Markus Vahlefeld / 10.05.2019 / 06:29 / Foto: Pixabay / 108 / Seite ausdrucken

Wie Deutschland mir die Hoffnung austreibt – eine Chronik

Es gibt Texte im Leben, die einen nie wieder loslassen. Bei mir gehören einige der Aphorismen Friedrich Nietzsches dazu, einige der Begrifflichkeiten von Hegel und ein kleiner Text von Walter Benjamin, der in seinem kurz vor der Selbsttötung 1940 fertiggestellten Thesenbändchen "Über den Begriff der Geschichte" erschien. Der kleine Text geht so: 

Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.

Der Text hat mich nicht deswegen nicht losgelassen, weil er so richtig und wahr wäre – ganz im Gegenteil, ich halte die Beschreibung des Bildes von Klee für objektiv falsch und stimme auch der Grundaussage, dass aus der Engelsperspektive Geschichte als eine einzige Katastrophe erscheint, nicht zu. Aber was weiß ich schon von der Engelsperspektive. 

Ganz unabhängig davon haben mich jedoch schon immer die poetische Kraft, die geistige Vision und die in den Worten liegende tiefe Traurigkeit ganz eigentümlich berührt. Dass sich Walter Benjamin seit 1933 auf der Flucht vor dem deutschen Faschismus befand, er mit Schrecken die Auswirkungen des Hitler-Stalin-Paktes vorhersah und er als Philosoph mit jüdischen Wurzeln die eigene Vernichtung ahnte – das alles trägt zu diesem traurig-tragischen Grundrauschen in diesem Text bei.

Es lag ja in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei den geistigen Eliten Europas eine messianische Hoffnung in der Luft, dessen Desillusionierung Walter Benjamin hier mit Wucht beschreibt: Das Ankommen in der Moderne und der Fortschritt, wie ihn die sowjetischen Kommunisten und auch die Nationalsozialisten zuerst feierten, wurde für Benjamin zu einem Sturm, der einen Weltenbrand anfachte und Trümmer auf Trümmer häufte. Von diesem Trauma, dass Fortschritt keine Höherentwicklung bedeutet – sondern im Gegenteil: dass der Irrsinn der Menschen in der Massenkultur zur Monstrosität anwächst –, von diesem Trauma hat sich das Geistesleben Europas nie wieder erholt. Auch wenn die Bevölkerungen Westeuropas nach 1945 mithilfe der USA für einige Jahrzehnte eine andere Richtung einschlugen, die geistigen Eliten Europas durchzieht seitdem eine Müdigkeit und eine Lust an der Selbstdemontage, die von dem britischen Soziologen Douglas Murray  als "The Strange Death of Europe" umschrieben wurde.

Der zerknirschende, selbst- und fremdanklagende Duktus

Nun könnte man meinen, dass nach dem großen Krieg und dem Holocaust die in Deutschland erfolgte Verkollektivierung der individuellen Schuld, die zuvörderst im allergrößten Interesse der individuell Schuldigen lag, etwas Einmaliges geblieben wäre. Dem ist aber nicht so. Die Ausrottung der indigenen Bevölkerungen, die Sklaverei, die brutalen Eroberungskriege, der Kolonialismus, der Imperialismus – die intellektuellen Eliten aller westlichen Länder haben ihre Geschichte mit mindestens einem "Holocaust" aufgeladen, so dass der kollektive Zerknirschungsvorsprung, den die Deutschen einst hatten, wie Schnee in der Sonne schmolz. Inzwischen hat sich in den geisteswissenschaftlichen Kreisen aller Länder des Westens eine Scham auf das Vergangene breitgemacht, die zu der Überzeugung geführt hat, die Heutigen müssten für die Taten der Vorväter und -mütter Buße tun. 

Unter dem Begriff der Reziprozitätspflicht stellte der als Soziologieprofessor an der FU-Berlin lehrende Prof. Dr. Sérgio Costa 2015 im Zuge der Völkerwanderungsdramatik die Forderung auf, dass alle europäischen Länder ein Äquivalent an Schädigung auf sich zu nehmen hätten, um die Untaten, die Generationen vor ihnen verübt hatten, auszugleichen. Und so schlussfolgerte er: "Individuen oder ganze Gesellschaften, die in ihrer Existenz bedrohten Menschen Hilfe verweigern, sind moralisch abscheulich. Nehmen Individuen und Gesellschaften ihre Verpflichtung zur Hilfeleistung jedoch wahr, werden sie moralisch vollkommen." Die Schrecklichkeiten der Geschichte ragen derart ständig als Handlungsanweisungen in die Gegenwart hinein, um endlich eine "moralische Vervollkommnung" zu erreichen. Schuld und Sühne sollen also zu den Handlungsmaximen der Gegenwartspolitik werden. Wer jedoch Geschichte nicht als eine Besserungsanstalt zur "moralischen Vervollkommnung" anerkennen will und andere Schlüsse aus ihr zieht als die der Sühne und Wiedergutmachung, findet sich sehr schnell weit abseits und rechts des Meinungskorridors wieder.

Was sind die unbewussten Prägungen eines solchen Denkens, was ist das "Mindset", das derartigen Aussagen zugrunde liegt? Denn die Frage, ob Geschichte wirklich dem hegelianisch-marxistischen Diktum der paradiesischen Vollendung und moralischen Vervollkommnung folgt, oder ob sie nicht vielmehr die ewige Wiederkehr des Gleichen in unterschiedlicher Maskerade darstellt, ist ja noch gar nicht beantwortet. Der zerknirschende, selbst- und fremdanklagende Duktus, wie er heute in den Geisteswissenschaften herrscht und als Ausweis einer aufgeklärten Haltung gilt, macht Geisteswissenschaft, wie sie noch Friedrich Nietzsche vorschwebte und die er sich als eine fröhliche Wissenschaft vorstellte, unmöglich. Und so begab sich der Fortschritt des Geistes, der bis dahin immer ein zukunftsorientierter war, in die Falle einer moralischen Vervollkommnung, die mit überwunden geglaubten religiösen Riten operieren muss.

Fortschritt ist die Geschichte von der Überwindung des Paradieses

Der Sturm, der aus dem Paradiese herweht, ist eben nicht der Fortschritt, wie Walter Benjamin meinte, sondern das Festhalten an dem Konzept eines verlustig gegangenen Paradieses, das es – vielleicht – im Vorgeburtlichen oder Nachtodlichen gibt, aber ganz sicher nicht auf dieser Welt und in diesem Leben. Nach dem wirkmächtigen Mythos von der Vertreibung aus dem Paradies soll es ja die Frucht vom Baum der Erkenntnis gewesen sein, die erst die Vertreibung zur Folge hatte. Dieser erkenntnisfeindliche und rückwartsgewandte Zug im Paradieskonzept ist das Mindset, das momentan über den Westen hinwegfegt. Während noch in der griechischen Mythologie sich Prometheus gegen Zeus auflehnt, um den Menschen das Licht der Erkenntnis zu schenken (und deswegen als Strafe an den Fels des Kaukasus geschmiedet wird), ist in der christlichen Mythologie der Lichtbringer Luzifer bereits zum Teufel mutiert. Und während Prometheus die Menschen noch tragisch liebte, will Luzifer sie nur böse verführen.

Die Geschichte des menschlichen Fortschritts ist die Geschichte von der Überwindung des Paradieses und der natürlichen Begeben- und Begrenztheiten. Ob es das Rad war, das die Arbeits- und Mobilitätsanstrengungen des Menschen unermesslich erleichterte, ob es die Elektrizität war, die die Dunkelheit der Natur vertrieb oder ob es die Spaltung des Atoms war, die das Versprechen auf eine schier unendlich verfügbare Energiemenge einlöste: An keinem Punkt der Geschichte wurde der Mensch je besser oder vollkommener. Er wurde nur unabhängiger von den Göttern und der Natur. Diese Unabhängigkeit nennen wir Freiheit. Sie scheint den Menschen des Westens inzwischen den größten Schrecken einzujagen.

Im Gegensatz zu Walter Benjamin behaupte ich: Es weht kein Sturm vom Paradiese her, es weht vielmehr ein Sturm zum Paradiese hin. Der Fortschritt lief immer Gefahr, von einer archaischen Erlösungssehnsucht gekapert zu werden. Inzwischen hat er die Richtung geändert und stürmt mithilfe des alten religiösen Dreischritts – Sündhaftigkeit, Schuld und Erlösung durch Unterwerfung – auf eine Selbstdemontage hin, die zwar für den Betrachter faszinierend ist, den Beteiligten aber erschreckt. 

Da habe ich die Hoffnung fahren gelassen

So habe ich 2011 nicht verstanden, warum eine der führenden Industrienationen der Erde nach einem schweren Seebeben vor der japanischen Küste (mit knapp 20.000 Toten) und einem havarierten Kernkraftwerk (mit genau 0 Toten) von einem Tag auf den anderen aus einer sicheren Energiegewinnung aussteigen und partout auf Windmühle und Sonnenuhr zurückgehen muss. Ich habe es damals unter einer besonderen und sehr deutschen Atomangst verbucht und darauf gehofft, dass die anderen Nationen dieses Land in der Mitte Europas schon schützen und halten würden.

Ich habe 2015 die Lust an der Abschaffung des Nationalstaats und die mehrmals geäußerte Absage an Territorialschutz und Obergrenze nicht verstanden, ahnend dass die Dynamik einer Wirtschaftsmacht und die Voraussetzungen für einen sozialen Rechtsstaat schweren Schaden nehmen würden. Vor allem aber leuchtete mir nicht ein, wieso wir Deutschen etwas schleifen wollten, womit wir die letzten 70 Jahre nicht die schlechtesten Erfahrungen gemacht hatten. Und ich habe darauf gehofft, dass die anderen Nationen dieses Land in der Mitte Europas schon schützen und halten würden.

Ich habe 2018 die Einführung von Dieselfahrverboten nicht verstanden, die von einer "Deutschen Umwelthilfe" durchgesetzt wurden, die nicht nur von der Bundesregierung mit Millionenbeträgen gefördert wird, sondern die damit einer deutschen Schlüsselindustrie schwersten Schaden zufügt. Und das vor dem Hintergrund, dass die Lebenserwartung der Menschen über die letzten Jahrzehnte fast ins Problematische gestiegen ist und die Verschmutzung der Umwelt nachweislich eklatant abgenommen hat. Da hoffte ich schon nicht mehr darauf, dass die anderen Nationen dieses Land in der Mitte Europas schon schützen und halten würden.

Der Himmel ist uns immer noch nicht auf den Kopf gefallen

Und ich habe auch nicht verstanden, warum in einem Land, in dem die Regierung Minuszinsen einführt und damit Unsummen von Geld in rentablere Immobilieninvestitionen umleitet, Bauvorschriften erlässt, die Zeiträume und Kosten für Neubauten in ungeahnte Höhen treibt, selbst viel zu wenig in sozialen Wohnungsbau investiert, und dann irgendwas zwischen zweieinhalb und drei Millionen Neubürger ins Land lässt, die vornehmlich in die Großstädte strömen – ich habe nicht verstanden, warum in einem solchen Land 2019 ernsthaft Enteignungen von Wohnungseigentümern ein Argument sein soll, den Missstand von fehlendem Wohnraum zu beheben. Ich verstehe es immer noch nicht.

Ich habe 2019 die von allen Medien gepushte Panik einer Klimaaktivistin nicht verstanden, die durch die Lande tourt und "Kehret um! Das Ende ist nah!" ruft, obwohl entgegen aller Vorhersagen der Klimapäpste auch 2019 weiterhin Schnee fällt und nicht eine einzige Insel vom Meeresspiegel verschluckt wurde. Ist es im April dann mal zwei Wochen warm, wird von Wetterdiensten und Umweltverbänden eine schwere Dürre vorhergesagt, während dieselben Kräfte keinen Mucks von sich geben, wenn einige Tage später die Temperaturen des Nachts unter den Gefrierpunkt rauschen und es am Tag Bindfäden regnet. Hieß es zu Zeiten des Simplicissimus in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts noch: "Alle reden vom Wetter, aber keiner macht was dagegen!", haben sich die interessierten Kreise der Gesellschaft heute darauf verständigt, nur vom Wetter zu reden, wenn es mal warm ist, und dann auch etwas dagegen zu machen. 

Die Angst, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt, kennen wir als Schrulle aus den Asterix-Heften unserer Kindheit. In den archaischen Weltanschauungen der Vorzivilisationen wurden Blutopfer dargebracht, um die Wettergötter milde zu stimmen, und Regentänze aufgeführt, damit die Ernte nicht vertrocknete. Die Hauptaufgabe der Auguren war es, das Wetter vorherzusagen und die der Regenmänner, für Niederschlag zu sorgen. Und so ging es schon immer um die Deutungsmacht des mächtigsten aller archaischen Symbole: des Wetters. "Wer DIESE Angst beherrscht und funktionalisieren kann, verfügt über den zentralen Code der Menschheitsängste", schrieb der Zukunftsforscher Matthias Horx bereits im Jahre des Herrn 2007. Der Himmel ist uns immer noch nicht auf den Kopf gefallen, die Angst davor ist aber inzwischen zu einem ohrenbetäubenden Kampagnenlärm geworden.

In der Falle einer kollektiven Sündhaftigkeit

Ging man früher zum Beichten seiner Sünden in die Kirche, so setzt man sich heute vor den Computer und rechnet sich seinen sündhaften CO2-Fußabdruck zusammen. Der Begriff „Klimasünder“ hat sich ja inzwischen flächendeckend bei den Progressiven (!) durchgesetzt. Aber während früher die Sünden auf mysteriöse Weise vergeben wurden, sitzt man heute in der Falle einer kollektiven Sündhaftigkeit, aus der es – solange Bevölkerungszahl und Wohlstand auf der Erde wachsen – kein Entrinnen gibt. Den Menschen als Störfaktor des Universums zu betrachten und sein Leben in Tonnen CO2 aufzurechnen, ist an misanthropischer Lebensfeindlichkeit nicht zu überbieten. Der CO2-Fußabdruck kommt so wissenschaftlich-interessiert daher, er wirkt so mathematisch sauber und statistisch unschuldig – dabei ist er so falsch, dass noch nicht einmal sein Gegenteil richtig wäre. Er ist die allgemeine wissenschaftliche Formel für das Ressentiment, das nach Nietzsche die Selbstvergiftung durch nicht-ausgelebte Rachegelüste darstellt. 

Der heißeste Shice im intellektuellen Diskurs momentan ist eine Bewegung, die sich "Antinatalismus" nennt, die Leben für schlicht lebensunwert erklärt und fordert, aus Gründen des Klimaschutzes auf Kinder zu verzichten. Eine Buchautorin fordert gar, dass kinderlose Erwachsene mit ihrem 50. Geburtstag eine Prämie von EUR 50.000 erhalten sollten, dafür, dass sie sich so klimagefällig verhalten hätten. Dreimal darf man raten, wer für die Durchführung und Überwachung der Auszahlung verantwortlich sein soll: natürlich der wunderbare Staat, der über die Gnade der nicht-erfolgten Geburt zu wachen hat. 

Wir werden den Tag noch erleben, an dem die Bewegung der Antinatalisten an den Universitäten und Instituten, in den Behörden und Verbänden einen ähnlichen Einfluss entfaltet haben wird wie heute die Genderbewegung. Natürlich alles nur, um das Klima zu retten. Dann wird es Beauftragte geben, die für korrekte und gleichberechtigte kinderlose Sprache sorgen, es wird die Forderung aufgestellt, dass Mitarbeitern mit Kindern wegen ihres unverantwortlichen CO2-Fußabdrucks das Gehalt gekürzt wird, dass es eine Kinderlosen-Quote in den Vorständen geben soll, und es wird regelmäßig der Mitarbeiter des Monats mit dem vorbildlichsten CO2-Fußabdruck ausgezeichnet, wobei Nicht-Vegetarier und Mitarbeiter mit Kindern und/oder Haustieren von vornherein ausgeschlossen sind. 

Und wir werden den Tag noch erleben, an dem wir nur dann die Annehmlichkeiten staatlicher Fürsorge in Anspruch nehmen dürfen, sofern unser CO2-Fußabdruck auch klimagefällig genug ausfällt. Und dieser Tag wird durchaus demokratisch legitimiert sein, weil die Mehrheit der Medienschaffenden das genau so wünscht. Und die Politiker werden sich hinstellen und ihre Hände in Unschuld waschen, weil sie doch nur ausführen, was die „Deutsche-Kinderfrei-Hife“, die zufällig mit Millionengeldern von diesen Politikern gefördert wird, juristisch durchsetzt.

Sie halten diese Dystopie für übertrieben? Dann beantworten Sie nur die Frage: Hätten Sie sich vor 20 Jahren träumen lassen, dass so etwas wie die Genderbewegung jemals alle gesellschaftlichen Bereiche derart in Geiselhaft nehmen könnte, wie es inzwischen eingetreten ist? Und hätten Sie sich vor 20 Jahren träumen lassen, dass eine Bundesregierung alle emissionsfreien Kernkraftwerke vom Netz nehmen und gleichzeitig alle Bürger mit einer CO2-Abgabe belegen kann, ohne mit Mistgabeln vom Hof gejagt zu werden? „Der Wahnsinn, wenn er epidemisch wird, heißt Vernunft“ (Oskar Panizza). Willkommen im Paradies!

Das und noch viel mehr behandelt Markus Vahlefeld in seinem neuen Buch: Macht Hoch die Tür – Das System Merkel und die Spaltung Deutschlands, Oktober 2018, erhältlich hier: www.markus-vahlefeld.de

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Sabine Schönfelder / 10.05.2019

@Dietmar Schubert, helfen Sie uns, was haben Sie genau vor 20Jahren erkannt und was tun Sie seitdem? Auch der Konservative stört sich nicht per se daran, daß sich die Welt verändert, aber muß es denn so zum Schlechten sein? Sind Sie ein Anhänger grün-linker Politik? Sollte man die Energiewende einfach nur als Wertveränderung betrachten, und noch ein paar Milliarden hinterherschmeißen. Erwarte mit Spannung Ihre Antwort.

Martin Stumpp / 10.05.2019

“Unter dem Begriff der Reziprozitätspflicht stellte der als Soziologieprofessor an der FU-Berlin lehrende Prof. Dr. Sérgio Costa 2015 im Zuge der Völkerwanderungsdramatik die Forderung auf, dass alle europäischen Länder ein Äquivalent an Schädigung auf sich zu nehmen hätten, um die Untaten, die Generationen vor ihnen verübt hatten, auszugleichen.” - Dieses Statement von Prof. Costa nennt sich in der christlichen Theologie ERBSÜNDE. Er redet der Haftung der Nachkommen für die Taten der Vorfahren das Wort und adelt damit die in der Welt, vor allem Indien, nach wie vor existente Schuldknechtschaft. Wenn Prof. Costa das tatsächlich so gesagt hat, muss er sich nicht nur vorwerfen lassen ein Verfechter der Sklaverei zu sein, er muss sich m.E. auch vorwerfen lassen Völkermord im allgemeinen und den Holocaust im besonderen zu verharmlosen. Können sich die Täter dann doch immer auf mögliche Untaten der Vorfahren ihrer Opfer herausreden. Irgendein böser Vorfahr in den letzten 30.000 Jahren findet sich immer. Man mag diese meine Schlussfolgerung vielleicht für übertrieben halten, denn sie treibt die Konsequenzen auf die Spitze. Nur wer mir maßlose Übertreibung vorwirft, muß sich die Frage gefallen lassen, wie weit er in der Zeit zurück gehen möchte bzw. auf welche territorialen Grenzen er sich bezieht bzw. welche Strafe er für die Nachkommen noch für akzeptabel ansieht und dies alles sollte er auch begründen. Und auf eine solche Begründung wäre ich dann doch sehr gespannt.

Werner Bläser / 10.05.2019

“It’s the religion, stupid!” Nicht die Ökonomie, wie Bill Clinton sagte. Der Mensch kann offenbar ohne Religion (und ihre Spielarten wie Mythos, Aberglaube, Sektierertum, moralisch aufgeladene Ideologie…) nicht leben. Oswald Spengler ahnte das im 2. Band seines “Untergangs” schon an, indem er von einer “zweiten Religion” oberflächlicher Art sprach, nachdem die eigentliche Religion abgeschafft wurde. Raymond Aron warf den Kommunisten seiner Zeit bereits vor, sie seien von ihrer quasi-religiösen Ideologie abhängig wie Süchtige von der Nadel (”... l’opium des intellectuels”). Wir müssen konstatieren, dass die Aufklärung uns schlicht überfordert hat. Jedenfalls die weitaus meisten von uns. Das Leben ohne festen geistigen archimedischen Punkt ist “unbequem, wüst, und unsicher”, wie Hobbes den Naturzustand in seinem Leviathan beschrieben hat. Also schafft sich der Mensch seine Sicherheit - egal mit welchen Hirngespinsten. Auch die primitivsten dieser Hirngespinste werden als Dogmen akzeptabel, je weniger anspruchsvoll die Auswahl der gesellschaftlichen Eliten wird. Seit spätestens den 80iger und 90iger Jahren des letzten Jahrhunderts haben wir eine zunehmende “intellektuelle Lumpenproletarisierung” des geisteswissenschaftlichen Teils unseres Bildungssystems zu konstatieren - Motto: “Bildung für jeden!”. Was schlussendlich dazu führt, dass jeder Trottel eine Art Scheinbildung erhalten kann - das ist der Zustand unserer heutigen Geisteswissenschaft, aus der sich der grösste Teil der Politik und Medien dominierenden “Schwätzer-Elite” rekrutiert. Diesen Leuten ist kein Fakt und keine Logik heilig - denn sie fühlen sich von der mühseligen Faktensuche und -Analyse überfordert. Moralisches Posieren führt viel einfacher zu gesellschaftlichem Status. Wenn man den Intellekt demokratisiert, wie es im Gefolge der 68iger passiert ist, führt dies eben zur Hoffähigkeit der Dummheit. Deshalb: Heute regiert uns die Dummheit.

Martin Landvoigt / 10.05.2019

Bei allen berechtigten Reflektionen werden hier oft die Grundlagen menschlicher Existenz aus den Augen verloren. Und diese erschöpfen sich keineswegs im Biologischen. Jegliche Unterscheidung zwischen Gut und Böse als verzichtbaren religiösen Überbau zu charakterisieren und das Tier zum Ideal zu erklären, welches letztlich das Recht des Stärkeren ausübt und nur so weit Kooperation übt, wie es ihm nützt oder der Evolution entsprechend eingegeben hat, rechtfertigt jedes Verbrechen. Rationalität dient dann nicht der moralischen Reflektion, der jedweder Maßstäbe verlustig gegangen sind, sondern nur deren moralbefreiten Interessen effizienter zu entfalten. Denn ein Verbrechen, das ausgeübt werden kann, ist auch dann durch einen vermeintlichen Vorteil oder einer sozialisationsbedingten Disposition geschuldet. Der Täter trägt dann auch keine Verantwortung, denn er konnte ja gar nicht anders handeln. Sowohl der Täter, das Opfer und der Ordnungsdiener handeln nur programmgemäß, keinem ist eine besondere Würde zu eigen. Im Gegensatz dazu fordert die Jüdisch-Christliche Tradition die Verantwortung und Würde als dem Menschen, der nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde. Dass dies auch im Kontext des Grundgesetzes als Humanismus verstanden wird, ist ebenso in der Tradition der jüdisch christlichen Kulturentwicklung zu verstehen. Der Schuldkult, der nun aber Sumpfblüten bis zur Selbstvernichtung trägt, ist keine notwendige Konsequenz aus dieser Entwicklung, auch nicht aus der Sehnsucht nach dem Paradies. Sondern das Gegenteil: Die moderne Hypermoral hat sich von ihren Grundlagen gelöst und führt fortan ein irrlichterndes Eigenleben. Wenn sich manche kirchliche Kreise mit den Klimareligiösen verbünden wollen, die oft genug offen ihre Verachtung des Christentums beteuern, sehe ich dies eher als absurden Synkretismus und verachtenswerten Opportunismus. Eine verantwortungsvolle Moral ist darum weder suizidal noch areligiös, aber hütet sich vor Irrlehren.

B. Jacob / 10.05.2019

Meinen Beifall Herr Schubert ! Während ich früher auch gute Aktionen von Tierschutz unterstützte, die Vereine halfen die Abschaffung von Wildtierparks wegen profitabler Profite ohne jegliche sachliche Vernunft, wo auch die Jagd dazu gehört, plötzlich von den Grünen und ihren ideologischen Hirngespinsten gekapert wurden, merkte ich wie jene Vereine zerstört wurden. Die grüne Umwelt und Natur Vernichter Partei hat aus der Liebe der Menschen zu den Tieren und der Natur ein eiskaltes Geschäft gemacht und den modernen Ablasshandel eingeführt. Mit der Absenkung des Bildungsniveaus und der Propaganda kaum noch durchschaubar. Zum Beispiel der grüne Jammerlappen Hannes Jänicke, der sich zwar über den tödlichen Plastikmüll für Tiere in den Meeren aufregt, aber die die es nicht verbrochen haben zu den Umweltsündern verklärt, denn es sind Konzerne anderswo. Als ich die Zusammenhänge mit der Greta Orgie gelesen habe, überkommt mich nur eiskalt die Wut. Passt zu der grünen Klimasekte, die aus globalen Umweltsünden ein lukratives Geschäftsmodell gemacht haben und die Gier deutscher Grüner die Hauptschädlinge sind, ist besonders groß. So schaffen sie ihre künstlichen Vereine, wo eine Simone Peter Präsidentin für erneuerbare Energien spielen kann und wirtschaftliche und technische Vernunft boykottieren, weil sie von den Lobbyisten die ihre Tierkillermühlen und Solarparks loswerden wollen gekauft ist. In Wahrheit verzehren sie das Bruttoinlandsprodukt, Indikator für Wohlstand, da der überflüssige Apparat von nicht nützlichen Vereinen, Beamten und Co. geschaffene Leistung auffrisst. Unsere heilige Greta, Marketingobjekt eines schwedischen Firmengründers, der mit etwas an der Börse handelt, was ihm nicht gehört, die Schöpfungsgaben von Mutter Erde und wo gierige Politiker sich die Taschen füllen. Die Grünen sind aber noch gemeingefährlicher, weil sie die Ressourcen Deutschlands bekämpfen und bewusst für ihre ideologischen Spinnereien ruinieren.

Gertraude Wenz / 10.05.2019

Teil zwei: Inzwischen haben wir die Religionen als vorwissenschaftliche Erklärungsmodelle weitgehend hinter uns gelassen und damit auch die damit verbundenen Strafen, Einschüchterungen und Ängste. Es wird seltsamerweise immer wieder beklagt, dass das eine Leere im Menschen hinterließe, die für viele nicht zu ertragen wäre und die dann mit anderweitigem Unsinn gefüllt werde. Ich empfinde das als zu kurz gedacht, fast schon als eine Unterstellung, die ausblendet, dass es viele fröhliche Atheisten gibt, die sich eher Humanisten nennen und eine mindestens ebenso hohe Ethik haben wie die Religiösen. Nein, wir der naturalistischen Weltsicht verpflichteten Humanisten verhalten uns nicht deshalb menschenfreundlich und fair, weil wir ins Himmelreich kommen wollen (Was für eine Berechnung!), sondern aus dem Gefühl für Anstand, Gerechtigkeit und der Empathie für unsere Mitmenschen. Für ein friedliches, freundliches Miteinander braucht es keine Religion. Und es müssste einem Jeden auffallen, dass die weitgehend säkularen Länder sehr viel freiheitlicher, toleranter und friedlicher sind als die religiös dominierten. Wenn wir uns das heutige Desaster in Deutschland ansehen und am Verstand unserer Mitbürger zweifeln, dann hat das mit dem zu tun, was ich hier so lang und breit beschrieben habe: Der Mensch ist, wie er ist! Und die Dummheit gehört genauso zu ihm wie der Verstand. Vor allem ist der Mensch egoistisch und bei jeder (!) Handlung auf Eigennutz bedacht, und wenn er nur das Gefühl haben will, als guter Mensch zu gelten! Außerdem neigt der Mensch zu Bequemlichkeit. Wenn es nicht unbedingt erforderlich ist, setzt er seinen Verstand nicht ein.  Sich außerhalb seiner Gruppe zu stellen, bedeutet Gefahr. Also bleibt er schön konform, lässt sich verdummen und einlullen. So lange die Menschen nicht in ihrem kleinen alltäglichen Überleben übermäßig beeinträchtigt werden, ist den meisten von ihnen die Politik egal. Und vielen fehlt auch schlicht ein entsprechendes Denkvermögen!

Udo Kemmerling / 10.05.2019

@ HaJo Wolf: Exakt so sieht es aus. Auf der Achse oder bei TE sich untereinander für die gleiche Meinung zu beweihräuchern, reicht bei weitem nicht aus. Ich konfrontiere meine Umwelt ohne falsche Rücksichtnahme mit der Realität, auch unter Mißachtung der Gesetze der Höflichkeit. Denn, wie sagt es Herr Vahlefeld so schön, “Da habe ich die Hoffnung fahren gelassen”, dass es von ganz allein wieder gut wird. Wer Probleme mit Björn Höcke hat, und dafür lieber Lieschen Müller-Baerbock machen läßt, dem ist ohnehin kaum zu helfen.

Dr. Ralph Buitoni / 10.05.2019

So zutreffend Murrays und Vahlefelds Beschreibung der westlichen “Eliten” als müde und lebensüberdrüssig erscheint, so bleibt doch für diese seltsame Gestimmtheit und das zugrundeliegende Geschichtsbild ein wichtiger Faktor ausgeblendet: nämlich das Interesse der tatsächlich leistungsfernen und inkompetenten (Pseudo-)Eliten an diesen Weltbildern und Stimmungen - sie brauchen sie zur Selbstlegitimation, zur Erlangung von Posten und Geldern, kurz: von Macht. Es geht bei diesen scheinbar ungesteuerten, aufgrund allgemeiner Gesellschaftslagen und Geschichtserinnerungen vorgeblich “natürlich” entstandenen Stimmungslagen in Wirklichkeit um bewusst vorangetriebene politische Strategeme, die wesentlich auf die Möglichkeiten der Massensuggestion in der Populärkultur bauen. Tatsächlich hat es zu Anfang der 2000er Jahre auch in Deutschland einen neuen Optimismus gegeben, gerade unter der Jugend. Dieser wurde systematisch von linken, 1989 desavouierten “Influencern” zerstört. Vahlefelds Anspielung auf die “Verkollektivierung” des Schuldkomplexes geht da in die richtige Richtung - man hat den Völkern die Schuld eingeredet, die in Wirklichkeit allein von kleinen Macht- und Elitenzirkel zu verantworten ist. Hier wäre an Gerd Helds Beitrag hier auf der Achse vor ein paar Tagen über das Selbstbild der EU-Eliten zu erinnern - und deren Vorwurf an die Völker, sie seien nicht friedensfhähig und bräuchten daher starke Steuerung “von oben”. Jeder der die Geschichte der europäischen Völker in der Zeit der Nationalbewegungen betrachtet erkennt aber schnell, dass nicht die Nationalbewegungen das Problem waren - diese waren zu Ausgleich und Kompromiss mit anderen Nationen bereit - sondern die machtbesessenen Eliten, die ohne Rücksicht auf gewachsene Strukturen, Traditionen, Zugehörigkeiten auf Länderraub und willkürlich gezogene Grenzen setzten. Um das Lügenwort von Ex-Bundespräsident Gauck richtigzustellen: “Die ELITEN SIND das Problem. Und sie waren es immer.”

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