Von Peter Bereit.
Es sind nicht immer die großen politischen Probleme, die uns bewegen, sondern auch und oft die kleinen Dinge des Alltags. Einige dieser „kleinen Dinge“ können jedoch ein bezeichnendes Licht auf ein Land und seine Politik werfen. So auch jenes, über welches ich mir eine kurze Geschichte nicht ersparen mag.
Die Erkenntnis, dass sich in Deutschland im Verlaufe der Jahrzehnte eine regelrechte Sozialindustrie entwickelt hat, ist wahrlich nicht neu. Einerseits ist es beruhigend zu wissen, dass die sozial Schwächsten an die Hand genommen werden, um ihnen ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen, andererseits drängt sich immer mehr die Frage auf, wer die unzähligen Milliarden, die dazu nötig sind, eigentlich herbeischaffen soll.
Um einen kleinen uneigennützigen Beitrag für die Bedürftigen dieser Stadt zu leisten, hatte ich mich entschlossen, eine nicht mehr benötigte Doppel-Schlafcouch dem gemeinnützigen Verband HILFE mit HERZ e.V. in Berlin anzubieten. Nach Erhalt eines Digitalfotos stimmte man zu, sich das Möbel anzusehen und hiernach über eine Mitnahme zu entscheiden.
Nun hatte ich angesichts des Zustandes der Couch keine Bedenken, dass hier etwas schiefgehen könnte. Das Teil war kaum benutzt, unbeschädigt und entstammte einem gepflegten Haushalt ohne Rauch, Tiere und Vandalen. Doch weit gefehlt. Der anreisende Mitarbeiter von HELFEN MIT HERZ warf einen Blick auf das Möbelstück und stellte eine Eindellung an der Schaumpolsterung fest, die ich selbst noch nie bemerkt hatte. “Die können wir nicht mitnehmen. Die können wir keinem anbieten.“
Ich war sprachlos. Hatte dieser Vertreter eines gemeinnützigen Vereins tatsächlich gerade gesagt, „die können wir niemandem anbieten“? Ich erinnerte mich an das Internet-Portal von HELFEN MIT HERZ und die darin ausgewiesenen Zielgruppen. Sozial Schwache, anderweitig Bedürftige, Zuwanderer, Flüchtlinge. Hatte ich etwas übersehen und suchte man dort lediglich Spender, die einen Scheck für nagelneue Möbel ausstellen? Meine Mutter pflegte immer zu sagen: „Einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul.“ Lang ist das her, und es ging ja auch nicht um einen alten nicht mehr reitfähigen Klepper, sondern um ein Schlafmöbel, das noch viele Jahre hätte gute Dienste leisten können
Wenn es schon keine einheimischen Bedürftigen gab, denen man meine Couch zumuten wollte, weshalb war es dann aber unschicklich oder gar unmöglich, sie einem erschöpften und mittellosen Flüchtling aus dem Irak, Afghanistan, Pakistan oder Zentralafrika anzubieten?
Dem Mitarbeiter war kein Vorwurf zu machen. Es schien ihm geradezu peinlich zu sein, die Mitnahme abzulehnen und so fiel der Satz: „Deutschland ist noch nicht arm genug, ich kann leider nichts machen.“ Sprach´s und machte sich wieder von Dannen. Zum Glück war ich extra einen ganzen Tag zu Hause geblieben, da sich der Verein von 09.00 Uhr – 15.00 Uhr angekündigt hatte und schlappe 15 Minuten vor Ablauf des Ultimatums endlich eintraf.
Irgendwie verstand ich die Welt nicht mehr. Hatten wir in Deutschland wirklich eine Million Flüchtlinge aufgenommen und waren die bereits so weit, dass sie sich mit Gebrauchtwaren nicht mehr zufriedengaben? Ich glaube das nicht. Die anfänglich erwähnte Sozialindustrie ist es, die ein beispielloses Anspruchsdenken entwickelt hat und selbiges verantwortungslos auf die Neuankömmlinge überträgt. Man ist es gewöhnt, dass die leergeschleckten Töpfe sofort wieder aufgefüllt werden, ohne dass jemand danach fragt, wer die Mittel hierfür aufbringen mudd.
Es ist keineswegs zynisch, wenn ich danach frage, ob einige der Flüchtlinge überhaupt wissen, was eine Couch ist? Wo oder worauf haben sie vielleicht im Heimatland gelegen? In Kabul oder anderswo wären vermutlich Straßenkämpfe ausgebrochen, hätte ich das Teil auf die Straße gestellt und als Geschenk deklariert.
Ohne jede Überlegung werden in diesem Lande nicht nur die Wertvorstellungen der Deutschen ruiniert, sondern die der Hinzukommenden bereits im Ansatz. Nichts hat hier einen Wert. Alles ist im Überfluss vorhanden, dessen Quelle nie versiegt. So die Annahme derer, die öffentliche Gelder in kollektiver Verantwortungslosigkeit zum Fenster hinauswerfen.
Meine Spendenbereitschaft wird sich künftig in Grenzen halten. Vielleicht melde ich mich noch einmal bei HELFEN MIT HERZ, aber bestimmt erst dann, wenn ich eine MIELE Waschmaschine oder einen Anzug von GUCCI, natürlich ungebraucht und ungetragen, zu verschenken habe.
Bis dahin können einheimische Bedürftige und Flüchtlinge sicher sein, dass ihnen eine Couch mit kleiner Eindellung nicht zugemutet wird. Wäre ja auch unmenschlich und mit den Wertvorstellungen einer pervertierten Sozialindustrie nicht vereinbar.