Roger Letsch / 02.05.2017 / 18:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 0 / Seite ausdrucken

Willkommenskultur: Vier Typen und ein Unbekannter

Am 31.7.2015 war die Welt für Deutschland noch beinahe in Ordnung. Der Trampelpfad, den wir heute Balkanroute nennen, war gerade im Entstehen begriffen, die Türkei war ein beliebtes Urlaubsland und ein treuer Verbündeter im Kampf für die Demokratie und EU-Mitgliedschaft. Die Briten und Amerikaner gehörten zu den Guten, Deutschland hatte Außengrenzen und Frau Merkel war noch nicht ganz über ihren moralischen Tiefpunkt hinweg, den ihr die Medien attestierten, weil sie einem palästinensischen Mädchen coram publico sagte „Wir können aber nicht alle aufnehmen.“

Noch fünf Monate bis Silvester in Köln, Ansbach war eine weitgehend unbekannte bayrische Kleinstadt, in Nizza wohnte der Geldadel und gestern kann in Schweden höchstens ein Sack Knäckebrot umgefallen sein. Gut, der Krieg in Syrien lief schon eine Weile, und der islamistische Anschlag auf Charlie Hebdo und den koscheren Supermarkt in Paris machten die Leute in Europa etwas nervös, aber die arabische und afrikanische Welt hatte eigentlich nur ein Problem: nämlich den Deutschen bei der Lösung von deren Fachkräfte- und Bevölkerungsproblemen zu helfen, weshalb sie ihre Besten auf die Reise zu uns schickten.

Die „Huffington Post“ sammelte in ihrem Artikel vom 31.7.2015 genau 200 O-Töne aus der Tiefe und Breite der aufkommenden Willkommenskultur, deren Echtheit wir als belegt ansehen dürfen. Einige Sänger dieses Jubelchors singen heute nicht mehr laut in Dur, sondern leise in Moll, bei vielen darf angenommen werden, dass sie an ihre Aussage von damals nur ungern erinnert werden (bei wenigen weiß ich das sogar sicher), nur sehr wenige würden diese in gleicher Weise wiederholen. Es kommt mir aber nicht darauf an, Menschen für ein Statement von vor zwei Jahren bloß zu stellen oder zu verurteilen.

Meinungen können sich ändern, aus vielen Gründen tun sie das ständig. Ein guter Teil der Aussagen zeugt auch einfach nur von einem im Rückblick vielleicht etwas naiven, aber auch sehr ehrenwerten Mitgefühl für jene Menschen, die alle einen äußerst beschwerlichen Weg hinter sich hatten – aus welchen Gründen, versuchen wir seit vielen Monaten im Einzelnen aufzudröseln, und manchmal kamen unsere diesbezüglichen Erkenntnisse leider zu spät, wie man weiß. Aber da sind auch noch jene Aussagen im Huff-Artikel, die auf ganz andere Beweggründe hindeuten und über diese geben die O-Ton-Geber unfreiwillig Auskunft. Es sind die Subtexte, also das, was zwischen den Zeilen steht, was der eine oder andere vielleicht auf Partys unter Gleichgesinnten laut ausruft, aber keinesfalls als Zitat in Zeitungen oder Internetportalen lesen will.

Nun kann man aus 200 Aussagen kein zuverlässiges numerisches Gesamtbild basteln, zumal die Huffington Post hier selbst schon kräftig gesiebt hat. Auch weiß ich nicht, wieviel negative und dumpf-feindliche Not-Welcome-Zuschriften dort eingegangen sind, die man ebenso in verschiedene Kategorien zwischen „Skeptiker“ und „Kruppstahl-Nazi“ einordnen könnte, und wie viele Befragte einfach genervt „Ist mir alles Wurscht!“ antworteten. Arbeiten wir also mit dem Material, was wir eben haben. Im Folgenden unternehme ich den Versuch einer kurzen Typus-Definition, gewissermaßen eine Beschreibung des Antriebssystems einiger auffälliger Meinungs-Gruppen, und ordne ihnen anschließend anonymisierte Aussagen aus dem Huff-Artikel zu. Wer sich zu einer Aussage unbedingt einen Namen oder gar ein Gesicht wünscht, kann ja den Originalartikel bemühen. Also, viel „Spaß“ beim analysieren, sortieren, ergänzen und erinnern.

Typ 1: Rache ist süß, „Selbsthass“ reimt sich auf „Günter Grass“

Das denkt man: „Endlich bekommt Deutschland, was es verdient! Es war ja kaum noch auszuhalten hier! Diese selbstverliebten deutschen Idioten, die zwei Weltkriege vom Zaun gebrochen haben, nachdem sie schon in all den Jahrhunderten vorher hauptsächlich Krieg gegen die Nachbarn geführt haben. Die Schweden haben es im Dreißigjährigen Krieg nicht geschafft, dieses Natterngezücht auszurotten, Napoleon ist gescheitert und die Bombenangriffe der Alliierten haben es leider auch nicht geschafft, das Land wieder zum Acker zu machen. Die Deutschen haben ihr Land einfach nicht verdient, andere Kulturen sind sowieso besser als alles, was die Deutschen als solche bezeichnen.

Land von Goethe und Schiller, pah! Der eine war ein adliger Schnösel und der andere ein Gauner, dessen Gedichte wir in der Schule auswendig lernen mussten. Das war lyrisches Waterboarding!  Aber nun bekommt Deutschland endlich die Quittung für Kriegstreiberei, Imperialismus, Kreuzzüge und Kolonialismus. 2006 war ich schon kurz davor, das Land zu verlassen und nach Gaza zu ziehen. Überall diese peinlichen Deutschlandfähnchen und dieses nationalistische Gefasel von „guter Gastgeber“. Schrecklich öde sowas. Hatten wir nichts Besseres zu tun, konnten wir nicht einfach still sein und die Klappe halten? Deutschland und Begeisterung – das geht nie gut aus! Aber die Flüchtlinge sind stark und werden dieses moralisch verlotterte Land auf den Kopf stellen! Deutsche darf man niemals mit Deutschen allein lassen, daraus kann nur Schlimmes erwachsen.“

Sowas würde „Typ Grass“ natürlich nie laut sagen. Er fordert lieber, Kirchen in Moscheen umzuwandeln, will muslimische Feiertage einführen, hat ein Problem mit den meisten seiner Landsleute, die er in toto als geistige Testamentsvollstrecker Hitlers ansieht oder lässt sich in der Huffington Post mit folgenden Aussagen zitieren:

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil ihr mein Leben, meinen Alltag und meine Welt bereichert. Und mich herausfordert, mich wieder wohler in meiner Haut und meinem Land zu fühlen, weil ich aufstehen will gegen die schwachsinnigen Krawalldeutschen, die sich wieder formieren.“

„… weil es mit uns ganz alleine ja gar nicht auszuhalten wäre.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil ihr unsere Luftblase mit frischer Luft versorgt.“

„…weil ihr mit eurer Anwesenheit Leben verändert.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil wir durch euch Demut lernen.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil wir verlernt haben, was Demut ist und ein in Kapitalsucht verfallenes Volk sind. Wir haben Euch entmündigt, beraubt, und die Grundlagen genommen, selber ein reiches, vollkommenes und souveränes Leben zu führen, nur um uns zu bereichern. Nun sind wir in der Pflicht, Mensch zu sein und für unsere Fehler gerade zu stehen. Mir tut es Leid und herzlich Willkommen.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil ihr meine Weltordnung wieder zurechtrückt. Wenn ich manchmal, ganz ehrlich, denke, dass diese oder jene Kultur oder Mentalität nicht nach Deutschland passt – dann zeigt ihr mir mit Eurer Anwesenheit, dass uns diese Welt ALLEN und überall in gleichem Maße gehört!“

„… weil es euer gutes Recht ist, hier zu sein.“

„… weil dieses Europa arm wäre ohne euch.“

„…ich mich in einer nur deutschen Gesellschaft alleine fühlen würde.“

„… weil ihr es uns ein wenig schwerer macht, der Realität zu entfliehen.“

„… ihr hier hoffentlich nicht durch deutsche Waffen ums Leben kommt und uns hoffentlich mit den „wir sind keine Nazis aber…“-Dummdeutschen nicht allein lasst.”

Typ 2: Wer, wenn nicht wir – das beste Deutschland aller Zeiten

Das denkt man: „Neulich kam eine internationale Umfrage zu dem Ergebnis, dass Deutschland das tollste Land der Welt sei. Also die Deutschen, die seien am beliebtesten. Ja, das glaube ich auch! Von wenigen Ausnahmen abgesehen benehmen wir uns anständig. Hauswoche, Streudienst im Winter, wir halten an roten Ampeln und wenn wir doch mal etwas zu schnell fahren, dann doch nur, weil wir schnell zur Arbeit müssen oder einer wichtigen ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehen. Wir strengen uns immerzu an, arbeiten an uns selbst und im Gegensatz zu anderen Völkern achten wir besonders penibel darauf, dass alle einen guten Eindruck von uns haben – und das lassen wir uns einiges kosten!

Wir können von Glück reden, dass wir den Krieg verloren haben und damals alle schlechten Menschen, also die Nazis, ihre gerechte Strafe erhalten haben. Wie durch ein großes alliiertes Sieb geworfen, wurde Deutschland ein besseres Land. Das beste Land der Welt, Ein Land der gutmeinenden Export- und Moralweltmeister. Und wie uns die Welt beneidet! Um unsere Kanzlerin, die als einzige den Mut hatte, mit einem Federstrich den Atomausstieg zu beschließen. Und natürlich die Energiewende – eine grüne Idee, die nun von einer konservativen Regierungspartei umgesetzt wird. Das zeigt doch, dass sich bei uns immer die guten Ideen durchsetzen – darüber kann man sich gar nicht streiten. Und ist es nicht schön, dass alle Welt ausgerechnet zu uns kommen will? Außerdem ist eure Aufnahme bei uns der Beweis dafür, dass wir menschlicher und freundlicher sind als all die anderen Europäer – Deutschland ist wie immer Vorbild.“

Am deutschen Wesen soll also mal wieder die Welt genesen – aber für so schlimm hält man das natürlich nicht. Menschen, die fest im Typ 2-Denken gefangen sind, zeigen dann nämlich besonders oft auf die EU, von der ja letztlich alles komme und zu deren Wohl man das hier ja schließlich alles tue. Das „höhere Wohl“ bestimmt den Zweck und der sucht sich die Mittel nach Stimmungslage. Man hat ein festes Bild von seiner Vorbildrolle und fühlt sich moralisch allen anderen überlegen.

Ein Engel ist der gute Deutsche, dessen Eltern und Großeltern in seinem nachträglichen Auftrag die Katharsis des Krieges durchlebt haben, die Umwelt verschmutzten und den Wald töteten – nun ernten die Enkel die Früchte der moralischen Überlegenheit. Überlegen fühlen sie sich gegenüber denen, die ihre Ansichten nicht teilen und denen, deren Hilfsbedürftigkeit sie geradezu herbeisehnen. „Gutes tun“ bekommt an Strahlkraft, wenn es von den einen abgelehnt und von den anderen benutzt wird. Es ist gewissermaßen eine Arbeitsteilung zwischen den Bösen Regimen, die Menschen vertreiben, und dem guten Deutschland, das Menschen aufnimmt – jeder tut halt das, was er am besten kann. Und hier die O-Töne:

„…weil Flucht und Vertreibung offene Türen und helfende Hände brauchen. Unser wohlhabendes und demokratisches Land kann und sollte euch Sicherheit und Lebenschancen bieten.“

„… weil wir durch euch Barmherzigkeit in die Tat umsetzen können und ihr die Chance bekommt, neue Geschichte zu schreiben, für euch und für uns. Ihr seid ein Segen für uns liebe Flüchtlinge.”

„… wir mit euch zusammen eine lebenswerte und vertrauensvolle Zukunft bauen können. Wo die Kraft unseres Miteinanders sich durch die Vielfalt unsere Herkunft entfaltet. Als Beispiel für die Welt.“

„… weil ihr uns die Chance gebt, unsere Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft unter Beweis zu stellen.“

„… weil Deutschland bunt ist, vielfältig und Eure Talente & Geschichten brauchen kann. Ob in der Nationalmannschaft, am Krankenbett oder beim Bäcker. Wir freuen uns, dass ihr unsere Gesellschaft bereichert! Was wir 2006 sangen, gilt auch heute noch: Die Welt zu Gast bei Freunden.“

„… wir euch hier helfen können und wollen! Wer, wenn nicht wir?“

Typ 3: Schuldig sei der Mensch, hilfreich und gut

Das denkt man: „Deutschland ist ein waffenstarrendes kapitalistisches Monster, das in der Welt nur Zwietracht sät und von Kriegen profitiert. Dass so viele von euch zu uns kommen, ist ja wohl das Mindeste, was wir tun können. Wir haben hier nichts als Gefühlskälte, Egoismus und Konsumterror, uns sind die wahren Werte einfach komplett verloren gegangen – aber bei euch, da treffen wir endlich auf Wahrhaftigkeit! Familie ist euch wichtig, ihr habt Traditionen, nehmt eure Religion sehr ernst und vertretet eine im Grunde viel bessere Gesellschaft als die unsere. “ Und laut sagt man dann so etwas:

„Liebe Flüchtlinge, wir sind es euch schuldig, euch aufzunehmen, weil unsere Politik für euer Leid letztlich mitverantwortlich ist.“

„… weil ihr uns die Bedeutung von Frieden und Mitmenschlichkeit vor Augen führt.“

„… weil ihr häufig sehr viel mehr lacht als die Menschen hier!“

Typ 4: Danke für die Blumen – und jetzt bereichert uns!

Das denkt man: „Der kluge Mann denkt an sich selbst zuerst. Wir brauchen ja schließlich Leute, die später mal unsere Rente bezahlen, oder uns somalisch kochen und eritreisch trommeln beibringen können. Ihr zahlt unsere Renten und pflegt unsere Kranken – denn dazu seid ihr ja hergekommen. Als Druckmittel seid ihr natürlich auch gut.“

Migration und Flucht ist für diesen Typus ein und dasselbe. Egoismus und Utilitarismus tropfen aus jedem Wort. Deshalb sieht man Migranten eher als willkommene billige Werkzeuge, die man versucht, an verschiedenen gesellschaftlichen Baustellen anzusetzen. Wir bekommen also Schraubenschlüssel geschenkt, auch wenn wir am Ende feststellen, dass wir dummerweise keine passenden Schrauben dafür finden können. Politiker neigen besonders häufig diesem Typus zu, bauen untaugliche Werkzeuge in Form von Gesetzen oder Debatten, nur um dann festzustellen, dass das neue, goldfunkelnde Werkzeug nicht zum alten Problem passt. Aber wenn eines dieser neuen Tools bei seinem Einsatz Probleme verursacht, baut man eben ein weiteres, das sich darum kümmern kann.

So hätte man den dräuenden „demografischen Wandel“ rechtzeitig angehen können, indem man Familien motiviert, mehr Kinder zu bekommen. Aber während die biodeutsche Frau, womöglich noch alleinerziehend, von Job zu Termin hetzt und womöglich auf staatliche Unterstützung angewiesen ist, überlegt sie sich lieber zweimal, ob sie ein weiteres Kind bekommen sollte. Und so wird der Regelkreis aus niedrigen Realeinkommen, beruflicher Belastung und Kinderwunsch zuungunsten des Kinderwunsches ausgehen. Da kommen dem Utilitaristen weniger fortpflanzungsmüde, weniger emanzipierte Neubürger ganz recht, die sich diesem Regelkreis entziehen. Problem gelöst! Ob diese Familien, die später dabei helfen sollen, Deutschlands Bevölkerungszahl zu „stabilisierern“, aus ihren vielen Kindern die zukünftigen Ärzte und Ingenieurinnen werden machen können..? Egal, falls nicht, wird sich dafür sicher auch ein passendes Werkzeug erfinden lassen. Zu diesem Typus findet man die meisten O-Töne:

„Weil wir dazu in der Lage sind, zu helfen. Weil unsere Geschichte uns dazu verpflichtet, geradezu. Und weil unser alterndes Geraniendeutschland eure Kreativität, Ideen und Sichtweisen braucht.“

„… weil angesichts der schrumpfenden Bevölkerung hochmotivierte Arbeitskräfte in Deutschland dringend gebraucht werden.“

„…weil ihr Schulen mit euren Erfahrungen und euren Geschichten bereichert.“

„… weil ihr eine kulturelle Bereicherung für Deutschland seid und weil es unter euch genauso spannende, kluge und die Gesellschaft bereichernde Menschen gibt wie unter denen, die hier schon leben, weil die meisten Menschen aus Deutschland euch gerne aufnehmen und willkommen heißen.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil ihr unsere Gesellschaft vielfältiger und reicher macht.“

„… weil ich gerne lernen möchte, die kleine Welt Europa mit euren Augen zu sehen! Weil ich grenzenlos neugierig bin! Weil ich gern somalisch koche, eritreisch trommle, afghanischen Drachen nachschaue und überhaupt finde, dass das Unbekannte das Leben lebenswert macht. Weil ihr unser Leben bereichert.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil ihr Lebensfreude mitbringt.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil ihr mit euren Fähigkeiten, Ideen und großer Motivation uns helft, unseren Wohlstand langfristig zu sichern, und weil ihr uns helft, offen und tolerant zu werden und somit auch als Gesellschaft zu reifen und wirtschaftlich zu florieren.“

„… unser Glück nicht selbstverständlich ist und wir vielleicht schon morgen eure Hand brauchen.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil ihr das kulturelle Spektrum Deutschlands und Europas bereichert, damit die Gesellschaft vielfältiger macht und gerade weil die führenden westlichen Nationen sowohl dem Syrien-Konflikt als auch den zahlreichen Kriegen und dem Elend in Afrika tatenlos zusehen.“

„… weil ihr erstens spüren sollt, dass es hier noch Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft gibt und zweitens unser Arbeitsmarkt ausbildungswillige und leistungsbereite Menschen braucht.“

„…ihr unsere Kultur als Menschen und Freunde bereichert.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil ich gespannt darauf bin, neue Kulturen kennen zu lernen. Ihr macht unsere Kultur vielfältiger und offener und könnt hier hoffentlich in Sicherheit leben.“

„Ihr bringt Fähigkeiten und Erfahrungen mit, die wertvoll sind für unsere Gesellschaft. Es ist gut, dass ihr hier seid, weil wir in Zukunft mehr motivierte, kluge und qualifizierte Frauen und Männer für unseren Arbeitsmarkt brauchen.“

„Weil ihr uns entscheidend helfen werdet, endlich eine gemeinsame europäische Afrika-Politik auf den Weg zu bringen. Grundstandards für jeden der eine Milliarde Bürger Afrikas müssen das Ziel sein. Ansonsten seid ihr die Vorhut der größten Völkerwanderung der Neuzeit.“

„… weil Deutschland Zuwanderung braucht, um den demografischen Wandel und die daraus folgende Alterung der Gesellschaft zu bewältigen, weil Deutschland kulturelle Vielfalt gut tut, und, weil Deutschland reich genug ist, um Menschen Unterkunft zu bieten, die in ihrem Heimatland in Not geraten sind.“

„… weil dann jemand eines Tages vor Gericht bezeugen kann, dass nicht alle hier sich selbst die Nächsten waren.“

„Wir sind auf dem Weg, endlich ein modernes Einwanderungsland zu werden.“

„Ihr mit euren beruflichen Talenten Deutschlands Zukunft mitgestalten könnt.“

„… weil ihr eine demographische Lücke schließt, den Fachkräftemangel abfedert, die politische Kultur belebt und anregt, eine kosmopolitische Bereicherung darstellt, uns auf globale Herausforderungen vorbereitet.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil wir viel voneinander lernen können. Es gibt in jedem Land Traditionen, Bräuche und ganz verschiedene Arten an Dinge heranzugehen. Mich würde es freuen, wenn wir alle unsere Erfahrungen in einem großen bunten Topf werfen, aus dem sich jeder bedienen darf, um sein Leben noch vielfältiger abwechslungsreicher und objektiver zu gestalten.“

„… weil eure Kinder in den Schulklassen mithelfen, die Kinder dieses Landes auf die vielen Probleme aufmerksam zu machen, die in der Welt auf Lösungen warten.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, weil wir uns auf kluge Köpfe und zahlreiche Talente freuen.“

„… weil ihr unser Land voranbringen werdet.“

„Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid, denn Ihr seid die Entrepreneure von morgen. Der New German Mittelstand wird aus Syrern, Kosovaren und Afghanen bestehen.”

Typ 5: Der, den es eigentlich nicht geben dürfte

Ach ja, da ist auch noch Typ 5, der allerdings in keinem der O-Töne bei Huffington zu Wort kam.  Es ist der Typ, der versucht hat, die langfristigen Folgen und Nebeneffekte einer oberflächlichen Willkommenskultur ins Kalkül zu ziehen. Es ist der Typ, der davor warnte, Selfies mit der Kanzlerin würden in Zeiten des Internets und sozialer Medien sehr wohl Einfluss auf Wanderungsbewegungen haben, und der bezweifelte, dass den Flüchtlingen mehr als kurzfristig damit geholfen sei, wenn man sie in provisorisch errichteten Unterkünften unterbringt. Es ist der Typ, der auch davor warnte, es könnte zu unschönen Neid-Debatten führen, wenn man den Neuankömmlingen schnell goldene Brücken baut, für deren Errichtung sie nie einen Finger krümmen mussten. Es ist der Typ, der den privaten Rettungsorganisationen vor der Libyschen Küste vorwirft, sie spielten das Spiel der Schlepper und arbeiteten ihnen geradezu in die Hände.

Es sind die schwarzmalenden Typen, die Anfang 2015 davor warnten, die Mittel des UNHCR für den Libanon, die Türkei und Jordanien zu kürzen und vor einer Massenflucht aus Syrien warnten. Die Typen also, die niedergebrüllt wurden, weil sie bei der großen Willkommensparty nicht die Fähnchen schwenken wollten und denen man es letztlich vorwerfen wird, dass die Energieverschwendung durch ihre Kassandra-Rufe jenes letzte Quäntchen Energie gewesen sein wird, das am Ende zum Erfolg dieser großen Transformation fehlen werde. Die Typen also, die nicht mitmachen wollten und deshalb am Ende an allem schuld sein müssen. Denn einer muss am Ende immer die Schuld tragen und die Rolle des Nazis übernehmen. Deshalb wird Typ 5 am Ende immer verlieren, so schreibt es das Drehbuch vor, dass von Typ 1-4 geschrieben wird.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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