Sie stehen doch noch! Und wenn sie sich treiben lassen wollen können sie das immer noch selbst entscheiden. Sie müssen auch nicht auf späterer Jahrhunderte warten damit man sie und ihr tun wertschätzt. Ich Wünsche ihnen bei allem was sie vor haben viel begleitendes Gefühl des Gelingens ( Goethes Definition von Glück) PS Man darf auch mal depressive Stimmungen haben. Bestimmte Empfindungen untersagen zu wollen ist ohnehin Unsinn. Die Frage ist immer nur was man mit ihnen anstellt. Sie machen melancholische Texte. Das ist eine gute Variante.
Das Problem ist weniger der Preis, der für Strom zu bezahlen ist, ich denke, wenn die Regierung die Steuern und Umlagen etwas herunter nähme, könnte sich der Preis noch locker verdreifachen. Aber das bringt ja keine zusätzliche Versorgungssicherheit. Wie Herr Haferburg nicht müde wird zu mahnen, wird ein großer Blackout im Winter bei starkem Frost, Heizungsausfall und 25 Millionen kaputt gefrorenen Wasserleitungen die Illusionen der meisten Optimisten mit einem Wisch abräumen. Aber jetzt freuen wir uns doch mal an dem richtigen ganz normalen Winter.
Es gibt schon noch einige Mittel und Wege, sich nicht entwurzeln zu lassen. Der Mainstream ist doch inzwischen so ätzend und giftig geworden, daß man dorthinein ruhigen Gewissens keinen Zeh mehr reinhalten kann. Man verpaßt nichts mehr, wenn man keine Mainstream-Zeitungen liest, keine Öffis schaut und selbst im Autoradio ausschließlich den Verkehrsfunk hört. Und mit jedem Tag selbstgewählter Nachrichten-Abstinenz geht es einem besser. Man kann der alltäglichen Propaganda entfliehen, selbst das Wegschauen vor Plakaten kann man üben. Es gibt soviel Bücher, die sich lohnen, gelesen zu werden, Kinder oder Enkel, die sich freuen, wenn ein starker Baum Zeit mit ihnen verbringt. Und immer wieder: Menschen beobachten. Da kann man erstaunliche Entdeckungen machen.
Da halte ich es mit Luther: “Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. “
Der Baum handelt nicht. Er empfindet auch keine Angst. Er nimmt die Säge des Waldarbeiters nicht wahr, sofern er nicht gerade einen Namen trägt und Baumbart heißt. Es ist ihm wurscht, ob er nach 50 oder nach 100 Hundert eingeschlagen wird. Ihm wird nicht in den Sinn kommen “ach, wie gerne hätte ich doch noch 20 weitere Jahre hier gestanden”. Ihm ist es auch egal, ob er als Wurzelholzfurnier das Armaturenbrett eines Morgan ziert oder ob er als Klodeckel auf einem Plumpsklo landet. ++ Ganz im Gegensatz zum Menschen, der sich ständig Gedanken darüber macht wie er die Zeitläufe, ohne größeren Schaden zu nehmen, hinter sich bringt. Die “knorrigen Menschen”, die immer “ganz bei sich sind”, die eine festgefügte Agenda besitzen - die gibt es nur in der Phantasie. Spätestens, wenn es um die eigene Existenz geht, wird auch die knorrigste Eiche unter den Menschen zur biegsamen Weide. Was nicht dagegen spricht, daß all zu viele schon als biegsame Weide zur Welt kommen oder dazu erzogen werden. ++ Bestes Beispiel hierfür mag das “Grünen-Abitur” sein. Dem Vernehmen nach: 5 Jahre Baumschule, 7 Jahre Zeit-Abo, alternativ: 7 Jahre Putztruppe oder Antifa. Damit ist man gerüstet für alle Herausforderungen. Solch eine fundierte Ausbildung bringt einen ins Außenministerium oder, mit der Fähigkeit Strom im Netz speichern zu können, auch ins Parlament von Hogwarts.
Herr Wegner, “Sentimentalität des Städter” trifft es sehr gut bei Ihren Gedanken zur Holzflößerei. Überall dort, wo Flüsse fliessen, wurde Holzflößerei mehr oder weniger betrieben. Es war eine von vielen Triebfedern, die Zivilisation bzw. den Städtebau voranzutreiben. Dass Sie sich um die Gefühle von Baumstämmen Gedanken machen, die an einer Flussbiegung hängen bleiben oder gar ersaufen, klingt merkwürdig. Ich hoffe, Sie polen sich nicht weiter zu einem Ökoromantiker um. Ihr Gleichnis, Mensch-Baum, kommt sehr schräg rüber. Kopf hoch, Sie sind nicht allein!
Herr Wegner, sie sind doch einer der wenigen, denen man nicht vorwerfen kann, wie ein toter Baumstamm mit dem Hauptstrom (engl. Mainstream) zu treiben. Wir - die weitaus meisten der Achse-Autoren und -Kommentierer - schwimmen doch gegen den Strom, soweit es möglich ist. Ich denke, wir werden uns nicht eines Tages so wie nach 1945 sagen lassen müssen: Ihr könnt nicht so blind gewesen sein, es nicht gesehen zu haben, und habt trotzdem mitgemacht.
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