Wie der Herr, so das Gescherr. Kardinal Woelki und seine Trolle
Helden sind sie ja nicht gerade, unsere Pfaffen. Als Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, und sein evangelischer Kollege Heinrich Bedford-Strohm vor einiger Zeit gut gelaunt mit Scheich Omar Awadallah Kiswani auf dem Tempelberg herumspazierten, hatten die beiden Geistlichen aus dem Abendland vorher sicherheitshalber ihre Kreuze abgenommen. Auf den Kotau angesprochen, stammelten Kardinal und Landesbischof nachher, sie hätten das aus Respekt vor den Moslems getan, und flunkerten, auch die Juden hätten sich über ihre Demutsgeste gefreut. Sie ernteten viel Spott und Zorn dafür. „Offenbar verstehen sie unter Toleranz so etwas wie Unterwerfung oder Selbstaufgabe“, zürnte Michael Wolffsohn in der „Bild“, und er blieb mit seiner Kritik nicht allein.
Es war lächerlich und auch traurig, aber Opportunismus hat nun einmal Tradition in der Kirche. Schon kurz nach der Machtergreifung bescherte der Vatikan Hitler mit dem Reichskonkordat einen ersten außenpolitischen Erfolg. Und als die Nazis später Polen überfielen, jubelte der „Geistliche Vertrauensrat der Evangelischen Kirche“: „Seit dem gestrigen Tage steht unser deutsches Volk im Kampf für das Land seiner Väter, damit deutsches Blut zu deutschem Blute heimkehren darf.“
Was für ein Hohn für die vielen integren Kirchenmänner, die in den Konzentrationslagern der Nazis zu Tode kamen – wie der Benediktinerpater Adolf Higi oder der Prager Domherr Anton Gebert, die von der SS in das KZ im tschechischen Theresienstadt verschleppt und beide in den Lagern der Nazis auf tschechischem Buden umgebracht wurden.
Antifaschismus für Seiteneinsteiger
Heute gibt’s den Antifaschismus auch für Schwächlinge, die schon auf die Knie fallen, wenn ein Mohammedaner nur grimmig guckt. Die Nazis sind zum Glück tot und Neonazis weit und breit nirgends an der Macht – sieht man einmal von den halluzinierten in Ungarn oder Polen ab. Einer, der seinen billigen antifaschistischen Auftrag besonders ernst nimmt, ist Ansgar Mayer, Pressesprecher des Erzbistums Köln und ehemaliger „Chief Product Officer der Computer Bild Gruppe“.
Kaum waren die ersten Ergebnisse der Bundestagswahl verkündet worden, twitterte Mayer: "Herr #Gauland, Telefon bitte. Die Nürnberger Prozesse sind dran.“ Nun steht den Katholiken ein bisschen mehr Demut durchaus gut zu Gesicht, schließlich hat der Verein nach dem Krieg kräftig dabei geholfen, die echten Nazis auf der sogenannten Rattenlinie nach Südamerika zu schmuggeln. Aber in Köln steht der Karneval vor der Tür, und Mayers Vorgesetzter, Erzbischof Rainer Maria Woelki, ist weithin für seinen rheinischen Frohsinn bekannt.
Mal weiht er in Bonn die Kirmes „Pützchens Markt“ ein, mal nimmt er gemeinsam mit Klaus Wowereit in Rom einen Karnevalsorden in Empfang, mal baut er einen Kahn, auf dem illegale Einwanderer nach Europa geschleust wurden, zum Altar um. Woelki feiert die Feste immer, wie sie fallen, getreu dem Motto: „Watt kütt, dat kütt. Et kütt, wie et kütt.“ Wenn ihn der Hafer sticht, staucht Woelki im Domradio auch schon mal Donald Trump zusammen, läßt die Lichter des Kölner Doms ausschalten, um seinen Unmut über Islamkritiker kundzutun, und pöbelt im Internet herum: „Das Internet ist ein Eldorado für fanatische Glaubenskrieger und sadistische Trolls.“
Im Duktus eines Psychopathen
Während sich Woelki um die Etikette im Internet zu sorgen vorgibt, gehen mit seinem Pressesprecher die Gäule durch. Einmal ins Blödeln gekommen, kann er nämlich gar nicht mehr damit aufhören. „Tschechien, wie wär's: Wir nehmen Euren Atommüll, Ihr nehmt Sachsen?“ albert er ziemlich genau 76 Jahre, nachdem Pater Higi totgefoltert wurde, und löst mit seinem Atommüll-Sachsen-Angebot einen kleinen Shitstorm aus. Darf er so etwas als Christenmensch? War Sprache nicht verräterisch? Deshalb habe ich mal nachgeschaut, was unser Spassvogel sonst so schreibt, und seitdem keimt in mir der Verdacht, wie Woelkli auf das Bild vom sadistischen Troll gekommen sein könnte.
Wenn man Mayers offenen Brief an einen AFD-Landtagsabgeordneten liest, läuft es einem jedenfalls eiskalt den Rücken runter - eine einzige Aufforderung zu Denunziation und zum Terror gegen Andersdenkende, geschrieben im Duktus eines Psychopathen.
„Ab jetzt wird jedes Ihrer Worte dokumentiert“, droht Mayer, „genußvoll werden wir verfolgen, wie sich Ihre Fraktion Jahr um Jahr stärker zerlegt … Sie werden sich konstant beobachtet fühlen … Sie müssen das Elend entweder im Rumpf der eigenen Partei erleben oder als ein verspotteter Hinterbänkler … Es wird sehr einsam werden in der Landeshauptstadt und in Ihrem popeligen Abgeordneten-Appartment wird es mit der Zeit immer ein wenig nach abgestandenem Kaffee und Korn riechen … Und wenn der Spuk dann in fünf Jahren vorbei ist, werden Sie sich aus lauter Scham nicht mal mehr zum eigenen Bäcker trauen.“ Man muß das selber gelesen haben, sonst glaubt man es kaum.
Was dem Pressesprecher des Bistum Köln zu seinesgleichen einfällt? Dass sie „die Reihen geschlossen halten“. Vermutlich fest. Ja, Sprache ist verräterisch. Kölle Alaaf!