Wikipedia nutzt inhaltliche Bearbeitungsfilter
Die deutsche Version des Online-Lexikons Wikipedia nutzt offenbar automatisierte Filter, die teilweise die politische Ausrichtung von Artikeln beeinflussen. Nach Angaben von „Telepolis“ gibt es bei Wikipedia schon seit einiger Zeit Filter, die Bearbeitungen durch unangemeldete Besucher einschränken sollen. Diese Filter seien ursprünglich zum Schutz vor Vandalismus eingeführt worden, würden jedoch mittlerweile auch genutzt, um das Entfernen von Begriffen wie „rechtsextrem“, „antiamerikanisch“, „antisemitisch“ oder „Verschwörungstheorie“ zu erschweren, schreibt das Onlinemagazin mit Bezug auf eine Recherche der YouTuber Dirk Pohlmann und Markus Fiedler.
Verantwortlich für die Programmierung und Verwaltung ist laut Telepolis der Administrator „Seewolf“ (bürgerlich: Harald Krichel), der zugleich Stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums von „Wikimedia Deutschland“ ist. Der Verein besteht seit 2004 und ermöglicht mit gut hundert festen Mitarbeitern den institutionellen Rahmen für das Lexikon-Projekt in Deutschland. Zurzeit seien die Bearbeitungssperren jedoch vorläufig deaktiviert, da sich viele Nutzer über Behinderungen aufgrund der ungenauen Programmierung beschwert hätten.
Die Enthüllungen über die Nutzung der Filter könnten für Wikipedia zum Problem werden. In der Vergangenheit hat es immer wieder juristische Versuche gegeben, Wikimedia Deutschland für Wikipedia-Inhalte rechtlich verantwortlich zu machen. Bislang konnte der Verein solche Klagen mit der Begründung abwehren, selbst keinen direkten Einfluss auf Wikipedia-Artikel zu haben. Die Aufdeckung aktiv eingesetzter Bearbeitungsfilter könnte diese Argumentation nun in Frage stellen.