Es stimmt schon, dass der Wunsch nach Selbstzerstörung ein e Pest der westlich geprägten, vor alle weißen Gesellschaft ist, und hier muss man wohl auch nach der Ursache suchen. Osteuropäer kennen diesen Todestrieb nicht und haben auch keine Lust auf Flagelantentum. Und Ostdeutsche, zumindest ab eines gewissen alters, können diesen depressiven Gedanken auch ausweichen. Deswegen ist es für Ossis ja auch so befremdlich sich ein Land mit all den verhinderten Selbstmördern zu teilen. Wobei da ja nun auch genau das Problem liegt. Eine Gesellschaft will den eigenen Tod, die einzelnen Mitglieder, selbst wenn sie aktiv erkrankt sind, entleiben sich aber nicht. Stattdessen spielen sie den Selbstmord in einer Art Dauerinszenierung. Rotgeweinte Äuglein ob der Gnade eben nicht an vermeidbaren Krankheiten, Kriegen oder gar Hungers sterben zu müssen weil man Glück hatte auf der Sonnenseite des Schicksals geboren zu werden. Unverdientes Glück, für das man nun büßen möchte damit man am Ende trotz allem Erlösung findet. Und aus jeden Auge tropft eine Krokodilsträne und wird sogleich in einer kristallenen Schale eigener Selbsterhöhung aufgefangen und dann allen anderen vorgezeigt damit wenigstens der Weg aus dem Schlaraffenland ins Paradies selbstgeschafft erscheint. Ein Egotrip der perfiden Art.
@ Martin Landvoigt: Der These, dass die Evolution kein Ziel hat, stimme ich nicht zu. Wenn man die Evolution von dem Beginn an verfolgt, der überschaubar ist, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die Evolution das Ziel hat, den Planeten und vor allem seine Gewaässer in passender Weise zu bewirtschaften und so einen Kreislauf aufrecht zu erhalten, in dem das Lebewesen auf seine vorgefunden Umstände reagiert und den Planeten somit in irgendeiner Weise als Lebensraum erhält. Daher halte ich es auch für vordringlich, dass der Mensch das Pflanzensystem des Planeten nicht nur erhält, sondern sogar fördert durch kluge Bewässerung und sich reproduktionsmäßig auf sein Wiedererscheinen in einer Person, also zwei Kindern, beschränkt, da er solche Zusammenhänge inzwischen überblickt. In einem solchen Rahmen ist intelligentes Wirtschaftswachstum vorstellbar.
Ich habe auch innerlich aufgegeben, Herr Vahlefeld. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir und unsere Entwicklungen sind wie Dinosaurier und die mehr oder minder organisierte Attacke dagegen wie ein Meteoriteneinschlag. Die große Transformation wird also die gleichen Folgen haben: Wir werden langfristig weg sein, übrigens zusammen mit den Israeli, und Kluge daher Gebärverweigerung kultivieren. Übrig blieben damals Kleinnager, Krokodile, Haie und Schlangen. Bis zur Aufstellung einer halbwegs vernünftigen und intelligenten Besiedlung und Bewirtschaftung des Planeten vergingen 65-66 Mio Jahre. Traurig ist, dass sie alles niederreißen und umdeuten werden: von Galilei über Tizian und Gothe bis zu Pasteur und Koch. Sagen wir einfach: Mazel Tov. Ich hoffe, es gibt den Porsche GT 3 im Paradies, viel mehr verlange ich von Gott nicht. Es war eine schöne Zeit. Bill Gates und seine Nachfolger haben wenigstens dafür gesorgt, dass sie fossiliert wird.
Lieber Herr Martin Landvoigt, ich weiß, dass Sie ein sehr religiöser Mensch sind und sicherlich auch ein sehr aufrichtiger! Ich habe den Eindruck, dass Sie sich mit einem Ihrer Kommentare an mích wenden. Mit Verlaub, kann es sein, dass Sie mich missverstanden haben? Zitat: “Jegliche Unterscheidung zwischen Gut und Böse als verzichtbaren religiösen Überbau zu charakterisieren und das Tier zum Ideal zu erklären, welches letztlich das Recht des Stärkeren ausübt und nur so weit Kooperation übt, wie es ihm nützt oder der Evolution entsprechend eingegeben hat(?), rechtfertigt jedes Verbrechen.” Zitatende. Jetzt mal langsam und der Reihe nach: Ich habe nicht das Wünschenswerte beschrieben, sondern das, was ist. Und was ist, ist die Evolution. Und die ist grausam. Ich gehöre zu den Menschen, die verzweifelt sagen: “I can’t take it.” Wenn ich entsprechende Tier/Naturdokumentationen im Fernsehen anschaue, bin ich hinterher so fertig, dass ich einen eventuellen Schöpfer sofort auf die Anklagebank zerren möchte. Ich habe ein tiefes Mitempfinden mit dem Leid jedweder Kreatur. Ganz und gar nicht erkläre ich das Tier zum Ideal. Im Gegenteil, es ist für mich Teil einer grausamen “Schöpfung"und mein Mitempfinden für all die, die in einer gnadenlosen Natur überleben müssen, ist grenzenlos. Das Prinzip der Evolution ist erstmal eine Tatsache, die man anerkennen muss. Dass wir vernunftbegabten Menschen das Grausame an dieser “Schöpfung” erkannt haben und Mitleid und Empathie für die Kreatur und damit auch für uns empfinden, ist eine großartige zivilisatorische Leistung und hat letztlich nichts mit Religion zu tun. Ob mit oder ohne Religion ist man zutiefst erschüttert ob all der Entsetzlichkeiten, die sich in der Natur abspielen. Sieht man das als Tatsache an, rechtfertigt man das doch nicht und damit gar jedes Verbrechen! Was für ein Unsinn! Wie kommen Sie denn auf diese Idee? Wir nennen unsere Kriterien eben nur nicht GUT oder BÖSE, weil die zu religiös “kontaminiert” sind!
@Reiner Arlt: Die Euros (und Japaner) mit ihren 1,5 Kinderchen im Schnitt sind nicht nur die falsche Adresse, sondern das Vorbild für Alle da draußen. Bis die das begriffen haben gilt für uns: Schotten dicht, wollen wir überleben, ansonsten isses eh wurscht. Antinatalismus hat schon was für sich, als individuelle Entscheidung, aber in seiner Radikalität ist er gar nicht notwendig.
Danke ebenfalls, lieber Martin Landvoigt. Würde: Hoffentlich kann der Bettler das auch so sehen ... . Hölderlin meint allerdings eher das Betteln nach Erkenntnis, nach der Frucht vom Baum - so verstehe ich das.
So viele kluge Worte und Einsichten hier, atemberaubend. Und die Evolution, die Natur, das alte Luder lässt alles durchgehen, das nicht unmittelbar oder wenigstens mittelbar schadet. Der Pfau schlägt sein Rad immer noch, mal sehen, wie lange noch. Was ich von Walter Benjamin lerne ist: Wenn’s dir zu eng, zu prekär wird, dann suche das Weite, hau ab. Leider hat er es nicht ganz geschafft, der Druck war zu hoch, vielleicht war er zu spät dran, 1940, als die Deutschen schon in Frankeich waren. Aber in so vielen kleinen Dingen gilt eben: Es gibt auch eine Kultur des Neinsagens, des Nicht-Mitmachens. Unter Vermeidung aller Lichtenberg’schen Blödsichtigkeit sagen: Don’t fuck with me. Was bei der Evolution gilt, das gilt sinngemäß auch in der Politik - und bei Explosionen: Man muss nur zusehen, nicht allzu sehr in der Nähe zu sein, wenn’s rumst. (alte Chemikerweisheit, jeder kann was hochgehen lassen, das Kunststück ist nur zu wissen, wann und wo. Und daraus dann die Konsequenzen ziehen. Noch ist es nicht soweit, aber man kann sich ja schon mal vorbereiten). Wer Augen hat zu sehen, der sehe, wer unter uns aber Ohren hat zu hören, der höre. Keiner hat “Mein Kampf” gelesen damals, obwohl das überall zu haben war - keiner liest den Koran, obwohl er überall wohlfeil zu bekommen ist. Im ww-net unter “koransuren.com”, dort alle 112 Suren in jeweils vier Übersetzungen. Da kann man sich die Hadithen sparen, Koran reicht absolut. Kostprobe Sura 8:17: “Nicht du hast geschossen, sondern Allah. Eine schöne Prüfung”, sinngemäß. Hat sich der in Strasbourg wohl auch vorgesagt, als er ein paar umgelegt hat. Man stelle sich vor: Es ist Weihnachtsmarkt und keiner geht hin - und sagt auch noch laut, warum nicht. Oktoberfest dito. Usw.
Im deutschen Sprachschatz gibt es doch die schöne Erkenntnis: “Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht”. Reden mit dem Krug oder über den Krug bringt gar nichts. So lange die Minuszinspolitik der EZB nicht zu jedermann merkbaren Einbrüchen bei Einkommen und Renten, die Masseneinwanderung in die Sozial- und Gesundheitssysteme nicht zu jedermann merkbaren Einbrüchen in diesen, und nicht nur zu den steigenden Mieten in den Großstädten, führt, die hüpfenden Schulkinder noch ihre Billig-Wegwerf-Klamotten mit ihrem Taschengeld erwerben können, und solange die Arbeitslosenzahlen nicht merkbar einbrechen, wird sich gar nichts ändern. Erst wenn all diese Einbrüche im All-Tag für viele deutlich werden, werden sich auch die Macht- und Herrschaftsverhältnisse ändern. Die meisten Menschen haben gar keine Lust, ihr durch die Propaganda aufgebautes Welt-Bild kaputt reden zu lassen. Aber im Deutschen gibt es doch auch die Erkenntnis: “Wer nicht hören will, muß fühlen.”
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