Henryk M. Broder / 20.04.2021 / 15:30 / Foto: Acgut.com / 20 / Seite ausdrucken

Willkommen bei Steigenberger!

Vom nagelneuen Berliner Flughafen BER gibt es nur zwei Direktflüge nach Wien, einen um 9:45 Uhr morgens und einen um 19:45 Uhr abends. Ich will am kommenden Samstag hinfliegen, um am Sonntag an einer Sitzung des ZK der Weisen von Zion teilzunehmen. Wenn ich den Abendflieger nehmen würde, hätte ich nicht einmal Zeit für einen Bummel über die Kärntnerstraße. Und wollte ich den Morgenflieger nehmen, müsste ich spätestens um sieben Uhr meine Wilmersdorfer Gartenlaube verlassen. Das ist vollkommen inakzeptabel. Ich habe ja nicht vor, Polen zu überfallen.

Und so kam mir eine geniale Idee. Ich fahre schon am Freitagabend zum BER, checke im Hotel Steigenberger ein, von dort sind es nur 200 Meter zum Terminal 1. Eine Nacht in einem Hotel mit Chips, Erdnüssen und Bailey's Irish Cream ist für mich der ultimative Luxus.

Anruf bei Steigenberger. Ja, man habe noch Zimmer frei. Von wo ich denn anreisen würde. Aus Berlin, sage ich. Und wann ist ihr Flug? Um 9.45 Uhr, sage ich. Dann können wir Ihnen leider kein Zimmer vermieten, Sie können ja am Samstagmorgen mit einem öffentlichen Verkehrsmittel anreisen, sagt die Rezeptionistin. Genau das will ich vermeiden, sage ich, wollen Sie mir vorschreiben, wann und woher ich anreisen soll?

Das Ordnungsamt schreibt es uns vor, und es kontrolliert, ob wir uns daran halten, sagt die Rezeptionistin.

„Gut, dann reise ich aus Augsburg an“, sage ich.

„Sie sagten eben, Sie würden aus Berlin anreisen“, sagt die Rezeptionistin.

„Ich habe es mir überlegt“, sage ich, „ich reise aus Augsburg an.“

„Können Sie es beweisen?“, fragt die Rezeptionistin.

„Kann ich“, sage ich. „Reicht Ihnen mein Pass, der in Augsburg ausgestellt wurde?“

„Einen Moment, bitte“, sagt die Rezeptionistin, „ich muss was nachsehen.“

Ich höre, wie sie auf der Tastatur tippt. 

„Das geht in Ordnung“, sagt die Rezeptionistin, „es gibt tatsächlich keine Zugverbindung, mit der Sie am Samstagmorgen anreisen könnten.“

„Gibt es noch etwas, das Sie wissen wollen? Soll ich meinen Arierausweis mitbringen?“

„Ihren was?“

„Sie können mich mal“, sage ich und drücke die rote Taste.

Nein, fein war das nicht. Die Frau bei Steigenberger kann ja nichts dafür. Sie sorgt nur dafür, dass die Anordnungen des Ordnungsamtes umgesetzt werden. Und würde das Ordnungsamt anordnen, dass die Minibar kopfüber aufgestellt wird, hätte sie kein Problem, auch dieser Weisung zu folgen. Ist ja nur zu unserem Besten. Wie die „Bundesnotbremse“, die in den nächsten Tagen gezogen werden soll.

Immerhin hat die Bundesregierung heute die Zügel ein wenig gelockert. Die Ausgangssperre soll statt um 21 Uhr erst ab 22 Uhr in Kraft treten. Sonderregeln gelten für alleinerziehende Väter, Radfahrer und Vegetarier. 

Foto: Achgut.com

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Leserpost

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Thomas Gruber / 20.04.2021

Kürzlich sagte ich zu meinem Bruder: “Das alles was sie (Anm.: die Regierung) machen, macht keinen Sinn”. Darauf meine er nur: “Sie machen es eben, weil sie es machen können”.

Fred Burig / 20.04.2021

Ach Herr Broder, unabhängig von dieser Corona- Sache sollten sie sich langsam daran gewöhnen, dass der Gast/ Kunde nicht mehr länger “König” sein kann. Unter rot- grün- linker Zwangsverwaltung sind in Deutschland bald wieder DDR- Verhältnisse angesagt - und da hat man mit “Monarchen” wenig am Hut! MfG

Rolf Mainz / 20.04.2021

Immerhin hat die Dame Sie wenigstens (sprachlich) verstanden. Keine Selbstverständlichkeit mehr im Dienstleistungssektor der Bunten Republik.

alexander meyer / 20.04.2021

Solche obrigkeitsergebenen Leute hielten schon vor 80 Jahren das Werkel am laufen ! Die Befehlskette beginnt oben,u den letzten -Rezeptionisten- beißen hier die Hunde,sprich Strafe/Entlassung. Machen es die Franzosen -“danser encore”- besser ?

Florian Bode / 20.04.2021

Sie haben mich enttäsucht, Herr Border. Ich dachte, die Weisen von Zion hätten alle Haupstädte der Welt mit einem geheimen U-Bahnnetz verbunden um unerkannt zu ihren Treffen zu kommen.

F. Bothmann / 20.04.2021

Yeah! Deutschland schafft sich selber ab. In Windeseile. Und - wie ein Forist hier mal schrieb - wenn das Ordnungsamt sagen würde, dass irgendwelche C-Mutationen uns nur ab einer Höhe von 1,5 m “befallen” können, ganz Deutschland würden bücklingshaft über die Straßen laufen…

Marcel Seiler / 20.04.2021

Herr Broder, können Sie erklären, warum das Ordnungsamt Sie nicht am Freitag abend aus Berlin anreisen und im Steigenberger übernachten lässt? Ich verstehe es einfach nicht.

W. Hoffmann / 20.04.2021

Ach, Herr Broder. Die Regierung hat die Zügel doch nur gelockert, um das Ermächtigungsgesetz zu bekommen. Warten Sie ab, was danach kommt, Sie werden staunen.

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