Moritz Mücke, Gastautor / 18.08.2018 / 06:09 / Foto: Pdpics / 30 / Seite ausdrucken

Wer zuletzt lacht: Hipster gegen Landeier

„Verflucht bist du in der Stadt, verflucht bist du auf dem Land“ – so drohte Moses laut Altem Testament jenen Israeliten, von denen er einen religiösen Regelverstoß befürchtete (also allen). Bei SPON hingegen  beschränkt man sich unlängst auf die Verfluchung des ländlichen Raums, was nicht verwunderlich ist, vermutet man doch ebendort den Brandherd gegenwärtiger Transgressionen der öffentlichen Frommheit, etwa der von deutschen Journalisten nicht genehmigten Wahl Donald Trumps oder des unter ähnlich unheilvollen Vorzeichen abgehaltenen Brexit-Referendums. In Deutschland ist es freilich die AfD, die sich dem Vorwurf ausgesetzt sieht, nicht hinreichend metro- und kosmopolitisch zu sein.

Bevor man bei SPON diese heißen Eisen – eigentlich kalte Klischees – anpackt, möchten zunächst hehrere Gefühle angesprochen sein. Dementsprechend schrieb kürzlich Kolumnist Henrik Müller unter der unverhohlenen Überschrift „Landluft macht unfrei“ über seine diffusen Ängste, die Integrität unserer Demokratie betreffend. Diese hat nämlich mit dem bisher unbekannten Problem zu kämpfen, sich der politischen Partizipation gewisser Landeier nicht erwehren zu können. Dem dennoch weltoffen gewordenem Teil der Landjugend bliebe somit neben des politischen Sich-trotzdem-Einmischens („voice“) nur das Sich-im-wahrsten-Sinne-des-Wortes-vom-Acker-Machen („exit“, wohlgemerkt ohne „Br“).

Jeder hat ein Recht auf Abhauen, was Müller auch großzügig einräumt. Allerdings befürchtet der Journalist durch die Emigration junger Einmischer das noch stärkere Absinken der politischen Fläche in die moralische Untiefe. Es bestehe die Gefahr einer „politische[n] und ökonomische[n] Polarisierung“, die ländlichen Regionen blieben „mit schrumpfender Bevölkerung zurück, von Pessimismus geplagt, getrieben von einem Gefühl der Bedrohung“.

Wer sich hier von wem bedroht fühlt – muss zunächst offen bleiben, denn Müller wendet sich erst einmal den Städten zu. Ohne zu riskieren, die SPON-Leserschaft zu überraschen, findet er hier Grund zur Hoffnung. Die „ökonomischen Zentren“ würden „vom Zuzug profitieren, multikultureller und politisch liberaler werden“. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Ballungsraum Tokio, übrigens der größte der Welt, ein „ökonomisches Zentrum“ ist, das zudem „vom Zuzug“ aus anderen Regionen profitiert. Dennoch beschleicht mich das Gefühl, dass Metropolitanismus im Stile Tokios weder der Multikulturalismus noch der politische Liberalismus ist, den Müller hier im Sinn hat.

Dann doch lieber amerikanische Verhältnisse!

Klar, Tokio ist sicher wahnsinnig multikulturell – für japanische Verhältnisse. Zudem hat es mit einer Kriminalitätsrate zu kämpfen, die so fantastisch ist, dass die Großstadtpolizisten gar nicht mehr wissen, was sie tun sollen – wohlgemerkt im wortwörtlichen Sinne, wie der Economist letztes Jahr trocken anzumerken sich vorwagte: „As crime dries up, Japan’s police hunt for things to do”.

Aber japanische Verhältnisse in Deutschland? Das will sicherlich niemand, auch nicht bei SPON. Dann doch lieber amerikanische Verhältnisse, deren Version von Multikulturalismus uns ja sowieso in den Sternen steht, wie ich bereits 2015 an dieser Stelle anführte (und die Prognose hält sich erstaunlich gut). Vermutlich schweben Müller gerade jene amerikanischen Großstädte vor, die sich besonders stark von dem aus dem ländlichen Raum befeuertem Wahlsieg Donald Trumps hintergangen fühlen und nun schon seit geraumer Zeit befürchten, der Mann im Weißen Haus könnte ihre – den rückschrittlichen Provinzen geradezu engelhaft enthobenen – Hippie-Enklaven beispielsweise dazu zwingen, mit den Bundesbehörden beim Thema illegale Einwanderung zusammenzuarbeiten.

Dies hätte freilich zur Folge, dass Leute wie Mark Zuckerberg ihren Heckenschneidern und Schwimmbadreinigern zukünftig höhere Löhne zahlen müssten. Doch – keine Angst! – die gesalbte „liberale“ Elite im Silicon Valley und anderswo wird das sicherlich zu verhindern wissen. Schließlich geben Firmen wie Alphabet, der Mutterkonzern von Google, mittlerweile Rekordsummen für Lobbyisten aus, die dann in Washington genau den Sumpf befeuchten, welchen trockenzulegen Teil des Trumpschen Rostgürtelmandats war und ist.

Ganz unrecht hat SPON-Müller nicht. Dass eine Großstadt wie San Francisco ihren Charme und eine beeindruckende wirtschaftliche Dynamik hat, würde ich nie in Abrede stellen. Allerdings lebt es sich dort so teuer, dass sich kein normaler Mensch die Mieten leisten kann, und zwar unabhängig vom geographischen Migrationshintergrund. Das wiederum liegt weniger am wirtschaftlichen Erfolg als vielmehr an unsinnigen Regulierungen, die nur „liberale“ Reiche nicht stören – Hallo, Mietpreisbremse! – sowie drakonischen Umwelt- und Bauvorschriften.

Für 400 Dollar pro Monat in einer hölzernen Box

Illustration gefällig? Der Illustrator Peter Berkowitz, ein offenbar besonders kreatives Mitglied der kalifornischen Kreativbranche, mietete sich in San Francisco in das Wohnzimmer eines Bekannten ein, wo er für 400 Dollar pro Monat in einer hölzernen Box lebte. Als die Sache publik wurde, musste er gehen: Ein Verstoß gegen die Brandschutzverordnung! Ob Berkowitz ohne Box glücklicher geworden ist, muss vorerst eine offene Frage bleiben. Ob die Box es ins Zeugenschutzprogramm geschafft hat, ebenso.

Leider hören die Probleme beim Wohnraum noch lange nicht auf. Um mal beim Beispiel San Francisco zu bleiben, kommt man kaum darum herum, noch weitere Kollateralschäden des vom SPONisten Müller so geschätzten, stadtbasierten „politischen Liberalismus“ zu diagnostizieren. So hat die Stadt mit der Golden Gate Bridge seit geraumer Zeit – und was wäre liberaler als das? – ein Problem mit der öffentlichen Ausscheidung von Kot. Und, nein bei der "shitty situation", geht es nicht etwa um Hunde. (Auch wenn es stimmt, dass es in San Francisco in etwa so viele Hunde wie menschliche Kinder gibt – für die Zukunftsfähigkeit der urbanen High-Tech-Franziskaner sicher kein allzu gutes Omen.) Immerhin was das Ausmisten betrifft, können die „liberalen“ Metropolitaner mit ihren verhassten Landeier-Cousins also locker mitziehen. Soviel sei zugestanden

Was aber ist mit dem Multikulturalismus, der für die Stadtbevölkerung so attraktiv sein soll? Hätte Müller über Multikulinarismus geschrieben, wäre er Philosoph geblieben. Auch der Autor dieser Zeilen hat schon in San Francisco koreanisch gegessen, und dafür sogar vor dem Restaurant Schlange gestanden: er kann es jedem nur empfehlen. Der real existierende Multikulturalismus jedoch ist auch in Amerika keine Erfolgsgeschichte, zumindest außerhalb der sozialen Kreise kognitiver Eliten. Selbst wenn er es wäre, gäbe es gute Gründe zu der Annahme, dass sich so ein Erfolg hierzulande nicht replizieren ließe. Schließlich verlangt Amerika seinen Zuwanderern auch heute noch wesentlich mehr ab, als ein Land wie Deutschland es sich politisch wagen würde oder juristisch wagen dürfte.

Verschlimmernd kommt hinzu: Müller bedauert den Abzug der Landjugend in Richtung Metropolenregionen auch und insbesondere deshalb, weil es sich hier – allein schon altersbedingt – um Idealisten handelt, die sich „einzumischen“ wissen und politisch „unbequem“ sind. Qualitäten also, die der Kolumnist gerade an der Provinz vermisst. Diese Vorstellung ist aber vermessen, weil es den Einmischern in den multikulturellen Städten auch nicht besser ergehen wird, eher im Gegenteil. Vor über zehn Jahren bereits hat die – sicher auch von Müller hochgeschätzte – New York Times berichtet, oder besser: eingestanden, dass die ganze multikulturelle Vielfalt sich negativ auf das zivilgesellschaftliche Engagement der von ihr betroffenen Bevölkerungen auswirkt. 

Wegducken statt Einmischen

Dabei berief die Times sich auf eine auf stolzen 30.000 landesweit durchgeführten Interviews basierende Studie des prominenten Harvard-Sozialwissenschaftlers Robert Putnam. Der Zeitung zufolge besagten die Ergebnisse unter anderem: „Je größer die Vielfalt in einer Gemeinschaft, desto weniger Leute gehen wählen, engagieren sich ehrenamtlich, spenden an gemeinnützige Organisationen oder arbeiten an Gemeinschaftsprojekten. In den vielfältigsten Gemeinschaften vertrauen die Leute einander etwa halb so viel wie in den homogensten. Die Studie, die größte überhaupt zum Thema zivilgesellschaftliches Engagement in Amerika, hält fest, dass quasi alle Messgrößen ziviler Gesundheit in vielfältigeren Umgebungen geringer ausfallen.“ Für Müllers jugendliche Hoffnungsträger heißt es also: Wegducken statt Einmischen.

Ich möchte nicht pessimistisch gestimmt zur Schlussbetrachtung übergehen, schon allein deshalb, weil Müller es bereits tut. Er hält eine Art Grabrede, und zwar nicht nur über Amerikas Trumpenproletariat, sondern auch über das demographisch zunehmend ausgezehrte Osteuropa. An dieser Stelle ist energischer Widerspruch angezeigt.

Auch ich will nicht behaupten, dass Länder wie Moldawien oder die Ukraine eine besonders rosige Zukunft vor sich haben. Zumindest was die Visegrad-Staaten betrifft, kann ich jedoch Entwarnung geben. Was Müller an ihnen bedauert, nämlich ihr struktureller, mentaler, und sogar unverschämter Konservatismus, ist in Wahrheit ihre größte Waffe. Je stärker sich Westeuropa naiven Idealen verschreibt, die in den Metropolen vielleicht der letzte Schrei sind, aber gleichzeitig jeden halbwegs normalen Staatsbürger verprellen, desto schlagfertigere Argumente haben Länder wie Polen und Ungarn, um selbst zu attraktiven Migrationszentren zu werden. Dann allerdings nicht für Analphabeten aus der Dritten Welt, sondern für leistungsstarke Westeuropäer, die sich nach Recht, Ordnung und Kultur sehnen und dafür auch ihren Teil an Steuern zu zahlen bereit sein werden.

Sie halten das für übertrieben? Ich habe diese Entwicklung vor knapp zwei Jahren hier auf der Achse vorhergesagt . Ein halbes Jahr später hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban ihre Umsetzung in einer Ansprache recht unzweideutig – und von den deutschen Medien größtenteils unbemerkt – angekündigt.

Der SPON-Kommentator wird zumindest in einer Sache Recht behalten: In Zukunft wird es jede Menge Migration geben, nur eben nicht der Art und in die Richtung, die er sich vorstellt. Allein durch die schon in den Startlöchern stehende Innovation der selbstfahrenden Autos wird der ländliche Raum stark an Attraktivität gewinnen, weil kein Pendler mehr großartige Zeit- oder Produktivitätsverluste einzustecken hat, sobald er sich von einem fahrenden Wohnzimmer zur Arbeit kutschieren lassen kann. Gleichzeitig kann er die Vorzüge des ländlichen Lebens genießen, sei es das hohe gegenseitiges Vertrauen und zivilgesellschaftliche Engagement – oder auch die Abwesenheit dunkler Gassen, in denen sich nachts die Zeitgeister urbaner Kolumnisten grimmig herumtreiben.

Man sieht sich in Budapest. Oder meinetwegen auch gerne in Tokio.

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Werner Arning / 18.08.2018

Es gibt eben einen Riesenunterschied zwischen Multikulti und Multikulti. Das Frankfurter Westend ist auch multikulti. Nur machen dort das „Bunte“ ganz andere Menschen aus als etwa in Teilen Offenbachs, oder nehmen wird das berühmte Beispiel Duisburg-Marx…., Sie wissen schon. Vielfalt ist dann schön, wenn die Zusammensetzung stimmt. Ist das jetzt rassistisch? Dann macht sie Spaß. Dann interagieren die Menschen auch. Grüßen sich, sehen sich in die Augen, reden miteinander, haben Interesse am Mitmenschen, sind nett zueinander und gehen höflich miteinander um. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses so ist, scheint in weitestgehend homogenen Gesellschaften, höher zu sein. Man scheint dort mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen, man kann in diesem Umfeld wahrscheinlichdie Erwartungen des Nächsten besser einschätzen und erfüllt diese.  Mir kommt es so vor, als habenviele der kürzlich Zugewanderten wenig Interesse an einem gesellschaftlichen Leben, an Austausch, an einem freundlich-wohlwollenden Ungang mit den Menschen, die schon länger hier leben. Oder ist dieser Eindruck nur meiner subjektiven Wahrnehmung geschuldet? Andere haben unter Unständen völlig gegenteilige Erfahrungen gemacht. Dabei halte ich mich für durchaus aufgeschlossen. Wichtig sind mir respektvolle und wenn möglich, höfliche, verbindliche Ungangsformen. Wünschen würde ichmir, dass auch die Zugewanderten, trotz ihrer ungewissen, schwierigen Lage, daran zumindest grundsätzlich auch ein Interesse hätten. Ich erwarte keine unterwürfige Dankbarkeit aber ein freundlicher Blick hier und dort könnte nicht schaden. Denn diesen biete ich ihnen ja auch an. Das offene Zugehen auf fremde Menschen hat natürlich auch mit dem psycho-sozialen Hintergrund eines jeden und teilweise auch mit Bildung zu tun. Je ähnlicher sich Einheimische und Zuwanderer sich in dieser Hinsicht sind, desto besser klappt es wohl auch mit Multikulti. Je unähnlicher die sich sind, desto geringer die Chancen für glückliches und gelungenes Multikulti.

P.Steigert / 18.08.2018

Herr Mücke hat ja so recht.  Ich selbst rühre für das neue, multikulturelle Zukunftsland keinen Finger. Ich wohne in einer “grünen” Kleinstadt. “Grüner” geht es kaum. Aus dem Open-Border-Roten-Kreuz bin ich lange ausgetreten. Ich spende kein Geld mehr für irgendwas. Vor zwei Wochen kam ein Nachbar mit einer lokalen Verkehrspetition an meine Tür. Ich wollte nicht mal wissen, worum es geht. Die Lokalzeitung ist lange abbestellt. Die wöchentliche Gemeindezeitung landet sofort im Müll. Kein Fernsehen. kein Radio - nur Netflix unf YouTube. Ich bin Mitte 40 und habe festgestellt, dass ich mit keinem unter 35 rede, mit vielen Älteren auch nicht mehr. Denn auch die sind hier zur Hälfte links-grün und pro-asyl durch und durch. In der nahen Großstadt war ich privat zuletzt vor über zehn Jahren, um mir was anzuschauen.  Dort zu leben, wäre die Hölle. Ich fahre auch sonst in keine deutsche Großstadt, sondern immer nur ins Ausland, wo eine lokale Kultur dominiert. Vor 25 Jahren sind wir nach Paris oder Amsterdam gefahren, um die mulit-kulturelle Gesellschaft zu erleben und Falafel zu essen. Heute zahle ich mehr, damit ich davon nichts sehen muss.  Ich hoffe auf eine Teilung Deutschlands. Sonst ziehe ich nach Österreich oder gerne nach Tokio.

HaJo Wolf / 18.08.2018

Vor drei Jahren bin ich aus einer der größten deutschen Städte weit weg aufs Land gezogen. Hier ist die Welt noch einigermaßen in Ordnung. Einigermaßen, denn inzwischen hinterlässt auch hier Merkels linksgrüne Zerstörungspolitik ihre Spuren. Ein herrliches Landschaftspanorama wird nach und nach “aufgelockert” durch zahllose Vogelschredderanlagen. Menschen unergründlicher Herkunft flanieren durch die Straßen, meist in Gruppen. Mutmaßlich sind sie alle schwerhörig, darauf lässt jedenfalls die Lautstärke schließen, mit der sie in ihre Mobiltelefone schreien oder sich gegenseitig anbrüllen. Immer wieder bemerkenswert finde ich, dass so viele Menschen ihre Pässe verloren haben auf der Flucht, aber niemand hat sein Handy verloren. Geht man als Frau (egal, ob in männlicher Begleitung oder alleine) an ihnen vorbei, sind anzügliche Blicke noch das geringste Übel. Und auch hier, in einem 5.000 Seelen-Kaff, bestimmen merkbefreite Bestmenschen aus der Familie der Teddybärwerfer, was richtig und was falsch ist. Auch hier werden bestimmte Straftaten zum überwiegenden Teil von Menschen (99,5% Männer) aus Fluchtländern begangen, ein nicht unerheblicher Teil davon ist “polizeibekannt”. Die Presse, auch hier fest auf Merkel-Kurs, nennt, wie üblich, Nationalität oder Herkunft nur bei deutschen Tätern. Die Fußgängerzone der nächsten Kreisstadt wird beherrscht von babylonischem Sprachgewirr, wobei Deutsch nur in Ausnahmefällen vorkommt. Das Bild wird ergänzt durch Kopftücher und Ganzkörperkonfome mit Sehschlitz. Vor Jahren noch eine undenkbare düstere Zukunftsvision, ist es heute Realität: ich fühle mich als Fremder im eigenen Land. Wäre Ungarisch nur nicht so schwierig zu erlernen, könnte ich doch Polnisch… Nun versuche ich meine Frau davon zu überzeugen, dass Österreich eine wirkliche Alternative für Auswanderungswillige ist. Und sei es nur vorübergehend, so lange zum Beispiel, bis die AfD die Regierung bildet.

U. Unger / 18.08.2018

Herr Mücke, danke dass Sie sehr kurz gewichtige Gegenargumente zu dem medial gehypten Multikulturalismus aufzeigen. Schon die Überschrift; “Landluft macht unfrei”, ist doch für realistische, breitgefächert Gebildete der Propagandaunsinn schlechthin. Der schizophren paranoide argumentierende Autor Müller, suggeriert uns, man könne Menschen mit Luft einsperren, so blöde, ich würde ihm einen Psychiater empfehlen. Leider äußert er sich nicht, als überforderte hilfsbedürftige Person, sondern als bezahlter Meinungs- und Stimmungslobbyist, der perfide auf die negative Assoziationsfähigkeit gestresster und partiell überforderter Konsumenten abzielt. Er versucht gezielt, nach einem der Muster, die Prof. Dutton in seinem Bestseller Gehirnflüsterer beschreibt. Sein Ziel ist, das Unterbewusstsein der Leser zu okkupieren, um möglichst dass Bewusstsein zu steuern.. Wenn ich nur ein wenig dieses erste Wort Landluft spielerisch verändere, dürfte klar werden, dass Herr Müller für Nudging bezahlt wird. Er zielt bewusst darauf, dass 98 % der Bevölkerung nicht mehr in der Landwirtschaft sozialisiert sind, und von daher die natürlichen Gerüche von Vieh und Viehhaltung zunächst als Geruchsbelästigung und unreflektiert sogar gesundheitsschädlich empfinden. Nun ersetze ich mal Landluft durch Landgas, na sieht doch wohl deutlich härter aus und erhöht gerade bei Deutschen das mit negativen Assoziationen besetzte Empfinden, oder? Man könnte es nun weiter treiben, die Weglassung der Vorsilbe “Land” überlasse ich mal der Phantasie. Es dürfte nicht jedem klar sein, warum ich mir die Ergüsse all dieser Müllers erspare, Hauptsache mir selbst. Danke Kevin Dutton für Ihr hervorragendes Buch, beste Navigationshilfe! Wer das Wort Nudging jetzt googelt, ist nicht überrascht einen WELT Beitrag (12.03.2015 !!!!) folgender Überschrift zu finden: “Merkel will die Deutschen durch Nudging erziehen”, Für wen gibt es da noch was zu lachen?

Andreas Rochow / 18.08.2018

Merkels Gutachten zur “Großen Transformation” (2011) hat einen Nachfolger! Wieder steht kein Geringerer als Hans Joachim Schellnhuber dem “Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)” vor, der schon 2016 sein Gutachten “Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte” vorgelegt hat. (Das gut 500 Seiten starke, ausgesprochen teuer/wertig aufgemachte Werk kann kostenlos beim WBGU bezogen werden.) Hier findet man die irritierenden Grundlagen für Müllers Schlussfolgerungen. Und ja, das Landlaben ist klimaschädlicher als das Stadtleben. Ländlicher Individualismus, Konservatismus und bäuerlicher Eigensinn und Widerstand ließen sich einfacher ausrotten, würde man die Landwirtschaft in die Städte verlagern. Allen Ernstes ist (S. 179) auch von “urbane(r) Flächennutzung”, “Zwangsnutzung und Zwangsparzellierung”, “progressiver Grundsteuer und Enteignungen” die Rede. Ein “Handel mit Flächenzertifikaten” (S. 178) könnte die Verwirklichung dieser Dystopien beschleunigen. Ausführlich wird (S. 351f) ein Dortmunder Aquaponik-Projekt vorgestellt und als “kleine grüne Transformation” gelobt, das die Stadt ökologisch mit Gemüse und Fisch versorgt, wobei die Fischausscheidungen als Dünger für das Gemüse dienen. Voilà! Und den widerborstigen Menschen bekommt man mit “urbaner Governance” und “globaler Governance” in den Griff. Dieses Werk darf man mit demokratischen Prozeduren nicht aufhalten. Dafür gibt es die “Pioniere des Wandels”, zu denen sich Journalisten wie Herr Müller zählen.

Paul Braun / 18.08.2018

Auf die Gefahr bewaffneter Konflikte zwischen verschiedenen Ethnien weißt man auch seitens klimabesorgter Kreise hin. Dort allerdings immer bezogen auf die Dritte Welt und aufgrund von Ressourcenknappheiten durch Klimaänderungen. Ich will die Klimatrompete jetzt nicht blasen, um unseren Klimaskeptikern hier den Morgen nicht zu verderben. Aber die dritte Welt exportiert gerade Migranten ... Weshalb sollten ausgerechnet hierzulande bunte (sprich: multi-ethnische) Kommunen von Konflikten zwischen Ethnien verschont bleiben, wenn sie denn schon einmal hier sind?

Claudia Maack / 18.08.2018

Die schlimmsten Großmäuler und Urbanoutfitters in den Städten sind meistens diejenigen, die gerade vom Land gekommen sind und Provinz-Komplexe abarbeiten, vor allem Studenten. Siehe die vielen dummen Schwaben in Berlin. In Bietigheim-Bissingen waren sie miese Schüler, in Berlin werden sie intellektuelle Revoluzzer. Bestätigte mir auch ein älterer Herr, der in Ludwigsburg einst mit Fritz Teufel die Schulbank gedrückt hat. Teufel war ein armes Würstchen, das sich aus lauter Angst vor Geräteturnen oder Dauerlauf sogar ständig vom Sportunterricht befreien ließ. In Berlin war er dann ein Held.

beat schaller / 18.08.2018

Sehr geehrter Herr Mücke, sehr interessant was Sie hier beleuchten. Ich bin kein “Städter” und ziehe die ruhigen Gegenden vor, und würde deshalb nicht in Budapest wohnen wollen. Trotzdem pflichte ich Ihnen bei, dass Ungarn mit dem konservativen Präsident einiges an Fortschritt gebracht hat. Seit fast drei Jahren steigt die Wirtschaftsleistung und auch die Löhne steigen stark und auf der ganzen Linie. Das Land ist seit dem Regierungswechsel nicht mehr bankrott und hat seine Schulden bezahlt. Die Menschen haben begriffen, dass Schwarzarbeit seine Tücken hat und so arbeiten heute fast alle regel konform. Das ist ein ganz wesentlicher Schritt zu einem normalen und funktionierenden System. Ich sage nicht, dass alles bestens ist, aber, die Voraussetzungen dafür, dass es ein Migrationsland werden kann, teile ich völlig. Allerdings nicht nur für arbeitende Menschen und Unternehmer, sondern auch für Menschen in Pension, die ihren Lebensabend in Ruhe geniessen wollen und nicht vom Staat abhängig sind.  Die Steuersituation ist im Augenblick vorteilhaft aber wird wohl noch angepasst werden müssen. Eine gewisse Progression nach Einkommen wird über kurz oder lang wohl kommen und das darf sie auch. Im Gegenzug wird wohl in absehbarer Zeit die Mehrwertsteuer gesenkt werden, was zu einer Entlastung der kleinen Einkommen führt, auch darin hat Orban aus seiner ersten Amtszeit bereits Erfahrung. Vom industriellen Fortschritt in Polen könnte man ähnliches berichten. Danke für Ihren Bericht, der hoffentlich einige Augen öffnet. Man kann auch hier nicht alles nach unseren Meinungen gestalten, denn in einer Demokratie haben die Vorgänger -Regierungen im Wahlkampf die Wähler mit Versprechen gekauft und bis zum Bankrott geführt. Dinge danach umzudrehen oder zu ändern, das dauert länger als man denkt und ist nicht immer hilfreich für eine Wiederwahl. In Ungarn merken die Menschen dass sich das Land bewegt und sehen sie die Bilder der MIGRATIONSKATASTROPHE in der EU + D .b.schaller

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