Wer weniger macht, macht’s richtig?

Wirtschaftsminister Habeck brachte Deutschland auf den Kurs des Weniger: Weniger Industrie, weniger Wachstum, weniger Wohlstand. Hauptsache, der CO2-Ausstoß sinkt. Dass Deutschland mit harter Arbeit aus der Krise kommt, das hat er gar nicht vorgesehen.

Die Insolvenzen in Deutschland erreichten im Oktober 2024 einen traurigen Höchststand von plus 23 Prozent zum Vorjahr. Das ist ein rapider Anstieg, der Schlimmes ahnen lässt. Insgesamt könnten dieses Jahr 20.000 Unternehmen den Bach runtergehen, wie man es bereits raunen hört. Die Ampelregierung hat emsig auf dieses Desaster hingearbeitet. Auch das Vergleichsjahr 2023 war ein Jahr unter der zweifelhaften Ampel-Ägide. Die Bürger sahen bereits die ersten Anzeichen wirtschaftlicher Turbulenzen aufkommen, die einer Politik im halsbrecherischen, links-grünen „Wendemodus“ geschuldet waren.

Doch nun wird es ungemütlich, die Puffer und Reserven sind aufgebraucht – in der Staatskasse und in den Unternehmenskassen. Die „Zeitenwende“, vom Kanzler noch so vehement und populär im Bundestag zum russischen Überfall auf die Ukraine herausposaunt, ist zur lächerlichen Metapher eines ganzen Politikstils und seiner Posen verkommen. Die Zeitenwende steht für das Surrogat guter Führung, für die Abkehr von der Vernunft, für besoffene Pirouetten einer Führungsclique um ihren Fetisch „Politik“.

Unternehmer müssen die Tücken der Ökonomie kennen, das gehört zur Grundausstattung von „Leistungsträgern“. Unser Wirtschaftsminister ist hier anscheinend völlig unbedarft – woher auch sollte er es besser wissen, er war nie Firmengründer, Geschäftsführer, Gesellschafter, nicht mal Kleinunternehmer. Wenn man sich bei einer Änderungsschneiderei bewerben würde, ohne je eine Nähmaschine bedient zu haben, würde man diesen Job „hundertpro“ nie bekommen, aber Wirtschaftsminister werden …

Grünkapitalistische Ausbeutung

Leider bedarf es tatsächlich keiner betriebswirtschaftlichen Vorkenntnisse, um eine Volkswirtschaft schnell zu ruinieren. Diese grüne, absurde „Expertise“ bleibt an Robert Habeck haften: Es waren einfach zu harte Wendemanöver für das große Schiff Deutschland, das jetzt Schlagseite hat. Zeitenwenden machen sich mitunter erst nach einer ganzen Weile bemerkbar – man kommt vom Kurs ab und merkt es erst, wenn man aus den Untiefen nicht mehr herauskommt –, um im Nautik-Jargon zu bleiben.

Wenn man weniger verkauft oder aufhört zu produzieren, ist man gemäß des Küchentisch-Ökonomen Robert Habeck ja nicht gleich insolvent. Sicher hat er gelernt, dass man solche Plattitüden nicht mehr vor der Belegschaft eines Autokonzerns oder den Vertretern von Unternehmerverbänden äußern sollte.

Aber vor seinen eigenen Leuten macht er den Eindruck, als sei er von dieser Idee zutiefst beseelt: Einfach weniger produzieren, weniger heizen, weniger verbrauchen, weniger in Urlaub fliegen, weniger Fleisch essen und sich dabei überlegen fühlen. Doch jene Mitbürger, für die das tägliche Leben ohnehin ein Wagnis ist, sollen jetzt noch weniger Wohlstand wagen, weniger Widerspruch wagen, weniger Volkswagen wagen … Menschen von wirtschaftlicher, also gesellschaftlicher Teilhabe auszusperren, ist bourgeoise, grünkapitalistische Ausbeutung und Entfremdung und Verelendung.

Keine 12 Prozent Wählerzustimmung wert

2024 ist nun Kassensturz angesagt. Wer zahlungsunfähig ist, muss das jetzt ansagen. Für Robert Habeck sind Unternehmenspleiten nüchterne Statistik, Kollateral-Symptome der Zeitenwende, die das fossile Zeitalter endlich beenden soll – ein Selbstreinigungsprozess, dessen Schadensbild zum grünen Selbstverständnis gehört. Das ist sehr verstörend und keine 12 Prozent Wählerzustimmung wert.

Der Skandal dieses politisch herbeigeführten Niedergangs wird noch übertroffen durch die grüne Selbsthypnose, die die Partei und ihr „Kanzlerkandidat“ auf ihrer Bundesdelegiertenkonferenz letzte Woche zelebriert haben. Man glaubt tatsächlich, das absolut Richtige getan zu haben, und will noch mehr davon.

Abgesehen von den Ideologen und Funktionären dieser Partei, die fanatisch genug sind, um empathische Reflexe für wirtschaftlich Gescheiterte und Opfer des Niedergangs als übertriebenen Altruismus darzustellen: Wie viele Wähler unter den zwölf Prozent, die den Grünen demoskopisch in der aktuellen Sonntagsfrage zugesprochen werden, müssen ernsthaft am Stockholm-Syndrom leiden, wenn sie sehenden Auges gutheißen, was hunderttausenden, ja Millionen Bundesbürgern schadet, ihre Unternehmen in den Ruin treibt, Geschäftsideen und Träume platzen lässt?

Da mutet es wirklich zynisch an, wenn der Insolvenzexperte Habeck in die Halle der Bundesdelegiertenkonferenz jauchzt: „Wir werden die Wirtschaft erneuern, indem wir die Zukunftstechnologien, den Green New Deal, die Techniken der Zukunft hier in Europa und hier in diesem Land halten werden. Wir werden dafür sorgen, dass – nachdem wir die Energie sauber gemacht haben – sie in Zukunft günstig ist. Das ist ein sozialpolitisches Versprechen.“ Wenn das mal nicht eine neue deutsche Wunderwaffe ist.

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Fabian Nicolay ist Gesellschafter und Herausgeber von Achgut.com.

Foto: Montage achgut.com/ Imago

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 23.11.2024

@ Karl-Heinz Böhnke - “Der Eckwähler der Grünen heizt 250 m2, fährt SUV und fühlt sich zum Jetset gehörig,” - Ich kenne einen, “hüterer” Angestellter, seine Frau pensionierte Lehrerin und Mietshauseignerin, der sich nach dem Spruch “Deutschland muß mit der Energiewende voran gehen” zusätzlich zum “Familienauto” einen höhermotorisierten Porsche zulegte, mit dem er nachts -wegen der freien Straßen- zum eigenen Spaß ein paar Runden über noch nicht tempolimitierte Autobahnen brettert. Und er merkt es nicht.

Andreas Botz / 23.11.2024

Habeck: geschenkt, ob 12 oder 20 %. Kanzlerin F. Merzel? Es gibt Alternativen: AfD oder BSW.

Sam Lowry / 23.11.2024

@Karsten Dörre: Eben, nur… und die Doitschen raffen nicht, dass sie ver@rscht werden… geht doch unter mit eurem Robäääärt Schwarzkopf…

S.Donner / 23.11.2024

Der typische Grünen Wähler im oberen Einkommenssegment ist Akademiker. Aber zu 100% im Staatsdienst. Uni, Schule oder Staatsfunk.Am unteren Ende der Einkommensskala lebt er ebenfalls von Staatsknete. Er ist Sozialarbeiter, zählt Vögel für irgendeinen Naturschutzbverband oder macht irgendwas gegen rechts oder für Demokratie. Aber immer von Steuergeldern. Beiden Gruppen ist Wirtschaft komplett fremd. Ihr Lohn kommt. Ob ihre Produkte jemand bezahlen will oder nicht. Beide Gruppen halten sich für Gesellschaftlich enorm wichtig, ja sogar unverzichtbar. Wenn man die ganzen Geldflüsse an NGO´s und andere politische Vorfeldorganisationen der Ampelparteien trockenlegt dann sind auch die 12% Spinner weg vom Fenster. Dann wählen sie nämlich Parteien die Arbeitsplätze schaffen.

nadine marian / 23.11.2024

Vielleicht liege ich falsch. Aber die Grüne Partei ist die lächerlichste von allen. Die Tierschutzpartei hat mehr Ahnung in eigener Sache. Wir sollen die Grünen Umwelt- und neu Klimapartei nennen, aber innerhalb der Partei gibt es wenig und an der Spitze überhaupt keine Ahnung von Naturwissenschaft oder Technik. Das ist lächerlich. Das ist eine Mogelpackung. Es erklärt einzig ihre technologiefeindliche Gestrigkeit. Ich vermute der effektive Wert dieser Partei liegt bei 3%. Die realen 10% kommen allein deshalb zustande, weil jeder täglich, praktisch stündlich getroffen wird, von der medialen PR-Monsterwelle. Täglich Gratis-Werbung indirekt oder unverhohlen für die Partei durch den Mainstream und ÖR. Die Grünen haben dadurch mehr in ihrer PR-Kriegskasse als alle Parteien zusammen gerechnet. Ein Wähleranteil von 10%+ ist daher komplett überdimensioniert. Wer das Wording von “nur 10%” übernimmt, bewegt sich bereits im Framing der Grünen Partei. Beide - Partei und Presse - machen auch keinen Hehl mehr daraus, die Gesellschaft auseinanderzutreiben. Menschen, die ihnen nicht passen,  schieben sie beiseite. Wo immer sie können, bedrohen sie selbst Bürger, die einfach nur Meinungsmenschen sind mit Strafanzeigen. Schwachkopf? Repräsentative Umfragen bestätigen genau diese Einschätzung: Die Mehrheit sagt: Robert Habeck ist inkompetent. Schwachkopf bedeutet nichts anderes, als dass der Wirtschaftsminister in Bezug auf seine Aufgabe zu schwach ist im Kopf. Wo denn sonst? Oder anhand eines anderen Beispiels erklärt: Stellen Sie sich eine Richterschaft vor, deren mächtiger Präsident das Handwerk des Gärtners gelernt hat.  Er spricht und gibt Anweisungen in blumiger Sprache, manchmal bedient er sich eines Gesetzestextes, den er offenkundig nur rudimentär versteht. Wie würden die Richter ihren Präsidenten benennen? Er ist stark im Kopf? Oder wohl eher, er ist schwach im Kopf? Aus schwach im Kopf wird aber folgerichtig das Nomen Schwachkopf.

Sepp Kneip / 23.11.2024

Die Grünen haben in dieser Regierung nichts mehr zu suchen. Vor allem Habeck muss entsorgt werden, egal wohin, Hauptsache er kann keinen Schaden mehr anrichten. Der Schaden, den er schon angerichtet hat, geht in die Milliarden. Was ist mit dem Amtseid? Den hat er doch schon tausendmal gebrochen. Das heißt, er hat Meineide geschworen. Ein Straftatbestand, der geahndet werden müsste. Warum tut das keiner? Dieser nichtsnutzige Großstabler hat sein Amt verwirkt.

sybille eden / 23.11.2024

Gerhard SCHWEICKHARDT, - .... diese Wähler sind der totalitäre Kern !

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