Ein schöner Text, der berührt und auch traurig macht. Und die Frage hinterlässt: Wie werdet ihr mit euren eigenen Kindern umgehen? Habt ihr den Courage, Ihnen die Freiheit und die Möglichkeiten zu geben, nach denen ihr euch als junge Mädchen gesehnt habt? Oder lasst ihr eure eigenen Kinder dann auch in starren Konventionen und Enge ersticken? Erwachsen werden bedeutet nicht das Ende von Mut und Coolness. Macht es besser.
Ein beeindruckender Bericht. Vielen Dank. Nichts von diesen Problemen ist der Bösartigkeit irgendeiner der Teilnehmer geschuldet; sie liegen in der Natur der kulturüberschreitenden Einwanderung. Konflikte zwischen Eltern und Kindern und der schmerzhafte Loyalitätskonflikt der Kinder ist typisch für Einwandererfamilien, die die Anziehungskraft der Kultur des Aufnahmelandes zerreißt oder jedenfalls zerreißen kann. Ähnliche Berichte habe ich über lateinamerikanische Einwanderer in den USA gelesen, wenn auch dort die Kulturdifferenz nicht so groß ist. Es scheint auch, dass die Mädchen die größeren Fliehkräfte entwickeln. Die deutschen Gleichaltrigen haben im Moment nichts Vergleichbares; das Verhältnis deutscher Eltern und Kinder ist so gut wie lange nicht, da es in Deutschland seit den 1970er Jahren keinen Kulturbruch gegeben hat, der die Generationen entzweit. Die Deutschen können das daher kaum verstehen und sind in dieser Angelegenheit bestenfalls Zuschauer; die meisten interessiert es einfach nicht - und warum sollte es auch. Bedauerlich ist die unendliche Naivität der “Willkommenskultur” in dieser Sache; diese Leute meinen, man könnte Menschen und Familien einfach in eine neue Kultur verpflanzen so wie man Topfpflanzen umtopft. Dieser Bericht zeigt etwas anderes; nochmal vielen Dank.
Hallo Frau Toprak. Ihr Text ist geschrieben, wie einer, der bewegen soll - mein Eindruck. Mich hat der Text jeoch nicht bewegt, denn ich habe ihn inhaltlich nicht verstanden. Verstanden habe ich, dass Sie jung und frei sein wollten. Das haben Sie mehrfach betont. Das hat Ihnen jedoch “die deutsche Gesellschaft” nie verboten. Sie beklagen, dass “die deutsche Gesellschaft” Sie immer als Ausländerin gesehen hat. Sie schreiben, es hätte Sie “geärgert, dass die Deutschen mit ihren Freiheiten so wenig anfangen konnten”. Wie kommen Sie darauf, “die Deutschen” zu kennen und ihr Leben beurteilen zu können, wenn Sie selbst schreiben, dass Sie kaum näher mit “ihnen” zu tun hatten? “Wir hätten das Beste rausgeholt”, wer ist “wir”? Sie haben sich selbst und sehr bewußt abgegrenzt, fürchte ich, wie es Teenager eben tun. Was ich noch verstanden habe ist, dass Sie sich nicht als Deutsche gefühlt haben oder es sogar ablehnten, “Deutsche” genannt zu werden. Ich lehne es nicht ab, Deutscher genannt zu werden. Es ist für mich aber auch völlig sekundär. Ich hatte spanische, griechische, russische und italienische Kumpels, mit denen ich in meiner Jugend den einen oder anderen Mist gebaut habe. Meine Vorfahren kommen aus Norddeutschland, der Tschechoslovakei, Holland und Italien. Natürlich fühle ich mich als Deutscher, weil ich hier geboren und aufgewachsen bin, in der schönen deutschen Sprache denke und auch in ihr träume. Was ist daran schlecht? Was soll das aber auch besonderes bedeuten? Deutscher oder nicht - das war in meiner Jugend nie ein Thema. Ein besonderes Thema war das immer nur bei den Kindern mit türkisch/islamischem Hintergrund - das ist eben meine Erfahrung. Ich persönlich verstehe mich mit jemandem oder eben nicht, unabhängig vom Land seiner Vorfahren. Sie schreiben weiter, dass Sie nicht “vorrangig muslimisch” sein sollten und auch nicht sein wollten. Ja dann ist doch alles ok - wo ist dann das Problem? Sicher gibt es ein Problem. Sie benennen es selbst. Es besteht, meiner Ansicht nach, darin, dass Sie “die Erwartungen” Ihrer “Eltern”, Ihrer “Gemeinschaft mit den Erwartungen da draußen nicht vereinbaren konnten”. Kann es nicht einfach sein, dass diese speziellen “Erwartungen” das einzige wirkliche Problem sind?
Was für ein Gejammer. Was will uns die Autorin sagen? Was ich ihr sagen kann ist, das die, die zu Hundetausende gerade nach Deutschland aus dem muslimischen Kerngebieten eingeladen werden, die werden der Frau schon zeigen was ihre zukünftige Stellung als Frau zu sein hat. Wer von denen, die das nicht wollen, die frei sein wollen, wer ist von denen auf den Pegida - Demonstrationen zu sehen? Wo sich die Menschen versammeln die genau das sein wollen, was diese ICH - Klage beschreibt, die als WIR - Klage sich selber rechtfertigt? Die dort in Dresden demonstrieren sind keine Rassisten. Die wollen einfach nur als Deutsche in Deutschland nach den hier geltenden Regeln in Sicherheit leben. Kann ja sein das die +Deutschen da sind, weil sie frei und Deutsche sein wollen, dann aber Lügen uns die Medien wieder einmal an. Ich will keine Deutsch/ Türken, Deutsch/ Syrer, Deutsch/ Polen, Deutsch/ Afghanen, Deutsch/ Inder, Deutsch/ Marokkaner, Deutsch/ Äthiopier um mich haben. Mir ist es egal vorher deren Urgroßeltern nach Deutschland mal eingewandert sind. Dieses Doppelsprech die eigene Nationalität und die Traditionen zu vermischen, die stößt mich ab.
“Wir haben uns nur darüber geärgert, dass die Deutschen mit ihren Freiheiten so wenig anfangen konnten”, beklagen Sie und ich behaupte das Gegenteil. Bei uns ist vom Linksradikalen, der Autos abfackelt bis hin zum Ingenieur der die wundervollsten Autos der Welt baut, alles vertreten, was das Menschenherz begehrt. “Denn nicht nur in Mathe oder Physik, ... waren unsere Noten um einiges besser als derjenigen, deren Großväter Ärzte oder Lehrer waren”, schreiben Sie und ich frage mich, warum Ihre Landsleute dann bei Mathematik- und Physik-Olympiaden nicht in vorderster Reihe standen. Da standen nur Deutsche. Und vor ihnen Asiaten. Von Türken war weit und breit nichts zu sehen.
Also DAS ist mal ein Statement, das ich erfrischend finde, sowas bekommt man als Dunkeldeutscher wohl seltenst zu lesen, ein wunderbarer, ungeahnter Einblick, danke dafür!!!
Sehr geehrte Frau Toprak, Ihr Beitrag hat mich sehr bewegt. Sehr erhellend in der Dunkelheit des aktuellen Diskurses. Gruß Peter Lütgendorf
Meine eigene Ahnengallerie ist ziemlich blond und blauäugig ist. Aber auch ich werde stigmatisiert: “Biodeutscher” , “Nazi” und überall lauert meine Lust auf nochmal Auschwitz. Ist also nicht zwingend ein exklusives Ausländerproblem. Mit den Vorbildern geht es mir ähnlich, bin Mitte der 90er Jahre in die Pubertät gekommen und als ich “Kidz” sah wusste ich was cool ist (also der Teil ohne das HIV). Allzu viel Deutsches zur Orientierung blieb mir und meinem Freundeskreis nicht. Den Rest besorgte dann das (heimlich angeschlossene Internet). Vielleicht ist es ja die Abwesenheit einer ehrlichen Leitkultur in diesem Land. Verlogene, unehrliche und Anti-Leitkulturen haben wir leider genug im Angebot. Das ist es, was uns Indifferenz gibt und letztlich teilt, wo es nicht notwendig wäre.
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