Peter Grimm / 03.01.2020 / 10:00 / Foto: Wolfgang Roehl / 67 / Seite ausdrucken

Windige Ideen von der SPD

Früher versprachen Politiker, die skeptische Bürger zu Anhängern ihrer Politik machen wollten, gern Wohltaten, die sich später als Luftschlösser entpuppten. Statt Luftschlössern gibt es im Jahr 2020 die Idee eines „Windbürgergelds“, und diese windige Idee kommt von der SPD, konkret vom Vize-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Matthias Miersch.

Mit den Geldzahlungen sollen Menschen dafür belohnt werden, dass sie auf einen Mindestabstand zu Windrädern verzichten und neue turmhohe Anlagen auch vor der eigenen Haustür zu ertragen bereit sind. In einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe würden derzeit mehrere Konzepte geprüft, um die Akzeptanz von Windrädern zu erhöhen, sagte Miersch nach einem Bericht von welt.de. Diese reichten von der Beteiligung der Kommunen am Umsatz von Windparks bis zu direkten Geldflüssen an alle betroffenen Anwohner.

Allein das klingt schon irre genug. Da sollen erst Abstandsregeln die Bürger vor Schaden bewahren und dann soll der Staat dafür bezahlen, dass er diese Abstände nicht einhalten muss? Nein, so einfach ist es natürlich nicht, denn mit diesem windigen Bürgergeld würde, so kann man es in der Zeitung lesen, ja auch gleich ein Rechte-Verzicht einhergehen. Im oben erwähnten Artikel heißt es:

„Die SPD will aber auch Möglichkeiten der Bürger einschränken, Windmühlen vor der Haustür auf dem Klageweg zu verhindern. Die bisherigen „langatmigen Planungsprozesse“ werde sich Deutschland nicht mehr erlauben können, wenn die „enorme Transformation“ der Energieversorgung bewältigt werden solle.“

Luftballons aus stürmischen Zeiten

Es gibt selbstverständlich vieles, das am Regelwerk deutscher Planungsbürokratie dringend änderungsbedürftig ist. Doch muss gleiches Recht für alle gelten. Stattdessen soll eine allgemeine Akzeptanz geschaffen werden, dass Windräder einen Sonderstatus bekommen. So wird quasi weltanschaulich nach guten und weniger guten Bauvorhaben unterschieden. Es gab zwar – verständlicherweise – immer schon eine andere Sicht auf Bauten, die wichtig für die Infrastruktur waren, doch selbst wenn man Windräder in diese Kategorie einsortierte: Warum sollten Anwohnerrechte neben Windrad-Arealen weniger wert sein als beispielsweise an Bahnstrecken oder Autobahnen? Auch von Windenergie-Liebhabern unter politischen Verantwortungsträgern sollte man erwarten können, dass sie klare und demokratischen Rechtsprinzipien folgende Regelwerke erarbeiten können. Aber das Starten irgendwelcher bunten Ideen-Luftballons, um das Stimmungsbild mitzugestalten, ist natürlich einfacher und passt in den Zeitgeist.

Außerdem kommt diese windige Idee von der SPD, also einer Partei, die in den letzten Jahren immer öfter nach neuen Vorsitzenden sucht. Das sind für die Genossen stürmische Zeiten und bei dem gegenwärtigen Spitzenduo hat man auch nicht den Eindruck, dass es sich um eine längerfristige Lösung handelt. Da kann man bei der einen oder anderen Luftnummer auch ruhig etwas nachsichtiger sein.

Dieser Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

 

Foto: Wolfgang Roehl

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Leserpost

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Hagen Müller / 03.01.2020

Windbürgergeld. Hmmm. Ist das nun eine Art Schmerzensgeld oder ist das Bestechungsgeld? Oder Schweigegeld? Ist da dochwas dran an dem Ausspruch von Klaus Kinski: “Mit der Mafia an der Regierzungsspitze hätten wir nur halb soviel Korruption und doppelt soviel Spaß!”?

Karsten Dörre / 03.01.2020

Ich habe Politikbürgergeld beantragt, um die deutsche Transformationspolitik zu ertragen und bei Wahlen nicht an der falschen Stelle ein oder mehrere Kreuze zu machen. Eine Alternative wurde mir gewährt: gar nicht zu wählen.

Peter Geisinger / 03.01.2020

Die SPD begeht Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Eigentlich schade für diese Partei, aber es ist ihr wohl nicht mehr zu helfen. Was man zu Herrn Matthias Miersch wissen sollte: Er hat in einem Brief an alle Parteimitglieder vom 23.9.2019 mit folgender Heldentat geprahlt: “Klar, ohne die notwendigen Kompromisse mit unserem Koalitionspartner wären einige Ergebnisse noch ambitionierter ausgefallen. So haben CDU und CSU bis zum Schluss bei der Windenergie gefordert, Abstandsregelungen wie in Bayern bundesweit einzuführen. Das hätte den Ausbau der Windenergie und damit der erneuerbaren Energien insgesamt deutlich eingeschränkt. Das hätte nicht nur viele tausende Arbeitsplätze in der Windkraftindustrie gekostet, sondern auch den Kohleausstieg und damit die Einhaltung der Klimaziele nahezu unmöglich gemacht. Das konnten wir verhindern, weil unsere Verhandlungsführer bis zum Schluss hart geblieben sind.” Ja, liebe SPD, jetzt fallen “tausende” (vermutlich sind es zehntausende) Arbeitsplätze eben woanders weg. Vermutlich da, wo ganz früher SPD gewählt wurde. Glück auf!

Karin Blindeneder / 03.01.2020

Dafür gibt’s einen ganz einfachen Begriff: Bestechung.

Rupert Drachtmann / 03.01.2020

Guten Morgen Herr Grimm, da kann man doch nur sagen: jämmerlich, lächerlich, hilflos. SPD halt. Um einen beliebten Spruch zu bemühen: „was mischen die sich eigentlich immer noch ein ? Die sind doch eh nicht mehr lange dabei!“.

Sabine Schönfelder / 03.01.2020

Wie wärˋs mit einer Abwrackprämie für jeden SPDler, wenn er seinen Mund hält und der Öffentlichkeit fernbleibt, als Antwort auf das Schildbürgergeld?

Rainer Hanisch / 03.01.2020

“Windbürgergeld”??? Die Reste-SPD wird auch immer bekloppter in ihren Erfindungen. Statt einzusehen, dass die “Energiewende”, wie andere “Wenden” auch, krass gescheitert ist, wird wild um sich rudernd der Irrsinn weiter getrieben. Oh Gott!  Und da präsentieren irgendwelche “Umfrageinstitute” noch “beliebte Politiker”? Wo sehen die denn noch Politiker im Lande, die diese Bezeichnung auch wert sind? So etwas gibt es doch schon lange nicht mehr; die letzten Hoffnungsträger hat doch die Merkel aus Machtgeilheit abserviert.

Jörg Themlitz / 03.01.2020

Ich wiederhole gern meine Frage: Wieso stehen im Tiergarten vor dem Reichstag keine Windmühlen? Ganz praktisch unmittelbar neben den Verbrauchern!

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