Ja, es ist eine Frage der Wertschätzung. Und man schätzt das, dessen Wert man kennt. Und man schätzt den Wert einer Sache, wenn man die Mühe kennt, die für das Besorgen oder die Herrstellung nötig waren und wenn man die Leistung, die für die Herstellung nötig war, anerkennt. Erst dann entsteht Dankbarkeit. Dann ist es möglich, auch etwas Geschenktes so zu behandeln, wie es sich der Schenkende gewünscht haben würde. Wer jedoch seit Geburt immer nur beschenkt wurde, der kennt den Wert des Geschenkes nicht. Er kennt die Mühe nicht, die für die Bereitstellung des Geschenkes vonnöten war. Und wenn man diese Mühe nicht kennengelernt hat, kann man das Verständnis für diese auch nicht der nachfolgenden Generation vermitteln. Denn man verschenkt ja nur weiter, was man selber bereits nicht erarbeiten musste. Gleichgültig ob es sich dabei um materielle Werte oder um ideelle Werte, wie Freiheit oder Demokratie handelt, sie werden als selbstverständlich vorhanden angesehen. Und mit selbstverständlich vorhandenen Gütern geht man großzügig und bedenkenlos um, vielleicht eben auch verschwenderisch. Denn man geht davon aus, dass sie ja immer wieder „aufgefüllt“ werden. Sie gehen nie zu Ende. Viele Flüchtlinge gehen wohl eben auch davon aus, dass schon alles unbegrenzt vorhanden ist, wenn man es ihnen so großzügig zukommen lässt. Alles andere würde ihren Lebenserfahrungen widersprechen. Also „verbrauchen“ sie das Geschenkte, es wird ja nachgeliefert. Will man es ihnen verdenken? Unsere jungen Generationen sind offensichtlich im Gefühl des Überflusses groß geworden und geben eben dieses Gefühl an die Flüchtlinge weiter. Ohne es zu ahnen, verschwenden sie die Früchte der Mühen ihrer Vorgängergenerationen.
Stefan Töns: Sehr gut erkannt. Nur eins noch: Sie merken schon, welchen “fatalen Kurs” sie steuern. Der Kurs ist wohlbedacht. Also Vorsatz.
Es ist dennoch nicht so einfach, wie der Autor meint, vor allem nicht die Verhältnisse wieder gerade zu rücken. Das Grundproblem ist, dass unsere Kinder für uns nicht mehr den Wert haben, den Kinder für alle Generationen gehabt haben. Man sagt so spöttich, herablassend, “Ja in der dritten Welt, da sind Kinder die Altersversorgung” bzw. “Die Bauern früher haben ihre Kinder als billige Arbeitskräfte gekriegt” man vergisst dabei, dass Kinderkriegen und -haben Knochenarbeit ist, und in einem zweiten Schritt vergisst man, dass Kinder schlicht und ergreifend, die Zukunft eines Landes, einer Familie, eines Dorfes sind. So sind wir einfach, aller Zukunftsagenden, und allem Gerede vom Bewahren der Schöpfung für künftige Generationen, bzw altmarxistisch der Idee, man müsse die Gegenwart so gestalten, dass die Nachkommenden gut drin leben könnten, also allem Gerede von zukünftigen Generationen zum Trotz, haben wir eine winzige Kleinigkeit vergessen, nämlich a) für kommende Generationen zu sorgen und b) die wertzuschätzen die sich um diese kommenden Generationen (und die gerade gehende Generation auch) kümmern, das sind die Nurmütter und Nurhausfrauen. Meines Erachtens sind wir ein Volk von Egoisten geworden, die nun in einer seltsamen psychologischen Fehlschaltung meinen, wenn man nur alle anderen, besonders die aus schwer archaischen Gesellschaften dazu bringt, noch egoistischer zu sein als man selber, so wird sich das einstellen, was man Vehemenz verweigert hat, nämlich die Zukunft. Richtig Herr Schneider wir sind schuld. Mein Großvater pflegte in den wilden Zeiten um ‘68 herum zu sagen “Geh doch mal in die Fabrik, helf deinem Onkel auf dem Feld und hör auf immer ich, ich, ich zu sagen” Ja wir hätten auf unsere Großväter hören sollen, aber die haben wir ja verachtet, weil sie nicht Expropritation der Expropritateure sagen konnten und mit Bier und Bratkartoffeln zufrieden waren. Wir haben sie verachtet, obwohl wir formal für die Unterdrückten einzustehen meinten.
Hallo Herr Schneider, danke für den Beitrag. Ich bin auch Ihre Generation und kann vieles nachvollziehen. Die Entwicklungen in der Menschheitsgeschichte haben immer wieder gezeigt, dass es genau immer so im Großen und Ganzem läuft. Es gab schon immer Hochkulturen, die sich immer wieder selbst abgeschafft haben. Ganz nach dem Motto: “wenn es dem Esel zu gut geht, begibt er sich auf das Eis”. Die Menschen, auch wir, lernen nicht daraus. Außerdem gibt es nun eben mal bei der Erziehung eines Kindes auch viele äußere Einflüsse, mit denen die Eltern konfrontiert werden und sich dem auch kaum entziehen können. Sei es über die Schule und Unis und jetzt auch schon viel früher über die Kitas und Kindergarten. Es wird immer schwieriger eigene “Akzente” bei der Erziehung der Kinder zu setzen. Die Außeneinflüsse sind enorm und ich vermute, es ist gewollt so von der Regierung. Hat sie somit doch ihre anpassbaren Schäfchen unter Kontrolle.
Merkwürdig, merkwürdig, Herr Schneider: da stellen Sie die korrekte Diagnose, benennen auch präzise die falschen Wege, die dahin geführt haben, benennen notwendige und machbare Auswege - und wenn irgendwo die EINZIGE Partei auftaucht, die Ihre Diagnose teilt, die gleichen falschen Wege anprangert, die gleichen richtigen Auswege aufzeigt: dann prügeln Sie drauf! Kann vielleicht einer der Mitleser hier mir das mal erklären? Ist das so eine Art politischer Autoimmunerkrankung?
Dem braucht man nichts mehr hinzufügen. So ist es und nicht anders.
Der Artikel verkennt m.E. die wahren Ursachen. Natürlich ist eine Generation “Schneeflöckchen” herangezogen worden, die Einser-Abiture nachgeworfen bekommt, mit 18 ganz selbstverständlich den eigenen Wagen vor der Tür stehen hat, und die mal kurz nach Neuseeland reist, um sich vom “Studienstress” zu erholen. Und auf der anderen Seite des Spektrums ein jugendlicher Bodensatz, der sich in Sprache und Verhalten seinen Vorbildern aus den zugewanderten tribalistischen Strukturen völlig anpasst. Aber: Die wahren Schuldigen an diesem ganzen Schlammassel sind diese “Ich habe schon immer {CDU, SPD} gewählt” Dumm-Michel-Biedermänner, diese Tagesschau-Gläubigen, diese Normalbürger, die weder willens noch in der Lage sind, sich selbst eine fundierte politische Meinung zu bilden, brav im Schwarm der Gutmeinenden mitschwimmen, aber den Selberdenker verachten, weil er nicht in ihrem Strom mitschwimmt. Da werden 40-jährige Freundschaften mir nichts dir nichts weggeworfen, weil man nichts mit einem “Rechten” zu tun haben möchte. Oh wie ich diese Leute verachte. Die ehrlichsten dagegen sind die “Grünen”, denn sie machen keinen Hehl daraus, dass sie Deutschland, dieses “miese Stück Scheiße” am liebsten abschaffen wollen. Läuft ja auch für sie.
Ich sehe die Ursachen für die heute Misere ganz woanders. Auf Schleichpfaden und versteckten Wegen haben es die Theologen der Frankfurter Schule fertig gebracht, ihre Gläubigen in den Schaltstellen der Macht zu positionieren, wo sie seit rund drei Jahrzehnten dafür sorgen, dass die glückseligen Träume der 68er endlich doch noch Wirklichkeit werden können. Sie sitzen in Landtagen und im Bundestag, in den Redaktionen der Medien und in den Lehrerzimmern und merken in ihrer allumfassenden Gutmenschlichkeit gar nicht, welchen fatalen Kurs sie steuern. Nicht die Anspruchshaltung der jüngeren Generationen und ihre Bequemlichkeit sind das Hauptproblem, sondern es die kruden Vorstellungen einiger weniger, die es geschafft haben, die Meinungshoheit zu gewinnen. Solange der politische und gesellschaftliche Diskurs aus dem Wolkenkuckucksheim bestimmt wird, werden wir nicht auf den Boden der Tatsachen zurückkehren können.
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