Wie deindustrialisiere ich ein Land? Teil 2: Das Versprechen

Diese Anleitung in drei einfachen Schritten beschreibt heute, wie die Politik in Finanz-, Migrations-, Corona- und Energiekrise Ängsten begegnet, indem sie die Probleme mit unvorstellbaren Milliardensummen zuschüttet. 

Die von der Ideologie gerechtfertigten und getragenen politischen Leuchtturmprojekte der letzten Jahre – Energiewende; „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa!“; „Kein Mensch ist illegal!“; „Zusammen gegen Corona!“ und „Jeder Beitrag zählt. Damit wir gut durch den Winter kommen.“ – haben, locker gerechnet, bisher mehrere Billionen Euro gekostet. Allein die Energiewende und die Kosten der Migration von 2015 bis heute schlagen mit fast 1 Billion Euro zu Buche. Hinzu kommt noch das Risiko eines Zusammenbruchs des Euros, bei dem nicht nur die 1,3 Billionen Target-Salden verloren wären. Unberücksichtigt bleiben dabei die Opportunitätskosten, also die Verluste, die aus der ideologischen Widerspruchsimprägnierung resultieren. Höhere Energiekosten, veränderte Kapitalakkumulation, gesunkene Produktionsmöglichkeiten, technologische Pfadabhängigkeit und so weiter. Alles egal. Versprochen! Die großen politischen Versprechen der letzten Jahre waren teuer. Nur zahlen musste dafür angeblich niemand. Knappheiten wurden fiskalisch und monetär überdeckt.

Mittlerweile kann der Wahnsinnige (siehe Teil 1 des Beitrags) – egal ob er ein Überzeugter oder ein vertrauensvoll Desinteressierter ist – gar nicht mehr anders, als in dem Korridor der Ideologie, der eigentlich nur ein schmales Brett über einem Abgrund ist, zu leben. Alles andere macht viel zu viel Angst. Die Schlucht, die sich unter ihm auftut, ist zu tief. Wenn man dann auch noch betrunken in einem Einkaufskorb sitzt, der volle Fahrt aufgenommen hat und bei einem Steinchen im Weg vom Brett direkt in den Abgrund fallen könnte, dann kann man nur noch die Augen schließen. Strom kommt aus der Steckdose und Gas aus den Gaskraftwerken. Die Inflation ist von 10 auf 9 Prozent gesunken, die Schokoladenration wurde von 200 auf 100 Gramm erhöht und die Mieten sind so teuer, weil die Vermieter so böse sind. Überhaupt ist genug Energie da, die Unternehmen geben sie nur nicht her. Der Sozialstaat kümmert sich um die Rente, um die Krankheit, um die Pflege. Und wir sind sowieso nur in der jetzigen Situation, weil nicht genug Windräder und Photovoltaikanlagen gebaut wurden, aber auch darum kümmert man sich. Das Netz ist der Speicher.

Nach all den Jahren liegen aber einige Steinchen auf dem Brett über dem Abgrund, und der Einkaufswagen fängt erheblich an zu wackeln. Die Hindernisse wurden über Jahrzehnte aufgebaut und nie weggeräumt, während das Brett immer schmaler, der Abgrund immer tiefer, der Einkaufswagen immer schneller und die Insassen immer betrunkener wurden. Wie tief fällt der Wahnsinnige, wenn er plötzlich nicht mehr vertraut? Wie arm ist Deutschland mittlerweile? Machen wir nur mal eine ganz grobe Überschlagsrechnung der Kosten der vergangenen und laufenden Krisen. (Anmerkung: Die Zahlen sind nur eine grobe Schätzung, können aber den Umfang des staatlichen Versprechens greifbarer machen.) 

Aus der Krise nichts gelernt

Vielleicht erinnern Sie sich noch. In der Finanzkrise schaute man staunend in die USA. Zwei Ausgabenprogramme in Höhe von insgesamt mehr als 900 Milliarden Dollar verabschiedeten die Vereinigten Staaten 2008 und 2009. Verglichen mit den Amerikanern, konnten sich die deutschen Steuerzahler der Illusion hingeben, sie seien mit dem Hilfspaket von 62 Milliarden Euro wesentlich günstiger davongekommen. Dabei übertrafen die Kosten der acht Jahre zuvor beschlossenen Energiewende – der Triumph der grünen Ideologie (Teil 1) –, auf die Einwohner gerechnet, die Belastung für die expansive Fiskalpolitik der USA in der Great Recession um mehr als das Doppelte. Eine ältere Studie schätzte die Kosten allein für Subventionen und Netzausbau für Erneuerbare Energien auf 520 Milliarden bis 2025. Der verächtlich über die Deep-State-Amerikaner lachende deutsche Steuerzahler hat zusätzlich die Kosten der Bankenrettungspolitik – den Verlust aus der Übernahme der Schrottpapiere des Bankensektors der Finanzkrise 2008 – zu tragen. Laut F.A.Z. beläuft sich dieser auf rund 70 Milliarden Euro.

Hinzu kam ein Konjunktureinbruch, der 2009 preisbereinigt 5,7 Prozent des BIP oder nominal 100 Milliarden Euro entsprach. Das sind nur die offensichtlichen Kosten der Krise. Die weltweite Industrieproduktion stürzte anfänglich stärker ab als während der Großen Depression. Staaten und Zentralbanken pumpten Liquidität in die Wirtschaft. All das verteilt Wohlstand um. Ob man es merkt oder nicht. Nur eine Zahl kann man nicht nennen. Die Kapitalschwäche der Banken, die sich ihre Positionen durch Risikogewichtung schönrechnen, ist immer noch nicht behoben. Man hat die Krise also noch nicht einmal als Lehrstück genutzt. 

Auf die Great Recession, wie die Finanzkrise im Englischen genannt wird, folgte bekanntlich die europäische Staatsschuldenkrise. Ihre Kosten und Umverteilungswirkung zu beziffern, ist ebenfalls kompliziert. Zunächst ging ihr – seit Euroeinführung – eine Zinssubvention der Südländer der Eurozone voraus. Die Finanzmärkte vertrauten auf die Solvenz Deutschlands und misstrauten der Nichtbeistandsklausel. Viele Mitgliedsländer zahlten niedrigere Risikoprämien, als es ihrem eigentlichen Risikoprofil entsprach. Kapital strömte in die Peripherie der Eurozone aufgrund falscher Anreize. Als die Finanzmärkte dann plötzlich andere Zinsaufschläge verlangten, da sie angesichts der Finanzkrise das Risiko maroder südeuropäischer Staaten höher bewerteten als zuvor, mussten Regierungen und die EZB einspringen. Kredite, die Mitgliedstaaten, Kommission und IWF in der Eurokrise gewährten, beliefen sich auf 500 Milliarden Euro. Zwischen 2010 und 2019 kaufte die EZB Staatspapiere im Umfang von über zwei Billionen Euro. Ziel dieser Maßnahmen war eine Reduktion der Zinslast und damit eine Gewährung der Tragfähigkeit der öffentlichen Verschuldung – sowie eine Erhöhung des Wachstums durch öffentliche Investitionen. Die zur Erhaltung des Euros notwendige Niedrigzinspolitik kostete Zinseinkünfte, während die Häuserpreise stiegen. Keiner weiß, welche Zinsen ohne EZB-Intervention fällig geworden wären. Schätzungen geben mehrere hundert Milliarden Verlust für Sparer an. Die Verluste von Hauskäufern in der Krise werden sich erst realisieren, wenn sie Hypothekenkredite neu abschließen oder ihr Haus verkaufen müssen. Klar ist: Es fand eine Umverteilung statt, die vor allem Staaten begünstigte. 

Migration verursacht exorbitante Kosten

Apropos Umverteilung. Die Target2-Salden zeigen, dass Deutschland Kapital gegen Kreditgewährung in die Euroländer exportierte. Das funktioniert so: Porsche liefert einen Cayenne an eine Römerin, die den Wagen dringend für die tägliche Fahrt der Kinder zum Kindergarten benötigt. Die Banca d’Italia veranlasst einen Überweisungsauftrag an die Bundesbank, die Porsche das Geld für den SUV auszahlen muss. Statt in Gold oder in anderen Waren wird in Targetforderungen bezahlt. Die Bundesbank gewährt Italien automatisch Kredit und hält am nächsten Tag eine Forderung gegenüber der EZB. Während in einem privaten System solche Transaktionen nur bei entsprechender Zahlungsfähigkeit des Schuldners möglich wären, ist diese Form des Vermögenstransfers – der Porsche geht nach Rom und zurück fließt nur ein Schuldschein – ein Automatismus des Targetsystems. Aktuell hat die Bundesbank Forderungen in Höhe von fast 1,3 Billionen Euro angehäuft. Das entspricht ziemlich genau der Hälfte des gesamten Nettoauslandsvermögens Deutschlands. 50 Prozent des im Ausland investierten Kapitals (in unserem Beispiel der SUV) liegen also in Targetforderungen der Bundesbank. Eine Wette, die nicht jeder freiwillig eingehen würde. Italien schuldet dem Eurosystem über 700 Milliarden Euro. Fraglich, ob ein privates Clearing-System diesen Kredit gewähren würde. Die Zinsentwicklung der italienischen Staatsanleihen der letzten Zeit lassen das zumindest unwahrscheinlich erscheinen.

Zurück zur Chronologie. Ein paar Jahre später folgte die Migrationskrise. Die direkten Kosten sollten eigentlich problemlos zu erfassen sein. Handelt es sich doch um direkt anfallende Aufwendungen einer abgeschlossenen Periode. Es fielen Kosten für direkte Transfers und Sachleistungen, Gesundheitsversorgung und Unterbringung an. Dass man die Ausgaben für zusätzlich notwendige Infrastruktur – zusätzliche Polizisten, Verwaltung, Richter für Asylklagen, Kindergärten, Schulen usw. – nicht direkt beziffern kann, geschenkt. Aber selbst die unmittelbar personenbezogenen Leistungen wurden bisher nicht dargestellt. Da ist er wieder, der Korridor, das schmale Brett der Ideologie, die Widerspruch nicht dulden kann.

Ein Teil dieser Antwort würde die Bevölkerung verunsichern. Schätzt man, dass jeder Asylbewerber und Migrant 2.500 Euro im Monat an Transfer erhält und zieht von der Zahl der gestellten Asylanträge die Ausreisezahl abgelehnter Asylsuchender laut Ausländerzentralregister ab (und vernachlässigt mal den Unterschied zwischen Strom- und Bestandsgrößen und allerlei andere Dinge), so kostete die Migration von 2014 bis 2021 über 300 Milliarden Euro. Diese grobe Schätzung beachtet nicht die Kosten der vorher bereits seit Jahrzehnten erfolgten unqualifizierten Einwanderung, die der Aufnahme der Ukraine-Flüchtlinge, den Zustrom über die Balkanroute 2022 oder die zukünftigen Kosten der Versorgung der eingewanderten Kohorten im Laufe ihres Lebens. Allein für die Migranten von 2015 gehen die Schätzungen hier fast in die Billionen. Und das, wenn es gut läuft. Aber gehen Sie weiter, meine Damen und Herren. Nur sieben Jahre später fahren wir einfach die gesamte Wirtschaft runter.

Willkommen in der Stagflation

Dann kam der Lockdown. Übermütig ob des vermeintlichen Erfolgs der Allmacht der Zentralbank während der Finanz- und Eurokrise, sprang man auch hier wieder ein. Anders als 2008 hielten nun nicht Banken, sondern Menschen in Kurzarbeit Geld in der Hand. Wie ein Typ in einem Rap-Video der frühen 2000er verteilte der Staat Transfers. An der Bar stand Christine Lagarde. Schampus ging aufs Haus. Nicht arbeiten und sich dennoch nicht ärmer fühlen, heizt die Kauflaune an. Fatal, wenn die steigende Nachfrage auf ein knappes Angebot trifft. Noch fataler, wenn die Knappheit ideologisch und nicht konjunkturell bedingt ist, d.h. also so schnell nicht vorbei sein wird. Willkommen in der Stagflation. Die Corona-Politik schlägt mit 650 Milliarden Euro allein an Neuverschuldung von Bund, Ländern und Kommunen zwischen 2020 und 2022 zu Buche. Weitere 750 Milliarden Verschuldung für weitere expansive Fiskalpolitik in der EU hat man an die Kommission ausgelagert. Hinzu kommt der Verlust der Wirtschaftsleistung, die 2020 um 3,7 Prozent einbrach (68 Milliarden Euro). Der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP stieg 2020 sprunghaft um 1,2 Prozentpunkte an. Die EZB stützte die Milliardenausgaben der Eurostaaten. Seit 2020 kaufte sie so viele zusätzliche Staatspapiere wie insgesamt in den vorangegangen zehn Jahren. Sie absorbierte nochmals ein Volumen von 2 Billionen Euro.

Insgesamt entspricht die Bilanzsumme der EZB 82 Prozent des BIPs der Eurozone. Zum Vergleich: Die Bilanzsumme der FED beläuft sich auf 37 Prozent des BIP. Die Staatsausgaben werden von der Notenbank finanziert. Und wie so viele Staatsschuldenblasen vor ihr platzt auch diese durch Inflation. Die EZB erhöht zwar zaghaft die Zinsen, kauft aber weiter Staatspapiere und Anleihen und hat mit dem TPI ein Zeichen an den Markt gesendet: Preisstabilität ist uns nicht so wichtig wie der Erhalt der gemeinsamen Währung. Sowieso konterkariert die expansive Ausgabenpolitik der Eurostaaten jegliche Bemühung, die Inflation einzudämmen. Anders als zu Zeiten der Finanzkrise fließt das Geld nun direkt in die Taschen der Bürger und wird so eher nachfragewirksam. Zusätzlich wird der Trend der De-Globalisierung, aber auch die demografische Entwicklung in den Schwellenländern, die Inflation weitertreiben und damit die Kaufkraft der Haushalte kontinuierlich senken. Aber, weiter geht’s. Im nächsten Schritt kappen wir von jetzt auf gleich die Verbindung zum wichtigsten Lieferanten von Rohöl, Gas und Steinkohle.

Eine zeitweise Verzehnfachung von Strom- und Gaspreisen und ein dauerhaftes Umsteigen auf das wesentlich teurere Flüssiggas ist eine so unfassbare Wertvernichtung, dass ich manchmal ungläubig das Alltagstreiben auf der Straße beobachte. Haltet die Welt an! Eine Industrienation schaltet ab. Der Leistungsbilanzüberschuss des ehemaligen Exportweltmeisters schrumpft. Das Statistische Bundesamt veröffentlichte Anfang Oktober die Entwicklung der deutschen Importpreise im August 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat. Insgesamt war hier ein Anstieg um fast 33 Prozent zu verzeichnen. Energieeinfuhren waren im August 2022 um 162,4 Prozent teurer als im August 2021. Preistreiber waren vor allem elektrischer Strom (+ 465,4 Prozent) und die Einfuhrpreise für Gas (+ 306,3 Prozent).

Blick in den Abgrund

Deutschland wird auf absehbare Zeit sehr hart arbeiten müssen, damit es sich seine Energieimporte leisten kann. Denn die Exporte stiegen, trotz eines Schrumpfens des Leistungsbilanzüberschusses. Die tragende Säule, die den Euro zusammenhält, die fiskalische Solvenz Deutschlands, wackelt. Denn, wir erinnern uns, selbst wenn Robert Habeck es nicht wahrhaben will, Geld macht nicht reich, nur die Produktion von Gütern, die Andere haben wollen. Wichtigster Handelspartner Deutschlands waren im August 2022 die USA. Die wichtigsten Exportgüter waren Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile. Sixt kaufte kürzlich 100.000 Elektroautos des chinesischen Herstellers BYD. Das ist keine „Entscheidung gegen unsere Werte“, wie Bild-Chef Johannes Boie ideologisch kommentierte. Das ist nur ein flüchtiger Blick über den Rand des schmalen Brettes des Korridors hinab in den Abgrund.

Damit die Deutschen ja nicht über den Rand des schmalen Brettes in den Abgrund hinabblicken, schnürte die Bundesregierung bisher drei Entlastungspakete: Neun-Euro-Ticket, Einmalzahlungen für Transferempfänger, Einmalzahlung für Kinder, Einmalzahlung für Arbeitnehmer für Inflation und Energie, Tankrabatt, Förderung von Photovoltaikanlagen, Steuerentlastungen. Macht 95 Milliarden Euro. Hinzu kommt der „wirtschaftliche Abwehrschirm“, der den Einkommensverlust durch die Gaspreisentwicklung verschleiern soll. 200 Milliarden. Demgegenüber sind die Verluste, die deutschen Unternehmen aus den Handelssanktionen gegen Russland erwachsen, nahezu unerheblich. Das ifo-Institut schätzte sie in einer Studie von Oktober 2020 auf bis dahin 30 Milliarden Euro. Die 100 Milliarden „Sondervermögen“ für die Bundeswehr könnte man als ein Nachholen unterlassener notwendiger Investitionen verbuchen. Oder auch nicht. Es kommt darauf an, wie die Milliarden letztendlich eingesetzt werden. 

Fiskal- und Geldpolitik gehen seit Jahren Hand in Hand. Die Zentralbanken halten die Zinsen und damit die Finanzierungskosten der Staaten niedrig, die Staaten geben das Geld aus. Seit dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 läuft dieser Deal des billigen Geldes nun schon. Und jahrelang schlug sich die ständig steigende Liquidität nicht in relevanten Inflationsraten nieder. Gut, die Häuserpreise in Ballungsgebieten sorgten manchmal für Stirnrunzeln. Dennoch, ähnlich wie ein Betrunkener, der in einem Einkaufswagen einen Berg runter rollt und sich anfangs denkt, „Joah, dis klappt ja super, is ja gar nüsch gefährlich!“ scheinen die Beteiligten zu denken: „Diesmal ist alles anders. Das ist das Perpetuum mobile. Es gibt doch was umsonst!“ Augen zu und festhalten!

Der Fehler des Truthahns vor Thanksgiving

Die Zentralbanker haben den Fehler des Truthahns vor Thanksgiving begangen. Ihre Modelle zur Inflationsberechnung orientierten sich an einer in der Vergangenheit als konstant gemessenen Inflationsrate. Egal was in den letzten Jahrzehnten passiert war, egal welche Variable sich geändert hatte, die Inflationsrate war ruhig geblieben. Daraus wurde statistisch abgeleitet, dass eigentlich nichts einen Einfluss auf die Inflationsrate hat. Der Truthahn hat beobachtet, dass der Bauer immer, wenn er zu ihm kam, Futter für ihn dabeihatte oder den Stall saubermachte. Dass der Landwirt am Tag vor Thanksgiving ein Beil dabeihaben würde, war in seinem Modell nicht vorgesehen. 

Die Energiewende, die Finanzkrise, die Eurorettung, die Migrationskrise, die Corona-Krise und nun die Energiekrise. Der Staat sprang ein, überdeckte Verluste mit Fiskalpolitik und versprach, er werde immer für alle da sein. Dem demographischen Wandel setzt die Politik einfach zwei Haltelinien entgegen. Rentenniveau und Beiträge bleiben stabil, versprochen! Dass eine Versicherung, in der alle eine garantierte positive Auszahlung erhalten, nicht funktionieren kann, klingt so hart und so kalt. Zum Teufel mit der Knappheit! Her mit der weichen Budgetrestriktion des Sozialismus! Das zu finanzieren, ist nur möglich, wenn die Kosten für staatliche Subventionen und Investitionen durch ein starkes Wirtschaftswachstum und niedrige Zinsen zukünftig getragen werden können. Und das wiederum ist nur möglich, wenn die Investitionen auch sinnvoll und produktiv sind.

Dies trifft auf einen Wohlfahrtsstaat, der bereits vorher Versprechen gab, die er nicht halten konnte. Es ist logisch klar, dass bei der demographischen Entwicklung das umlagefinanzierte Rentensystem nur drei mögliche Szenarien hat: höhere Beiträge, höheres Renteneintrittsalter oder geringe Rentenzahlungen (oder eine Kombination aus diesen Möglichkeiten). Aber nein. Der Wohlfahrtsstaat wird nicht am Geld scheitern. Das stetig wachsende Finanzierungsloch der Rentenversicherung wird über den Bundeshaushalt gestopft. Seit Jahrzehnten. Der Bundesrechnungshof sprach kürzlich von einer Versteinerung des Staatsbudgets. Wenn 90 Prozent des Etats bereits fest versprochen ist, dann bleibt dem Staat kein Handlungsspielraum mehr. Der Staat kann sich kostenlos verschulden und verteilt das neue Geld unter den relevanten Interessengruppen. Rent-Seeking nennt man das in der Ökonomie. Ist der Marktmechanismus bei Zinsen und im wirtschaftlichen Wettbewerb ausgesetzt, entscheiden eben andere Indikatoren über die Verteilung knapper Ressourcen. Statt Preisen zählen Beziehungen. Menschen herrschen über Menschen. Das ist Macht. Das ist Politikversagen. Der Staat, das sind nicht „wir“. 

Lesen Sie morgen Teil 3: „Unter Räubern“

 

Teil 1 finden Sie hier.

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Leserpost

netiquette:

F.Bothmann / 25.01.2023

“Deutschland wird auf absehbare Zeit sehr hart arbeiten müssen, damit es sich seine Energieimporte leisten kann. Denn die Exporte stiegen, trotz eines Schrumpfens des Leistungsbilanzüberschusses.” - Das Gleiche wird in naher Zukunft für den Import von Nahrungsmitteln gelten. In Deutschland wird - ähnlich wie bei der Energiepolitik - an einer Verknappung der eigenen Nahrungsproduktion durch fatale Landwirtschafts- und Umweltpolitik gearbeitet. Deshalb wird mehr Import notwendig sein bei reduziertem BIP und damit reduzierter Kaufkraft der Bevölkerung. Nahrungsmittel werden teuer und weniger werden. Deutschland ist nicht mehr am Abgrund sondern im freien Fall!

Michael Hinz / 25.01.2023

Erinnert exakt an die Wirtschaftspolitik im Dritten Reich: Die Wirtschaft wurde durch inflationäre Beschäftigungs- und Geldpolitik aufgebläht. Das führt kurzfristig zu einem Boom mit anschließendem Zusammenbruch. Deshalb war von Anfang an ein Angriffskrieg geplant, der zu erobernde Länder für die Kosten ausbeutet. Die ideologischen Rechtfertigungen sind dabei abiträr - mal soll die Welt am deutschen Wesen genesen, mal rettet deutsches Umweltbewusstsein diese einschließlich des Klimas. Und Kriegspartei sind wir schon. Probleme werden sich lösen wie von selbst wie anno dazumal. Wohl bekomms.

Bu Bai Zuo / 25.01.2023

Wir sollten alle schleunigst bei den mutigen Sachsen und Thüringern in die Lehre gehen, die uns seit Jahren vormachen, wer hier Demokratie und Partizipationsprinzip begriffen hat, und DDR-Zeitzeugen an unsere Schulen holen, damit die unseren Kindern beibringen können, wie man eine Diktatur im Alltag so überlebt. Es ist einfach unglaublich, was die Wohlstandsverwahrlosung mittels grünlinker Lehrer bei unserer Jugend seit Jahren anrichten, jahrelang wurden Klimahorrorgeschichten im Unterricht erzählt, sodass es mich nicht wundert, warum manche Junge derart Angst vorm Weltuntergang haben; da werden salbungsvolle Selbstdarstellungen (“Referat”) zu Lützerath oder vegane Ernährung im Unterricht geduldet, selbst Aufrufe zur Fridays Fuck Future im Klassenzimmer wurden in der Vergangenheit nicht sofort unterbunden. Opportunismus, Duckmäusertum, Ignoranz, Dummheit, Bildungsferne,  weltanschauliche Schulung, Vergewaltigung der Muttersprache - wohlgemerkt durch erwachsene Menschen- das hatten wir an deutschen Schulen und Hochschulen alles schon zweimal. Natürlich gibt es auch couragierte Lehrer, die ihren Job und ihre Pflichten ernst nehmen. Die nehme ich von meiner Tirade ausdrücklich aus und ich ziehe meinen Hut vor ihnen.

finn waidjuk / 25.01.2023

Für alle, die Insekten lecker finden, glauben, das duschen überschätzt wird und ein Waschlappen völlig ausreicht und wir dringend weitere ungelernte Fachkräfte brauchen, sind das doch rosige Zukunftsaussichten. Bleibt nur noch die Sicherheit der Renten. Aber dieses Problem wurde schon vor fast zwei Jahren final gelöst. Durch die Impfung. “Brüder zur Sonne, zur Freiheit. Brüder im Lichte empor….”

Ludwig Lenk / 25.01.2023

Hervorragend beschrieben, der Artikel wie auch Teil 1 treffen die Problemlage auf den Punkt. Schreiben Sie bitte öfters, Frau Kaus, Ihre Ausführungen sind immer ein Genuß.

Thomin Weller / 25.01.2023

Vergessen wurde der Wohnungsbau für Asylbewerber. Die Regierung maßt sich seit Jahren die totalitäre Steuerung aller Wirtschaftsbereiche inklusive private Bereiche an. Wer sich Gedanken über die Inhalte “Bundesagentur für Sprunginnovationen” macht, kommt automatisch auf restlos verblödet, scheppen dämliche Politik. Vor 100 Jahren—“Regiert zu werden bedeutet, beobachtet, untersucht, ausgeforscht, beauftragt, untergeordnet, befohlen, benannt, unterwiesen, beschwätzt, überwacht, besteuert, geprüft, beschränkt und herumgeschickt zu werden von Männern und Frauen, die dazu weder das Recht und das Wissen noch die Tugend haben. Das ist Herrschaft, das ist ihr Recht und ihre Moral.” Vor über 100 Jahren wurde folgendes erkannt—“Es geht um den Erhalt und die Ernährung der Bürokratie. Die Bürokratie hat das Herrschen zu ihrem Beruf gemacht und sich in eine mächtige Kaste von Spezialisten der Futterkrippe verwandelt. Sie hat die Wirtschaft übernommen oder umgekehrt jedenfalls sind sie zu einem untrennbarem Koloss verschmolzen.” Deutschland ist ein toter Gaul. Panzer gegen die eigene Dummheit helfen nicht mehr. Aktuell kostet 1 Liter Vollmilch genau so viel wie 1 Liter Bier. Das bei den Subventionen!

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