Kleine Korrektur, Herr Steinhöfel: Nehmen wir an, Sie hätten bis Herbst 2017 rd. 25.000 Abonnenten erhalten. Wenn Sie danach wieder 5.000 verloren haben, so ist dies nicht ein Verlust von 25 %, sondern lediglich von 20 %. Schlimm genug; aber man sollte die Prozentrechnung beherrschen, der Glaubwürdigkeit halber.
Unklare und komplizierte Einschränkungen der Redefreiheit machen Overblocking für Unternehmen wie Facebook absolut notwendig. Aus den wirtschaftlichen Gewinnen, die Facebook pro Nutzer erzielt, ergibt sich auch der Aufwand, den Facebook leisten kann, um die Beiträge eines Nutzers auf ihre Rechtsverträglichkeit hin zu bewerten. Wenn Facebook nicht bei jeder Beschwerde einen Anwalt hinzuzieht, sondern im Zweifelsfall blockt und sperrt, sobald etwas “komisch” erscheint, ergibt sich einfach aus den rechtlichen Sanktionen, die entstehen, wenn Facebook einen Fehler macht. Es ist nicht Facebooks Schuld, dass es diese Gesetze gibt, und ich würde es begrüßen, wenn Facebook, als US-Unternehmen, sich ausschließlich an US-Recht halten, und das dortige Verständnis der Redefreiheit durchsetzen würde. Das wäre billiger, und kundenfreundlicher. Wer Facebooks Overblocking anprangert, der sollte zuerst die Einschränkungen der Redefreiheit des deutschen Rechts anprangern.
Ich möchte auf eine andere Strategie hinweisen: Nachdem mein Profil offenbar mehrfach gemeldet wurde & ich deshalb immer wieder aufgefordert wurde, meine Idenitität durch Identifikation von Fotos meiner Freunde nachzuweisen, hat mich Facebook irgendwann von einem Tag auf den anderen aufgefordert, meine Mobilfunknummer rauszurücken. & nein, das war keines dieser Aufforderungen, die man wegklicken kann, das war ein “gib die Mobilfunknummer ein oder du kannst nicht auf dein Profil zugreifen”. Das ist natürlich eine viel geschicktere Strategie unliebsame Leute loszuwerden: Die meisten werden einen Teufel tun & ihre Daten herausgeben, sondern ihren Account löschen. Man braucht weder eine Begründung, noch muss man sich mit Kommentaren herumärgern - man muss nur die “Störenfriede” identifizieren & sie zur Herausgabe irgendwelcher Daten auffordern. Schon ist das Problem gelöst. Allerdings hat das auch massive Nachteile für Facebook: Die Zensur war eines der Hauptgründe, die Studivz das Genick gebrochen hat. Denn politische Diskussionen sind einer der Haupt Content-Generatoren. & ohne Gegner haben natürlich auch die eigenen Anhänger keine Lust mehr, irgendetwas zu posten. Was bedeutet, dass sich der Streit & damit der Content auf andere soziale Netzwerke verlagert. & das ist auch einer der Hauptgründe, wieso sich Facebook jahrelang gegen Zensurversuche gesperrt hat.
Hallo Herr Steinhöfel, ich bin ein sechsundsiebzigjähriger regelmäßiger Internetnutzer, der sich seine politische Information dort aus verschiedenen Quellen beschafft. Ich bin weder als Twitter- noch als Facebookkunde gebucht und habe keine Zeitungs- und Zeitschriftenabonnements mehr. Damit lebe ich problemlos und sorgenfrei. Meine Frage an Sie ist jetzt die:“Was versäume ich, wenn ich Twitter und Facebook ignoriere?“ Mit Informationen und Kommentaren von „achgut“, früher sogar dem Kopp-Online und aus ausländischen Onlinediensten gut beleumundeter Zeitungen und Zeitschriften sowie auch der WON bin ich bestens für eine kritischen Betrachtung der in D veröffentlichen und und von Berlin gewünschten Meinungsvorgaben gewappnet. Zu DDR-Zeiten habe ich gelegentlich als Westler den Schwarzen Kanal von Karl-Eduard von Schnitzler gesehen, habe mich dabei über die Gedankenakrobatik dieses Herrn köstlich amüsiert, fand aber auch manche Anregung um mich mit Geschehnissen bei uns im Westen näher zu beschäftigen, denn gezielte und gesteuerte Information war damals wie heute auch bei uns im Westen an der Tagesordnung. Nur eben nicht so brutal offen wie heute. Das kann heute nach meiner Meinung so sein, weil nach meinen Feststellungen der Verdämlichungspegel der Twitter- und Facebookkunden fast auf Null gesunken ist Da Sie durch Ihre Nutzung von Facebook und Co. auch für Zuspruch zu diesen Diensten werben, habe ich mir die eingangs gestellte Frage erlaubt.
Es sind derartige Vorkommnisse und die schlicht und ergreifende faule Feigheit von FB die mich dazu bewogen haben diesem Netzwerk den Rücken zu kehren. Jüngst hat das Unternehmen mit dem Apfel sich aus einer Millionen schweren Steuernachforderung herausgewunden dank und wegen seiner rein *geschäftlichen* Beziehungen zur Regierung. FB das wohl über ähnliches Gewicht verfügt hätte protestieren können und Maas wäre als begossener Pudel dagestanden mit einem Verfassungswidrigen Gesetz. Stattdessen - nunja lieber mit den wölfen heulen als von ihnen gefressen werden und solange dieses, mich anwidernde Verhalten vorherrscht, kann ich gut und gerne auf die phantastereien des Zuckerbergs und seiner Zensur- Plattform verzichten.
Den Facebook-Machern kommt das Durchsetzungsgesetz sehr zu Pass. Da können die dort untergekommenen Mainstreamkriecher und Büttelseelen ein wenig Machtgeilheit schlabbern.
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