Bei den „Gelbwesten“-Protesten am Wochenende hat eine Gruppe von sogenannten „Casseurs“ der tapferen „Marianne“ auf dem Triumphbogen das rechte Auge zerschlagen und ist quasi „von hinten durch das Auge“ in die Innenräume eingedrungen. Und weil sie niemand hat kommen sehen, war der Gruppe aufrechter Europäer etwas langweilig, und sie hat eine unschuldige Gipsbüste kaputtgehauen und den armen Napoleon geköpft, bevor sie unerkannt entkommen konnte.
Als Bunte-Republik-Deutscher des Jahres 2018 verstehe ich die Empörung darüber nicht wirklich. Der Triumphbogen glorifiziert die Schlachten des letztlich erfolglosen und unterlegenen Diktators Napoleon Bonaparte (und dient dem Gedenken von Gefallenen von allenfalls mitsiegreichen Kriegen) und ist somit ein Symbol für Diktatur und Militarismus. Ja, „fort damit“ möchte man da rufen, viel besser wäre hier ein Bauwerk, das an die von Franzosen begangenen Verbrechen an ihren Kolonialvölkern erinnert. Die Herrschaft der Franzosen war für die geknechteten und unterjochten Völker Afrikas, Lateinamerikas und Asiens nicht lustig und kein Ruhmesblatt in der französischen Geschichte.
Und wenn wir gerade dabei sind, dann bitte auch gleich noch das Brandenburger Tor, die Berliner Siegessäule und die Nelson-Säule am Trafalgar(!)-Square abbauen. All diese Monumente dienen letztlich militärischer Glorifizierung und dem Andenken an die eigene, kriegsgefüllte und blutige Historie. Und was sich dies- und jenseits des Rheins so an Helden- und Kriegsdenkmälern befindet und sich gegenseitig „bewacht“ und bedroht, kann dann gleich hinterher in die Luft fliegen.
Im multinationalen Kontext des einigen Europas haben derartige National(!)denkmale keinen Platz mehr, denn Nationaldenkmale sind böse, weil sie zum Stiften einer nationalen kulturellen Identität errichtet wurden. Diese kann und darf in unserer multilateralen Welt von heute keinen Platz mehr haben. Die „Casseurs“ haben mit ihrem entschiedenen und couragierten Vorgehen damit ein Signal gesetzt, das sich nicht einmal die Wehrmacht zu setzen traute und uns Europäern so den Weg aus nationaler Engstirnigkeit gewiesen.
Wer ein Volk treffen will, zerstört seine Nationalsymbole
Natürlich gibt es auch Stimmen (wie die von Manfred Haferburg), die über eine derart in die Zukunft weisende Symbolhandlung entsetzt sein und diese gar als „Schändung von Verbrechern“ bezeichnen mögen, aber wer eine schöne neue Welt schaffen möchte, kann sich mit Kinkerlitzchen wie Symbolen vergangener Zeiten nicht aufhalten, wie bereits Taliban so vorbildlich gezeigt haben. Es gibt kein Weltkulturerbe. Maximal ein Nationalkulturerbe. Und auf dieses haben untergegangene Nationen nun einmal kein Recht. Erst recht nicht, wenn es sich um derart martialische Bauwerke wie den Arc de Triomphe handelt, der durch seine bloße Existenz speziell die in diversen Kriegen besiegten Gegner beleidigt und verhöhnt.
Mögen aus unserer europäischen Sicht Völker, deren falsch verstandener Nationalismus noch immer an kriegerischen Symbolen hängt wie der Irak, Nordkorea, Gambia oder Ghana, diese gerne behalten. In einem endlich vereinten, multikulturellen und inter- und supra- und postnationalen Europa darf es nur ein Symbol, nur ein Bauwerk geben, das Identität stiftet.
Wenn man ein Volk treffen will – wirklich treffen will –, dann zerstört man seine Nationalsymbole. Jeder Militär weiß das. Das Zerstören eines kulturellen Wahrzeichens demütigt ein Volk und zeigt ihm seine Schwachheit, das bekommt kein Flächenbombardement hin. Nicht umsonst wurden seinerzeit das WTC und das Pentagon angegriffen oder die Rote Fahne auf dem Reichstag gehisst. Napoleon hat damals aus gutem Grund die Quadriga vom Brandenburger Tor als Souvenir mit nach Frankreich genommen. Und Blücher hat sie wieder mit nach Hause genommen, wenn er schon nicht die „Pont d´Iena“ („…mit Talleyrand obendrauf…“) sprengen durfte.
Auf dem Triumphbogen wurde wohl ACAB aufgesprüht. Was wäre wohl eine passendere Aufschrift für den Niedergang einer ehemals Grande Nation? Und deren Wiedergeburt als multinationale Zone aller friedliebenden Völker? Also, außer vielleicht „Dem deutschen Volke“?

Für wahrlich gute Symbolbauten, Kunst, iA zur Erziehung zum submissiven GutMenschen, ist es geboten das "Zentrum für Politische Schönheit", die DUH, IM Victoria, oder Steimeiers Lieblingscombo, die mit den Vergewaltigungs,Mord,Staatsumsturzmelodein,alles Ableger der SED 2.0 zu fragen. In der ehem. UDSSR, und Vasallen stehen bestimmt noch ein par Nüschels rum, die man reaktivierenkönnte, oder? Wann war Merkel übrigens nochmals zuletzt bei Yad Vashem? Man ist wohl in Israel und USA, ua. nicht besonders amüsiert.
"Wenn der Sohn das Kleid des Vaters tragen will, muss er es umarbeiten. So ist es mit der Kultur – Philosophie, Religion – aufeinanderfolgender Generationen." Jakob Bosshart ....aber doch nicht nackt da stehen!
Richtig, richtig...und weg mit der National-Elf, weg mit den Fußballspielen....was soll das, wenn nur für die eigene Nation gebrüllt und getanzt wird? Nur Streit und Zerwürfnis nach einem verlorenen Spiel. Was soll so ein Unfug wie ein Song-Contest - wo sich die einzelnen Nationen so stolz und unanständig national präsentieren, anstatt dem Multi-Kulti-Bunten-Antinational-Stolz zu huldigen.
Ist das Sarkasmus oder Ernst? Manchmal verstehe ich Sie nicht mehr, Herr Schneider.
Ihre verzweifelte Ironie les' ich wohl, Herr Schneider. Ich denke jedoch, dass Ihr Herz blutet und Sie den Verfall Europas kaum ertragen können. Ich jedenfalls sehe kein Europa mehr. Einzig das EZB-Gebäude in Frankfurt mit der Lizenz zum Geld Drucken gibt mir etwas Zuversicht. Es kann nämlich umbenannt und/oder umfunktioniert werden und mit dem Bankenviertel ein eigenes von Deutschland kontrolliertes Hoheitsgebiet markieren: Nord-Euro-District, ECU-Center, EURO-City, usw. Uns greift dann so schnell keiner mehr an!
Herrlich bitterböse Satire, weil sie schwer erträgliche Wahrheiten in den richtigen Zusammenhang bringt und paradox konnotiert! Wir Deutschen nehmen unsere Niederlagen, die Naziverbrechen und den Holocaust zum Anlass der feierlichen Gutwerdung und stehen nicht mehr zu gewonnenen Schlachten, Erfolgen, Leistungen. Die Verdammung großer Teile der historischen Erinnerung durch politisch korrekte Ächtung historischer Persönlichkeiten, sofern sie für Opferbereitschaft und nationale Befreiungskriege standen, ist in vollem Gange! Die EU- wie UN-Doktrin, wonach die Nationalstaatlichkeit bald der Vergangenheit angehören soll, soll mit aller Macht Realität werden. Zerfallende Reiche wie die Sowjetunion und Jugoslawien könnten als historische Warnungen verstanden werden - könnten! Man fühlt sich an Bilderstürmer erinnert; allen voran eine Bundeskanzlerin, die öffentlich Abscheu und Ekel vor der Nationalflagge demonstriert. Die Casseurs sind auch bei uns unterwegs! Sie benennen Universitäten, Plätze und Straßen um und beschädigen gezielt den öffentlichen Raum durch Vandalismus, wozu auch flächendeckende Grafitti gehören, die von den Anhängern der gern als Kunst missverstanden werden. Wie groß die Verwirrung in den Köpfen unserer regierenden Immer-Besser-Werder sein muss, kann man an den vielfach gesichtslos geschichtslos zerbombten Städten sehen. Mus man da noch Sarrazin zitieren?
Mit der Verachtung nationaler Symbole und nationalem Pomp stehen die casseurs in guter Tradition. Die Kommunarden haben genau aus diesem Grund schon vor 150 Jahren den Tuilerienpalast und das Pariser Rathaus abgefackelt, ebenso nationale Symbole wie die Vendôme-Säule umgeschmissen und zerbrochen, auf der Napoléons erfolgreiche Schlachten dargestellt sind. Der französische Nationalismus, auf dem die Deutschen immer herumreiten, wenn sie an Frankreich denken, ist lediglich ein Kind der Propaganda infolge der beiden Weltkriege. Da diese Kriege nun lange genug zurückliegen, kommt bei den Parisern der immer schon latent vorhandene Anarchismus wieder hervor, da geht noch was.... Allerdings sollte der Anarchismus nicht mit linkem deutschem Gutmenschentum verwechselt werden, denn das finden die Pariser casseurs mindestens so saublöd wie die Napoleonsäule. Da brauchen sich germanische Mülltrenner gar keine Hoffnungen zu machen, denn das wird nix mit einer gemeinsamen Amadeo-Antonio-Friedens- und Eierkuchensymbolik. Statt einer Armlänge Abstand gibt's auf von Pariser Anarchisten eins auf die Fresse, garantiert.