Henryk M. Broder / 18.12.2017 / 15:09 / Foto: Frank Vincentz / 19 / Seite ausdrucken

Wilhelminismus mit sozial-demokratischem Antlitz

Es ist schon eine Weile her, dass sich die Ostmark vom Altreich getrennt hat, aber einige im Altreich haben es entweder nicht mitbekommen oder können es nicht verkraften, dass die Ostmärker eigene Wege gehen, ohne die ehemaligen Kolonialherren im Norden um Erlaubnis zu fragen. Der Österreicher als solcher wurde ja dazu geschaffen, den Deutschen Kaffee und Buchteln zu servieren und sich für ein Trinkgeld ausgiebig zu bedanken.

Die Wahl eines 31jährigen zum Kanzler ist eine Kränkung, die das Personal der Berliner Gerontokratie bis in die morschen Knochen erschüttert. Einige Pfleger flippen regelrecht aus, zum Beispiel der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, Achim Post. Er sagte der WELT:

„Österreich-Ungarn ist wieder da. Mit Kanzler Kurz, Burschenschafter Strache und Brandstifter Orbán geht’s im Dreivierteltakt nach rechts. Ade, felix Austria!“

Immerhin hat er schon mal was von Österreich-Ungarn gehört, weiß aber nicht, dass die k.u.k.-Monarchie bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges das liberalste Regime in Europa war. Es wäre natürlich eine Aufgabe für Deutschland, Kurz, Strache und auch Orban Manieren beizubringen, da die Bundeswehr derzeit aber nur bedingt einsatzbereit ist, kann sie sich eine weitere Auslandsmission nicht leisten. Und so muss Achim Post hilflos zuschauen, wie die Össis im Dreivierteltakt nach rechts abdriften, statt nach den Klängen des Badenweiler Marsches nach links zu stürmen.

Das ist Wilhelminismus mit sozialdemokratischem Anlitz. Außen rosa, innen schwarz, wie die Nacht über Ostwestfalen-Lippe.

PS.

Foto: Frank Vincentz CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Fellechner,Klaus / 18.12.2017

Danke!

robert renk / 18.12.2017

Die Sozis lassen jede Diplomatie vermissen, Steinmeier hat`s vorgemacht, Gabriel vertieft und dieser Achim (werauchimmer) Post setzt das Tüpfelchen.

Hans Marx / 18.12.2017

Oma Merkel. Gerne auch Omi oder Omma Merkel, das ist das mindeste, was aus der Wahl in Österreich folgen sollte.

Sepp Kneip / 18.12.2017

Nicht Ade, sondern Willkommen, Felix Austria. Man könnte vor Neid erblassen, wenn man diese Entwicklung in Österreich erlebt. Sich frei strampeln, heißt das. Weg von den Verkrustungen der EU und der Merkel’schen “Flüchtlings”-Politik. Weg von dem, was Freiheit einschnürt. Weg von der Fremdbestimmung. Es bedarf nur eines beherzten Menschen mit Charisma, um Zeichen zu setzen. Zeichen, die eine Wende in der EU-Politk hin zu mehr Demokratie, Subsidiarität und Bürgernähe führen könnten. Man kann Sebastian Kurz nur wünschen, dass er solches erreichen möge.

Christian Beilfuss / 18.12.2017

Mein Widerspruch erfolgt mit Mirgationshintergrundrauschen aus Ostwestfalen, von woher immerhin Heinrich Heine zu berichten hatte: Die Sonne ging auf bei Paderborn, | Mit sehr verdroßner Gebärde. | Sie treibt in der Tat ein verdrießlich Geschäft - | Beleuchten die dumme Erde! Die Deutschen aus dem Norden Kolonialherren über Österreich? Wann soll denn das gewesen sein? Die Habsburger immerhin waren mächtiger über lange Zeiten als jenes zerstückelte Deutschland, zu dessen elendensten Flecken zugegeben Lippe gehörte, welches noch hinter Paderborn und somit im Dunkeln beginnt.  Was aber die wohl mit dem kaiserlich und königlichen Doppelkopfadler verspielte Liberalität angeht, da folge ich doch lieber Jaroslav Hasek nach, der diese in Böhmen nicht recht hat finden können. Man war zwar in der Armee in vielen Sprachen unterwegs und lehrte in ihnen auch das Alphabet, doch zwischen Stab und Ordonanz war’s Sterben dann doch recht ungerecht verteilt. Und ein wilhelminisches Antlitz hat die Sozialdemokratie seit 1890 schon getragen und drum der Kaiser, der Deutsche, auch keine Parteien mehr gekannt. Doch überdies und in Sonderheit hinsichtlich Ihrer Einlassung zum Achim von der Post darf ich Ihnen, habe, Herr Broder, die Ehre, agnostizieren, dass meine Meinung die Ihre kongruent trifft. :)

Rüdiger Kuth / 18.12.2017

Neben Sebastian Kurz sieht Angela Merkel nur noch alt aus - in jeder Hinsicht….

Wolfgang Schmid / 18.12.2017

Wieviel Wissen (und Können) erwarten Sie von einem Menschen, der seit seinem 17. Lebensjahr in der Partei ist, nie in der freien Wirtschaft gearbeitet hat und als Kriegsdienstverweigerer die Sicherheitspolitik als Schwerpunktfach hat?

Pierre Gross / 18.12.2017

Das teutonische Gruselkabinett ist wieder um einen Akteur reicher. Nach Trump, Orbán, Gauweiler, diversen polnischen, slovakischen, griechischen und sonstigen Politunmenschen und diversen Schreckgestalten nun der Kurz, Sebastian. So langsam müsste der Michel schon einen Krampf in seinem stets maximal gestreckten, erigierten “Aufgepasst”-Zeigefinger haben. Nur Omi darf alles, weil die unsere Mutti ist. Aber etwas Gutes hat dieser perfekte Irrsinn: endlich mal Abwechslung bei den Qualitätsmedien!

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