Anabel Schunke / 26.09.2018 / 14:00 / Foto: Anabel Schunke / 53 / Seite ausdrucken

Wir gedenken der gefallenen Soldaten im Kampf der Kulturen

Als ich vor einigen Tagen die Hauptstraße auf dem Weg zu meinen Eltern entlang fuhr, entdeckte ich in einem der Gärten links von mir am Straßenrand eine Deutschlandflagge. Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, was wohl die Nachbarn meiner Eltern denken würden, wenn in ihrem Vorgarten plötzlich ein Fahnenmast stehen würde, oder ob ich mir aus Gründen der Renitenz nicht endlich auch eine schwarz-rot-goldene Flagge aus dem Fenster hängen sollte, wobei das wiederum zu Verwerfungen mit dem Vermieter führen könnte, wie unlängst in Salzgitter geschehen. 

Was in den USA gang und gäbe ist, gilt in Deutschland bereits als Provokation. Wir fremdeln – komischerweise weniger mit Fremden als mit uns selbst. Patriotismus erscheint uns entweder als suspekt oder gleich schon böse nationalistisch. Die Auflösung des „typisch Deutschen“ im Multikulturalismus erscheint nicht nur den Grünen mittlerweile als die letzte Station auf dem Weg hin zur völligen Glückseligkeit.

Aber nicht nur das Hissen der eigenen Flagge erscheint dem Deutschen bisweilen als grotesk, rückschrittlich und irgendwie Nazi. Auch die besondere öffentliche Würdigung gefallener Soldaten, wie sie vor allem in den USA vorgenommen wird, wirkt über das linke Spektrum hinaus auf viele Bürger zynisch. Mit Militarismus kann der Deutsche genauso wenig anfangen wie mit Patriotismus. Dass es Eltern gar mit Stolz oder Trost erfüllen könnte, die Flagge des Heimatlandes und die Orden des Sohnes überreicht zu bekommen, erscheint dem deutschen Pazifisten, der weder Grenzen noch Grenzkontrollen für nötig erachtet, lediglich als geschmacklose Inszenierung, um den Durchschnitts-Amerikaner trotz schlechter Nachrichten bei Laune zu halten. 

Gefallen im Krieg der Kulturen

Tatsächlich sind nun aber deutsche Zeitungsverleger angetreten, der Aversion gegen die Würdigung nationaler Helden den Kampf anzusagen. Mit dem „Bürgerpreis der deutschen Zeitungen“, der seit 2010 verliehen wird, ehren sie mit den Eltern der 2016 verstorbenen Maria Ladenburger erstmals die Hinterbliebenen einer im „Krieg der Kulturen" gefallenen Frau. Die 19-Jährige war damals zunächst vergewaltigt und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt worden, bevor sie vom Täter zum Sterben in die Dreisam gelegt wurde und ertrank. 

Der junge Mann, ein doch nicht ganz 17-jähriger Asylbewerber aus Afghanistan, dessen Pflegeeltern 2.600 Euro monatlich für seine Unterbringung kassierten und der zuvor schon einmal in Griechenland eine Frau die Klippe hinunterwarf, begründete seine Tat damals mit den Worten: „Es war doch nur eine Frau“. Zur Belohnung bekam er eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis in einer deutschen Haftanstalt. 

„Gewürdigt als Deutschlands Bürger/Bürgerin des Jahres werden Personen, die auch jenseits ihrer eigentlichen Profession Herausragendes für die Gesellschaft leisten“, so der BDZV auf seiner Homepage. Die Leistung der Eltern bestünde demnach in ihrer Haltung. Gewürdigt würde die Entscheidung des Elternpaars, 2016 als Reaktion auf die Ermordung seiner jungen Tochter durch einen Flüchtling aus Afghanistan eine Stiftung für Studierende einzurichten und so ein „Zeichen der Mitmenschlichkeit zu setzen“. 

Die feierliche Preisverleihung findet am 13. März 2019 in Berlin statt.“ Die „Badische Zeitung“ und der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatten das Ehepaar für die Auszeichnung vorgeschlagen. In den Jahren zuvor wurden u.a. der Schriftsteller Navid Kermani und „Cap Anamur“-Gründer Rupert Neudeck geehrt. Im vergangenen Jahr wurde das Ehepaar Sabine und Daniel Röder ausgezeichnet, die Initiatoren der EU-Unterstützer-Initiative „Pulse of Europe“.

Schmerzensgeld für keine Schmerzen

Dotiert ist der Preis mit 20.000 Euro, die man als eine Art Schmerzensgeld betrachten könnte, wenn es bei dem Preis nicht darum ginge, keine Schmerzen gezeigt zu haben. Eine Art Orden- und Flaggenersatz für den Dienst an der multikulturellen Gesellschaft. Eine Ideologie, deren quasi-religiöse Züge langsam ein Ausmaß an Perversion offenbaren, das sprachlos macht. 

Der Preis passt in das Bild, das dieses Land, seit es zu einigen kulturellen Verwerfungen, Auseinandersetzungen und Herzinfarkten kam, von sich zeichnet. Nachdem zuvor schon Journalisten wie Dunja Hayali für die „richtige Haltung“ mit Preisen ausgezeichnet wurden, ist nun auch der Bürger an der Reihe, der bereit ist, Opfer zu bringen, oder zumindest nicht aufzumucken, wenn ihn eine „Verwerfung“ ereilt. „Kulturschaffende“ setzen sich derweil wahlweise für die Absetzung des deutschen Innenministers ein oder geben Konzerte gegen Rechts an Orten, wo nicht Deutsche Ausländer töten, sondern Ausländer Deutsche.

All das sollte den Bürger mit einem Rest an Hirn allerdings nicht verrückt machen. Die Ideologie hat Risse bekommen. Noch immer versucht man, die Schuld hierfür der AfD, dem Wutbürger mit Anglerhut, den Sachsen an sich, Horst Seehofer, Hans-Georg Maaßen oder im Zweifelsfall dem Diesel aufzubürden. Mit immer weniger Erfolg. 

Der Ton wird in dem Maße schärfer, je unglaubwürdiger diese Schuldzuweisungen erscheinen. Desto mehr sie an der Realität der Bürger auf der Straße vorbeigehen. Das gilt für Politiker wie Johannes Kahrs genauso wie für Zeitungen, die Preise für den ideologisch richtigen Umgang mit der eigenen Trauer verleihen. 

Und wenn die AfD demnächst die 20 Prozent-Marke knackt, kann man die Stiftung von Marias Eltern ja immer noch nach Hussein K. umbenennen. 

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P. Wedder / 26.09.2018

So gerne würde ich auswandern, aber falscher Beruf (Staatsdienst), vorangeschrittenes Alter und mangelnder finanzieller Hintergrund verhindern dies. Die Entwicklung in Deutschland sehe ich mit immer grösserem Entsetzen sowie Verzweifeling, da ich kaum Hoffnung auf Änderung habe.

Paul Siemons / 26.09.2018

Die moralische Verkommenheit in diesem Deutschland ist an einem bemerkenswerten Höhepunkt angekommen. Ich habe, ohnehin allzu sehr mit Empathie geschlagen, seinerzeit Nächte lang nicht schlafen können, in der Vorstellung, wie es mir wohl gehen würde bei einem solchen persönlichen Verlust. Wie ginge es mir, wenn morgens die Polizei klingeln würde und mir erklärt, dass mein Kind auf derart barbarische Weise ermordet worden wäre? Hätte ich noch einen anderen Gedanken denken können als den, wie es meinem Kind in den letzten Sekunden seines Lebens ergangen sein mag? Es mag geistig verwirrte Menschen geben, die der Ansicht sind, sie müssten sich einem solchen Schicksal ergeben, angesichts dessen, was der Täter - vielleicht - auf seiner angeblichen Flucht erlebt hat. Aber deren Haltung kann und will ich nicht teilen. Diese Menschen sind krank und nicht etwa moralisch überlegen. Sie verdienen nicht mein Mitgefühl. Wenn sie eine solche Auszeichnung annehmen, sind sie derart verkommen, dass mich ihr Schmerz nicht mehr kümmert.

Ralf Pöhling / 26.09.2018

Dieses Land ist krank. Anstatt die Schuld auch mal bei anderen zu sehen, sieht man die Schuld immer bei sich selbst. Bis hin zur völligen Selbstaufgabe. Was beim Aufeinandertreffen mit anderen, die die Schuld immer bei anderen und niemals bei sich selbst suchen, faktisch einem Selbstmord gleich kommt. Wem ist damit gedient, wenn Opfer verhöhnt und Täter verhätschelt werden? Keinem. Das erste, was dabei auf der Strecke bleibt, ist die Gerechtigkeit. Danach dann die Wahrheit und letztlich die eigene Existenz. Potentielle Opfer werden nicht mehr geschützt und Täter für ihre Missetaten auch noch belohnt. So zerstört man jeden Zusammenhalt in der Gesellschaft. Die Amerikaner machen es richtig. Patriotismus ist gut. Derer zu Gedenken, die für das eigene Land, die eigene Überzeugung und den Erhalt der eigenen Nation und des eigenen Biotops ihr Leben gelassen haben, ist für jede Gesellschaft existentiell notwendig. Geld lässt Tote nicht wieder auferstehen. Aber der Gedanke, für die eigene Nation und die eigene Existenz gekämpft zu haben, auch wenn es vergeblich war, lindert den Schmerz, fördert den Zusammenhalt und gibt Identität. Eine Identität, die jede Gesellschaft dringend braucht, denn eine Gesellschaft ohne eigene Identität ist keine Gesellschaft.

Robert Jankowski / 26.09.2018

Die Frage für mich ist: wie lange kann man noch den Deckel draufhalten indem man jegliche Kritik mit der Nazikeule plättet? Wenn irgendwann einmal der Deckel hochgeht, dann wird es sehr sehr böse werden. Für Alle. Ceterum censeo Groko et Viridi esse delendam!

Martin Wessner / 26.09.2018

Bitte kein reaktionärer deutscher Selbstbehauptungswille. Das stört nur bei der Umwandlung vom Alten zum Neuen. Also diesmal nicht zum neuen, besseren Menschen, sondern zum neuen, besseren Deutschen. Sich in Demut selbst abschaffen ist erste Bürgerpflicht im ‘Schland. Um Lehren aus der Geschichte zu ziehen und als verspätete Selbstbestrafung für den “Vogelschiss”, weil die Welt nicht hart genug mit dem Land der Täter ins Gericht gegangen ist. Nebenbei bemerkt offenbar wohl eine kulturell bedingte Marotte in einem Land der “DoItYourself”-Baumärkte. Leise zwischen zwei Buchdeckeln, wie bei “Deutschland schafft sich ab” im stillen Kämmerlein zu seufzen und mit Wehmut alten Zeiten nachzutrauern, wird von den geistig und moralisch überlegenen Gesellschaftsumformern widerwillig und mit Abscheu grad’ noch so geduldet. Auf die Strasse oder in die Wahlkabine zu gehen, um dumpf und laut seinen Veränderungsschmerz herauszuschreien, ist hingegen wegen erheblicher Friedhofsruhestörung strengstens verboten und wird mit einem drastischen Bußgeld belegt. 

Martin Schott / 26.09.2018

Statt “dulce et decorum est pro patria mori” heißt es heute: “Süß und ehrenvoll ist es, für den Multikulturalismus zu sterben.”

Andreas Möller / 26.09.2018

Ganz ehrlich, wenn die Familie nach diesem bestialischen Verbrechen - man möge sich nur mal die Qualen der Ermordeten vorstellen - nichts besseres zu tun hat, als solch eine abartige Haltung zu zeigen, dann tun die mir auch in keinster Weise leid. Ganz im Gegenteil, sollen sie doch ihren perversen Preis erhalten, dies am besten noch in der Tagesschau gezeigt werden und sie sich im Tod ihrer Tochter sonnen und das Preisgeld gleich ihrer tollen mitmenschlichen Stiftung zukommen lassen. Vielleicht gibt es ja obendrauf noch eine Beförderung für den Vater in Brüssel. Übrigens, ist das nicht auch der Fall gewesen, wo der “grüne” Bruder der Toten gleich nach der Tat Bedenken geäussert hatte, dass der Mord bloss nicht den “falschen Kreisen” nutzen sollte? Falls ja, man verliert ja langsam den Überblick, darf ich hier leider nicht schreiben, was ich der gesamten Restfamilie wünsche. Zumindest hätte ich aber der Tochter gewünscht andere Eltern zu haben, damit sie ihr Leben hätte geniessen dürfen und können und nicht mit nur 19 Jahren barbarisch abgeschlachtet und schlimmer als ein Kadaver entsorgt zu werden. Nachsatz: Ich streiche überall das Wort Familie in meinem Text, sowas wie diese armen Kreaturen sind in meinen Augen keine Familie.

Olaf Ehrensberger / 26.09.2018

Man könnte jetzt natürlich auch den Preis annehmen, allerdings nur, um vor dem Publikum eine ‘Wir schaffen das nicht!’-Rede zu halten, dass den Zuhörern die Ohren flattern. Und dass sich die Veranstalter wünschen, den Preis nie vergeben zu haben.

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