Ramin Peymani, Gastautor / 12.08.2019 / 16:30 / Foto: Omaranabulsi / 27 / Seite ausdrucken

Wer Afrika helfen will, muss aufhören, überall Rassismus zu wittern

Es war ein einzelner Satz, der die rund um die Uhr lauernden Wachposten alamierte. Ausgesprochen hatte ihn gedankenlos einer, der bisher als Erfolgsunternehmer und Leitfigur eines der beliebtesten Traditionsvereine des deutschen Fußballs eher von Wohlwollen begleitet war. Einer von hier, einer von uns, einer mit geradem Rücken. So kennen Millionen Schalker Fans ihren Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies, der sich in der Nordkurve mit einem Becher Bier in der Hand genauso wohl fühlt wie im VIP-Raum bei Lachs und Kaviar.

Seit fast zwei Jahrzehnten bestimmt der 63-Jährige maßgeblich die Geschicke des Revierclubs der Kumpel und Malocher. Bekannt ist Tönnies aber auch, weil er ein europaweit erfolgreiches Familienunternehmen mit Milliardenumsätzen und über 16.000 Mitarbeitern führt. In dieser Funktion war er am 1. August beim „Tag des Handwerks“ in Paderborn aufgetreten, einer Großveranstaltung mit mehr als 1.500 geladenen Gästen. Dort fiel der verhängnisvolle Satz, den sich die meisten von uns verkniffen hätten, wissend, dass sich eine ganze Industrie darauf stürzen wird, die so gar nichts mit ehrlichem Handwerk zu tun hat, dafür aber umso mehr mit unproduktiver Nabelschau und moralischer Selbstbefriedigung. 

„Dann würden Afrikaner aufhören Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren“, formulierte Tönnies reichlich flapsig, um zu begründen, warum es sinnvoller sei, Kraftwerke in Afrika zu bauen als über eine deutsche CO2-Steuer zu diskutieren. Der Vorschlag ist vernünftig: Nichts könnte dem afrikanischen Kontinent mehr helfen als Investitionen in die Infrastruktur. Und nichts ist so wirkungslos für das Weltklima wie eine zusätzliche Steuer in Deutschland.

Die Diskussion in eine lukrative Richtung getrieben

Clemens Tönnies hat recht, wenn er eine ehrliche, offene Debatte darüber fordert, was der Umwelt nutzt. Nicht das Klima müssen wir retten, schon gar nicht in Deutschland, sondern die Umwelt, vor allem in jenen Teilen der Welt, in denen die Menschen weder Wissen noch Werkzeuge besitzen, um ihre Umweltverschmutzung zu reduzieren. Hierzulande hat es die Klimaindustrie in wenigen Jahren geschafft, die Diskussion in eine lukrative Richtung zu treiben. Wo bereits maximale Anstrengungen für saubere Flüsse und Seen unternommen worden sind, wo die Luft so rein ist wie nie zuvor, wo Recycling und Abfallbewirtschaftung perfektioniert worden sind, ist mit dem Thema Umweltschutz kaum noch etwas zu holen.

Schon gar nicht für die Partei, die mal für eine saubere Umwelt angetreten war. In diesem optimierten System bedarf es der Schimäre „Klimaschutz“, um neue Umsatzbringer zu etablieren. Dass das Geld dabei vorwiegend vom Staat kommt, weil es zumeist gar keinen Markt für die Produkte der Klimaindustrie gibt, stört die Abkassierer nicht, so sehr sie sich ansonsten als Hüter des Guten aufspielen, denen Moral über alles geht. Der „Klimaschutz“ ist in den Stand einer Religion erhoben worden, die in Deutschland inzwischen mehr Anhänger hat als die beiden großen Kirchen zusammen. Ein genialer Schachzug, entzieht sich eine Religion doch jeder objektiven Betrachtung. Wer sich gegen sie stellt, ist automatisch im Unrecht. Es gilt die Religionsfreiheit. Eigentlich gilt nach wie vor auch die Meinungsfreiheit. Eigentlich. Denn erwünscht ist diese nur noch dort, wo politisch opportunen Botschaften zur Verbreitung verholfen wird.

Um die Inhalte ging es nie

Clemens Tönnies hat einen dummen Satz gesagt. Dumm deshalb, weil er in seiner Formulierung den darauf wartenden Hohepriestern einen Ansatz dafür geliefert hat, einen grundrichtigen Gedanken im Keim zu ersticken. Klüger wäre wohl gewesen: „Dann würden die Afrikaner ihre Anstrengungen beim Umweltschutz erhöhen und sich ihre Geburtenraten auf ein wohlstandsförderndes Maß einpendeln.“ 

Auch ein solcher, an sich unangreifbarer Satz hätte die politisch Korrekten auf den Plan gerufen. Doch er hätte weit weniger zum redaktionsübergreifenden Rassismusvorwurf mit tagelangen Schlagzeilen getaugt. Um die Inhalte dessen, was der Schalker Aufsichtsratschef gesagt hat, ging es indessen nie. Wer es ernst meint mit dem Klima- (oder besser: Umweltschutz), hätte den Impuls aufgegriffen, den Tönnies gegeben hat. Bevölkerungswachstum und Ökologie sind eng miteinander verknüpft. Darauf hinzuweisen, dass die meisten afrikanischen Länder hier ein massives Problem haben, ist keinesfalls rassistisch.

Wenn Deutschlands Klimahüpfer mehr wären als manipulierbare Marionetten, gingen sie statt für den Rückfall in vorindustrielle Zeiten für eine weltweit koordinierte Entwicklungshilfe auf die Straße, die vor Ort Stabilität schafft und Menschen eine Perspektive bietet. Es gibt Länder in Afrika, die diesen Prozess erfolgreich bewältigt haben, etwa Botswana und Ruanda. Doch uns läuft die Zeit davon. Alle, die Clemens Tönnies an den Pranger stellen, sollten sich fragen, warum sie die kostbare Zeit mit Rassismusspielchen verschwenden, statt Lösungen voranzutreiben. Wahrheit tut weh. Doch wer sie bekämpft, schadet Mensch und Natur. Und vielleicht irgendwann sogar dem Klima.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Ramin Peymanis "Liberale Warte".

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Leserpost

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P. F. Hilker / 12.08.2019

Was ist los in diesem Land? Da werden Leute grundlos bezichtigt, beschuldigt und verurteilt wg Bagatellen in den sozialen Medien und Printmedien ohne Kenntnisse der Details, einfach so, weil man meint, jemanden niedermachen zu müssen. Weil man glaubt, man stehe auf der richtigen Seite. Plötzlich keine Spur mehr von Toleranz und Meinungsvielfalt. Der Pöbel spielt sich zum Richter auf und hat die Macht Existenzen zu vernichten. Einfach so, ohne Gerichtsurteil. Das nennt man Ochlokratie.

A. Griessmann / 12.08.2019

Diese unsere Gesellschaft ist klare Worte nicht mehr gewöhnt. Es gibt kaum noch Politiker und Wirtschaftsbosse, welche die Dinge klar und deutlich formulieren. Herrn Tönnies ist m.M.n. vorzuwerfen, dass er kurz nach dem Shitstorm sofort zurückruderte und sich entschuldigte. Da wäre einfach die viel beschworene “Haltung” zur geäußerten Meinung besser gewesen und danach keine weiteren Kommentare. Die “alles-besser-Wissenden” hätten sich sowieso wieder beruhigt. Und wenn nicht? Auch egal, wer sind diese Typen überhaupt?

Zdenek WAGNER / 12.08.2019

Hätte er „Dann würden die Afrikaner ihre Anstrengungen beim Umweltschutz erhöhen und sich ihre Geburtenraten auf ein wohlstandsförderndes Maß einpendeln ...“, gesagt, dann hätte es aber auch diesen albernen und penetrant selbstreferenziellen Gutmenschenzirkus und die nachfolgende nicht minder alberne Diskussion gegeben - und ebenso wenig Ihren hervorragenden Beitrag! Es ist ja beileibe nicht der erste und schon gar nicht der schlimmste verbale Ausrutscher; ich erinnere nur an die Fürstin Gloria und ihre “schnackselnden” Schwarzen. Das klang noch viel dämlicher, war aber dennoch wahr! Spätestens dann, wenn ich lese, dass Afrika jedes Jahr um 73 Millionen Menschen wächst, wird mir klar, dass die Zeiten der pastellfarbenen und politisch korrekten Umschreibungen endgültig vorbei sind - vorbei sein MÜSSEN! Die Afrikaner müssen sich der brutalen Wahrheit stellen, nämlich dass es so NICHT weiter geht und sie ihre Zukunft auch nicht in anderen Ländern finden können, zumindest nicht in ihrer Majorität, sondern in ihre eigenen Hände nehmen müssen. Und sie - und damit meine ich explizit die Männer - MÜSSEN ebenso endlich begreifen und das verdammt schnell! - , dass sie ihre Männlichkeit nicht länger über ihre Zeugungsfähigkeit definieren können, sondern dass viele Kinder nur eines bedeutet: viel Armut, viel Hunger, viele Sorgen.  Die Chinesen haben es vorgemacht.

Jens Kruse / 12.08.2019

Der schönste Tag für mich wäre: Am Tag von fff (F*** 4F*****) für ein paar Stunden ein Black Out. Nichts geht mehr, keine Wischfunken, kein soziales Netzwerk, der Daddelkasten zu Hause macht keine bunten Bilder mehr und der Lieferdienst ist unerreichbar. rien ne va plus. Aber ob sie dann aufwachen?

Claudius Pappe / 12.08.2019

Karl Lagerfeld, Peter Scholl-Latour, Fürstin Gloria, Hans-Georg Maaßen, Clemens Tönnies, Donald Trump , leider nur einige die in dieser Zeit wagen die Wahrheit zu sagen. Mein Respekt. An Frau h.c. Merkel : Wahrheiten dürfen sie nicht Lügen nennen, ihre Aussagen ( Lügen ) sind keine Wahrheiten.

toni Keller / 12.08.2019

Wir fassen zusammen, wenn einen Europäerin mehr als zwei Kinder bekommt und darauf stolz ist, wird sie, unter dem Jubel der Medien, sogar vom Papst als Karnickel tituliert und gilt als dumm, als zu dumm, die Pille zu nehmen. Wenn man das gleiche Gerede, das uns seit Jahrzehnten, bezüglich Kinderkriegen um die Ohren geschlagenen wird, auf Afrika anwendet, ist man plötzlich ein ganz böser. Bei einer europäischen Frau ist jeder, der ihr, wenn ungeplant schwanger, die Abtreibung ausreden will, ein böser, fundamentalistischer; Frauenfeind. Bei einer afrikanischen Frau ist, jeder, der ihr das ungeplant schwanger werden ausreden will, ein böser, fundamentalistischer, rassistischer Mensch. Irgendwie seltsam, fast schizophren.

P. F. Hilker / 12.08.2019

Da fragt man sich wirklich, was ist in diese Leute gefahren? Dummheit, Hybris oder einfach nur, jemanden schaden zu zufügen? Und mal so ganz nebenbei, dieser komische Verein wäre ohne Tönnies wahrscheinlich gar nicht überlebensfähig. Wie dumm kann man bloß sein?

Sabine Schönfelder / 12.08.2019

Mittlerweile ist der Empörungszustand der Medienwelt und des Staatsfunks d e r G r a d m e s s e r   für eine logische und überzeugende, gesellschaftspolitische Aussage. Afrikas größtes Problem, aber nicht das einzige, ist die Überbevölkerung. Jeder weiß es, denn auch Grün-Linke vernehmen gerne die Botschaften des club of rome.  Dieser versuchte, als kernigen Beitrag gegen die permanente Bevölkerungsexplosion, die Politik mit Prämien für Kinderlose zu überzeugen, mit wenig Resonanz;  denn nichts liebt der Linke so sehr, wie einen großen paternalistisch agierenden Staat, der seine Macht und Existenzberechtigung aus der Abhängigkeit des ihn fütternden Volkes bezieht. Die Bevölkerung dumm und unselbstständig zu halten, gehört deshalb zu den wichtigsten Grunddisziplinen linker Politik,  und dies gilt sowohl, für die Innen-als auch Außenpolitik. Die Abhängigkeit des Volkes gibt dem Staat Gelegenheit,  eine ‘Hilfsindustrie’ zu generieren, die den Steuerzahler gefügig macht,  denn Hilfsbedürftigikeit läßt sich wunderbar emotional vermarkten. Die Akquise dieses ‘staatlichen Hilfskonvois’  schafft Stellen für Gleichgesinnte mit Einflußmöglichkeiten innerhalb des Staates und läßt ihn im Sinne der eigenen ideologischen Grundhaltung anwachsen. Tönnies ist per se schon ein Klassenfeind erster Güte. Milliardär, ein klassischer Unternehmer und Anpacker, selbstständig, selbstdenkend, selbstredend! Gott zum Segen hat er jetzt etwas geliefert! Er hat sich frecherweise s e l b s t ‘outgeframt’!!!! Sport ist in Sportsendungen jetzt perdu. Es geht jetzt ausschließlich darum, Tönnies im medialen Säurebad bis zur Unkenntlichkeit, bis zu seiner kompletten Auflösung zu versenken. Der Gradmesser der Empörung zeigt an: Er hat mit seiner Aussage, den Nagel auf den Kopf getroffen. Respekt, Herr Tönnies, gut gemacht!!!

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