Gunter Weißgerber / 19.09.2017 / 11:26 / Foto: EPP / 11 / Seite ausdrucken

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde

Monsieur Juncker fordert einen EU-Staat nach seinem Gusto. Jean-Claude allmächtig oder so. Mir scheint, der Mann wird tüdelig.  Juncker will tatsächlich wie weiland das SED-Politbüro die Erddrehung anhalten. Die EU droht derzeit vor allem wegen des Brüsseler Hochmuts auseinander zu fallen und der gute Jean Claude will imperiale Kompetenzen für sein Amt.

Den EU-Ratspräsidenten will er abschaffen, den Einfluss der nicht demokratisch legitimierten Kommission will er ausbauen, den EU-Haushalt will er prächtig aufstocken (wahrscheinlich mit EU-Geld vom Mars, wo soll es sonst wohl herkommen). Der EU-Krisenfonds soll durch die Mitgliedstaaten nicht mehr kontrolliert werden, es soll einen EU-Finanzminister geben und so weiter. Nur die Vererbbarkeit ist ihm noch nicht öffentlich rausgerutscht.  „l'État c'est moi“ postulierte Ludwig XVI. Er verlor dann seinen Kopf. 

Die mörderischen Zeiten der Französischen Revolution sind vorüber. Doch der gute Jean-Claude I läuft Gefahr, seine EU zu zerlegen. Wenn nicht ihm, dann wird es seinen  autokratisch gesetzten Nachfolgern wohl so ergehen.  Die Briten sind schon mal raus. Sie dürften sich jetzt mehr denn je bestätigt sehen. 

Was wird Junker wohl geritten haben, ausgerechnet wenige Tage vor der Wahl in Deutschland SPD und Union das Leben noch schwerer zu machen? Beide Parteien versagten Anfang September 2015 grandios, brachten eine ehrliche Korrektur nicht zustande, mogeln sich an den jetzt existenziellen Problemen der deutschen Mehrheitsgesellschaft vorbei. Und als ob das alles nicht hart genug wäre, fällt ihnen jetzt Opa Juncker in den Rücken. Den müssten sie in die Schranken weisen, aber noch nicht einmal das kriegen sie hin.

Am kommenden Sonntag gibts dafür zusätzlich noch einen auf die Nuss. Auch für die öffentlich-rechtlichen Belehranstalten, denn die tun ausgerechnet vor der Wahl ihre jedes Maß übersteigenden Besoldungstarife allgemein kund.

Was für ein Wolkenkuckucksheim.

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Leserpost

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Klaus Dieterich / 19.09.2017

Sehr geehrter Herr Weißgerber, darf ich Sie in einer Kleinigkeit korrigieren: Ludwig der IVX. starb am 1. 9. 1715 im Bett, verfettet und mit blutigen Geschwüren übersät. Er musste angeblich einen Spezialsarg angefertigt bekommen. Seine Fahrt zum Friedhof, als pietätvolle Staatstrauer - Veranstaltung gedacht, lief gründlich aus dem Ruder. Das empörte Volk riss Pflastersteine aus der Straße und bombardierte damit den Sarg, so dass angeblich der Leichnam auf die Straße fiel (ich war nicht dabei, deshalb: mutmaßlich). Sie meinen Ludwig XVI., der eigentlich sogar reformbereit, aus revolutionsstrategischen gründen völlig unnötig am 21.1. 1793 öffentlich geköpft wurde. Sie wissen schon: der mit der Marie Antoinette. Robespierre hat die beiden im Grunde auf dem Gewissen. Bitte entschuldigen Sie meine Besserwisserei - ist ein Berufsleiden. Ich war Geschichtslehrer. Vielen Dank für Ihre Arbeit, die Sie als Kommentator täglich erbringen müssen.

Lars Raschke / 19.09.2017

Ich nörgle nur ungern herum, aber L der XIV hat seinen Kopf behalten.

Jörg Klingenfuß / 19.09.2017

Der Alkohol hat ihn geritten.

Karen M. Jahns / 19.09.2017

Sehr geehrter Herr Weißgerber, nur ein kleiner Hinweis:  ” „l‘État c’est moi“ postulierte Ludwig XIV. Er verlor dann seinen Kopf. “ Der französische König Ludwig XIV., auch genannt der Sonnenkönig, dem der Satz “L´Etat, c´est moi” zugeschrieben wird, starb nach 72-jähriger Herrschaft am 1. September 1715 eines natürlichen Todes, also 74 Jahre vor der Französischen Revolution. Ob er mal in seiner langen Herrschaft den Kopf verloren hat, also im übertragenen Sinne, zum Beispiel 1685 bei der Aufhebung des Edikts von Nantes, wodurch er Hunderttausende Hugenotten in die Flucht ins europäische Ausland getrieben hat? Jedenfalls, in der Französischen Revolution war es König Ludwig XVI., der letzte der Bourbonenherrscher, der 1793 “seinen Kopf verlor”, auf der Guillotine. Nix für ungut und viele Grüße Karen M. Jahns

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