Susanne Baumstark / 23.03.2020 / 17:00 / Foto: Tomaschoff / 4 / Seite ausdrucken

„Wie geht’s?“ – Heute eine verfängliche Frage ...

Die rhetorische Formel „Wie geht’s?“ sei vor der Pandemie eher eine „Nicht-Frage“ gewesen, analysiert ein italienischer Journalist bei „Il Giornale“. So genau wollte man‘s ja nie wissen. Nun aber verliere die Redewendung ihr freundliches Gewand, trage eher ein wissbegieriges, sogar ängstliches Kleid. „Und jeder, der mit der klassischsten aller Fragen konfrontiert ist, antwortet auf die unterschiedlichste Weise und enthüllt dabei einen Teil seiner selbst.“ Manche fühlten sich jetzt von dieser Frage angegriffen: Warum fragen Sie mich das? Sehe ich etwa schlecht aus? Andere rezitierten ihre gesamte Krankengeschichte. Die Hypochonder entdeckten auf diese Frage hin sofort Symptome an sich und husten los und den Unbesiegbaren schließlich gehe es so großartig wie überhaupt noch nie in ihrem Leben. Es gebe aber auch welche, die finden, dass die Frage in dieser Situation gänzlich fehl am Platze ist. „Wir aber hoffen in aller Ruhe“, resümiert der Autor, dass das alte, nutzlose, desinteressierte rhetorische „Wie geht’s?“ so bald als möglich zurückkehrt. „Dann, und das muss man nicht ausdrücklich sagen, wird es uns besser gehen.“

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Susanne Baumstarks BlogLuftwurzel“.

Foto: Tomaschoff

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Leserpost

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Wilfried Cremer / 23.03.2020

@ Herr Schuster, stark, was Sie schreiben. Hatte gerade überlegt, ob es ein besseres Wort für „erschüttert“ gibt. - Ja, „mitverletzt“.

Johannes Schuster / 23.03.2020

Diese Frage “wie geht es” ist für den Hypochonder normalerweise der Einlaut für einen Vortrag über Medizin…. räusper… über sich selbst, versteht sich… mm….. Ja, ich nutze diesen Artikel jetzt zum Anlaß mich zu outen, ich bekomme Schübe von Unwohlsein, jede Erwärmung meines Körpers beargwöhne ich, jede Veränderung meiner Atmung, Em-eukal nehme ich zur Beruhigung. Was ohne Corona neurotisch ist, verkommt zur Alltäglichkeit, Mir geht es wie Rock Hudson in “Schick mir keine Blumen” nur daß alle Welt neuerdings meine Welle trifft und Corona die Erfüllung aller Vorstellungen verkörpert was Krankheit sein kann. Wie kann man als sonst fundierter Einbildungskranker eine Seuche überleben ? Corona ist eine Verschwörung - puh, besser als: Es kann Dich umbringen, es ist real. Und wenn es später doch nicht so real war, kommt der Satz: Ich bin so neurotisch wie alle anderen auch gewesen. Trigger und Alptraum für Neurotiker wie mich. Die sozialwissenschaftliche Analyse ist der willkommene Fluchtpunkt, der einen davon ablenkt, daß es ernst sein könnte (Konjunktiv). Der Konjunktiv ist der Imperativ und das Futur der Hypochondrie. Man wird mit ihm nur unglücklich. Das ist wie eine Mischung aus Woody Allen und Jack Lemon als Dauerfilm in sich zu tragen. Ich komme gerade vom Einkaufen, es ist frisch draußen, Salbutamol, ACC und danach Salat und Mangos…....

herbert binder / 23.03.2020

“...och, gestern ging’s noch”. Liebe Frau Baumstark, selbst in diesen schweren Zeiten sollte auch einmal eine Zote zugestanden werden, finden Sie das nicht auch? Mir gefällt am besten, da so schön unbefangen und praktisch: “Muß, und selbst?”

Werner Kirmer / 23.03.2020

Bitte lasst euch keine Angst machen. Und wer denkt, er braucht eine Impfung so eine verfügbar ist, sollte sich den Beipackzettel erklären lassen, zum Wohle der eigenen Gesundheit

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