Thomas Rietzschel / 16.10.2018 / 11:00 / Foto: Friedrich Böhringer / 55 / Seite ausdrucken

Wer zahlt, bestimmt auch die Marschrichtung

Es gibt eine Frage, die nie gestellt wird, obwohl sie sich bei jeder Demonstration für die multikulturelle Willkommensgesellschaft umso dringlicher stellt, je größer die Veranstaltung ausfällt. Weder die Kollegen von der schreibenden noch die von der sendenden Zunft scheinen sich dafür zu interessieren, wer die Kosten dieser Aufmärsche trägt. Auch als das bis dahin unbekannte Bündnis „#Unteilbar“ am vergangenen Samstag unter dem Motto „Solidarität statt Ausgrenzung – für eine offene und freie Gesellschaft“ in der Berliner Innenstadt Massen auf die Straße brachte, wollte das niemand wissen. 

Zwar berichtete die Tagesschau, dass „fast eine Viertelmillion Menschen“, dem Aufruf der Organisatoren gefolgt und „aus ganz Deutschland“ angereist seien. Von 240.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war in den heute-Nachrichten des ZDF die Rede. Unbesehen folgten die Redakteure den Angaben der Veranstalter, eines Zusammenschlusses von „zig Organisationen“, wie es später in den Tagesthemen hieß. Von „insgesamt 8.000 Organisationen und Einzelpersonen“ war wiederum im ZDF die Rede. Selten zuvor hätten „so viele unterschiedliche Gruppen für eine Sache mobilisiert“, darunter „die Taxiinnung, Anwälte, Jugendverbände, Politiker und Stars“. 

„Widerstand kann Spaß machen“, sagte einer von ihnen, Herbert Grönemeyer, nachher in den Tagesthemen. Er beschloss die Demonstration am frühen Abend musikalisch zu Füßen der Siegessäule auf einer großen Bühne mit der Licht- und Tontechnik großer Rockkonzerte. Schon das allein muss Unsummen verschlungen haben. Selbst wenn die Künstler auf das Honorar verzichtet haben sollten, kann da schnell ein sechsstelliger Betrag auflaufen. Nicht zu reden von den Kosten für die Logistik, für das Aufstellen von Sanitäranlagen, Absperrungen und den Einsatz von Ordnungskräften, ohne die derartige Großveranstaltungen im Chaos enden würden. 

Kein Öl in das Feuer der Begeisterung

Wer um alles in der Welt hat das bezahlt? Und mehr noch: Welcher Organisation gebührt das Verdienst, diese Großdemonstration derart perfekt organisiert zu haben? Laien wären dazu nicht in der Lage. Spontan lässt sich ein solcher Event nicht aus dem Boden stampfen. Vielmehr bedarf er umsichtig professioneller Vorbereitung durch erfahrene Manager. Warum fällt ihre Leistung unter den Tisch, warum fragt niemand danach? Waren die Berichterstatter zu bequem, die Fakten zu recherchieren? Oder fürchteten sie gar, damit Öl ins Feuer der Begeisterung zu gießen?

Ganz auszuschließen ist das nicht. War doch „der Anmelder“ der Demonstration, wie wenigstens die FAS am Sonntag danach schrieb, „ein Anwalt der Roten Hilfe“, laut Verfassungsschutz einer „linksextremistischen Organisation“. Hervorgegangen aus dem Milieu der RAF, hat sich der „Verein“ darauf spezialisiert „linken Aktivisten“ nicht bloß juristisch beizustehen, so nachzulesen bei Wikipedia. „Die Rote Hilfe“, wird da weiter erklärt, „leistet Unterstützung durch Medienarbeit, Beratung und gemeinsame Vorbereitung von Prozessen und Organisation von Demonstrationen“. Nach ihrem Statut von 1975 versteht sie sich als eine „revolutionäre Massenorganisation zum Kampf gegen die politische Unterdrückung der Werktätigen durch die Bourgeoisie“.  

Rekrutierungsfeld terroristischer Organisationen

Bereits 1977 rechnete der Verfassungsschutzbericht die Rote Hilfe zum „Rekrutierungsfeld terroristischer Organisationen“. Bis heue hat sie sich nicht von den Taten der RAF distanziert. Noch 2010 stellte die Bundesregierung nach einer Kleinen Anfrage der Linken im Bundestag klar, Ziel der „RH“ sei es, „gewaltbereite Linke in ihrem Kampf gegen die bestehende Ordnung zu stützen und zu stärken. Dabei identifiziert sich die RH nicht nur mit der ideologischen Zielsetzung der linksextremistischen Straftäter, sondern auch mit deren Durchsetzung mittels Ausübung von Gewalt auch gegen Personen“.

In einem Song, der sich auf der CD „Rote Hilfe Soli-Sampler“ findet, lautet eine Liedzeile: „Ich scheiße auf Gesetz und will Klassenkampf.“ Folgerichtig gewährt der Verein, dem derzeit über 8.000 Mitglieder angehören, zwar linken Straftätern juristischen Beistand, stellt ihnen Anwälte und übernimmt die Verfahrenskosten, entzieht ihnen das alles aber auch wieder, sobald sie sich reumütig zeigen, ihre Schuld vor Gericht eingestehen: Wer zahlt, bestimmt!

Zu verschenken hat die Rote Hilfe nichts. Dass es jetzt einer ihrer Juristen war, der den große Berliner Aufmarsch gegen „Ausgrenzung und Hass“ anmeldete, wirft Fragen auf, die den Demonstranten die Laune verderben könnten. Am Ende müssten sie sich selbst noch fragen, ob sie nicht ihr Scherflein dazu beigetragen haben, den Bock zum Gärtner zu machen. Nur, wer will es schon so genau wissen, wenn zum Schluss die Rockmusiker aufspielen. 

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Test 45: 51546

Josef Straten / 16.10.2018

Wer zahlt das alles? Diese Frage stellt sich mir seit langer Zeit. Es wäre auch eine Aufgabe der Zwangsgebühren finanzierenden (neutralen?) ARD und ZDF mit ihren "kritischen" und unterhaltsamen Sendungen (Presseclub, Maischberger, Will, Illner) oder Report, Monitor, Fakt, Panorama herauszufinden, wer die großen finanziellen Gewinner dieser Riesenveranstaltungen sind. Letztlich geht es meist immer ums Geld oder um der politischen Redakteursgesinnung.

E. Albert / 16.10.2018

Das ist ungeheuerlich! Aber wie Sie so schön sagen: es interessiert die Teilnehmer nicht, hauptsache "halligalli" und dann noch für "umme"! Den Rest will man lieber gar nicht so genau wissen...(Ich kann mich an eine Demo gegen CETA und TITIP erinnern, als ich mit meiner Begleitung mit anderen Demonstranten ins Gespräch kam und sich herausstellte, dass diese nicht wirklich wußten, worum es eigentlich geht. Hauptsache demonstrieren! Wir waren fassungslos.) - Wieso wurde dieser "Verein" nicht bereits verboten, wenn er derat verfassungsfeindlich agiert? Man hat den Eindruck, dass ausgerechnet wenn es um extreme Linke geht, der deutsche Amtsschimmel Scheuklappen an hat und erstaunlich langsam trabt!

S. Salochin / 16.10.2018

Ist Gröhlemeyer ein Rockmusiker? Aahh. Der ist doch durch diesen Kriegs-Verherrlichungs-Film: „Das Boot“ bekannt geworden. Das ist ja wohl voll Nazi. Der kann froh sein, dass ihn die „Rote Hilfe“ nicht gleich abgeräumt hat. Aber das kommt vielleicht später noch, wenn er und die anderen Doofies auf der Bühnenrampe den Intoleranzkies und Brutalinkies den Weg freigejammert haben: "Wahnn isman ein Mann?!" Wenn man sich für Meinungsunterdrückung einspannen lässt, jedenfalls nicht. Und von oben herab vor dem Juste Millieu von Widerstand zu faseln, ist auch nicht gerade mutig. Da hätte er damals lieber von Petersen verlangen sollen, das Drehbuch umzuschreiben, um sich als Kriegsberichterstatter antifaschistisch mal den Kaleu vorzuknöpfen und überhaupt mehr Frauen und "People of Coulor" mitspielen zu lassen. Dann müssten wir uns heute nicht nach 30 Jahren immer noch sein unmusikalisches Geheule anhören.

Günter Schaumburg / 16.10.2018

Als ehemaliges feindlich-negatives Element in der DDR suche ich immer noch nach einer Erklä-rung, wo die Restmilliarden - ein großer Teil aus harter Währung des DDR-Volksvermögens - ver-blieben sind.Bis zum einleuchtenden Ende hat man ja nicht ermittelt, wohl das Verdienst der Mannenum Superhirn Markus Wolf. Da waren wohl bei der Organisation der Super-Gaudi mit musikalischerBerieselung die Zinsen des ergaunerten Geldes die tragenden Säulen des Vielfalts-Things. Aber warum Siegessäule? Ehemalides Gebäude des ZK der SED hätte doch besser gepasst!

Belo Zibé / 16.10.2018

«Widerstand kann Spaß machen» ,es kommt nur darauf wogegen er sich richtet.Ein selten dummer Spruch und die Grönemeyers auch nur ein Teil des neuen Zweiges der Eventkultur «Party your Widerstand»

Rudolf George / 16.10.2018

„Nützliche Idioten, marsch!“ kann man da nur sagen.

H.Roth / 16.10.2018

Wenn ein solch radikaler, linker Verein es schafft, so viele Menschen für eine Aktion zu mobilisieren, dann jublen alle Medien im #wirsindmehr-Fieber mit. Es scheint keiner auch nur auf den Verdacht zu kommen, was für ein Potential zu Revolutionen und politischem Umsturz dahinter steckt. Nun, was sind schon 8.000 "Die Rote Hilfe"-Mitglieder, gegenüber den höchst staatsgefährdenden 8 rechten Chaoten aus Chemnitz! Wer diese Veranstaltungen bezahlt, ist mir ohnehin schon klar. Ich bin es! Ganz ungefragt - mit meinem müsam erarbeiteten Steuergeld! Immerhin ist die Regierung sehr spendabel, wenn es um den "Kampf gegen Rechts" geht. Freibier und Openairkonzerte für alle Regierungstreuen! Und es sind gerade diejenigen Menschen, die sich so billig und in Massen ködern lassen, die ansonsten immer rufen: "Nie wieder 1933!" und in jedem Kritiker ihres Tuns sofort einen Nazi erkennen.

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