Markus Vahlefeld / 10.05.2019 / 06:29 / Foto: Pixabay / 108 / Seite ausdrucken

Wie Deutschland mir die Hoffnung austreibt – eine Chronik

Es gibt Texte im Leben, die einen nie wieder loslassen. Bei mir gehören einige der Aphorismen Friedrich Nietzsches dazu, einige der Begrifflichkeiten von Hegel und ein kleiner Text von Walter Benjamin, der in seinem kurz vor der Selbsttötung 1940 fertiggestellten Thesenbändchen "Über den Begriff der Geschichte" erschien. Der kleine Text geht so: 

Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.

Der Text hat mich nicht deswegen nicht losgelassen, weil er so richtig und wahr wäre – ganz im Gegenteil, ich halte die Beschreibung des Bildes von Klee für objektiv falsch und stimme auch der Grundaussage, dass aus der Engelsperspektive Geschichte als eine einzige Katastrophe erscheint, nicht zu. Aber was weiß ich schon von der Engelsperspektive. 

Ganz unabhängig davon haben mich jedoch schon immer die poetische Kraft, die geistige Vision und die in den Worten liegende tiefe Traurigkeit ganz eigentümlich berührt. Dass sich Walter Benjamin seit 1933 auf der Flucht vor dem deutschen Faschismus befand, er mit Schrecken die Auswirkungen des Hitler-Stalin-Paktes vorhersah und er als Philosoph mit jüdischen Wurzeln die eigene Vernichtung ahnte – das alles trägt zu diesem traurig-tragischen Grundrauschen in diesem Text bei.

Es lag ja in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei den geistigen Eliten Europas eine messianische Hoffnung in der Luft, dessen Desillusionierung Walter Benjamin hier mit Wucht beschreibt: Das Ankommen in der Moderne und der Fortschritt, wie ihn die sowjetischen Kommunisten und auch die Nationalsozialisten zuerst feierten, wurde für Benjamin zu einem Sturm, der einen Weltenbrand anfachte und Trümmer auf Trümmer häufte. Von diesem Trauma, dass Fortschritt keine Höherentwicklung bedeutet – sondern im Gegenteil: dass der Irrsinn der Menschen in der Massenkultur zur Monstrosität anwächst –, von diesem Trauma hat sich das Geistesleben Europas nie wieder erholt. Auch wenn die Bevölkerungen Westeuropas nach 1945 mithilfe der USA für einige Jahrzehnte eine andere Richtung einschlugen, die geistigen Eliten Europas durchzieht seitdem eine Müdigkeit und eine Lust an der Selbstdemontage, die von dem britischen Soziologen Douglas Murray  als "The Strange Death of Europe" umschrieben wurde.

Der zerknirschende, selbst- und fremdanklagende Duktus

Nun könnte man meinen, dass nach dem großen Krieg und dem Holocaust die in Deutschland erfolgte Verkollektivierung der individuellen Schuld, die zuvörderst im allergrößten Interesse der individuell Schuldigen lag, etwas Einmaliges geblieben wäre. Dem ist aber nicht so. Die Ausrottung der indigenen Bevölkerungen, die Sklaverei, die brutalen Eroberungskriege, der Kolonialismus, der Imperialismus – die intellektuellen Eliten aller westlichen Länder haben ihre Geschichte mit mindestens einem "Holocaust" aufgeladen, so dass der kollektive Zerknirschungsvorsprung, den die Deutschen einst hatten, wie Schnee in der Sonne schmolz. Inzwischen hat sich in den geisteswissenschaftlichen Kreisen aller Länder des Westens eine Scham auf das Vergangene breitgemacht, die zu der Überzeugung geführt hat, die Heutigen müssten für die Taten der Vorväter und -mütter Buße tun. 

Unter dem Begriff der Reziprozitätspflicht stellte der als Soziologieprofessor an der FU-Berlin lehrende Prof. Dr. Sérgio Costa 2015 im Zuge der Völkerwanderungsdramatik die Forderung auf, dass alle europäischen Länder ein Äquivalent an Schädigung auf sich zu nehmen hätten, um die Untaten, die Generationen vor ihnen verübt hatten, auszugleichen. Und so schlussfolgerte er: "Individuen oder ganze Gesellschaften, die in ihrer Existenz bedrohten Menschen Hilfe verweigern, sind moralisch abscheulich. Nehmen Individuen und Gesellschaften ihre Verpflichtung zur Hilfeleistung jedoch wahr, werden sie moralisch vollkommen." Die Schrecklichkeiten der Geschichte ragen derart ständig als Handlungsanweisungen in die Gegenwart hinein, um endlich eine "moralische Vervollkommnung" zu erreichen. Schuld und Sühne sollen also zu den Handlungsmaximen der Gegenwartspolitik werden. Wer jedoch Geschichte nicht als eine Besserungsanstalt zur "moralischen Vervollkommnung" anerkennen will und andere Schlüsse aus ihr zieht als die der Sühne und Wiedergutmachung, findet sich sehr schnell weit abseits und rechts des Meinungskorridors wieder.

Was sind die unbewussten Prägungen eines solchen Denkens, was ist das "Mindset", das derartigen Aussagen zugrunde liegt? Denn die Frage, ob Geschichte wirklich dem hegelianisch-marxistischen Diktum der paradiesischen Vollendung und moralischen Vervollkommnung folgt, oder ob sie nicht vielmehr die ewige Wiederkehr des Gleichen in unterschiedlicher Maskerade darstellt, ist ja noch gar nicht beantwortet. Der zerknirschende, selbst- und fremdanklagende Duktus, wie er heute in den Geisteswissenschaften herrscht und als Ausweis einer aufgeklärten Haltung gilt, macht Geisteswissenschaft, wie sie noch Friedrich Nietzsche vorschwebte und die er sich als eine fröhliche Wissenschaft vorstellte, unmöglich. Und so begab sich der Fortschritt des Geistes, der bis dahin immer ein zukunftsorientierter war, in die Falle einer moralischen Vervollkommnung, die mit überwunden geglaubten religiösen Riten operieren muss.

Fortschritt ist die Geschichte von der Überwindung des Paradieses

Der Sturm, der aus dem Paradiese herweht, ist eben nicht der Fortschritt, wie Walter Benjamin meinte, sondern das Festhalten an dem Konzept eines verlustig gegangenen Paradieses, das es – vielleicht – im Vorgeburtlichen oder Nachtodlichen gibt, aber ganz sicher nicht auf dieser Welt und in diesem Leben. Nach dem wirkmächtigen Mythos von der Vertreibung aus dem Paradies soll es ja die Frucht vom Baum der Erkenntnis gewesen sein, die erst die Vertreibung zur Folge hatte. Dieser erkenntnisfeindliche und rückwartsgewandte Zug im Paradieskonzept ist das Mindset, das momentan über den Westen hinwegfegt. Während noch in der griechischen Mythologie sich Prometheus gegen Zeus auflehnt, um den Menschen das Licht der Erkenntnis zu schenken (und deswegen als Strafe an den Fels des Kaukasus geschmiedet wird), ist in der christlichen Mythologie der Lichtbringer Luzifer bereits zum Teufel mutiert. Und während Prometheus die Menschen noch tragisch liebte, will Luzifer sie nur böse verführen.

Die Geschichte des menschlichen Fortschritts ist die Geschichte von der Überwindung des Paradieses und der natürlichen Begeben- und Begrenztheiten. Ob es das Rad war, das die Arbeits- und Mobilitätsanstrengungen des Menschen unermesslich erleichterte, ob es die Elektrizität war, die die Dunkelheit der Natur vertrieb oder ob es die Spaltung des Atoms war, die das Versprechen auf eine schier unendlich verfügbare Energiemenge einlöste: An keinem Punkt der Geschichte wurde der Mensch je besser oder vollkommener. Er wurde nur unabhängiger von den Göttern und der Natur. Diese Unabhängigkeit nennen wir Freiheit. Sie scheint den Menschen des Westens inzwischen den größten Schrecken einzujagen.

Im Gegensatz zu Walter Benjamin behaupte ich: Es weht kein Sturm vom Paradiese her, es weht vielmehr ein Sturm zum Paradiese hin. Der Fortschritt lief immer Gefahr, von einer archaischen Erlösungssehnsucht gekapert zu werden. Inzwischen hat er die Richtung geändert und stürmt mithilfe des alten religiösen Dreischritts – Sündhaftigkeit, Schuld und Erlösung durch Unterwerfung – auf eine Selbstdemontage hin, die zwar für den Betrachter faszinierend ist, den Beteiligten aber erschreckt. 

Da habe ich die Hoffnung fahren gelassen

So habe ich 2011 nicht verstanden, warum eine der führenden Industrienationen der Erde nach einem schweren Seebeben vor der japanischen Küste (mit knapp 20.000 Toten) und einem havarierten Kernkraftwerk (mit genau 0 Toten) von einem Tag auf den anderen aus einer sicheren Energiegewinnung aussteigen und partout auf Windmühle und Sonnenuhr zurückgehen muss. Ich habe es damals unter einer besonderen und sehr deutschen Atomangst verbucht und darauf gehofft, dass die anderen Nationen dieses Land in der Mitte Europas schon schützen und halten würden.

Ich habe 2015 die Lust an der Abschaffung des Nationalstaats und die mehrmals geäußerte Absage an Territorialschutz und Obergrenze nicht verstanden, ahnend dass die Dynamik einer Wirtschaftsmacht und die Voraussetzungen für einen sozialen Rechtsstaat schweren Schaden nehmen würden. Vor allem aber leuchtete mir nicht ein, wieso wir Deutschen etwas schleifen wollten, womit wir die letzten 70 Jahre nicht die schlechtesten Erfahrungen gemacht hatten. Und ich habe darauf gehofft, dass die anderen Nationen dieses Land in der Mitte Europas schon schützen und halten würden.

Ich habe 2018 die Einführung von Dieselfahrverboten nicht verstanden, die von einer "Deutschen Umwelthilfe" durchgesetzt wurden, die nicht nur von der Bundesregierung mit Millionenbeträgen gefördert wird, sondern die damit einer deutschen Schlüsselindustrie schwersten Schaden zufügt. Und das vor dem Hintergrund, dass die Lebenserwartung der Menschen über die letzten Jahrzehnte fast ins Problematische gestiegen ist und die Verschmutzung der Umwelt nachweislich eklatant abgenommen hat. Da hoffte ich schon nicht mehr darauf, dass die anderen Nationen dieses Land in der Mitte Europas schon schützen und halten würden.

Der Himmel ist uns immer noch nicht auf den Kopf gefallen

Und ich habe auch nicht verstanden, warum in einem Land, in dem die Regierung Minuszinsen einführt und damit Unsummen von Geld in rentablere Immobilieninvestitionen umleitet, Bauvorschriften erlässt, die Zeiträume und Kosten für Neubauten in ungeahnte Höhen treibt, selbst viel zu wenig in sozialen Wohnungsbau investiert, und dann irgendwas zwischen zweieinhalb und drei Millionen Neubürger ins Land lässt, die vornehmlich in die Großstädte strömen – ich habe nicht verstanden, warum in einem solchen Land 2019 ernsthaft Enteignungen von Wohnungseigentümern ein Argument sein soll, den Missstand von fehlendem Wohnraum zu beheben. Ich verstehe es immer noch nicht.

Ich habe 2019 die von allen Medien gepushte Panik einer Klimaaktivistin nicht verstanden, die durch die Lande tourt und "Kehret um! Das Ende ist nah!" ruft, obwohl entgegen aller Vorhersagen der Klimapäpste auch 2019 weiterhin Schnee fällt und nicht eine einzige Insel vom Meeresspiegel verschluckt wurde. Ist es im April dann mal zwei Wochen warm, wird von Wetterdiensten und Umweltverbänden eine schwere Dürre vorhergesagt, während dieselben Kräfte keinen Mucks von sich geben, wenn einige Tage später die Temperaturen des Nachts unter den Gefrierpunkt rauschen und es am Tag Bindfäden regnet. Hieß es zu Zeiten des Simplicissimus in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts noch: "Alle reden vom Wetter, aber keiner macht was dagegen!", haben sich die interessierten Kreise der Gesellschaft heute darauf verständigt, nur vom Wetter zu reden, wenn es mal warm ist, und dann auch etwas dagegen zu machen. 

Die Angst, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt, kennen wir als Schrulle aus den Asterix-Heften unserer Kindheit. In den archaischen Weltanschauungen der Vorzivilisationen wurden Blutopfer dargebracht, um die Wettergötter milde zu stimmen, und Regentänze aufgeführt, damit die Ernte nicht vertrocknete. Die Hauptaufgabe der Auguren war es, das Wetter vorherzusagen und die der Regenmänner, für Niederschlag zu sorgen. Und so ging es schon immer um die Deutungsmacht des mächtigsten aller archaischen Symbole: des Wetters. "Wer DIESE Angst beherrscht und funktionalisieren kann, verfügt über den zentralen Code der Menschheitsängste", schrieb der Zukunftsforscher Matthias Horx bereits im Jahre des Herrn 2007. Der Himmel ist uns immer noch nicht auf den Kopf gefallen, die Angst davor ist aber inzwischen zu einem ohrenbetäubenden Kampagnenlärm geworden.

In der Falle einer kollektiven Sündhaftigkeit

Ging man früher zum Beichten seiner Sünden in die Kirche, so setzt man sich heute vor den Computer und rechnet sich seinen sündhaften CO2-Fußabdruck zusammen. Der Begriff „Klimasünder“ hat sich ja inzwischen flächendeckend bei den Progressiven (!) durchgesetzt. Aber während früher die Sünden auf mysteriöse Weise vergeben wurden, sitzt man heute in der Falle einer kollektiven Sündhaftigkeit, aus der es – solange Bevölkerungszahl und Wohlstand auf der Erde wachsen – kein Entrinnen gibt. Den Menschen als Störfaktor des Universums zu betrachten und sein Leben in Tonnen CO2 aufzurechnen, ist an misanthropischer Lebensfeindlichkeit nicht zu überbieten. Der CO2-Fußabdruck kommt so wissenschaftlich-interessiert daher, er wirkt so mathematisch sauber und statistisch unschuldig – dabei ist er so falsch, dass noch nicht einmal sein Gegenteil richtig wäre. Er ist die allgemeine wissenschaftliche Formel für das Ressentiment, das nach Nietzsche die Selbstvergiftung durch nicht-ausgelebte Rachegelüste darstellt. 

Der heißeste Shice im intellektuellen Diskurs momentan ist eine Bewegung, die sich "Antinatalismus" nennt, die Leben für schlicht lebensunwert erklärt und fordert, aus Gründen des Klimaschutzes auf Kinder zu verzichten. Eine Buchautorin fordert gar, dass kinderlose Erwachsene mit ihrem 50. Geburtstag eine Prämie von EUR 50.000 erhalten sollten, dafür, dass sie sich so klimagefällig verhalten hätten. Dreimal darf man raten, wer für die Durchführung und Überwachung der Auszahlung verantwortlich sein soll: natürlich der wunderbare Staat, der über die Gnade der nicht-erfolgten Geburt zu wachen hat. 

Wir werden den Tag noch erleben, an dem die Bewegung der Antinatalisten an den Universitäten und Instituten, in den Behörden und Verbänden einen ähnlichen Einfluss entfaltet haben wird wie heute die Genderbewegung. Natürlich alles nur, um das Klima zu retten. Dann wird es Beauftragte geben, die für korrekte und gleichberechtigte kinderlose Sprache sorgen, es wird die Forderung aufgestellt, dass Mitarbeitern mit Kindern wegen ihres unverantwortlichen CO2-Fußabdrucks das Gehalt gekürzt wird, dass es eine Kinderlosen-Quote in den Vorständen geben soll, und es wird regelmäßig der Mitarbeiter des Monats mit dem vorbildlichsten CO2-Fußabdruck ausgezeichnet, wobei Nicht-Vegetarier und Mitarbeiter mit Kindern und/oder Haustieren von vornherein ausgeschlossen sind. 

Und wir werden den Tag noch erleben, an dem wir nur dann die Annehmlichkeiten staatlicher Fürsorge in Anspruch nehmen dürfen, sofern unser CO2-Fußabdruck auch klimagefällig genug ausfällt. Und dieser Tag wird durchaus demokratisch legitimiert sein, weil die Mehrheit der Medienschaffenden das genau so wünscht. Und die Politiker werden sich hinstellen und ihre Hände in Unschuld waschen, weil sie doch nur ausführen, was die „Deutsche-Kinderfrei-Hife“, die zufällig mit Millionengeldern von diesen Politikern gefördert wird, juristisch durchsetzt.

Sie halten diese Dystopie für übertrieben? Dann beantworten Sie nur die Frage: Hätten Sie sich vor 20 Jahren träumen lassen, dass so etwas wie die Genderbewegung jemals alle gesellschaftlichen Bereiche derart in Geiselhaft nehmen könnte, wie es inzwischen eingetreten ist? Und hätten Sie sich vor 20 Jahren träumen lassen, dass eine Bundesregierung alle emissionsfreien Kernkraftwerke vom Netz nehmen und gleichzeitig alle Bürger mit einer CO2-Abgabe belegen kann, ohne mit Mistgabeln vom Hof gejagt zu werden? „Der Wahnsinn, wenn er epidemisch wird, heißt Vernunft“ (Oskar Panizza). Willkommen im Paradies!

Das und noch viel mehr behandelt Markus Vahlefeld in seinem neuen Buch: Macht Hoch die Tür – Das System Merkel und die Spaltung Deutschlands, Oktober 2018, erhältlich hier: www.markus-vahlefeld.de

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Leserpost

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Martin Landvoigt / 10.05.2019

@ HaJo Wolf: Ich finde es schön, dass sie sich Gedanken über unseren Beitrag machen, und was wir tun können. Ich habe hier keine fertigen Antworten, sondern neige dazu, außer Worten nicht viel Aktion zu entfalten. Aber auch das ist vielleicht mehr als der Tropfen auf den heißen Stein, der der Anfang des Regens sein kann. Denn wenn immer Mehr Menschen so oder ähnlich denken, wird es sich vielleicht auch gesellschaftlich auswirken. Aktivismus kann dagegen auch in die falsche Richtung wandern. Ich stimme zwar Höcke in einigem nicht zu, aber ich beteilige mich auch nicht an dessen Verteufelung. Ich habe dagegen durchaus Respekt vor der Identitären Bewegung, auch wenn ich nicht aktiv werde, aber ich verstehe nicht, was da der Verfassungsschutz bemängelt. Im Bundesverfassunggsschutzbericht wird er als Verdachtsfall nebst anhängigem Beschwerdeverfahren geführt. Im hessischem Verfassunggsschutzbericht wird zwar ausgiebig über diesen berichtet, aber in keinem Punkt irgend etwas, dass über die geschützte Meinungsfreiheit hinaus geht - ich sehe keine Forderung oder Verstoß gegen das GG..

Martin Landvoigt / 10.05.2019

@ Dr. Gerhard Giesemann: Danke für das Hölderlin-Zitat. Aber die Kultur des Menschen - und jeder einzelne Mensch -  ist in seiner Vielfalt auch dann wertvoll, wenn man die dunklen Seiten nicht ausblendet. Auch der Bettler hat eine Würde, die ich ihm weder nehmen kann, noch will.

Reiner Arlt / 10.05.2019

Den “Antinatalismus” halte ich - am Rande bemerkt - für eine ganz ausgezeichnete Idee. Nur sind wir Europäer ganz entschieden die falsche Adresse dafür. Sagen Sie doch mal den Indern, den Afrikanern und Moslems, dass sie sich mit der Vermehrung zurückhalten sollen.

Martin Landvoigt / 10.05.2019

@ Martin Wessner: Der These Darwins, das die Evolution kein Ziel hat, kann man glauben oder das Gegenteil annehmen. Aber wenn man dieser These folgt, dann hat sie auch keinen Zweck - auch nicht dass sich das Leben anpasst. Das wäre nur eine deskriptive Tautologie. Denn wann Arten und Gattungen aussterben, dann heißt es auch nicht, dass das Leben, die Menschheit oder sonst was auch weiter existiert. Die Frage nach der moralischen Vervollkommnung ist natürlich irrelevant, wenn man seinen Horizont auf die Evolution verengt, die eben die Kulturgeschichte und Ethik genau so wenig erfassen kann wie die Fragen der Moral.

Martin Landvoigt / 10.05.2019

@ Marcus Fräser: Ihr Beitrag ist eine gute Reflektion, der ich aber nicht uneingeschränkt zustimme. Hier widerspreche ich: ‘Die beste verbleibende Option, ist die bedingungslose Hörigkeit gegenüber der unabänderlichen Natur. Leider hat man sich nicht für die Natur, sondern für den Idealismus entschieden.’ Die Natur ist bei weitem nicht unabänderlich. Der Mensch hat gegenüber seiner biologischen Determiniertheit durchaus Freiheitsgrade und der Fortschritt hat auch immer etwas damit zu tun, dass Gegeben eben nicht ohne Änderung zu akzeptieren. Das Nachdenken über Ideale kann eine Kraft zum Fortschritt sein. Die Evolution eignet sich herzlich wenig zur Deutung menschlicher Kultur.

B. Jacob / 10.05.2019

Das Problem der Geisteswissenschaften ist es, das diese wenn sie vernünftig wären anhand von realen Fakten zu entscheiden und ihnen oft die Mittel fehlen dies zu können und das begünstigte auch, das Ideologien wie Geschwüre wachsen konnten, die jeder realen Vernunft widersprechen. Die Theologie jedoch ist eine geistliche Wissenschaft, die Auseinandersetzung des Schöpfungskindes mit seinem Schöpfergott und das ist ein großer Unterschied. Mich packt als Christ, auch konfessionslos nur noch Wut, welchen Schindluder die Amtskirchen mit dem christlichen Glauben treiben! Nachdem die EKD Luther selbst missbraucht hat, sich als göttlich erwähnt Gericht über ihn hielt, obwohl er sich als fehlbarer Mensch bekannte der sich vor der Schöpfung verantworten muss und nicht den machtgeilen Menschen, jaulen sie auf, wenn es ihnen die NPD nach macht. Sie sind es doch selbst gewesen, die den christlichen Glauben für ihre politisch ideologische Ansicht und den Zeitgeist missbraucht haben und obwohl sich da zwei gegensätzliche politische Lager begegnen, sie bedienen sich der gleichen Blasphemie, Gottlosigkeit! Ich lehne sowohl politisch ideologischen Missbrauch durch Kleriker und noch vehementer durch rechtsradikale Parteien wie die NPD ab, denn sie stehen für mich auf der Stufe der linksradikalen, die mit Terror normale Bürger in Angst und Schrecken versetzen, nur um ihre ideologischen Hirngespinste zu erzwingen, die die Menschen in das Verderben stürzen.

Karl-Heinz Vonderstein / 10.05.2019

Die Medien in Deutschland sind immer mehr Dramatisierer oder Panikmacher geworden, mehrheitlich zumindest, wie ich finde und gehen häufig weniger oder kaum aufklärerisch und sachlich mit Verstand vor, wie es sein sollte und die Politiker greifens gerne auf oder auch umgekehrt.  

Martin Landvoigt / 10.05.2019

Die Geschichte des Fortschritts ist natürlich nicht nur eine Erfolgsgeschichte, aber genau so wenig eine Geschichte, die ein klar negatives Urteil verdient. Ohne Fortschritt würden nicht so viele Menschen auf der Erde leben können. Ohne technischen Fortschritt auch keinen humanitären Fortschritt, keinen ökologischen Fortschritt, keinen kulturellen Fortschritt. Aber auch die großen Katastrophen und Kriege mit Massenvernichtung wären so nicht möglich gewesen. Es bedarf darum eines differenzierten Urteils. In jedem Fortschritt lauern Gefahren, und in dem Fortschrittsverzicht auch. Es ist darum eine falsche Kategorie, dem Fortschritt insgesamt einen moralischen Wert zuzuweisen. Generelle Fortschrittsfeindlichkeit erweist sich kaum weniger schädlich als eine naive Fortschrittseuphorie. Aber selbst dies im Sinn tarnen sich simplifizierende Emotionen hinter vorgeblich sachbezogenen Argumenten. Und dies ist in der Tat die Letzten Jahre immer weiter weg von einer aufgeklärten und abgewogenen Urteil in der jeweiligen Sache.

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