Wenn sich ein Astrophysiker auf das Gebiet der Elektrodynamik begibt und Ladungsträgertransport (Strom) als Elektronentanz deklariert, dann ist ja alles klar!
Herr Heller, leider kann ich ihnen nur teilweise beipflichten. Ich lese die “Achse” wirklich gern und spende regelmäßig für deren Erhalt. Was mich jedoch zunehmend stört, ist die einseitige Darstellung bezüglich Kosten und Nutzen der erneuerbaren Energien. Ich bin weder ein Freund der Grünen noch Atomkraftgegner. Von einer publizistischen Quelle, die den Anspruch erhebt, der Wahrheit zum Durchbruch zu verhelfen, erwarte ich jedoch einfach eine differenzierte Darstellung der einzelnen Themen. Das vorab. Nun zum Thema: Das Hauptproblem ist doch, dass weder die Vertreter der Netzbetreiber noch die der “Erneuerbaren” die ganze Wahrheit sagen. Die Vertreter der Eneuerbaren verniedlichen z.B. das durch Sie angesprochene Problem der Versorgungssicherheit und Netzstabilität, die Vertreter der Netzbetreiber polemisieren es. Fakt ist: seit 08/2011 ist z.B. die Norm DIN VDE 4105 für PV-Anlagen inkraft. Die wurde ganau aus dem Grund der Netzstabilität erlassen und wurde durch die Netzstabilisierungsverordnung zwischen 2012 und 2014 auch für bestehende PV-Anlagen >8kWp durch Umrüstung der Wechselrichter bzw. Veränderungen deren Netzparameter sichergestellt. Das heisst: steigt die Netzfrequenz aus welchen Gründen auch immer, regeln die Solaranlagen automatisch ihre Leistung stufenlos herunter und nehmen somit automatisch Einspeiseleistung vom Netz, bis die Netzfrequenz wieder im normalen Rahmen liegt. Zusätzlich sind alle Anlagen >30 kWp prinzipiell durch die Netzbeztreiber stufenweise komplett fernabschaltbar. Dies betrifft ebenso alle Windkraftanlagen. Das Problem z.B. der ständigen Strom-Überproduktion ist real, da eine gewisse Kraftwerksleistung immer vorgehalten werden muss, über deren notwendige Höhe ständiger Streit herrscht. Jedoch resultiert dies zum Teil aus Fehlern im EEG selbst. Es wurde durch die Politik (die leider lobbygesteuert Gesetze erlässt) versäumt, z.B. Gaskraftwerke, die am schnellsten hochzufahren wären, um Versorgungslücken auszugleichen, für die Netzbetreiber rentabel zu machen. Ebenso die vorhandenen Pumpspeicherwerke, die fast alle abgeschaltet sind. Hier liegt der Verdacht nahe, dass dies absichtlich geschehen ist, um Blackouts ggf. zu provozieren. Weiterhin muss man wissen, dass die zu erwartende Einspeiseleistung durch Windkraft und Photovoltaik durch ziemlich genau rechnende Simulationsprogramme der Netzbeztreiber ständig vorausberechnet wird, was ein rechtzeitiges Eingreifen der Netzbeztreiber durchaus ermöglicht. Dies hat mir z.B. ein Netzmeister unseres EVU bestätigt. In Ihrer Darstellung lassen Sie weiterhin den Eindruck entstehen, dass das deutsche Stromnetz ein Inselnetz wäre, das sofort zusammenbricht, sobald entweder etwas zuviel oder zu wenig Stromproduktion bzw. Last vorhanden ist. Es gibt jedoch neben der Möglichkeit der automatischen Ausregelung auch ein europäisches Verbundnetz, auf das im Notfall auch zurückgegriffen werden kann und das nebenbei auch für eine Freqenz-Stabilisierung des deutschen Netzes sorgt. Dass ganz Europa und der Rest der Welt in Fragen der Nutzung erneuerbarer Energien über Deutschland lacht und sich schon auf den Blackout freut, ist reine Polemik, die dem Wahrheitsanspruch der “Achse” einfach nicht gerecht wird. Die Wahrheit: weltweit wird der Verlauf sowie der Erfolg oder Misserfolg der deutschen Energiewende durchaus aufmerksam beobachtet. Beweis dafür sind die z.B. in China, Japan und anderen wirtschaftlich relevanten Ländern aufgelegten Programme zur Nutzung von Wind und Sonne und deren Integration in die vorhandene Energieversorgung nach deutschem Vorbild. Sie haben Recht, es gibt durchaus technisch zu meisternde Probleme bei der Einbindung erneuerbarer Energien, wie von Ihnen angerissen. und die Versorgungssicherheit steht im Vordergrund. Jedoch liegt auch hier die Verantwortung für eine sinnvolle Gesetzgebung bei der Politik, die in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft und eben nicht mit Lobbygruppen, weder der einen noch der anderen Seite zu realisieren wäre. Zum Schluss noch die Frage: Muss uns wirklich erst ein AKW um die Ohren fliegen, damit auch der Letzte merkt, dass es richtig ist, nach Alternativen in der Energiegewinnung zu suchen, solange noch Zeit dafür ist? Und warum gestaltet sich die Frage der Brennelemente-Entsorgung so schwierig? Ganz einfach: keiner will den Atommüll in seiner Umgebung eingelagert haben, ganz zu schweigen von den extremen Kosten der Entsorgung bzw. Endlagerung, siehe das Dilemma um Asse II ! Von den Halbwertzeiten des Zerfalls ganz zu schweigen. Es wäre der Wahrheitsfindung dienlich, wenn in Zukunft über dieses für uns alle so wichtige Thema mit entsprechender Sorgfalt berichtet werden würde.
Und das energiepolitische Dreieck aus bezahlbar, zuverlässig und umweltschonend funktioniert exakt wie das goldene Handwerkerdreieck: preiswert, schnell und gut. Wenn ich mir jetzt vorstelle, wie die neue Grüne Parteichefin, Annalena Baerbock das versucht zu erklären…
Am Grundgesetz “basteln” rot-grüne Ideologen ja gern herum, wie es ihnen beliebt. Bei den Naturgesetzen wird ihnen das nicht gelingen. Ansonsten hätten wir wirklich “Dunkel-Deutschland”!!
Leider leben wir in einem Zeitalter, in dem Vernunft gegen Ideologie kaum eine Chance hat. Und das, wo Ideologien im 20. Jahrhundert Katastrophen ungeheuren Ausmaßes angerichtet haben. Man könnte sich fragen, ist der Mensch an sich ideologieanfällig ? Selbst ein wissenschaftlich fundierter Text wie dieser dürfte die “Energiewendehälse” nicht beeindrucken, zum einen aus Vernunftabstinenz zum anderen verlassen sie sich auf die Physikerin im Kanzleramt. Und damit sind wir alle verlassen ...
Aber Frau Baerbock hat irgendwie schon recht. Bereits ihr Parteikollege und ebenfalls Energie-Experte, Cem Özdemir, hat schon vor einiger Zeit festgestellt, dass wir im Spitzenlastbereich 80 Gigabyte Strom verbrauchen, aber 140 Gigabyte produzieren. Ich würde jedoch vorschlagen, die überschüssigen 60 Gigabyte nicht abzuschalten, sondern - ebenfalls ein wichtiges Anliegen der Politiker - direkt für die Digitalisierung zu verwenden.
Ja, was geschieht, wenn etwas schiefgeht? Ich denke da an die Braunkohleförderung in der Lausitz und die von ihr abhängigen konventionellen Kraftwerke, die abgeschaltet (!) in Bereitschaft stehen müssen, um Dunkelflauten auszugleichen! Das kostet und wird von Ökoaktivisten und den ö.-r. Medien intensiv mit Unwahrheiten begleiten. So wundert es nicht, wenn die Menschen, die versuchen aktiv den Betrieb von Braunkohlekraftwerken zu sabotieren, als “Ökoaktivisten” bezeichnet werden. Die Unwahrheiten zur Energiewirtschaft, die von Thinktanks wie Agora Energiewende oder Germanwatch verbreitet werden, werden gern als “Appell an das ökologische Gewissen” verkauft. Auch das bereitet astronomische Kosten! Die Abkehr von der Wahrheit ist aber weder kosten- noch folgenlos! Peter Hellers eindringliche Mahnung, die Naturwissenschaften und die Ingenieurwissenschaft zur Kenntnis und ernst zu nehmen, klingt zuweilen verzweifelt; sie macht aber auch Mut.
Herr Heller hat wahre Worte ausgesprochen! Das Manko in unseren politischen Entscheiderkreisen besteht doch auch oder hauptsächlich darin, daß nicht die grundlegende Fachkenntnis für den Einsatz im konkreten Aufgabengebiet prädestiniert, sondern Parteizugehörigkeit und opportune Plapperfähigkeit. Beispielsweise wäre eine Frau Dr. Ursula von der Leyen ausbildungstechnisch sicher sehr wohl für das Gesundheitsministerium geeignet, aber für das militärische Ressort? Grausam! Oder anders, die Glyphosatentscheidung des Herrn Schmidt. Hilfe! Learning by doing ist zwar lobenswert aber für Kapitänsposten und deren Offiziere oft tödlich.
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