Henryk M. Broder / 06.12.2018 / 06:15 / Foto: achgut.com / 93 / Seite ausdrucken

Wild at Heart - Eine kurze Einführung in werteorientierten Journalismus

Falls Sie den Namen Johanna Wild noch nie gehört haben, machen Sie sich nichts daraus. Für uns war das auch ein No Name, bis wir von einem unserer Anzeigenkunden darüber informiert wurden, dass eine Journalistin bei ihm angefragt hatte, ob sich seine Firma "bewusst für Anzeigen" auf achgut.com entschieden habe, einer "rechtsgerichteten" Seite, die "Fake-News und Online-Desinformationen verbreiten" würde.

Auf diese Weise hat schon mal ein linker Schlaumeier versucht, uns zu schaden. Inzwischen tingelt er durch die Lande und bietet sich für "Kamingespräche" an. Frau Wild dagegen, so viel vorneweg, ist Referentin an der "katholischen Journalistenschule" in München und doziert dort über "werteorientierte Wege in den Journalismus". Daneben oder darüber hinaus hat sie sich "auf die Verifikation von Social Media-Inhalten spezialisiert". 

Das fand ich bemerkenswert. Eine Referentin der katholischen Journalistenschule, die werteorientierte Wege in den Journalismus vermittelt und ihre Dienste als Fachfrau für Social-Media-Inhalte anbietet, schlägt eine Tonart an, als hätte sie bei Erich Mielke den Kurs "Agitation und Zersetzung" besucht. Nur Menschen, die auf beiden Ohren taub sind, können den erpressischeren Sound überhören.

Ich nahm einen kurzen Anlauf, sprang über meinen Schatten und schrieb der Dame eine Mail:

Sehr geehrte Frau Wild,

uns liegen Schreiben vor, die sie an Firmen und Unternehmen verschickt haben, deren Anzeigen auf achgut.com erscheinen. Darin bezeichnen Sie achgut.com als "rechtsgerichtet" und insinuieren, dass wir Fake-News und Online-Desinformationen verbreiten. Sie fragen an, ob sich die Firmen und Unternehmen „bewusst für Anzeigen auf dieser Webseite entschieden" haben und drohen mit einem „Blogbeitrag über Werbeanzeigen auf Desinformations-Webseiten", den Sie abfassen wollen.

Bitte teilen Sie uns mit, auf welche Wahrnehmungen Sie sich dabei stützen, also wie Sie dazu kommen, achgut.com die Verbreitung von Fake-News und Online-Desinformationen zu unterstellen. Wir erwarten Ihre Antwort bis zum 27.11., 13 Uhr.

Mit aufmerksamen Grüßen, hm broder

Johanna Wild legte das Handbuch über werteorientierte Wege in den Journalismus, in dem sie wie in einem Katechismus täglich blättert, kurz zur Seite und antwortete:

Sehr geehrter Herr Broder,

ich halte an meinen Behauptungen nicht weiter fest und die Angelegenheit ist damit gegenstandslos.

Mit freundlichen Grüßen,

Johanna Wild

Das fand ich nicht unwitzig, etwa so, als hätte ich behauptet, Frau Wild gehe anschaffen und dann, von ihr zurechtgewiesen, erklärt, ich hielte an dieser Behauptung nicht weiter fest, damit wäre sie "gegenstandslos". Fair, wie ich von Natur aus bin, beschloss ich, ihr noch eine Chance zu geben.

Sehr geehrte Frau Wild,

ich fürchte, Sie haben nicht begriffen, worum es hier geht. Dass Sie die Angelegenheit für "gegenstandslos" erklären, ist bedeutungslos. Wir fordern Sie auf, sich öffentlich zu entschuldigen. Sie sind doch bei Facebook, oder? Und wir fordern Sie auf, die "Angelegenheit" bei den Empfängern ihrer Schreiben umgehend klarzustellen.

Wir setzen Ihnen dazu eine Frist bis zum 30.11., 13 Uhr.

Sollten Sie bis dahin unserer Forderung nicht nachgekommen sein, werden wir die Angelegenheit unserem Anwalt übergeben. Und denken Sie demnächst kurz nach, bevor Sie Fake-News in die Welt setzen.

Mit verhaltenen Grüßen, hb

Johanna Wild dachte eine Weile nach, konsultierte ihren Beichtvater und kam schließlich mit einer genialen Idee nieder:

Sehr geehrter Herr Broder,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Die E-Mail, auf die Sie sich beziehen, war an den zuständigen Empfänger gerichtet, öffentlich gemacht wurde meine Behauptung nicht. Die Forderung nach einer öffentlichen Entschuldigung entbehrt deshalb jeder Rechtsgrundlage. Bitte teilen Sie mir mit, auf welcher Rechtsgrundlage Sie eine öffentliche Entschuldigung verlangen.

Vielen Dank im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen,

Johanna Wild

Ja, ein Angriff kann auch eine Art der Verteidgung sein. Wenn auch keine nachhaltige. Das musste schon die 6. Armee im Winter 42/43 erleben. Johanna Wild sollte diese Erfahrung nicht erspart bleiben:

Sehr geehrte Frau Wild,

habe ich Sie richtig verstanden? Sie fragen uns, auf welcher Rechtsgrundlage wir eine öffentliche Entschuldigung von Ihnen verlangen? Ist es das, was Sie auf der katholischen Journalistenschule gelernt haben? Hat man Ihnen nicht beigebracht, was im Achten Gebot steht? Ist das nicht Rechtsgrundlage genug? Und falls Sie noch mehr "Rechtsgrundlage" brauchen: §186 des StGB regelt den Tatbestand der üblen Nachrede.

Schauen Sie doch mal kurz rein. Sie verbreiten Lügen und Fake News in der Absicht, uns zu schaden, und fragen uns dann, auf welcher Rechtsgrundlage wir eine Entschuldigung verlangen? Versuchen Sie, witzig zu sein oder sammeln Sie Punkte für Ihre nächste Beichte?

Unsere Fristsetzung bleibt bestehen. Dazu gehört auch eine Klarstellung und Entschuldigung an den/die "zuständigen Empfänger" Ihrer Mail.

Ans Werk, Frau Wild, die Uhr läuft. HB

Nun ist Journalist/Journalistin keine geschützte Berufsbezeichnung, ebenso wie Event-Manager, Opfer-Berater und Spiele-Tester. Das Oeuvre von Frau Wild ist so überschaubar wie ein HO-Regal, immerhin hat sie "im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in der ruandischen Hauptstadt Kigali" gearbeitet und dort beim "Aufbau einer Medienorganisation" mitgewirkt, wobei "der Umgang mit Desinformationen und Online-Gerüchten ein fester Bestandteil ihrer Arbeit" war. 

Mittlerweile lebt sie in München "und ist regelmäßig in der Journalistenausbildung in Krisengebieten tätig", wenn sie nicht gerade an der katholischen Journalistenschule über werteorientierte Wege in den Journalismus doziert oder im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien Workshops anbietet.

Fake News sind ihr Gewerbe. Zusammen mit einer Kollegin betreibt Frau Wild eine Agentur namens Wafana, ein Akronym für Wahrheit, Fakten, Nachrichten. Die Damen wollen "Medienhäusern helfen, Inhalte aus den sozialen Netzwerken zu verifizieren". Dazu haben sie ein Abo-Modell entwickelt, eine Art Flatrate für Stammkunden, "mit Basics, die immer überprüft werden müssen, wie die Zeit, der Ort, ob das Licht und das Wetter stimmen".

Extras kosten natürlich extra, wie in jedem anständigen Nagellackstudio zwischen München und Kigali. Aber das ist eine Behauptung, an der ich nicht festhalten will. Und damit ist die Angelegenheit gegenstandslos. Fake you!

Foto: achgut.com

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Sonja Brand / 06.12.2018

Geht es nur mir so? Ich habe das Gefühl, dass mit dem Fall der Mauer eine Indoktrination mit SED-U-Booten stattgefunden hat, die seinesgleichen sucht. Heute fühlen die sich sicher und sind auf dem Weg, all ihr erlerntes Denunziantentum und Volksverar…. erneut auf einen unglückseligen Weg zu bringen. Ich bewundere Herrn Broder für seine Begabung, hart in der Sache und ironisch belächelnd bloß zu stellen, was diese von niederen Instinkten durchdrungenen Menschen angeht.

U. Unger / 06.12.2018

@Frank Holdergrün, Sie bringen einen Gedanken ein, den ich auch hatte (ABM?). So so, Frau Wild, hier werden also Fake News gereicht? Sie sollten recherchieren! Hier gibt es breitflächige Informationen und unbearbeitete Leserkommentare! Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen persönlich versichern, Frau Wild, dass von ca. 250 Kommentaren aus meiner Tastatur, alle wohlbehalten und unverändert erschienen sind. Verlinkungen zu Quellen und anderen Veröffentlichungen finde ich hier reichlich. Nebenbei muten mir Autoren und Kommentatoren etwas zu, aber ich will es so. Es ist in allen Belangen authentisch und man spürt Wissenshintergründe und Emotion. Danke an Ihr Team Herr Broder und die vielen Kommentatoren, die ich regelmäßig fast vollständig zu den Artikeln lese. Selbst schlechtere Kommentare wirken auf mich noch ganz passabel, da ein Bemühen durchschimmert.

Gabriele Kremmel / 06.12.2018

Herr Broder bringt es fertig, selbst den unangenehmsten Herausforderungen auf unterhaltsame Weise zu begegnen. Wobei es kein Kunststück ist bei soviel Dummheit, zu glauben, man könne Achgut geräuschlos verleumden und falsch denunzieren, und käme damit folgenlos durch. Früher war die Wahrheitsfindung dem lieben Gott und den Gerichten überlassen. Heute spielen sich mäßig Gebildete, die sich für den Nabel der Welt halten und zu Höherem berufen fühlen auf zu Entscheidern über Wahrheit, Moral und erlaubten Weltanschauungen der Anderen. Dazu machen sie sich wichtig im Kampf gegen das vordefinierte Böse ihrer beschränkten Mainstreamgesinnung. So wird man nicht nur zum liederlichen Denunzianten sondern offenbart auch eine Geisteshaltung, die genau das Gegenteil von dem verkörpert, was man meint, zu vertreten. Diese Dame sowie Hinz, Kunz und Hensel, die meinen, Grundrechte und Rechte gälten nur für solche, die ihnen persönlich genehm sind und die glauben, aus ihrer persönlichen Überzeugung heraus Privatpersonen und Geschäftsleuten rechtswidrig den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Garaus machen zu dürfen unterscheiden sich für meinen Geschmack nicht von denen, deren Wiedererscheinen sie so hysterisch befürchten und zu verhindern meinen. In einer Art selbsterfüllenden Prophezeiung schaffen sie auf diese Weise tatsächlich Verhältnisse von Gesinnungskontrolle und -terror wie unter den totalitären Systemen, die überwunden zu sein schienen. Also, liebe Wild und Hensels und wie ihr sonst noch heißt, falls ihr euch immer noch fragt, wie es zu solchen Verhältnissen kommen konnte - hier ist die Antwort: genau so wie ihr es macht.

Tobi Kramer / 06.12.2018

Man hat schlicht den Eindruck, dass es zwei Arten von Fake-News gibt. Die Guten und die Schlechten. Während man einerseits allen Medien und Blogs, welche direkt und unzensiert berichten, unterstellt, Falschinformationen zu verbreiten, wird alles was dagegen posauniert automatisch als werteorientierte, einzige Wahrheit verkauft. Leute, die nicht denken können oder wollen, mögen lieber Letzteres. Da braucht es keine Fakten, da reicht einfach zu schreiben, das Anti-Medium schreibt für den rechten Rand. Bedenklicher ist, dass solche “Modelle” auch von der Politik gern gesehen sind und genutzt werden. Wenn beispielsweise die Bundeskanzlerin ein ungeprüftes Video einer linksextremen Website (Anm. Antifa-Zeckenbiss) als einzige Wahrheit ans Volk verkauft, dann ist das schon nicht mehr lustig. Bis heute gab es keine Richtigstellung, aber ich denke, auch diese Behauptung ist schlicht gegenstandslos. Ich für meinen Teil vertraue auf Quellen, die Fakten zu ihren Behauptungen liefern und das sollten alle tun.

Thomas Raffelsieper / 06.12.2018

Ja geht die Dame jetzt anschaffen oder nicht? Oh, die Frage ist gegenstandslos.

Thomas Taterka / 06.12.2018

Sie kann es ja , wie in ” Casablanca “, dem “Angriff ” melden !

Ursula Kröger / 06.12.2018

Guten Morgen Herr Broder. Die hochanständige Frau Wild ist ein cleveres Stück NEUES Deutschland. Jede Lücke nutzend sich an den NEUEN Zeitgeist anzuschmiegen. Peinlich trivial, aber manchmal zerstörend in der Wirkung. Zwei Dinge muss ich aber hinterfragen. Was lernen angehende “Journalisten” tatsächlich von dieser selbsternannten Richterin über Gut und Böse? Da sehe ich schwarz, sehr schwarz für die weitere Entwicklung des Journalistenstandes katholischer Provenienz und zweitens: wo zum Teufel holen sich diese Typen*innen nur diese sagenhaft spannenden Berufsbezeichnungen her - ganz zu schweigen von diesen atemberaubend interessanten beruflichen Werdegängen - hier und fern der Heimat? Früher hätte man gesagt: Frau Wild (irgendwie trifft der Name dieser wortgewaltigen Walküre des Pudels Kern), also man hätte schlicht und ergreifend gesagt: Frau Wild war eine Zeitlang in Afrika - auf Montage. Würde doch passen, oder?

Martin Stumpp / 06.12.2018

Lieber Herr Broder, wie immer köstlich. Ganz so unnütz sind diese Verleumder übrigens auch wieder nicht. Der letzte hat mich und einige andere Kollegen bewogen Pate der Achse zu werden. Darüber hinaus ist niemand so Unnütz als dass er nicht zumindest als schlechtes Beispiel dienen könnte. Haben Sie der Dame eigentlich ihren Anwalt auf den Hals gehezt? Ich hoffe doch, denn es gilt die Regel “niemals leer drohen”. Viele Grüße Martin Stumpp

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