Aus dem Newsletter der Liberalen Instituts:
Nach der Kritik des FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle zum Sozialstaat ist eine breite und zum Teil sehr heftige Debatte über das Pro und Contra staatlicher Transferzahlungen entbrannt, an der sich auch das Liberale Institut in seinem Blog intensiv beteiligt hat. Allein schon die Kommentare zeigen, welche Emotionen das Thema auslöst. Besonders stark wurde in der Öffentlichkeit Westerwelles Verweis auf die “spätantike Dekadenz” angegriffen. Wir sind nun u. a. der Frage nachgegangen, ob eine solche historische Parallele tatsächlich gezogen werden kann oder tatsächlich an der Sache vorbei geht, wie viele Kommentatoren erklärten.
Detmar Doering machte in seinem Kommentar “Spätrömische Verhältnisse heute” darauf aufmerksam, dass Westerwelle sich für seine Äußerung durchaus auf antike Quellen berufen kann. http://liberalesinstitut.wordpress.com/2010/02/15/noch-einmal-spatromische-verhaltnisse-heute/
Der bekannte liberale Publizist Carlos Gebauer verwies auf die Rolle des Interventionsstaates im späten Rom. http://liberalesinstitut.wordpress.com/2010/02/15/historischer-vergleich-interventionsstaat-romisches-reich/
Die gängige Literatur über die “Wirtschaft des Imperium Romanum” zeigt, dass der Niedergang Roms von Historikern tatsächlich mit dem “Staatssozialismus” in Verbindung gebracht wird. http://liberalesinstitut.wordpress.com/2010/02/16/wirtschaft-des-imperium-romanum/
Der bekannte Althistoriker Alexander Demandt setzte sich in einem Interview mit der Welt ausführlich mit den Parallelen und Unterschieden zwischen der spätantiken Situation und unserer heutigen Lage auseinander. http://liberalesinstitut.wordpress.com/2010/02/22/spatromische-dekadenz-parallelen-und-unterschiede/
Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Unterschiede zwischen dem modernen Sozialstaat und der Spätantike natürlich überwiegen. Aber es gibt auch interessante Parallelen, die darauf hindeuten, dass wirtschaftliche Freiheit und staatliche Umverteilung und Regulierung in völlig unterschiedlichen historischen Kontexten zu ähnlichen Ergebnissen führen. Dass das am Rande der öffentlichen Auseinandersetzung beleuchtet wurde, gehört zu den positiven Aspekten der aktuellen Debatte.