„Das ist wohl der schönste Fleck der Erde, den Menschenaugen je gesehen haben“, rief Christoph Kolumbus aus, als er 1492 in Kuba anlandete. So kann der erste Satz eines Kubaberichts lauten. Weißer Sand, türkisblaues Meer, Sonne, Palmen und immer eine frische Brise, die die Hitze leichter ertragen lässt. Ja, Kuba ist wunderschön. Aber man darf nicht so genau hinschauen oder besser muss alles, was die Idylle beeinträchtigt, ausblenden, um sich durch die bittere Realität nicht den Urlaub verderben zu lassen. Wie man Castros Ruinenstaat als ein Land für „Hedonisten und Verliebte“ anpreisen kann, wie kürzlich auf Welt-online geschehen,http://www.welt.de/reise/article7020092/Kubas-Straende-fuer-Verliebte-und-Hedonisten.htm, ohne das realsozialistische Elend, dem man selbst dann nicht ganz ausweichen kann, wenn man sich lediglich innerhalb der Ferienanlagen und auf genau festgelegten Touristenpfaden bewegt, auch nur zu erwähnen, ist kaum nachvollziehbar. Zum Beispiel in Trinidad, eine einstmals traumhaft schöne Kolonialstadt, heute zum Teil von der UNESCO wieder aufgebaut, kann man die Ruinen der durch systematische Vernachlässigung zerstörten Häuser nicht übersehen, deren Überreste mitten unter den wieder aufgebauten Gebäuden stehen. Wer die Touristenmarktstraße besucht, sich von den Ständen verzaubern lässt und dabei die bröckelnden bis teils herabstürzenden Fassaden übersieht, könnte wenigstens bei der anschließenden Turmbesteigung im Stadtmuseum, das in einem Zuckerbaron-Palast untergebracht ist und in das alle Besucher geführt werden, sehen, dass sich hinter den gerade noch aufrecht stehenden Vorderfronten total zerfallene Gebäude befinden, deren Anblick an die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Städte erinnert. In diesen Ruinen leben die Menschen, die für die Touristen zum Dauertanz aufspielen, fotogen Zigarren rauchen, allerlei Schnickschnack , aber auch ihre Körper verkaufen und betteln, sobald sie halbwegs sicher sind, dass kein Aufpasser in der Nähe ist. Bettelei wird strengstens bestraft, mit Gefängnis. Wenn Kinder betteln, werden die Eltern in Haft genommen. Die Not ist aber so groß, dass selbst die drakonischen Strafen nicht mehr abschreckend wirken.
Auffallen müsste einem Besucher auch, dass die Traumstrände frei von Kubanern sind, die zu den abgesperrten Ferienanlagen nur als Dienstpersonal Zutritt haben und denen jegliches Badevergnügen an ihrem Arbeitsort verboten ist. Wie man da schreiben kann, die Strände wären „zur öffentlichen Nutzung frei gegeben“ ist mir ein Rätsel.
Eines aber ist klar: schlimmer als Castro und seine Genossen, die ein modernes, reiches Industrie-Agrarland , das über die erste Eisenbahn Lateinamerikas verfügte und im dem selbst die Sklavenunterkünfte neben den Zuckerrohrplantagen eine bessere Wohnqualität aufwiesen, als manche Behausungen heute, zu einem Entwicklungsland runtergewirtschaftet haben, in dem die Welthungerhilfe eingreifen muss, um die Ernährung der Bevölkerung sicher zu stellen, sind ihre willigen Helfershelfer im Westen, die mit ihren verlogenen Berichten die Zustände im Armenhaus Lateinamerikas romantisieren und das reale Elend verschleiern.
Ich werde deshalb in den nächsten Tagen in ein paar Hintergrund-Artikeln beschreiben, wie ich Kuba erlebt habe, um eine Ahnung davon zu vermitteln, wie es dort wirklich aussieht.