Die Kritik am Gejammere der Abiturienten kann ich nachvollziehen. Auch sind bestimmt einige Defizite den Freitagsfehlzeiten geschuldet. Aber auch meine Kinder gehen noch zur Schule und seit zwei Jahren fallen -für mich gefühlt- gut 1/4 bis 1/3 des Unterrichts aus. Sobald die letzte Klausur geschrieben ist (sowohl im Januar als auch im Sommer) wird sowieso nichts mehr gemacht. Wenn Unterricht stattfindet Darunter muss das Niveau selbstverständlich leiden. Und dann muss ständig in ALLEN Fächern Glück, Klimaawandel, Demokratie fördern, Kolonialismus ( damit alle SuS auch wirklich verinnerlichen, dass die Weißen sehr böse waren/sind) u.ä. durchgenommen werden, dadurch verbessern sich die Mathekenntnisse leider ebensowenig.
Die einzige ohne Zorn und Eifer zu beantwortende Frage ist doch, ob der in der Abiturprüfung abgefragte Lehrstoff in dem jeweiligen Bundesland tatsächlich in den Schulen dieses Bundeslandes vermittelt wurde? Wenn ja, dann dumm gelaufen, wenn man statt sich auf den Hosenboden zu setzen und zu lernen, lieber am Freitag gehüpft ist, obwohl da gerade Mathe dran war. Wenn nein, woran lag es? Stundenausfall wegen Lehrermangels? Experimentalmodelle im Lernbüro statt Unterricht? Wie schrieb doch ein Schüler in einer Klassenarbeit? „Dieses Gefühl, keine Ahnung zu haben…“ Anmerkung der Lehrerin: „Dieses Gefühl, solch ein Ergebnis vor sich zu haben, obwohl der Stoff der Klassenarbeit gerade in der Stunde davor durchgenommen wurde…“
Ein Lob an die Achse. Mir gefallen die Beiträge der jungen Journalisten, die für die Achse schreiben dürfen, immer besser. Der gesunde Menschenverstand blitzt doch ab und zu noch auf.
Ich finde nur, dass man nicht 10 Jahre auf das Aussieben verzichten und den Schülern erzählen sollte, ihre Leistungen währen für das Abitur ausreichend, um ihnen dann eine solche Prüfung vorzusetzen. Meiner Erfahrung nach wird viel zu wenig verlangt und zwar die ganze Schulzeit durch. Kein Wunder, dass die Jugendlichen aus allen Wolken fallen.
Gruß nach Chemnitz- und weiter so! Nicht Augen und Ohren vor der Realität verschließen (lassen)! Man mag zu dem vor etwa dreißig Jahren abgeschafften ostzonalen Bildungssystem stehen wie man will. Allerdings wurde (leider z.T. politisch motiviert) trotzdem eine normale “Auslese” durchgeführt. Aus meiner Klasse bekamen zwei Schüler die Delegierung zur EOS, dann nochmal zwei den Zugang zum Beruf m. Abitur. Macht also 4 von 32 Schülern… Und es gingen auch einige wenige (zwei oder drei) junge Menschen mit dem Abschluss der 8. oder 9. Klasse aus der Schule. Daraus wurden dann Busfahrer, Dreher, Bauarbeiter. Und man glaube es oder nicht. Auch aus allen anderen NICHTabiturienten wurden fleißige und rechtschaffende Erwachsene. Da sollte man sich immer mal wieder dran erinnern…
@HaJoWolf, ich (Abi 1978) kann Ihre Aussage nur bestätigen. Im Ort meiner Schule wird alle fünf Jahre ein Treffen aller ehemaliger Schüler und Lehrer veranstaltet. Im Jahr 2000 hat sich schon ein Biologielehrer „beschwert“, dass er nur noch ein Drittel des Stoffs, den er uns im Grundkurs und im Leistungskurs vermittelte, durchbringen kann. Dass das Niveau generell sinkt, konnte man auch an der Sendung „Wer wird Millionär“ erkennen (schaue ich mir aber schon seit ewigen Zeiten nicht mehr an), wo Studenten als Kandidaten bei den einfachsten Fragen, welche normal Allgemeinwissen sind), scheitern. Es gab mal eine Dokumentation, wo Schüler „einfache“ Matheaufgaben mit dem Taschenrechner lösen durften. Die haben nicht einmal bemerkt, dass das Ergebnis nie und nimmer stimmen konnte, weil sie falsche Zahlen eingegeben hatten. Der Rechner hat es doch so ausgerechnet.
Hätten unsere Junggenies nur halb soviel Zeit ins Lernen/Üben wie ins Streiken und Motzen gesteckt, wäre man weiter. Sogar, was bei uns mit einem Bachelor von den Unis abgeht, ist für einen anspruchsvollen Berufsweg nicht ohne Weiterschulung hilfreich. Ich erinnere mich an Prüfungsaufgaben aus den 85+ern, die mich Anfang der 90er echt ins Schwitzen gebracht haben (hab dennoch den guten alten Dipl. Ing. geschafft) und die Selektierung, die ich selber vornehmen und gelegentlich gerichtlich verteidigen muß, kann ich nur sagen, das mediale Bodybuilding macht nur Blasen im Kopf und bei mir weiche Knie (leicht modifiziert aus einer Bud Spencer/Terence Hill- Synchronisation). Mathe ist neben Physik das einfachste Fach auf der Welt, wenn man Grundsätze der Logik verinnerlicht hat. Mit einem derartigen Ansinnen schießt sich die “Jugend” echt in die Clownsecke.
An einer Technikerschule hier in BW wurde vor ca. 10 Jahren zur Probe eine “Prüfungsarbeit” geschrieben. Die Noten waren katastrophal. Die angehenden Techniker beschwerten sich. Als ihnen gesagt und bewiesen wurde, dass die Aufgaben aus einer Aufnahmeprüfung von vor ca. 20 Jahren stammten, war das Entsetzen groß.
Hallo, eine Prüfung, bei der niemand durchfällt, ist keine. Ich habe mich vor drei Jahren bei meinem Arbeitgeber intern beworben und die junge Kollegin in der Personalabteilung hat mich nach meiner Mathematiknote (befriedigend) zum Abschluß des Grundstudiums befragt. Ich habe Elektrotechnik in Aachen studiert! Als ich erklärt hatte, dass wir Durchfallquoten von über 90%!!! hatten, wurde ich nur ungläubig angestarrt! Zitat eines Professors: Wir führen nicht nur zerstörungsfreie Prüfungen durch! Niemand hat gelacht; wir wussten, dass das kein Witz war. Mein Vater hat in den 50er Jahren Mathematik an der RWTH Aachen studiert. In einer Prüfung bestanden von 25 Kandidaten nur 2! Mein Vater mit “ausreichend” und ein 2. Kommilitone mit “gut”. Der ist später Professor für Mathematik geworden. In den 50er Jahren lag die Abiturquote bei 5%, 1987 bei 25% und aktuell bei > 50%. Früher hat man gesagt, dass man mehr hätte lernen müssen. Heute ist die Prüfung zu schwer! Hans Bethe
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