Mitunter beschleicht einen der Verdacht, dass es hierzulande tatsächlich ein Mentalitätsproblem des Extremismus gibt, frei nach dem Spruch „ Kehle oder Schuhe lecken“, dazwischen gibt es wenig bis nichts. Die „Geeignetheit“ der meisten Deutschen für ein demokratisches System erscheint - im Unterschied beispielsweise zur englischen Gesellschaft - mehr als fraglich. Es fehlt an Demokraten und es fehlt massiv an VertreterInnen der Aufklärung. Die ( Schuld - und Entlastungs -)Neurosen sind ( auch ) kein Alleinstellungsmerkmal der Deutschen, wie man an den USA und Schweden feststellen kann. Im Unterschied zu den nüchternen Briten mit einem realistischeren Blick auf Mensch und Welt kann man diesem Volk einen ( steigenden ) Demokratiebeitrag ebenso weismachen wie eine Weltrettungsabgabe zur Gewissensberuhigung. Sie haben Recht : Zumindest außerhalb der Mainstreammedien ist Alles beschrieben, analysiert und begründet worden. Offen bleibt immer die entscheidende Frage : Was nun ? Wie kann man aus dieser neurotisch/infantil/ narzisstischen Gesellschaft von denkunwilligen und wohl auch denkunfähigen Ochlokraten, Hedonisten und Hipstern aufgeklärte Demokraten „machen“, wenn sie selbst ! und natürlich auch die MachthaberInnen es gar nicht wollen, sondern auf „ weiter so“ dressiert sind ? Immer von den etwa 10 % -nicht vermassten Minderheiten „auf der anderen Seite“ abgesehen. Gar nicht. In diesem Sinne auf weitere gute Artikel.
Das größte Problem ist nicht mehr, dass so gut wie alle sich widerstandslos desinformieren ließen. Den Kampf um die “Chemnitzer Hetzjagden” und damit um die Deutungshoheit haben die Faktenfinder, Framer etc. zwar gerade noch gewonnen, aber um den Preis, dass mindestens ein Viertel der Bevölkerung den Haltungsmedien NICHTS mehr glaubt. Das größte Problem ist, dass es keine wählbare Partei mehr gibt, wenn die AfD sich weiter von rechts unterwandern lässt. Diese Unterwanderung stößt auf innerparteiliche Widerstände, die in den Medien natürlich verschwiegen werden, und es sind auch tatsächlich schon Rechtsextreme aus der AfD geflogen. Aber Björn Höcke und einige weitere Problemtypen haben offenbar eine zu starke Position, um sie wieder los zu werden. Solange die Rechtsdrift in relevanten Teilen der AfD real und nicht nur eine Behauptung des Staatsfunks ist, fehlt uns die Alternative. Inzwischen sollen außer der kompletten AfD auch die Werte-Unionisten in der Nähe des Lübcke-Mörders stehen! Sagt jedenfalls Polenz, der auch zur CDU gehört und da vermutlich persönlichen Interessen nachgeht, denen der Mord äußerst, äußerst gelegen kam. Die “Heldin” Rackete darf man noch kritisieren, die Ausbrüche gegen die AfD nicht mehr. Und sie selbst lässt sich in die falsche Richtung drängen.
Ihr Pessimismus ist leider Realismus. Es gibt offenbar (im Westen) keine „schweigende Mehrheit“, sondern nur die Mehrheit der über Jahrzehnte von Politik und Medien systematisch verdummten und gehirngewaschenen Deutschen. Der von mir verehrte Sir Karl Popper würde heute in einer „kritischen Betrachtung“ von z.B. der SZ, der Zeit oder des Spiegels wohl als Rechtspopulist oder gar Nazi geschmäht; nicht nur wegen seiner Ausführungen zur Demokratie, sondern ganz besonders wegen seiner Auffassungen in der Wissenschaftstheorie, die Wissenschaftlichkeit am Prinzip der Falsifizierbarkeit festmacht - und die Dogmatik der Klimasektierer als unwissenschaftliche Ersatzreligion entlarvte. Die Betrachtung allein auf Deutsche zu verengen wird dem Problem des zunehmenden „Links- und Ökofaschismus“ auf der Welt nicht gerecht. Ein Blick auf die USA und die dortigen Hochschulen macht deutlich, wohin die Reise geht: Wer sich als Verantwortungsethiker outet und der links-grünen Gesinnungsethik widerspricht, wird im wahrsten Sinne zerstört. Beruflich, materiell und gesellschaftlich - inklusive Sippenhaft, wie der Umgang mit dem renommierten Juraprofessor zeigte, der sich „erdreiste“, ausgerechnet Weinstein verteidigen zu wollen. Es mag sein, dass Deutsche noch etwas leichter manipulierbar sind, aber in den westlichen Gesellschaften/Ländern verhält es sich nicht viel anders. Der Hinweis auf die Strippenzieher im Hintergrund ist müßig. Ich denke, hier wissen alle Leser, wer gemeint ist.
Unser Volk ist für die Freiheit nicht gemacht. Auf sich selbst gestellt reitet es sich unweigerlich in die totalitäre Sch**** und ist dabei auch mit den besten Argumenten nicht mehr zu erreichen. Ich bin froh, den größeren Teil meines Lebens im einundfünfzigsten Bundesstaat der USA, der BRD, verbracht zu haben. Nur unter Besatzung und angelsächsischer kultureller Hegemonie wurde hier eine zeitlang wenigstens der Anschein von Demokratie praktiziert.
Der Block (oder soll man sagen, das Kartell?) der etablierten Parteien hat einen Rahmen abgesteckt, innerhalb dessen man sich frei bewegen darf. Geistig frei bewegen darf. Übertritt man die geistige Grenze, die dieser Rahmen vorgibt, befindet man sich im ungeschützten Niemandsland. Man wird gewissermaßen vogelfrei. Man könnte auch sagen, zum Abschluss freigegeben. Denn man wird nicht einmal mehr als Demokrat betrachtet, sondern wird quasi zu einem verfassungsfeindlichen Outlaw. Für diesen Outlaw sollen nicht die gleichen Rechte gelten, wie für diejenigen, die sich innerhalb des Rahmens aufhalten. So meinen zumindest bestimmte Vertreter der etablierten Parteien. Innerhalb des Rahmens : Demokrat. Außerhalb des Rahmens : Demokratiefeind. Dass diese Einstellung dem Wesen einer Demokratie widerspricht, haben wir schon ausgiebig besprochen. Also, die etablierten Parteien sagen : Wer uns nicht wählt, ist gegen die Demokratie. Er verliert die Wertschätzung, den Schutz der Gemeinschaft. Er hat es verschissen. Er ist raus. Rein könnte er allenfalls als Zeitzeuge gegen die AfD und bekennender, reuiger, sich zum Kartell bekennender, Sünder. Er darf dann auf Vergebung hoffen. Wir finden also eine Situation vor, die mit demokratischen Werten, mit Meinungsfreiheit immer weniger in Einklang zu bringen ist. Was aber bleibt uns übrig, als das Benennen dessen, was wir mit Sorge beobachten? Der Zugang zu den „großen“ Medien bleibt uns verwehrt. Demonstrationen würden vom Kartell propagandistisch genutzt werden. Sie würden schon die „geeigneten“ Gesichter herausfischen, um uns in ein abschleckendes Licht zu rücken. Man würde uns bei „den Rechten“ einzureihen wissen, würde uns verächtlich zu machen verstehen. Uns als widerwärtiges Beispiel zur Schau stellen. Noch mehr des geistig zerbrochenen Kristalls würde auf den Bürgersteigen einen hässlichen Klang hinterlassen. Und die Mehrheit würde indifferent schweigen. Und die Medien würden Beifall klatschen. Das „Kartell“ wäre wohl zufrieden.
Absolute Zustimmung. Neben Resignation überkommt mich auch immer wieder Fassungslosigkeit. Jedoch dürfen wir miterleben, wie es den Bürgern in den dreißiger Jahren ging, dass ist eine zweifelhafte Ehre. Und die Parallelen sind verblüffend. Die mediale Machtergreifung respektive Gleichschaltung, tägliche Berichterstattung über den einen Feind bei gleichzeitigem verzückten Führerinnenglaube für Jung und Alt, erste Überlegungen zur Reinigung des Volkskörpers durch Rechteentzug, die gesellschaftliche Mobilisierung für den totalen Krieg der 97%, die freitäglichen Aufmärsche der reinen Jugend mit generöser Würdigung durch die Parteiführung. Und “alle” finden es dufte und es müsste noch viel mehr getan werden. Seltsam.
Alles ist politisch. Auch das Private. Die klassische Kategorisierung in rechts und links, das Ordnen von Ansichten und Handlungen nach dem Rechts-Links-Schema war seit der Bürgerlichen Revolution unglaublich erfolgreich. Yin und Yang moderner Republiken. Diese polar einander entgegengesetzten und dennoch aufeinander bezogenen Prinzipien waren und sind Motor der Freien Welt. Auf fast jede innere und äußere Anforderung ermöglichte dieser Gegensatz erfolgreiches Reagieren. Gemeinsam wurden wir stark. Darum haben wir dieses Prinzip auch durch Verfassungen geschützt. Freiheit. Gleichheit. Sie garantieren die Rechte wie die Linke. Was in diesem Land passiert ist vergleichbar mit einer ziemlich unschön verlaufenden Ehescheidung. Der klassischen Ehe von Rechts und Links im gemeinsamen Staat. Häusliche Gewalt ist mittlerweile an der Tagesordnung. Geschrei und Prügel. Gemeinheiten, Verhöhnung und Verleumdung. Was passiert, wenn die eine Hälfte den Staats-Haushalt alleine besorgt? Deutschland hat bereits beides ausprobiert. Einmal dauerte es von 1933 bis 1945. Das andere Mal von 1949 bis 1990 (etwas länger da nicht autonom veranstaltet). Das Problem diesmal ist, dass der Staat selbst den “Kampf gegen Rechts” als fördergeldwürdiges Vorhaben aus der Hand gegeben und privatisiert hat. Also Trennung nach Belieben durch fanatische Polit-Hinz-und-Kunz-Aktivisten. Fragt sich nur noch, ob mit Auszug und ohne Totschlag. Was wir brauchen, ist die Neugründung der Republik, in der Extremisten (...Trittin, Roth, Schwesig ...) niemals wieder staatliche Mittel zur Bekämpfung ihrer politischen Gegner zweckentfremden können, unter anderem. Eigentlich lebe ich in soziologisch interessanten Zeiten, in denen die “Elite” drauf ist wie ‘s Messer.
Danke für diesen super Artikel Es ist darin bereits alles gesgt. Von mir nur noch ein Spruch von Einstein: “Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.”
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.