Markus Vahlefeld / 10.05.2019 / 06:29 / Foto: Pixabay / 108 / Seite ausdrucken

Wie Deutschland mir die Hoffnung austreibt – eine Chronik

Es gibt Texte im Leben, die einen nie wieder loslassen. Bei mir gehören einige der Aphorismen Friedrich Nietzsches dazu, einige der Begrifflichkeiten von Hegel und ein kleiner Text von Walter Benjamin, der in seinem kurz vor der Selbsttötung 1940 fertiggestellten Thesenbändchen "Über den Begriff der Geschichte" erschien. Der kleine Text geht so: 

Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.

Der Text hat mich nicht deswegen nicht losgelassen, weil er so richtig und wahr wäre – ganz im Gegenteil, ich halte die Beschreibung des Bildes von Klee für objektiv falsch und stimme auch der Grundaussage, dass aus der Engelsperspektive Geschichte als eine einzige Katastrophe erscheint, nicht zu. Aber was weiß ich schon von der Engelsperspektive. 

Ganz unabhängig davon haben mich jedoch schon immer die poetische Kraft, die geistige Vision und die in den Worten liegende tiefe Traurigkeit ganz eigentümlich berührt. Dass sich Walter Benjamin seit 1933 auf der Flucht vor dem deutschen Faschismus befand, er mit Schrecken die Auswirkungen des Hitler-Stalin-Paktes vorhersah und er als Philosoph mit jüdischen Wurzeln die eigene Vernichtung ahnte – das alles trägt zu diesem traurig-tragischen Grundrauschen in diesem Text bei.

Es lag ja in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei den geistigen Eliten Europas eine messianische Hoffnung in der Luft, dessen Desillusionierung Walter Benjamin hier mit Wucht beschreibt: Das Ankommen in der Moderne und der Fortschritt, wie ihn die sowjetischen Kommunisten und auch die Nationalsozialisten zuerst feierten, wurde für Benjamin zu einem Sturm, der einen Weltenbrand anfachte und Trümmer auf Trümmer häufte. Von diesem Trauma, dass Fortschritt keine Höherentwicklung bedeutet – sondern im Gegenteil: dass der Irrsinn der Menschen in der Massenkultur zur Monstrosität anwächst –, von diesem Trauma hat sich das Geistesleben Europas nie wieder erholt. Auch wenn die Bevölkerungen Westeuropas nach 1945 mithilfe der USA für einige Jahrzehnte eine andere Richtung einschlugen, die geistigen Eliten Europas durchzieht seitdem eine Müdigkeit und eine Lust an der Selbstdemontage, die von dem britischen Soziologen Douglas Murray  als "The Strange Death of Europe" umschrieben wurde.

Der zerknirschende, selbst- und fremdanklagende Duktus

Nun könnte man meinen, dass nach dem großen Krieg und dem Holocaust die in Deutschland erfolgte Verkollektivierung der individuellen Schuld, die zuvörderst im allergrößten Interesse der individuell Schuldigen lag, etwas Einmaliges geblieben wäre. Dem ist aber nicht so. Die Ausrottung der indigenen Bevölkerungen, die Sklaverei, die brutalen Eroberungskriege, der Kolonialismus, der Imperialismus – die intellektuellen Eliten aller westlichen Länder haben ihre Geschichte mit mindestens einem "Holocaust" aufgeladen, so dass der kollektive Zerknirschungsvorsprung, den die Deutschen einst hatten, wie Schnee in der Sonne schmolz. Inzwischen hat sich in den geisteswissenschaftlichen Kreisen aller Länder des Westens eine Scham auf das Vergangene breitgemacht, die zu der Überzeugung geführt hat, die Heutigen müssten für die Taten der Vorväter und -mütter Buße tun. 

Unter dem Begriff der Reziprozitätspflicht stellte der als Soziologieprofessor an der FU-Berlin lehrende Prof. Dr. Sérgio Costa 2015 im Zuge der Völkerwanderungsdramatik die Forderung auf, dass alle europäischen Länder ein Äquivalent an Schädigung auf sich zu nehmen hätten, um die Untaten, die Generationen vor ihnen verübt hatten, auszugleichen. Und so schlussfolgerte er: "Individuen oder ganze Gesellschaften, die in ihrer Existenz bedrohten Menschen Hilfe verweigern, sind moralisch abscheulich. Nehmen Individuen und Gesellschaften ihre Verpflichtung zur Hilfeleistung jedoch wahr, werden sie moralisch vollkommen." Die Schrecklichkeiten der Geschichte ragen derart ständig als Handlungsanweisungen in die Gegenwart hinein, um endlich eine "moralische Vervollkommnung" zu erreichen. Schuld und Sühne sollen also zu den Handlungsmaximen der Gegenwartspolitik werden. Wer jedoch Geschichte nicht als eine Besserungsanstalt zur "moralischen Vervollkommnung" anerkennen will und andere Schlüsse aus ihr zieht als die der Sühne und Wiedergutmachung, findet sich sehr schnell weit abseits und rechts des Meinungskorridors wieder.

Was sind die unbewussten Prägungen eines solchen Denkens, was ist das "Mindset", das derartigen Aussagen zugrunde liegt? Denn die Frage, ob Geschichte wirklich dem hegelianisch-marxistischen Diktum der paradiesischen Vollendung und moralischen Vervollkommnung folgt, oder ob sie nicht vielmehr die ewige Wiederkehr des Gleichen in unterschiedlicher Maskerade darstellt, ist ja noch gar nicht beantwortet. Der zerknirschende, selbst- und fremdanklagende Duktus, wie er heute in den Geisteswissenschaften herrscht und als Ausweis einer aufgeklärten Haltung gilt, macht Geisteswissenschaft, wie sie noch Friedrich Nietzsche vorschwebte und die er sich als eine fröhliche Wissenschaft vorstellte, unmöglich. Und so begab sich der Fortschritt des Geistes, der bis dahin immer ein zukunftsorientierter war, in die Falle einer moralischen Vervollkommnung, die mit überwunden geglaubten religiösen Riten operieren muss.

Fortschritt ist die Geschichte von der Überwindung des Paradieses

Der Sturm, der aus dem Paradiese herweht, ist eben nicht der Fortschritt, wie Walter Benjamin meinte, sondern das Festhalten an dem Konzept eines verlustig gegangenen Paradieses, das es – vielleicht – im Vorgeburtlichen oder Nachtodlichen gibt, aber ganz sicher nicht auf dieser Welt und in diesem Leben. Nach dem wirkmächtigen Mythos von der Vertreibung aus dem Paradies soll es ja die Frucht vom Baum der Erkenntnis gewesen sein, die erst die Vertreibung zur Folge hatte. Dieser erkenntnisfeindliche und rückwartsgewandte Zug im Paradieskonzept ist das Mindset, das momentan über den Westen hinwegfegt. Während noch in der griechischen Mythologie sich Prometheus gegen Zeus auflehnt, um den Menschen das Licht der Erkenntnis zu schenken (und deswegen als Strafe an den Fels des Kaukasus geschmiedet wird), ist in der christlichen Mythologie der Lichtbringer Luzifer bereits zum Teufel mutiert. Und während Prometheus die Menschen noch tragisch liebte, will Luzifer sie nur böse verführen.

Die Geschichte des menschlichen Fortschritts ist die Geschichte von der Überwindung des Paradieses und der natürlichen Begeben- und Begrenztheiten. Ob es das Rad war, das die Arbeits- und Mobilitätsanstrengungen des Menschen unermesslich erleichterte, ob es die Elektrizität war, die die Dunkelheit der Natur vertrieb oder ob es die Spaltung des Atoms war, die das Versprechen auf eine schier unendlich verfügbare Energiemenge einlöste: An keinem Punkt der Geschichte wurde der Mensch je besser oder vollkommener. Er wurde nur unabhängiger von den Göttern und der Natur. Diese Unabhängigkeit nennen wir Freiheit. Sie scheint den Menschen des Westens inzwischen den größten Schrecken einzujagen.

Im Gegensatz zu Walter Benjamin behaupte ich: Es weht kein Sturm vom Paradiese her, es weht vielmehr ein Sturm zum Paradiese hin. Der Fortschritt lief immer Gefahr, von einer archaischen Erlösungssehnsucht gekapert zu werden. Inzwischen hat er die Richtung geändert und stürmt mithilfe des alten religiösen Dreischritts – Sündhaftigkeit, Schuld und Erlösung durch Unterwerfung – auf eine Selbstdemontage hin, die zwar für den Betrachter faszinierend ist, den Beteiligten aber erschreckt. 

Da habe ich die Hoffnung fahren gelassen

So habe ich 2011 nicht verstanden, warum eine der führenden Industrienationen der Erde nach einem schweren Seebeben vor der japanischen Küste (mit knapp 20.000 Toten) und einem havarierten Kernkraftwerk (mit genau 0 Toten) von einem Tag auf den anderen aus einer sicheren Energiegewinnung aussteigen und partout auf Windmühle und Sonnenuhr zurückgehen muss. Ich habe es damals unter einer besonderen und sehr deutschen Atomangst verbucht und darauf gehofft, dass die anderen Nationen dieses Land in der Mitte Europas schon schützen und halten würden.

Ich habe 2015 die Lust an der Abschaffung des Nationalstaats und die mehrmals geäußerte Absage an Territorialschutz und Obergrenze nicht verstanden, ahnend dass die Dynamik einer Wirtschaftsmacht und die Voraussetzungen für einen sozialen Rechtsstaat schweren Schaden nehmen würden. Vor allem aber leuchtete mir nicht ein, wieso wir Deutschen etwas schleifen wollten, womit wir die letzten 70 Jahre nicht die schlechtesten Erfahrungen gemacht hatten. Und ich habe darauf gehofft, dass die anderen Nationen dieses Land in der Mitte Europas schon schützen und halten würden.

Ich habe 2018 die Einführung von Dieselfahrverboten nicht verstanden, die von einer "Deutschen Umwelthilfe" durchgesetzt wurden, die nicht nur von der Bundesregierung mit Millionenbeträgen gefördert wird, sondern die damit einer deutschen Schlüsselindustrie schwersten Schaden zufügt. Und das vor dem Hintergrund, dass die Lebenserwartung der Menschen über die letzten Jahrzehnte fast ins Problematische gestiegen ist und die Verschmutzung der Umwelt nachweislich eklatant abgenommen hat. Da hoffte ich schon nicht mehr darauf, dass die anderen Nationen dieses Land in der Mitte Europas schon schützen und halten würden.

Der Himmel ist uns immer noch nicht auf den Kopf gefallen

Und ich habe auch nicht verstanden, warum in einem Land, in dem die Regierung Minuszinsen einführt und damit Unsummen von Geld in rentablere Immobilieninvestitionen umleitet, Bauvorschriften erlässt, die Zeiträume und Kosten für Neubauten in ungeahnte Höhen treibt, selbst viel zu wenig in sozialen Wohnungsbau investiert, und dann irgendwas zwischen zweieinhalb und drei Millionen Neubürger ins Land lässt, die vornehmlich in die Großstädte strömen – ich habe nicht verstanden, warum in einem solchen Land 2019 ernsthaft Enteignungen von Wohnungseigentümern ein Argument sein soll, den Missstand von fehlendem Wohnraum zu beheben. Ich verstehe es immer noch nicht.

Ich habe 2019 die von allen Medien gepushte Panik einer Klimaaktivistin nicht verstanden, die durch die Lande tourt und "Kehret um! Das Ende ist nah!" ruft, obwohl entgegen aller Vorhersagen der Klimapäpste auch 2019 weiterhin Schnee fällt und nicht eine einzige Insel vom Meeresspiegel verschluckt wurde. Ist es im April dann mal zwei Wochen warm, wird von Wetterdiensten und Umweltverbänden eine schwere Dürre vorhergesagt, während dieselben Kräfte keinen Mucks von sich geben, wenn einige Tage später die Temperaturen des Nachts unter den Gefrierpunkt rauschen und es am Tag Bindfäden regnet. Hieß es zu Zeiten des Simplicissimus in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts noch: "Alle reden vom Wetter, aber keiner macht was dagegen!", haben sich die interessierten Kreise der Gesellschaft heute darauf verständigt, nur vom Wetter zu reden, wenn es mal warm ist, und dann auch etwas dagegen zu machen. 

Die Angst, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt, kennen wir als Schrulle aus den Asterix-Heften unserer Kindheit. In den archaischen Weltanschauungen der Vorzivilisationen wurden Blutopfer dargebracht, um die Wettergötter milde zu stimmen, und Regentänze aufgeführt, damit die Ernte nicht vertrocknete. Die Hauptaufgabe der Auguren war es, das Wetter vorherzusagen und die der Regenmänner, für Niederschlag zu sorgen. Und so ging es schon immer um die Deutungsmacht des mächtigsten aller archaischen Symbole: des Wetters. "Wer DIESE Angst beherrscht und funktionalisieren kann, verfügt über den zentralen Code der Menschheitsängste", schrieb der Zukunftsforscher Matthias Horx bereits im Jahre des Herrn 2007. Der Himmel ist uns immer noch nicht auf den Kopf gefallen, die Angst davor ist aber inzwischen zu einem ohrenbetäubenden Kampagnenlärm geworden.

In der Falle einer kollektiven Sündhaftigkeit

Ging man früher zum Beichten seiner Sünden in die Kirche, so setzt man sich heute vor den Computer und rechnet sich seinen sündhaften CO2-Fußabdruck zusammen. Der Begriff „Klimasünder“ hat sich ja inzwischen flächendeckend bei den Progressiven (!) durchgesetzt. Aber während früher die Sünden auf mysteriöse Weise vergeben wurden, sitzt man heute in der Falle einer kollektiven Sündhaftigkeit, aus der es – solange Bevölkerungszahl und Wohlstand auf der Erde wachsen – kein Entrinnen gibt. Den Menschen als Störfaktor des Universums zu betrachten und sein Leben in Tonnen CO2 aufzurechnen, ist an misanthropischer Lebensfeindlichkeit nicht zu überbieten. Der CO2-Fußabdruck kommt so wissenschaftlich-interessiert daher, er wirkt so mathematisch sauber und statistisch unschuldig – dabei ist er so falsch, dass noch nicht einmal sein Gegenteil richtig wäre. Er ist die allgemeine wissenschaftliche Formel für das Ressentiment, das nach Nietzsche die Selbstvergiftung durch nicht-ausgelebte Rachegelüste darstellt. 

Der heißeste Shice im intellektuellen Diskurs momentan ist eine Bewegung, die sich "Antinatalismus" nennt, die Leben für schlicht lebensunwert erklärt und fordert, aus Gründen des Klimaschutzes auf Kinder zu verzichten. Eine Buchautorin fordert gar, dass kinderlose Erwachsene mit ihrem 50. Geburtstag eine Prämie von EUR 50.000 erhalten sollten, dafür, dass sie sich so klimagefällig verhalten hätten. Dreimal darf man raten, wer für die Durchführung und Überwachung der Auszahlung verantwortlich sein soll: natürlich der wunderbare Staat, der über die Gnade der nicht-erfolgten Geburt zu wachen hat. 

Wir werden den Tag noch erleben, an dem die Bewegung der Antinatalisten an den Universitäten und Instituten, in den Behörden und Verbänden einen ähnlichen Einfluss entfaltet haben wird wie heute die Genderbewegung. Natürlich alles nur, um das Klima zu retten. Dann wird es Beauftragte geben, die für korrekte und gleichberechtigte kinderlose Sprache sorgen, es wird die Forderung aufgestellt, dass Mitarbeitern mit Kindern wegen ihres unverantwortlichen CO2-Fußabdrucks das Gehalt gekürzt wird, dass es eine Kinderlosen-Quote in den Vorständen geben soll, und es wird regelmäßig der Mitarbeiter des Monats mit dem vorbildlichsten CO2-Fußabdruck ausgezeichnet, wobei Nicht-Vegetarier und Mitarbeiter mit Kindern und/oder Haustieren von vornherein ausgeschlossen sind. 

Und wir werden den Tag noch erleben, an dem wir nur dann die Annehmlichkeiten staatlicher Fürsorge in Anspruch nehmen dürfen, sofern unser CO2-Fußabdruck auch klimagefällig genug ausfällt. Und dieser Tag wird durchaus demokratisch legitimiert sein, weil die Mehrheit der Medienschaffenden das genau so wünscht. Und die Politiker werden sich hinstellen und ihre Hände in Unschuld waschen, weil sie doch nur ausführen, was die „Deutsche-Kinderfrei-Hife“, die zufällig mit Millionengeldern von diesen Politikern gefördert wird, juristisch durchsetzt.

Sie halten diese Dystopie für übertrieben? Dann beantworten Sie nur die Frage: Hätten Sie sich vor 20 Jahren träumen lassen, dass so etwas wie die Genderbewegung jemals alle gesellschaftlichen Bereiche derart in Geiselhaft nehmen könnte, wie es inzwischen eingetreten ist? Und hätten Sie sich vor 20 Jahren träumen lassen, dass eine Bundesregierung alle emissionsfreien Kernkraftwerke vom Netz nehmen und gleichzeitig alle Bürger mit einer CO2-Abgabe belegen kann, ohne mit Mistgabeln vom Hof gejagt zu werden? „Der Wahnsinn, wenn er epidemisch wird, heißt Vernunft“ (Oskar Panizza). Willkommen im Paradies!

Das und noch viel mehr behandelt Markus Vahlefeld in seinem neuen Buch: Macht Hoch die Tür – Das System Merkel und die Spaltung Deutschlands, Oktober 2018, erhältlich hier: www.markus-vahlefeld.de

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Leserpost

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Peter Wichmann / 10.05.2019

@ Bechlenberg Archi W.—Werter Herr Bechlenberg, wir haben in den 80er Jahren erlebt, wie der Herrschaftsbereich der damaligen UDSSR in rasender Geschwindigkeit zerfallen ist und sind Zeugen einer deutschen Wiedervereinigung geworden, die die meisten von uns vermutlich noch 3 Monate vor ihrer Realisierung nicht für möglich gehalten haben. Ihre Feststellung bzw. Frage „…weil ich das Gefühl habe, dass die Dynamik, mit der sämtliche Werte unserer Zivilisation Richtung Abgrund stürzen, kaum wahrgenommen wird. Wer kommt denn noch mit, bei den täglichen Schreckensmeldungen aus selbst den abgelegenen Winkeln des Landes?“ dürfte 1989 wahrscheinlich ziemlich genau so durch die Köpfe tausender SED-Getreuer gegangen sein. Nur wir im Westen haben uns einfach nicht vorstellen können, daß derartige Zeitrafferentwicklungen auch über uns hinwegfegen. Wir lernen daraus, daß sich der Ablauf der Ereignisse nicht an den Erwartungen von Intellektuellen orientiert. Zwischendurch tauchen halt diese schwarzen Schwäne auf, über die Nassim Nicholas Taleb ein lesenswertes Buch geschrieben hat. Die Fleischwerdung des Unvorstellbaren ist eher der Normalfall, als die Ausnahme, weshalb es bedauerlicherweise tatsächlich „unvermeidlich (ist), den Untergang einer Zivilisation immer erst im Nachhinein, “vom Ende her” zu erkennen.“

P.Steigert / 10.05.2019

Aber der Grund dafür?! Außer Tugend und Lob der Öffentlichkeit kann der mittelmäßige aber wohlversorgte Mensch nichts mehr gewinnen.  Im Film “Requiem for a dream” will eine Frau unbedingt ins Fernsehen, damit sie bei ihren Freundinnen an Ansehen gewinnt. Heute macht es das Fernsehen nicht mehr. Die 5 Minuten im Rampenlicht gibt’s heute bei Greta. Mülltrennen,  “Flüchtlingsaktivismus” und CO2-Scham bringen die Ansehenspunkte im sozialen Umfeld.

H.Roth / 10.05.2019

Herr Vahlefeld, ich wünsche Ihnen, dass Sie für sich auch diesen Text, zu den drei am Anfang des Artikels genannten, hinzufügen können: “Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.” (Martin Luther) Als Christ glaube ich, dass noch viel dunklere Zeiten kommen werden, als Sie sie hier beschreiben. Haben Sie schon einmal die Offenbarung gelesen? Oder die Propheten Daniel und Hesekiel? Und dennoch kann ich mich freuen, weil nicht DAS das Ende sein wird. Es geht weiter.

Dr. Gerhard Giesemann / 10.05.2019

So viel Selbsthass ist mir suspekt, meine Damen Born und Meyer. Und Vorsicht mit dem, was da so in “den Genen” stecken soll. Als die Römer mal eine auf die Mütze gekriegt haben im teutschen Wald, da war von Christentum noch nix zu hören. Das fing in Rom erst so Ende des 4. Jhdts an, ganz langsam. Aber der deutsch-germanische Wald stand schon viel länger und er war dicht - nix für Römer, die den ihren schon lange vorher abgeholzt hatten, für’s Schifferlbauen. Die Warnung vor dem Islamofaschismus teile ich voll und ganz.

Dr. Gerhard Giesemann / 10.05.2019

B. Jacob: Vorsicht mit den Geisteswissenschaften und deren Vernunft ( = eine gute Mischung aus Herz und Verstand) - Mathematik IST eine Geisteswissenschaft, auch wenn wir Naturwissewasler die gerne als “Geisteshelden” verspottet haben. Hat ein Mathematiker Hunger, die Büchse mit dem Futter ist aber zu, kein Öffner weit und breit - sagen wir mal in der Wüste - auch keine Lasche zum Ziehen, dann sinniert er nicht wie die Brachialmechaniker herum, hantiert mit Steinen, nein, sondern er ersinnt ein Axiom und sagt: Ich setze voraus, die Büchs’ ist offen - davon lebt der.

Dietmar Schubert / 10.05.2019

@Sabine Schönfelder, ich habe Mitte der 1980iger ein MINT-Studium erfolgreich abgeschlossen, das sich in mehr als nur einem Semester mit dem Zeugs beschäftigt hat, was aus der Steckdose kommt. Ich habe das gemacht, was jeder Wissenschaftler macht, überprüfen was geht und was nicht. Einer Farbe im politischen Farbspektrum kann ich die Ergebnisse nicht zuordnen, da die Grundlagen der Ergebnisses auf Erkenntnissen von Kirchhoff, Ohm und Siemens beruhen und nicht in irgendwelchen Parteiprogrammen steht. Sie dürfen mir gerne persönlich schreiben, die Antwort übersteigt einen Leserbrief an die Achse-Redaktion. Meine Mailadresse ist der Achse-Redaktion bekannt. Bisher hat noch kein Konservativer die Chance genutzt. Ahnen Sie warum? Was Gender betrifft, ich schreibe konsequent im generischen Maskulinum. Ich hoffe, die Redaktion erfüllt ihren Wunsch auf ihre mit Spannung erwarteten Antwort von mir.

Marie-Jeanne Decourroux / 10.05.2019

Belassen wir die Topoi des »Paradieses« wie auch des eschatologischen messianischen Reiches dort wo sie hingehören, lieber Herr Vahlefeld (und wo alleine sie zu suchen bzw. zu finden sind): in der Sphäre des Spirituellen bzw. im Transzendenten… Alle großen Katastrophen der Neuzeit - Stalinismus, Shoah, Pol Pot - beruhen auf der Verlegung des Paradieses in die profane Welt - zuerst durch Rousseau, später durch Marx und schließlich durch Hitler. Dies jedenfalls schreibt der frz.- jüdische Philosoph EDOUARD VALDMAN in seinem Buch «Pourquoi? - Les Lumières à l’origine de l’Holocauste» [»Warum? - Die Aufklärung am Ursprung des Holocausts»] VALDMAN: »Die große Versuchung der Juden war die Säkularisation des Gelobten Landes: zu meinen, dass das Reich der Gerechtigkeit, dieses Land, das sie immer gesucht haben, in einer laïzistischen Gesellschaft verwirklicht werden könnte, in der profanen Welt - oder einfach in einer realen Welt im weitesten Sinne des Wortes… Wenn Hitler für die Perversion des westlichen, griechischen Denkens steht, so der Marxismus für die Perversion des prophetisch-jüdischen Denkens. Dieses duldet unter keinen Umständen eine Säkularisation des „Gelobten Landes“. Die Suche danach ist eine spirituelle. Das Land kann sich nicht inkarnieren. Genau das aber glaubten nach der Aufklärung viele Juden: der Marxismus würde hier und jetzt Gerechtigkeit bringen. Dies ist der Grund, warum so viele von ihnen in die revolutionären Organisationen eingetreten sind, deutsche, wie Karl Liebknecht und Rosa Luxembourg oder Russen, wie Leo Trotzki. Der Holocaust hat sich in einer Welt ohne Gott entwickelt. Im deutschen Sprachraum wurde die Sache besonders akut. Deutsch ist die Sprache der Philosophie, und es war Heidegger, ein angeblicher Erbe griechischen Denkens, der die Ausrottung des „Feindes von innen“, des Juden, befürwortete. Er blieb Hitler bis zum Ende treu. In Frankreich machte Sartre den von Heidegger begründeten Existentialismus populär. Er wurde Stalinist.»

sybille eden / 10.05.2019

Liebe Frau Born, ihre Analyse hat mich glatt umgehauen!  Sie ist für mich absolut plausibel!  Man muss aber den Begriff ” Wald” noch um die Nuancen Industriealisierung und Urbane Modernität erweitern. Dieses Teufelzeug ist ja auch zum grössten Teil jüdisch-christlichen Ursprungs. Die ursprüngliche Idee der grünen Gegenbewegung kommt aber aus den USA. Hierzu kann ich nur das hervorragende Werk “Zurück in die Steinzeit” von Ayn Rand empfehlen. Muss man gelesen haben. Beste Grüsse.

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