Wie Richard Nixon mich lehrt, die Grünen zu wählen

Ich werde bei der nächsten Wahl die Grünen wählen. Weil ich mir eine sinnvolle und geregelte Zuwanderung wünsche und weil ich für eine einem Industrieland angemessene Stromversorgung bin, die aus einem vernünftigen Kompromiss zwischen konventionellen und erneuerbaren Energien besteht. Klingt das wahnsinnig? Ja. Ist es unlogisch? Nein. (Die Logik dahinter wird hier ganz gut beschrieben: Only Nixon could go to China).

Die erste Bundesregierung, die deutsche Soldaten in einen Auslandseinsatz geschickt hat, war das Kabinett „Schröder I“, bestehend aus SPD und Grünen. Die Agenda 2010 wurde von einer SPD-Regierung beschlossen und umgesetzt.

Atomausstieg und unkontrollierte Zuwanderung und eine nahezu komplette Entwaffnung der Bundeswehr durch Missmanagement sowie die Aussetzung der Wehrpflicht wurden unter einer Unionsregierung durchgeführt. Ebenso die „Ehe für alle“, die eigentlich „für ein paar mehr“ bedeutet. 

Wenn es doch so ist, dass die Parteien, die an die Regierung gewählt werden, genau das Gegenteil von dem machen, wofür sie gewählt wurden, dann bedeutet dies konkret, dass ich die Partei wählen muss, die diametral meinen Interessen entgegensteht. Für mehr Überwachung und mehr Verbote ist somit die FDP die erste Wahl aller Paranoiden. Für mehr Lohngerechtigkeit, Rentner und Frauenrechte sowie den Erhalt und Ausbau der „Ehe für alle“ ist die AfD der Matchwinner. Übrigens die derzeit einzige Partei, die eine bekennende Lesbe an der Parteispitze hat. Das haben die Grünen bisher nicht geschafft! Und Jürgen Trittin gilt nicht! Auch wenn er erst nach seinem aktiven Dienst geheiratet hat, weil vorher seine Partei noch nicht so weit war.

Bereits so viel Humor wie Ralf Stegner   

Für wen Freiheit und nahezu anarchische Zustände, weniger Staat und weniger Überwachung der Traum Deutschlands sind, der sollte die Linke wählen, wer ein „weiter so“ haben will, ist bei der seltsam biegsamen Union gut aufgehoben und bekommt hier auch den rrrradikalen Klimaschutz, wer gar nichts mehr zu lachen haben will, dem bleibt „die Partei“, die haben ja jetzt bereits so viel Humor wie Ralf Stegner.   

Für Raubtier-Kapitalisten, Aktienbesitzer und Freunde des unbegrenzten Waffenbesitzes, das Absingen der Deutschlandhymne und Deutschland in den Grenzen von 1942 bietet sich dann tatsächlich die SPD an.

Es ist doch augenscheinlich so, dass sich ein diametrales Parteiprogramm nur mit dem „Mitnehmen“ des eigentlich politischen Gegners durchziehen lässt. Eine Unionsregierung hätte einen Auslandseinsatz der Bundeswehr nie gegen Grüne, Friedensbewegung und Gewerkschaften durchgebracht. In Deutschland hätte die Luft gebrannt. Die Grünen hätten eine „open border“-Doktrin, eine „Energiewende“ oder eine Homo-Ehe nie gegen die Union und entsprechende Vorfeldorganisationen durchsetzen können, nur eine unionsgeführte Regierung war dazu in der Lage.

Es war ausgerechnet die FDP, die für die Aussetzung des Wehrdienstes gesorgt hat und es war die FDP, die nicht in der Lage war, Steuererleichterungen und Soli-Abschaffung durchzubringen. Das hätte eine SPD- oder Grünen-Regierung mutmaßlich in dieser Legislaturperiode geschafft. 

Deswegen müssen die Grünen, alleine schon aus parteitaktischem Kalkül, die erste Wahl sein. Lasst uns die witzige Idee der Kanzlerdoppelspitze HB oder BH doch einfach ausprobieren? Einmal an der Regierungsmacht, möchten die Grünen doch sicher auch dranbleiben und sind daher schlicht und ergreifend gezwungen, vernünftige und ausgewogene Politik zu machen. Und ganz CO2-schädlich durch die Weltgeschichte zu jetten und das zur Weltgenesung helfende deutsche Wesen den dürstenden Massen der anderen Nationen zu verkünden. 

Außerdem würde ich es so gerne sehen, wenn die Annalena und der Dings, der Robert, ihren jeweiligen Parteitagen die „Alternativlosigkeit“ ihrer schwer bürgerlichen Politik zur Abstimmung vorlegen und vor den eigenen Leuten herumschwurbeln müssen. Ich hätte so so so Freude daran, die Annalena und den Dings, den Robert, beim Gegrillt-Werden bei „Hart aber fair“ zuzuschauen und die Gegendemonstrationen beim G20-Gipfel in Bielefeld auszuhalten. 

Lasst uns also zusammen im grünen Tal der Träume und Tränen wandeln. Wer geht mit?

Foto: White House Photo Office via Wikimedia Commons

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Belo Zibé / 14.07.2019

Wile E. Coyote hatte auch immer ganz ausgefallene Tricks ,wie er des Roadrunners habhaft werden könnte, war der erste Gedanke der mir gleich zu Beginn beim Lesen des Artikels durch den Kopf schoss.Am Ende angelangt: Prima Trick, bloss klappen musser…..

Karsten Dörre / 14.07.2019

Entschuldigung, die Lage ist ernst. Wohin die SPD steuert wird bereits mit der Ansage der Erhöhung der Mineralölsteuer für Diesel UND Benzin deutlich. Die Steuererhöhungs-Partei-Deutschland arbeitet bereits fleissig an einer kommenden Koalition mit den Grünen. Steuererhöhungen werden vor Wahl einer Grünen-SPD-und wer sonst noch-Koalition mit Klimaangst-Szenarien weichgespült. Bis zur nächsten Bundestagswahl sind ca. 50 Prozent der Wahlberechtigten soweit in der Gehirnwäsche, die Verteuerung ihres Alltages für einen vermeintlich, guten Zweck hinzunehmen, aus eigener Brieftasche die Welt in z.B. China oder eine Südseeinsel zu retten. Diese Vernichtungspolitik der eigenen Volkswirtschaft wird flankiert mit teurem, importierten Atom- und Kohlestrom aus den deutschen Nachbarländern. Das sind Argumente, die aber nach den nächsten Bundestagswahlen mit einem grünen Königspaar kein Gehör mehr finden, weil die Medienlandschaft mit der Politik gleichgeschaltet hat und letztlich nur Hofberichterstattung betreibt. Schon heute wird jedes Argument gegen Klimaangstgeschwurbel in eine politische Ecke gebrandmarkt. So passiert es heute Linken, die gegen Panikpolitik und verheerender Energiepolitik argumentieren, kurzerhand zu Rechtspopulisten abgestempelt werden.

Hans-Peter Dollhopf / 14.07.2019

Die Schneider-These besagt: Parteien, die an die Regierung gewählt werden, machen genau das Gegenteil von dem, wofür sie gewählt wurden. Da stellt sich mir gleich die erste Frage. Was machen dann Regierungen, die nie gewählt wurden? Die These gibt zu verstehen, dass nur Diktatoren frei machen können, was sie wollen. Also war die Mao-Regierung frei darin, sich mit Nixon zu treffen und nicht umgekehrt. Wenn also nun die AfD bei der Sachsenwahl nur mit 18 statt 60 Kandidaten rechnen darf, dann würde die nun kommende sächsische CDU/SPD-Koalition nicht mehr gezwungen sein, konsequent abendländisch zu handeln. Aber welche Bedeutung hat die Schneider-These für die Habeck-These, welche lautet: Ohne eine CSU-Alleinregierung werde es wieder Demokratie in Bayern geben. Es bedeutet, dass Demokratie immer zum Gegenteil des Wählerwillens führt. Also sind freie, gleiche und geheime Wahlen von vorne herein und ausschließlich immer ein Sieg der jeweiligen Opposition. Würden wir in Deutschland zum Beispiel das Wahlalter auf 0 Jahre senken, dann könnten die Zwerge endlich die Regierung wählen, die ihre Interessen gegen die Mauer der alten weißen Männer vertritt. Nur um erleben zu müssen, dass die dann (alternative) Politik für alte Deutsche macht? Und ganz merkwürdig: was ist eigentlich ein Gegenteil, wo doch schon dem Jungsozialisten Olaf Scholz klar gewesen war, dass eine SPD-Regierung nur ein Agent des Monopolkapitals sein kann? Selbst wenn sich die SPD an die Macht putschen würde, wäre sie immer noch ein Agent des Monopols und keine CDU. Herr Schneider, hier besteht noch Klärungsbedarf.

Stefan Lanz / 14.07.2019

Ähh, ich nicht…

Martin Lederer / 14.07.2019

Witzige Geschichte. Vielleicht hätte man auch den IS unterstützen sollen, denn: Only the Islamic State could make peace with Israel. Aber man kann es mit der Hamas oder der Hisbollah ja nachholen. Vielleicht wird diese Geschichte aus so witzig.

Rolf Lindner / 14.07.2019

Je schwachsinniger ein Parteiprogramm ist und je mehr Figuren dem Schwachsinn hinterherlaufen, desto größer ist die Gefahr, dass die es ernst meinen und ernst machen.

Andreas Rochow / 14.07.2019

Das wäre alles lustig und bedenkenswert, verehrter Thilo Schneider, hätten Sie den Erzfehler unseres Parteiensystems in Ihr Umkehrungsspiel mit einbezogen: Die Koalition von praktisch Unvereinbarem! Bei diversen GroKos hat sich der verheerende Effekt gezeigt. Die “Partner” verformten sich , um an der Regierungsmacht teilzuhaben, bis zur Unkenntlichkeit, näherten sich entweder einander an oder simulierten nach Belieben die koalitionsinterne Opposition. Dabei waren sie bemüht, mit vereinten Kräften den öffentlichen Diskurs mit allen Mitteln von Kritik, Opposition und widerständigem Gedankengut freizuhalten und unterhielten immer enthemmter einen Apparat von Staatsmedien, der in seinem hemmungslosen Gleichklang das Volk im GroKo-Sinne einlullte. Was das Gegenteil davon wäre? Vielleicht eine frische, lebendige Demokratie, genau das Gegenteil der sündhaft teuren bürgekriegsgeneigten Regierungskampagne “Demokratie leben!”, die zweifelsfrei das Antidemokratischste ist, was sich eine Bundesregierung jemals ausgedacht hat. Es ist schon kühn und irritiert unnötig, dass Sie hier den gescheiterten US-Präsidenten Nixon - ja, Republikaner und von 1969-1974 gewählter 37. Präsident der USA! - heranziehen, der definitiv keiner sonstwie gearteten Koalition angehörte. Weshalb nicht mal vor der eigenen Haustüre kehren?

Nadja Schomo / 14.07.2019

Lieber klare Worte,  wenig Worte: eine schlagkräftige Parole!  als eine so ausführliche Ironie. Muss unter Achgut-Lesern immer nur Eintracht gesät werden?

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