Henryk M. Broder / 09.09.2017 / 12:01 / 8 / Seite ausdrucken

Wieder eine Terrorismus-Studie, diesmal aus Zürich

Kaum haben wir gelernt, dass Berichtterstatung über Terroranschläge zu weiteren Anschlägen führt, kommt schon die nächste streng wissenschaftiche Studie daher, diesmal aus Zürich, einer perfekt organisierten Stadt, in der schon das Fahren in der Tram ohne gültigen Fahrschein so streng verfolgt wird wie bei uns das Fahren ohne Führerschein auf der A9, wenn nicht strenger.

Es geht um die Frage: Führt mehr Immigration zu mehr Terrorismus? Einerseits: ja, sagen die Verfasser, aber: Es handelt sich dabei grösstenteils um einen reinen Skaleneffekt: Von einer wachsenden Bevölkerung, unabhängig ob einheimisch oder ausländisch, geht ein etwas erhöhtes Terrorrisiko aus. Skaleneffekt bedeutet: "Die Abhängigkeit der Produktionsmenge von der Menge der eingesetzten Produktionsfaktoren". Einfacher ausgedrückt: Mehr Menschen produzieren mehr Abfall. Mehr Kühe stoßen mehr Methan-Gas aus. Mehr Wissenschaftler produzieren mehr wissenschaftliche Studien. Und von einer wachsenden Bevölkerung geht ein geringfügig erhöhtes Terrorrisiko aus. Klar, mehr Menschen, mehr Terroristen.

Ebenso wie der Kollege an der Western Australia University in Perth legen auch die Zürcher Ökonomen genaue Zahlen vor, die sie eigenhändig erhoben haben. Hier das Ergebnis:

Für die 20 OECD-Länder und 183 Herkunftsländer in unserem Datensatz finden wir, dass die Häufigkeit von Terroranschlägen mit der Zahl der im Gastland lebenden Ausländer steigt. Dieser Skaleneffekt impliziert allerdings nicht, dass von Ausländern ein höheres Terrorrisiko ausgeht als von Inländern. Wenn wir die Auswirkung einer wachsenden Bevölkerung auf die Häufigkeit von Terroranschlägen schätzen, ergibt sich für die heimische Bevölkerung ein ähnlicher Effekt. Zusätzliche Einwanderer neigen im Durchschnitt nicht eher zu terroristischen Handlungen als zusätzliche Inländer. Nach unseren Schätzungen impliziert ein Bevölkerungsrückgang um 0,0002 Prozent (laut OECD der durchschnittliche Rückgang der einheimischen Bevölkerung der 20 OECD-Länder im Jahr 2015) ungefähr 0,00025 Terroranschläge weniger pro Land und Jahr. Die ausländische Bevölkerung ist in der OECD im Jahr 2015 um 3,6 Prozent gewachsen. Nach unseren Ergebnissen hat die Zahl der Anschläge dadurch um 0,04% zugenommen. Eine solch kleine Zahl kann kaum der Rechtfertigung von Zuwanderungsbeschränkungen dienen.

Hinzu kommt, dass es keine systematischen Belege dafür gibt, dass Terror aus Ländern mit überwiegend muslimischer Bevölkerung importiert wird. Nein, dafür gibt es keinen systematischen Beleg! Aus Ländern mit überwiegend muslinischer Bevölkerung werden Falafel, Hummus, Tehina, Tabule, Kube und Cous-Cous importiert, während der Terror aus Ländern wie der Slowakei, Slowenien, Polen, den Karpaten und Transsylvanien importiert wird. 

Die Zürcher Ökonomen legen aber nicht nur belastbare Zahlen vor (Weniger als zwei Prozent aller Anschläge in Europa waren in den Jahren 2009-2013 religiös motiviert), sie spekulieren auch munter drauf los. Zum Beispiel über die kontraproduktive Wirkung eines Einwanderungsgesetzes:

Unsere Ergebnisse lassen auch Rückschlüsse über die Wirkung einer strikten Regulierung von Immigration und Integration von Ausländern im Gastland zu. Gesetze, die die Integration und die Rechte von Migranten einschränken, führen nach unseren Ergebnissen zu mehr statt weniger Terror. Die Beschränkung von Migration lässt zwar die Zahl der Ausländer im Land weniger stark wachsen, führt aber auch zu einer Entfremdung der bereits im Land lebenden Ausländer. Die Unterdrückung der bereits im Land lebenden Migranten erhöht dann das Terrorrisiko anstatt es zu reduzieren. Strenge Einwanderungsgesetze sind somit ein zweischneidiges Schwert. Während sie auf die lange Frist das Terrorrisiko vielleicht in geringem Umfang reduzieren können (da die Bevölkerung weniger stark wächst), wird die Wahrscheinlichkeit von Terror kurzfristig zunehmen (weil die bereits im Land lebende Bevölkerung reagiert).

Worauf reagiert denn die bereits im Land lebende Bevölkerung? Auf eine Beschränkung von Migration, also Regeln für Einwanderung? Die Entfremdung, die daraufhin einsetzt, lässt die im Land lebenden Migranten dann zu Terroristen werden. Schlimmstenfalls bewerben sie sich um einen Studienplatz an der ETH Zürich in den Fächern Esoterik und Kaffeesatzkunde und untersuchen den Einfluss von Ebbe und Flut auf den Wechselkurs des Schweizer Franken.

Oder wie man in ländlichen Gegenden aus einem Kuhfladen eine Pizza Margherita machen kann, ohne dass dies zur Entfremdung zwischen den Gastwirten und ihren Gästen führt. 

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Werner Geiselhart / 09.09.2017

Nach meiner Einschätzung haben diese Zürcher Spitzenwissenschaftler unbedingt Recht. Man muss sich nur mal den Anstieg der Terrorgefahr durch den Zuzug der 4,4 Mill. Spätaussiedeler anschauen.#ironieoff Im Ernst, Dreisatzrechnen scheint in Zürich unbekannt sein. Wenn nach dem Zuzug von 1,5 Mill. Menschen (=1,875% der Gesamtbevölkerung)  einer bestimmten Religion sich die Anzahl der Terroranschläge vervielfacht, und diese Leute behaupten, das läge an der Zunahme der Gesamtbevölkerung, bleibt nur ein Schluß: Diese sogenannten Wissenschaftler wollen einen ganz einfach verarschen.

beat schaller / 09.09.2017

Lieber Herr Broder, Ich gehe doch mal davon aus, dass Sie diesen “Stuss”  aus dem Müllcontainer der ETH genommen haben.  Ja dort gehört er auch hin und diejenigen die uns sowas auftischen wollen, die doch auch.  Wenn ich nur die Namen der an der Studie beteiligten sehe, dann weis ich schon, dass es wohl ausschliesslich “echte Innerschweizer sind”. Wir stellen leider schon lange fest, dass wir eine Anziehungskraft für solche Autoren an der ETH haben, die nichts gutes verheissen.  Man verdient hier zu Lande leider viel zu viel Geld. Wer hat das Unding wohl in Auftrag gegeben? Am Ende etwa noch eine Klavierlehrerin? Zum guten Glück gibt es doch auch noch einen grossen Anteil an “nicht Akademikern”, die dann dafür mit produktiven Leistungen und Bodenhaftung auffallen. Gut kann man sich nicht für “Andere” genieren. Aber eben, die Jungs sind halt auch gewaltig unter Zeitdruck. Danke Herr Broder b.schaller

Stephan Lüno / 09.09.2017

Die Erkenntnis, dass Beschränken von Migration zu einer Entfremdung der bereits im Land lebenden Ausländer führt, ist erstaunlich und bedeutet sehr viel aber irgendwie auch Nix!

Meinrad Lacher / 09.09.2017

Das sag ich doch schon längst: die meisten unserer sogenannten “gebildeten Stände” sind nicht gebildet, aber sicher eingebildet, ideologisch verbohrt,  sehr oft einfach nur dumm, nicht brauchbar, nicht lebensfähig. Wahrscheinlich haben sie durch Arbeiten noch nie schmutzige Hände bekommen, weshalb sie auf solch absurde “Studien” kommen. Aber was soll`s, sie sind ja vom Staat bezahlt, d.h. vom Steuerzahlenden Bürger, in der freien Wirtschaft bekämen sie kein Stück trockenes Brot für ihre Ergüsse.

Cornelia Buchta / 09.09.2017

Aha, nimmt man also mehr Menschen auf - sagen wir z.B. Brasilianer oder Japaner - dann steigt die Terrorgefahr. Was mich ärgert, ist, dass mit solchen “Studien” wissenschaftliche Studien im allgemeinen ins lächerliche gezogen werden.

Bärbel Schneider / 09.09.2017

Mit der “bereits im Land lebenden Bevölkerung” sind vermutlich “Menschen, die noch nicht so lange dort leben”, gemeint - andere haben im Zusammenhang mit der Zuwanderung bisher meines Wissens nach keine Terroranschläge verübt. Sie reagiert also mit mehr Terror auf die Beschränkung von Zuwanderung, die der Minimierung der Terrorismusgefahr dienen soll? Sie stellt sich also auf die Seite potentiellerTerroristen gegen die Interessen des Gastlandes? Wenn dem so wäre, dann kann eine Entfremdung gar nicht erst einsetzen kann, weil eine Anpassung an das Gastland nie stattgefunden hat und keinerlei Loyalität dem Gastland gegenüber vorhanden ist. Und diese Denkweise wird der Mehrheit der Eingewanderten unterstellt? Sie werden also in der Mehrheit als integrationsunfähig bezeichnet? Ist das nicht “Rassismus”?

Gerdlin Friedrich / 09.09.2017

Regelung der Migration, “die Beschränkung der Migration” heisst demnach also:  Unterdrückung der “bereits im Lande lebenden Migranten” und damit Erhöhung der Terrorgefahr. Den Leuten die dies schreiben,  fällt überhaupt nicht auf, was sie sagen. Der Subtext verrät sie. Er verrät,  dass sie -  auch wenn sie es nicht wissen wollen -  wissen, um was es geht, um eine einwandernde Masse, die sich vergrößern, die Herrschaft haben will. Dass es nicht um die Länder geht, in die “eingewandert” wird, sondern um die Herrschaft in diesen. Dass diese Leute das, was sie unwillentlich indirekt zum Ausdruck bringen, nicht wissen wollen, “verdrängen”, “verleugnen”, heisst, dass sie dies bereits willig hinnehmen, selbst bereits vollziehen, sich diesem Herrschaftswillen,  bereits unterworfen haben.  

Klaus Wenzel / 09.09.2017

An Studien herrscht im akademischen Betrieb kein Mangel, denn: wer schreibt, der bleibt. Zudem winken Forschungsgelder und für die eigene Karriere sind Veröffentlichungen nützlich. So weit, so bekannt. Was nun die zitierte Studie betrifft, so dürfte deren Aussagekraft hinsichtlich des subjektiven Sicherheitsgefühles der Bürger ohne Personenschutz und der sichtbaren Veränderungen überall eher gering sein. An Poller, LKWs als Blockade, Polizisten, die mit Maschinenpistole im Anschlag Volksbelustigungen sichern, haben wir uns bereits gewöhnt. Ebenso daran, dass beim Einkaufen plötzlich ein wild schreiender Messermann auf einen einstechen könnte. Soweit man sich eben daran gewöhnen kann. Anders als zu Zeiten früherer Bedrohungen wird uns all das wissenschaftlich und politisch entweder als zu vernachlässigende Größe dekliniert oder als unabänderlich. Wir Älteren erinnern uns jedoch noch gut an den “Deutschen Herbst” 1977, als eine vermeintlich “linke” Splittergruppe die “Revolution in der BRD” durch das Entführen und Erschiessen von hochrangigen Angehörigen der Funktionseliten nebst Kollateralschäden (Fahrer, Leibwächter der Eliten) befördern wollte, Damals blieb polizeilich und politisch nichts unversucht, um jener vermeintlichen “revolutionären Avantgarde” und dem tatsächlichen oder nur vermuteten Unterstützerumfeld das Handwerk zu legen. Heute dagegen heißt es, das es im Falle etwa eines Anis Amri, leider zu Pannen gekommen wäre. Verantwortlich ist dafür anscheinend niemand.  Von Prävention oder gar Gefahrenabwehr ist in diesem Zusammenhang auch kaum die Rede. Alles geht seinen Gang wie gehabt.  Woran mag das liegen?

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 12.03.2024 / 14:00 / 62

Christian Wulff: Liechtenstein? Nein, danke!

Unser beliebter Ex-Präsident Christian Wulff hat Angst, Deutschland könnte auf das Niveau von Liechtenstein sinken. Das kleine Fürstentum hat auf vielen Gebieten längst die Nase…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 17.01.2024 / 06:15 / 91

Der Unsinn, aus dem Antisemitismus-Beauftragte gebacken werden

Gleich nach dem Influencer, dem Eventmanager und dem Insolvenzberater ist „Antisemitismusbeauftragter“ ein Beruf mit Zukunft. Der Antisemitismus hat Hoch-konjunktur, und da braucht man ausgewiesene Experten…/ mehr

Henryk M. Broder / 01.12.2023 / 15:00 / 28

Irre ist das neue Normal (7)

Geht es um Israel, die Palästinenser, das Pogrom vom 7. Oktober und den Krieg in Gaza, melden sich immer mehr Experten zu Wort, die beweisen,…/ mehr

Henryk M. Broder / 27.11.2023 / 15:00 / 45

Die Polizei ermittelt

Die Berliner Polizei hat alle Hände voll zu tun. Umso schöner, dass sie die Zeit findet, sich um kleine, aber nicht unwichtige Fälle zu kümmern.…/ mehr

Henryk M. Broder / 09.11.2023 / 14:00 / 59

Wehret den Anfängen? Dafür ist es jetzt zu spät!

Es ist alles schon mal dagewesen. In den Protokollen der Weisen von Zion, in den Gesetzen zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre,…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.11.2023 / 12:00 / 48

Die Baerbock-Sprünge über den eigenen Schatten

Nach ihren Reisen in den Nahen Osten und nach New York, zur Stimmenthaltung bei einer gegen Israel gerichteten UNO-Resolution, kümmerte sich Außenministerin Annalena Baerbock um…/ mehr

Henryk M. Broder / 03.11.2023 / 14:00 / 82

„Palästina den Palästinensern, Deutschland den Deutschen“

Woran erkennt man einen typischen Antisemiten? An seinen Tattoos? Am Körpergeruch? Daran, wie er das Wort "Führerschein" ausspricht? Schön wäre es. Tatsächlich gibt es weder…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com