Wie groß ist Kadyrows Kampfkraft wirklich?

Seit Beginn des Ukrainekrieges wird auf russischer Seite vor allem zwei Formationen eine überdurchschnittlich große Kampfkraft zugeschrieben – der Gruppe Wagner und den Tschetschenen. Mehr noch als Prigoschins Söldnern eilt den Truppen Ramsan Kadyrows der Ruf als todesverachtende Krieger voraus. Aber was steckt dahinter?

Am 26. Februar 2022 kam es im Zentrum von Grosny zu einem Ereignis, das die ukrainische Führung in Angst und Schrecken versetzen sollte. Vor zwölftausend bis an die Zähne bewaffneten Kämpfern gab der tschetschenische Staatschef Ramsan Kadyrow die vollständige Einsatzbereitschaft seiner Elitetruppen bekannt. In einer pathetischen Rede verlautbarte er, es dürstete die Tschetschenen danach, Putins Befehl zu erfüllen und die Ukraine militärisch niederzuwerfen. 

An Wolodymyr Selenskij gerichtet, drohte er mit sichtlicher Süffisanz: „Ruf den Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, an und bitte ihn um Verzeihung! Tu das zur Rettung der Ukraine und um ihres Volkes willen. Akzeptiere alle Bedingungen, die Russland stellt! Das wird der beste Schritt für Dich sein, um Dein Gesicht zu wahren.“

Nachdem Kadyrow Wladimir Putin als Oberbefehlshaber der Streitkräfte mit dem vollmundigen Versprechen „Egal wo – wir werden an jedem Ort der Welt die Einsatzziele unseres Präsidenten erfüllen!“ abermals seine bedingungslose Loyalität versichert hatte, wandte er sich sogleich seinen Soldaten zu: „Ich bin stolz auf Euch, ich liebe Euch – nicht wie Mitarbeiter, sondern wie Brüder und Freunde!“ Als er daraufhin lautstark die Slogans „Achmat“ und „Allahu Akbar“ skandierte, schlugen ihm die tosenden Wogen von Schreien aus zwölftausend Kehlen entgegen. In diesem Moment wechselte die Kameraperspektive auf eine Drohne, die das Spektakel aus der Luft filmte. 

In dieser Perspektive bot sich dem Zuschauer ein infernaler Anblick. Tausende schwarz gekleidete, maskierte Kämpfer mit modernster Ausrüstung schworen einander auf ihre Abreise an die Front ein – fest entschlossen, den Willen ihres Herren zu exekutieren, der einst öffentlich gesagt hatte, er würde sterben für Wladimir Putin. Mit den Ereignissen des 26. Februar 2022 also war der Mythos der Tschetschenen als eigenständige Formation in den Reihen der russischen Armee geboren. Die medienwirksam inszenierte Darbietung militärischer Stärke würde ihre Wirkung nicht verfehlen. So sollte der unheilverkündende Gedanke an ein baldiges Kommen der Tschetschenen in der Folgezeit zu einem elementaren Instrument der psychologischen Kriegsführung des Kremls werden.

Speerspitze des Heeres?

Egal, ob der Vormarsch auf Kiew oder der Kampf um Mariupol: Bis heute sind tschetschenische Einheiten an praktischen allen Brennpunkten der Front in Erscheinung getreten. Dabei zeigen sie sich als fromme Muslime, die für Russland einen Heiligen Krieg gegen die gottlosen Teufel in Kiew führen. Dass das Selbstverständnis der Tschetschenen als islamische Gotteskrieger bereits 250 Jahre alt ist und sich zudem immer auf den Kampf gegen den übergriffigen russländischen Zentralstaat bezogen hat, scheint dabei keine allzu große Rolle zu spielen.

Nahezu täglich erschienen Videos im Netz, die Kadyrows Truppen bei der heldenhaften Erfüllung ihrer Pflichten zeigten. Dass sie dabei tatsächlich die ihnen zugeschriebene Rolle als Speerspitze des Heeres erfüllen, ist allerdings fraglich. Fest steht lediglich, dass Grosny bemüht ist, ihren Ruf als unerschrockene Avantgarde des Kremls mit allen Mitteln zu festigen. So erklärte Ramsan Kadyrow im Oktober 2022, drei seiner minderjährigen Söhne in die Ukraine zu schicken. Wenig später kehrten sie nach Grosny zurück, wo sie mit ukrainischen Kriegsgefangen stolz vor den Kameras posierten. 

Dass die Tschetschenen bei den Völkern der ehemaligen Sowjetunion Ängste auslösen, ist eine Tatsache. Hierzu muss man wissen: In der Geschichte Russlands spielt Tschetschenien eine unikale Rolle. Wie kein anderes Volk, das die Zaren im Zuge der Errichtung ihres Imperiums bekämpften, haben die Tschetschenen sämtliche Versuche, sie unter die russische Oberherrschaft zu zwingen, stets mit großer Vehemenz beantwortet. Das Streben, die eigene Unabhängigkeit zu verteidigen, zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die tschetschenische Geschichte und hat eine jahrhundertelange Kontinuität gebildet. 

Seit mehr als 250 Jahren tobt ein Konflikt, der mit wenigen Unterbrechungen bis ins frühe 21. Jahrhundert reicht und in Europa vor allem durch die postsowjetischen Tschetschenienkriege wahrgenommen worden ist. Die verheerende Kraft dieser Auseinandersetzung entspringt dem russischen Streben nach kolonialer Expansion. Als dieses im Nordkaukasus auf den Freiheitsdrang der muslimischen Bergstämme traf, war die Geschichte eines jahrhundertelangen Konflikts vorgezeichnet, der vor allem die Tschetschenen immense Verluste gekostet hat. 

Propagandistische Inszenierungen?

Im ersten Tschetschenienkrieg, der am 31. Dezember 1994 begann und seine Ursprünge in soeben skizzierter Historie hat, gelang es den Tschetschenen jedoch, den Russen eine verheerende Niederlage zu bescheren. Als sie Grosny im Sommer 1996 handstreichartig zurückeroberten, war Jelzins „Operation zur Wiederherstellung der konstitutionellen Ordnung“ gescheitert. Die Generalität hatte keine Antwort auf die geschickt agierende tschetschenische Guerilla gefunden und musste Frieden schließen. 

Zuvor war sie lediglich dazu fähig gewesen, alle größeren Orte der Republik dem Erdboden gleichzumachen. Die schier unerschöpfliche Kampfkraft der Tschetschenen ließ sich nicht brechen, weil sie sich aus ihrem primordialen Freiheitsdrang speiste. Wieder einmal waren die Tschetschenen ihrem Ruf als unbeugsame islamische Krieger gerecht geworden. Eine bekannte Losung, die man seit 1995 vielfach auf den Ruinen von Grosny lesen konnte, lautete: „Es ist besser, stehend zu sterben, als auf den Knien zu leben!“ Die auf dieser Unbeugsamkeit rekurrierende Reputation und die von ihr ausgelösten Ängste versucht der Kreml seinen Zwecken dienstbar zu machen. Dahinter steht der Versuch, die Moral des Gegners schon vor Beginn des Kampfes zu brechen. 

Hierbei handelt es sich um einen psychologischen Effekt, den man zuletzt 2014 in Syrien und dem Irak beobachten konnte. Vielfach traten die Gegner des IS trotz numerischer Überlegenheit und besserer Ausbildung sowie überlegener Ausrüstung schon im Voraus die Flucht an. Zu groß war ihre Furcht, den selbsternannten Gotteskriegern in die Hände zu fallen, die für ihre schrankenlose Grausamkeit bekannt waren. Bei den Tschetschenen, die aufseiten Russlands in der Ukraine kämpfen, soll es nach gemäß den Vorstellungen des Kremls genauso sein. Was aber verbirgt sich hinter der Monstrosität, die Grosny seit dem 26. Februar 2022 so prominent in seinen propagandistischen Inszenierungen zur Geltung bringt? Ein näherer Blick auf die Materie zeigt, dass zwischen Mythos und Realität mitunter ganze Welten liegen.

Entgegen den offiziösen Meldungen sollen bei Kriegsbeginn zunächst nur dreieinhalbtausend Soldaten tschetschenischer Herkunft aus Russland in die Ukraine entsandt worden sein. Man darf jedoch annehmen, dass wohl auch diese Zahl noch zu hoch gegriffen sein dürfte und dass zunächst lediglich 2.000 Kämpfer zum Einsatz kamen. Diese Zahl kann man relativ genau aus dem Personalbestand von Nationalgarde und tschetschenischen Bodentruppen ableiten. Ihre Angehörigen lassen sich folgenden tschetschenischen Formationen zuordnen: dem 141. motorisierten Spezialregiment und dem nach Achmat Hadschi Kadyrow benannten Polizeisonderregiment. Dabei handelt es sich um Einheiten, die sich bereits lange vor dem 26. Februar in Stellung gebracht hatten und zu den regulären Invasionstruppen gehörten. 

Kämpfer für Russland von der russischen Terrorliste?

Dazu, dass die „schwarzen Zwölftausend“ bei Kriegsbeginn noch nicht in der Ukraine operierten, passt auch eine Meldung des ukrainischen Generalstabs vom 27. Februar 2022, wonach man eine große Kolonne tschetschenischer Spezialeinheiten zerstört hatte. Diese hatten sich in der Nähe von Gostomel versammelt, um von hier aus an den Kämpfen um den dortigen Militärflughafen teilzunehmen. Dass unter ihnen Soldaten gewesen sein könnten, die einen Tag zuvor in Grosny gestanden hatten, ist praktisch unmöglich. Kurz nach dem Schlag bei Gostomel gab Kiew bekannt, dass Generalmajor Magomed Tuschajew, der Kommandeur von Kadyrows 141. motorisiertem Schützenregiment, im Kampf gefallen sei. 

Am 28. Februar 2022 veröffentlichte Kadyrow als Reaktion darauf eine Telegrammbotschaft, worin er die Taktik der russischen Armee in der Ukraine als zu langsam kritisierte und ein deutlich rigoroseres Vorgehen forderte. Zwei Tage später verlangte er, unverzüglich zu großen Angriffsoperationen überzugehen und räumte den Tod von sechs tschetschenischen Kämpfern ein. Dieser Moment ist aus folgendem Grunde bemerkenswert: Indem Kadyrow den Kriegsverlauf in den sozialen Netzwerken kommentierte und aus seiner Kritik militärische Forderungen ableitete, begann sein Wandel zu einem der schärfsten Propagandisten des Kremls. Mit immer schrilleren Tönen peitschte Kadyrow den russischen Generalstab nun voran und machte vor allem mit der Forderung eines Nuklearschlags von sich reden.

Früh zeichnete sich ab, dass der Kreml den elitären Charakter der Tschetschenen betonte, indem er sie für besondere Operationen einsetzte. Am 3. März 2022 berichtete die New York Times, dass eine Gruppe tschetschenischer Kommandoeinheiten nach Kiew geschickt worden sei, um den Präsidenten Selenskyj zu liquidieren. Der Stoßtrupp wurde jedoch neutralisiert, nachdem die ukrainischen Sicherheitskräfte einen Hinweis aus den Reihen des föderalen Sicherheitsdienstes erhalten hatten. Wie sich später herausstellte, waren Tschetschenen u.a. an den Kämpfen in Lubjanka, Gostomel und Borodjanka in der Region Kiew beteiligt. Augenzeugen berichteten ferner, tschetschenische Truppen in Bucha gesehen zu haben. In diesem Zusammenhang ist die Ermordung von mindestens einem Zivilisten dokumentiert.

Etwas Licht ins Dunkel brachte der militärische Nachrichtendienst der Ukraine im Mai 2022, als er eine Liste mit 2.425 tschetschenischen Freiwilligen veröffentlichte, von denen die Hälfte allerdings nicht aus Tschetschenien, sondern aus anderen Regionen Russlands stammte. Unter ihnen waren 14 Personen, die in verschiedenen Jahren auf der Terroristenliste der russischen Behörden gestanden hatten. Fünf von ihnen blieben auf der Liste, als sie in den Krieg geschickt wurden. 

Defizite in der Kampfkraft

Kurioserweise befanden sich unter den Freiwilligen zwei frühere Anhänger der tschetschenischen Kommandeure Schamil Bassajew und Ruslan Gelajew, die bis heute als Ikonen des antirussischen Widerstands verehrt werden. Am 31. Mai 2022 wurde schließlich der Tod von Oberstleutnant Zaur Dimajew gemeldet, der der stellvertretende Kommandeur des 4. Spezialbataillons der Polizei gewesen war.

Obwohl die Datenlage über tschetschenische Kämpfer bis heute äußerst dürftig ist und Informationen über ihre Verluste bestenfalls stark gefiltert an die Öffentlichkeit gelangen, sind sich ukrainische und westliche Experten einig, dass die tatsächliche Kampfkraft von Kadyrows Truppen weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Für sie steht fest, dass tschetschenische Verbände hauptsächlich als Truppen der sog. zweiten Reihe eingesetzt wurden. Demnach dringen sie grundsätzlich erst dann in ein Kampfgebiet vor, nachdem russische Truppen dieses bereits besetzt haben. 

Lange schon hatten die vielfach in dem sozialen Netzwerk „Tiktok“ veröffentlichten Videos den Verdacht geweckt, lediglich gestellte Szenen zu zeigen. Aus diesem Grund verspottete das ukrainische Militär die Tschetschenen bereits wenige Wochen nach Beginn des Krieges als „Werbetruppe“. Belegt ist auch, dass tschetschenische Formationen als Eskorte in eroberten Gebieten eingesetzt werden und den Auftrag haben, reguläre russische Truppen am Rückzug zu hindern. Bis heute liegen zahlreiche Berichte über tschetschenische Einheiten vor, die verwundete russische Soldaten und vermeintliche Deserteure hingerichtet haben. Darüber hinaus soll es mitunter zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen wie Vergewaltigungen gekommen sein. Mehrfach schon sind Abschiedsbriefe russischer Soldaten aufgetaucht, die sich infolgedessen das Leben nahmen. Bestätigt hat der Kreml solche Fälle allerdings nicht. 

Dass tschetschenische Truppen offenbar erhebliche Defizite in der Kampfkraft aufweisen, könnte maßgeblich damit zusammenhängen, dass sie vor dem Krieg nicht als festgefügte Einheiten trainiert, sondern in verschiedenen republikanischen Polizeikräften gedient haben. Für einen Kriegseinsatz, bei dem es nötig ist, sich in größere Formationen einzufügen, sind sie demnach nicht ausgebildet. Dass der russische Generalstab tschetschenische Truppen also schont, ist daher wenig überraschend. Anstatt sie an vorderster Front einzusetzen, sollen sie besser in zweiter Reihe wirken. Gegenüber der russländischen Öffentlichkeit zählt dazu auch die Inszenierung als humanitäre Wohltäter. 

Nicht die höchste Soldaten-Sterblichkeit

Auf verschiedenen Videos ist zu sehen, wie tschetschenische Soldaten Zivilisten aus Notsituationen retten oder ihnen Nahrungsmittel übergeben. Andererseits werden tschetschenische Formationen für brutale Repressionen gegen die Zivilbevölkerung an der Heimatfront sowie für die Erstellung verschiedener inszenierter Videos unter Beteiligung der örtlichen Bevölkerung verantwortlich gemacht. Am 28. Juli 2022 wurde im Internet ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie ein russischer Soldat einen gefesselten ukrainischen Kriegsgefangenen kastriert und tötet. Zwar ist der Täter kein ethnischer Tschetschene, wurde aber als Angehöriger des von Ramsan Kadyrow aufgestellten Verbands „Achmat“ identifiziert. 

Insgesamt ist es kaum möglich, verlässliche Angaben über die tatsächliche Truppenstärke tschetschenischer Einheiten in der Ukraine zu machen. Wie viele der zwölftausend Kämpfer, die Kadyrow am 26. Februar 2022 in Grosny präsentierte, tatsächlich in die Ukraine gereist sind, ist völlig unklar. Anhand der verfügbaren Daten lässt sich lediglich feststellen, dass Tschetschenien jedenfalls nicht zu den Gebieten Russlands mit der höchsten Sterblichkeit von Soldaten gehört. Am 21. Oktober 2022 waren demnach vor allem die Region Krasnodar (332), Dagestan (321), Burjatien (305) und die Oblast Wolgograd (230) betroffen. Die Sterblichkeitsrate tschetschenischer Soldaten betrug lediglich 7,1 Prozent. Der Vergleichswert für die Republik Burjatien lag bei 28,4 Prozent. 

Aus diesem Grund ist man darauf angewiesen, sich auf die offiziösen Kundmachungen tschetschenischer Funktionäre zu verlassen, wenn es darum geht, die Truppenstärke ihrer Verbände zu beziffern. Am 12. September 2022 erklärte Ramsan Kadyrow, dass auf seine Anweisung hin erneut republikanische Einheiten zum Kampf in die Ukraine gekommen seien. In diesem Zusammenhang veröffentlichte er ein Video, worin der umstrittene Duma-Abgeordnete Adam Delimchanow in Begleitung tschetschenischer Soldaten verlautbart, dass 10.000 (!) Kämpfer in der Region Cherson, Saporischschja und der Volksrepublik Donezk operieren würden. Nach Angaben von Kadyrow sind diese Einheiten in die Ukraine zurückgekehrt, nachdem ihnen Urlaub gewährt worden war.

Diese Nachricht erfolgte jedoch nicht im luftleeren Raum, sondern erklang just in dem Moment, da das ukrainische Militär erfolgreich ihre Gegenoffensive im Raum Charkiw vorgetragen hatte. Das ukrainische Oberkommando und die Menschenrechtsorganisation „Vayfond“ wiesen darauf hin, dass tschetschenische Bataillone möglicherweise nicht in großem Umfang auf freiwilliger Basis gebildet werden. Demnach könnten die republikanischen Behörden Personen mit Vorstrafen oder unter Androhung von Strafverfahren zwingen, in den Krieg zu ziehen.

Einsatz von religuösem Personal

Am 21. Januar 2023 meldete der ukrainische Nachrichtendienst „RBK – Ukraina“ unter Berufung auf die Seite des Zentrums für nationalen Widerstand, tschetschenische Einheiten würden sich immer stärker im Donbass festsetzen. In einer dazu veröffentlichten Meldung heißt es: „Am Vortag erklärte ein Anführer tschetschenischen Söldner, dass mehr als 300 Kadis (islamische Scharia-Richter) und Imame gegenwärtig eine Ausbildung absolvieren, um später in die Ukraine zu reisen.“

Nach Ansicht von RBK könnte der Einsatz von religiösem Personal in den Reihen tschetschenischer Gruppen darauf hindeuten, dass Kadyrow seinen Streitkräften die Hauptfunktion der Staatsführung in den besetzten Gebieten übertragen will. Die sogenannten „Richter“ könnten sowohl Deserteure bekämpfen, als auch Plünderungen durch tschetschenische Kämpfer „legalisieren“.

Zuvor wurde berichtet, Kadyrows zunehmender Einfluss im Donbass werde von einer großen Anzahl seiner Elitetruppen begünstigt, die sich in ihrer überwältigenden Mehrheit im Hintergrund befinde und über unbegrenzte Macht in der Region verfüge. Demnach plünderten sie die Region aktiv aus, nehmen Ausrüstung aus Fabriken mit und bringen verschiedene Wertgegenstände wie Schmuck nach Tschetschenien. Hinzu komme, dass nahezu permanent Delegationen aus Tschetschenien in Donezk anwesend seien und die die Erfüllung ihrer Pflichten gegenüber Kadyrow durch den Gauleiter der Region überwachten.

Was auch immer sich hinter all diesen Aktivitäten verbergen mag, und ungeachtet der Tatsache, dass die Truppen Ramsan Kadyrows offenbar nicht an vorderster Front kämpfen, wird man sagen können, dass sie auch in Zukunft eine Schlüsselrolle für die Durchsetzung der Interessen Moskaus in der Ukraine spielen werden. Schon heute zeichnet sich ab, dass sich daraus ein handfester Konflikt mit der Gruppe Wagner entwickeln könnte. Für Moskau stellt dies eine überaus günstige Entwicklung dar. Miteinander um Macht und Einfluss stehende Formationen dürften dem Kreml nach der langen Phase militärischer Rückschläge durchaus gelegen kommen.

Foto: Kremlin.ru CC BY 4.0 via Wikimedia Commons

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Ralf.Michael / 23.01.2023

Echt ? Todesverachtende Krieger ? Sie meinen jetzt aber nicht die Bundeswehr ??

HDieckmann / 23.01.2023

Gibt es so eine detaillierte Analyse auch zu den Asow-Bataillionen, die auf Seiten der Ukraine kämpfen?

Arthur Sonnenschein / 23.01.2023

Die Tschetschenen hatten zu Beginn des Konfliktes einfach eine gute Öffentlichkeitsarbeit und ihre Verbände scheinen recht gut ausgerüstet zu sein. Das erweckt den Eindruck, man sei gut aufgestellt. Aus kulturellen Gründen sollte man die Kampfkraft der Verbände aber nicht überschätzen, da diese eine gute Fähigkeit zur Selbstorganisation und Kooperationsfähigkeit der Soldaten erfordert. Eigenschaften, die man mit derlei Bergvölkern nicht unbedingt verbindet. Infanterie ist in diesem Krieg bisher wenig wert. Feuerüberlegenheit wird vor Allem durch Artillerie jeder Art hergestellt, die inzwischen selbst auf grosse Entfernungen metergenau aufgeklärte Ziele bekämpft und zerstört. Nicht zum Ziel zu werden, ist unter diesen Umständen die grösste Herausforderung. Dieser militärische Konflikt wird durch die richtige Kombination aus Feuerkraft, Aufklärung, Zielleitlösung und Tarnung entschieden.

Detlef Rogge / 23.01.2023

Was hält den Söldner bei der Stange? Geld und nichts anderes. Einen Kodex kennen sie nicht. Sie sind keine Soldaten, eher Krieger, Mord und Vergewaltigung dürften an der Tagesordnung sein. Ihre Loyalität gilt dem Anführer, solange es Kohle gibt. Fraglich, unterliegen sie russischer Militärgerichtsbarkeit, haben sie überhaupt Kombattantenstatus? Mich erinnert der Haufen an die Sturmbrigade Dirlewanger, die tat sich besonders hervor beim Massakrieren von Zivilisten, ihr Gefechtswert tendierte gegen Null. Kolportiert wird, daß Dirlewanger zuletzt von seinen eigenen Leuten umgebracht wurde.

Thomin Weller / 23.01.2023

Die Kampfkraft bedeutet die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit von Soldaten ohne Bezug zu ihren Gegnern und vorliegenden Umfeldbedingungen. Die CIA hatte ähnliche Projekte mit Militärhellseher. Projekt Stargate des John Mulholland, um festzustellen wie es in den Köpfen der Soldaten aussieht.

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