Einige Gründe dafür liefert Vivek Ramaswamy. Er beschreibt in seinem Buch WOKE INC., wie die Wokeness-Ideologie sich innerhalb der größten Konzerne ausbreitete.
Herkunft in der Occupy-Bewegung
Aus seiner Sicht ist die Ausbreitung von Wokeness in den Elitekonzernen eine Reaktion auf die Demonstrationen der „Occupy Wallstreet Bewegung“. Diese Proteste begannen ursprünglich als Aufruf gegen die Macht großer Konzerne. Im Finanzdistrikt New Yorks konnten die Konzerne aber schnell sehen, wie die „Occupy Wallstreet“-Bewegung von der woken Ideologie gespalten wurde. Ein Teil von Occupy demonstrierte nicht mehr gegen den Missbrauch der Macht der Unternehmen an sich, sondern nur noch gegen die Macht der „alten weißen Männer“ innerhalb der Unternehmen. Wenn stattdessen die Konzerne von mehr Frauen, mehr jungen Leuten oder mehr Minderheiten geführt wären, dann würde alles automatisch besser werden. Darin liege der wahre Grund, warum so viele mächtige Konzerne die Wokeness so enthusiastisch unterstützen: Mit geringem Aufwand einiger Personalentscheidungen ließ sich dieser Widerstand gegen die Konzernmacht einfangen.
Dieser als „Stakeholder-Kapitalismus“ bezeichnete Konzernlobbyismus umarmte daher im eigenem Interesse die woke Ideologie von „Diversity, Equity, Inclusion“ und setzte den Fokus auf „Gender“, „Race“ und „Intersectionality“. Kritiker, die Klassenfragen, Monopolisierung und Machtmissbrauch großer Konzerne thematisierten, wurden damit kaltgestellt. Das Resultat dieser machiavellistische Strategie zeigt sich nun in eigentlich „antikapitalistischen“ „Diversity-Schulungen“ innerhalb von Großkonzernen. Diese findet man nun neben Google auch bei der Bank of America, Lockheed Martin, Coca-Cola und Disney. Auch Merck vermarket die Implementierung der woken Ideologie als Teil von „Nachhaltigkeit“. Vivek Ramaswamy beschriebt diese Schulungen als maoistische Angstkultur, bei denen von allen Angestellten komplette Gesinnungskontrolle verlangt wird. Bei der Implementierung von „Diversity“ „Equity“ und „Inclusion“ hat jeder, der sich diesen Umerziehungsprogrammen widersetzt, mit beruflichen Nachteilen zu rechnen.
Langfristiger Nutzen bei Big Playern
Ein Grund, weshalb Großkonzerne die „Nachhaltigkeits-“/„Diversitäts“-Ideologie so gerne implementieren, liegt in den wettbewerbsverzerrenden Auswirkungen. Die ESG-Kriterien einzuhalten, ist ressourcenaufwendig. An sich scheint es unvernünftig, dass Konzerne eine profitschädliche Agenda unterstützen würden. Doch leistungsstarke Marktteilnehmer haben an dem sogenannten „ESG-Capture“ ein wirtschaftliches Interesse.
Industrieführer können selbst auf einen großen Pool an qualifizierten Bewerbern zurückgreifen, sodass für sie die Erfüllung von Quotenkriterien weniger Probleme bereitet. Auch alle anderen Anforderungen können sie leichter erfüllen. Diejenigen, die groß genug sind, die zusätzlichen Belastungen zusätzlich zu den Folgen der Pandemie zu verkraften, warten so lange, bis schlechter kapitalisierte Wettbewerber abgewickelt worden sind. Ihre anfänglichen Verluste gleichen sie dann durch die dazugewonnenen Marktanteile aus. Kurzfristig können die großen Unternehmen die Nachteile der ESG-Richtlinien verkraften, während kleine bis mittelgroße Unternehmen immer mehr verschwinden.
Dieses „ESG-Capture“ ist nicht notwendigerweise eine zynische Strategie von Großkonzernen. Es ist möglich, dass einige CEOs tatsächlich an den Nutzen einer woken Quotenpolitik, von Diversity-Trainings und einer CO2-neutralen Wirtschaft glauben. Getäuscht von ihren Überzeugungen vermarkten die CEOs diese für sie selbst vorteilhafte Entwicklung dann als „Nachhaltigkeitsbonus“ oder „Diversitätsbonus“. Doch der Preis dieses „Nachhaltigkeitsbonus“ der Gewinner ist hoch. Neben den hohen Kosten stellen sich folgende Fragen: Wie frei ist eine Gesellschaft, wenn nicht nur im akademischen Bereich das Bekenntnis zur woken „Diversity“-Ideologie die Voraussetzung einer erfolgreichen Karriere ist? Macht es einen Unterschied, ob man den Bürgern direkt ein Sozial-Kredit-System nach chinesischem Vorbild aufzwingt oder sie lediglich dazu verpflichtet, ein oligopoles Sozial-Kredit-System im beruflichen Raum zu akzeptieren?
Alle Investoren, die sich diese Fragen stellen, sollten sich vom Marketing über „Nachhaltigkeit“ nicht täuschen lassen und sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegen die ESG-Standards einsetzen.